Sehr schöner Artikel. Einer der Gründe, warum viele Männer nicht mehr selbstbewusst auf Männer zugehen, ist meines Erachtens auch die Tatsache, dass du als Mann heute wegen jeder Kleinigkeit sofort der sexuellen Belästigung beschuldigt werden kannst und jegliche Äußerung sexueller Gedanken gleich als Notgeilheit ("Männer denken nur an das Eine.") abgestempelt wird. Das liegt sicher umgekehrt wiederum daran, dass tatsächlich viele Männer viel zu aggressiv und lüstern auf Frauen zugehen.
Hinzu kommt dann ein ganzer Dschungel an Flirttipps, die von "Sei respektvoll gegenüber der Frau" bis zu "Grabbel sie schonmal an, sei aggressiv, arrogant und machohaft. Frauen denken irrational und stehen auf Emotionen statt auf Denken."
Was soll Mann davon halten? Keine Ahnung, aber ich weiß zumindest, was ich davon halte und wie ich mich verhalte. Ich versuche, meine eigenen Erfahrungen zu machen und mich zu verhalten, wie es mir am Angenehmsten ist. Ich habe mir vorgenommen, beim Flirten nicht daran zu denken, was die Frau haben will. Denn ich weiß nicht, was die Frau haben will. Vielleicht will sie einen Macho, vielleicht ein Weichei. Und gerade weil ich es nicht riechen kann und jede Frau ein Individuum ist, habe ich mir für die Zukunft vorgenommen, so zu flirten, wie ich es am besten kann und wie ich mich am Besten fühle. Ich könnte beispielsweise nie irgendwelche platten Sprüche bringen.
Man(n) muss sich immer darüber im Klaren sein: What you flirt is what you get. So, wie ich mich geben, solche Leute ziehe ich auch an. Wenn ich machohaft auf Frauen zugehe, werde ich wohl auch hauptsächlich Frauen an Land ziehen, die auf solche Typen stehen. Gehe stattdessen schüchtern und sensibel auf Frauen zu, werde mich solche Frauen wahrscheinlich ablehen, dafür mir aber solche, die auf Sensibelchen stehen, hinterher laufen.
Ich selbst versuche es immer öfter mit einem Mittelweg. Einerseits so flirten, wie man sich wohl fühlt, auf der anderen Seite aber auch noch Spielraum lassen für mehr Aktivität oder mal wieder mehr Passivität.
Ich hätte zum Beispiel nie gedacht, dass es auch mal schön sein kann, auf eine Frau zuzugehen und ihr direkt zu sagen, was man möchte. Bisher war ich auch immer auf dem Trip, keine Frau mehr ansprechen zu wollen, weil ich ständig Körbe bekomme.
Nur dann habe ich gemerkt, dass es auch irgendwie langweilig ist, wenn eine Frau dir an Flirt-Aktivität alles abnimmt und du NUR passiv bist. Und siehe da, ich habe ein wenig die Lust am Jagen entdeckt.
Ich merke ständig den Zwiespalt in mir zwischen Trotz und Frust und daraus resultierender Flirt-Unlust gegenüber den ganzen arroganten und hochnäsigen Weibern auf der einen Seite und Relativierung meiner Erfahrungen und immer wieder aufflammende Neugier gegenüber neuen Frauen und die entsprechenden Sehnsüchte, heiße Flirts zu erleben - wie ich sie auch schon erleben durfte.
Meine positiven Erfahrungen mit einigen Damen haben mich auch bis heute davor bewahrt, frauenverachtend zu werden.
Ich reflektiere auch ständig meine Flirtmethoden. Beispiel: Ich habe schon oft Frauen erlebt, die unzuverlässig oder unehrlich waren. Heute dieses oder jenes zugesagt, und seitdem nie wieder etwas von ihr gehört. Wenn die Frau nicht ganz so rückratlos war, hat sie zumindest noch nach einer Ausrede gesucht ("Ich habe meine Tage und da will ich Niemanden sehen"; "Ich rufe dich an, aber erst nächste Woche, wenn ich Zeit habe").
Früher habe ich solchen Frauen immer hinterher telefoniert. Mittlerweile bin ich mir da zu schade für. Wenn sich eine Frau bei mir von heute auf morgen nicht mehr meldet, ohne erkennbaren Grund einfach den Kontakt abbricht, dann kommt von mir auch nichts mehr nach und ich hake das Ganze einfach ab. Ausnahme: Ich kenne die Frau schon ein wenig. Dann frage ich nach einer Woche mal nach, ob alles in Ordnung ist.
Aber selbst wenn eine Frau mir direkt sagt, dass sie nichts mehr von mir will, so versuche ich mir anzugewöhnen, mit solchen Frauen nicht mehr zu diskutieren, sondern ihre Entscheidung einfach so zu akzeptieren. Ich habe noch nie eine Frau, wenn sie sich einmal für einen Kontaktabbruch entschieden hat, umstimmen können. Das Ganze droht dann in hässliche Schuldzuweisen oder Beleidigungen auszuarten. Und das muss ja nicht sein.
Deswegen: Ich laufe keiner Frau hinterher, es sei denn, ich bin schwer verknallt in sie (Und das dauert bei mir!) oder ich kenne sie schon seit einiger Zeit. Wenn sie meint, sie wolle nichts mehr mit mir zu tun haben, dann lasse ich sie ziehen; erst recht, wenn sie mit irgendwelchen billigen Ausflüchten kommt, anstatt direkt einen Korb auszuteilen.
Ich habe für mich gemerkt, dass es einfach Nerven spart, sich mit solchen Frauen nicht allzu lange aufzuhalten. Ich traf auch schon online auf eine Frau, die sich mit mir verabredete, es sich aber dann doch anders überlegte, nachdem ich zwei Ortsnamen miteinander verwechselt hatte.
Aber genau anhand solcher Beispiele merke ich dann immer, wie unterschiedlich Frauen dann doch sein können und dass es weniger darauf ankommt, wie Mann bei allen Frauen landen kann, sondern darauf, welcher Typ Frau zu welchem Typ Mann passt.