Borderline
Die Symptome im Überblick
Wenn mindestens 5 der folgenden Kriterien auf eine Person zutreffen, besteht Verdacht auf Vorliegen einer Borderline-Persönlichkeitsstörung:
* instabile, aber auch intensive zwischenmenschliche Beziehungen (Wechsel zwischen extremer Überidealisierung und Entwertung)
* Impulsivität in mindestens 2 potentiell selbstschädigenden Bereichen wie z.B. Verschwendung von Geld, Kleptomanie, Eßstörungen, Sex, Substanzmißbrauch, Glücksspiel, leichtsinniges Fahren,..
* Instabilität im Gefühlsbereich, z. B. ausgeprägte Stimmungsänderungen, überstarke emotionale Reaktionen, stark depressiven Phasen, Phasen starker Reizbarkeit oder Angst (mit Dauer von einigen Stunden bis wenigen Tagen)
* übermäßige, starke Wut oder Unfähigkeit, die Wut zu kontrollieren: häufige Wutausbrüche, körperliche Auseinandersetzungen u.dgl.
* wiederholte Selbstmorddrohungen/-versuche oder Selbstverletzungen
* Fehlen eines klaren Ichidentitätsgefühls mit Unsicherheit in Bereichen wie z.B. dem eigenen Selbstbild, Empfindungsstörungen, sexueller Orientierung, langfristigen Zielen, Art der Freunde und Partner, persönlichen Wertvorstellungen,..
* chronische Gefühl von Leere oder Langeweile
* verzweifeltes Bemühen, tatsächliches oder vorgestelltes Alleinsein zu verhindern
* vorübergehende, streßabhängige paranoide Phantasien oder schwere dissoziative Symptome
(Kriterien ab DSM III, 1983 [301.83] sowie ab ICD-10, 1991; das zuletzt angeführte Item wurde als Ergänzung des DSM III in den DSM IV von 1994, 1996 aufgenommen.)
Häufige Nebenmerkmale:
* schwere Regressionen nach therapeutischen Sitzungen oder Unsicherheit über den Therapieverlauf, "spontan entschiedene" Therapieabbrüche, unterbrochene Ausbildungen, Schulabbrüche kurz vor dem Abschluß u.dgl.
* psychose-ähnliche Symptome unter Streß (Gefühl des "Überflutet-werdens", Depressionen, Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Empfindungsstörungen,..)
* Sicherheitsgefühl kann eher in losen Beziehungen als in festen zwischenmenschlichen Beziehungen gefunden werden (sich ständig ändernder Freundeskreis)
* Suizide oder Suizidversuche in persönlichen Krisen oder bei gleichzeitigen substanzbezogenen Süchten (zB. Drogenkonsum)
* wiederkehrende Verluste der Arbeitsstelle
* zerbrochene Ehen
* in der persönlichen Geschichte finden sich oft physischer und/oder sexueller Mißbrauch, Vernachlässigung, Feindseligkeit, frühe Verluste oder Trennung von den Eltern
(gem. DSM IV)
Häufig gemeinsam mit oder in Folge der Borderline-Symptomatik auftretend:
* emotionales Ungleichgewicht, extreme Stimmungsschwankungen ("affektive Störungen")
* substanzbezogene Störungen (zB. Drogenabhängigkeit)
* Eßstörungen
* posttraumatische Streßstörungen
* Aufmerksamkeitsdefizite, Hyperaktivität (ADHS)
* andere Persönlichkeitsstörungen
* kurzfristige psychotische Episoden (z.B. Störung der Realitätsprüfung oder Wahrnehmungsstörungen), speziell unter Einfluß von Alkohol und anderen Drogen, unter persönlichem Druck, mitunter auch im Rahmen von Therapiestunden etc. Derartige Phasen "..klingen jedoch bei planvollem therapeutischem meist binnen kurzer Zeit wieder ab" (Otto F. Kernberg, "Borderline-Störungen und pathologischer Narzißmus", 1978, Kap.9, S.35)
* spezifische Formen der Abwehr wie z.B. projektive Identifizierung (unbewußt wird bei Bezugspersonen das Verhalten ausgelöst, das auf sie projiziert wird), Neigung zu Verleugnung, Verdrängung und Ausblendung, Aufspaltung von Bezugspersonen in "gut" und "böse" (die dann entweder idealist oder entwertet werden) etc.
* aufgrund der meist starken Verzerrung der zwischenmenschlichen Interaktion Schwierigkeiten mit zwischenmenschlichen Fertigkeiten wie Diskretion, Taktgefühl, Einfühlungsvermögen und Selbstreflexion
Nur die wenigsten Betroffenen allerdings leiden unter allen Symptomen, die Symptome können darüber hinaus unterschiedliche Ausprägungen annehmen.
nachzulesen unter
http://www.psychotherapiepraxis.at/artikel/borderline/borderline.phtml