@bienenkönigin
Du hast Recht, mit dem was Du schreibst. Jeder macht in einer Beziehung seine kleinen Schritte. Das klappt auch ganz wunderbar, wenn es beide wollen.
Jetzt kommen für mich zwei Punkte zum Tragen:
1. Die Schritte gehen nicht von alleine in beliebige Tiefe. Es sind die Vorstellungen der Partner, die die Tiefe bestimmen. Nach meiner Ansicht meint Brecht hier, man soll grenzenlos sein. Ich denke, das kann sich im Verlauf der Beziehung auch wandeln. Das ist jetzt nicht unser Diskussionspunkt.
2. Was passiert denn, wenn die Beziehung in Probleme kommt ? Da wir hier von langfristigen Beziehungen reden, gehe ich davon aus, dass es zwangsläufig dazu kommt. Ein möglicher Ausweg ist dann, selber zu sagen, dass man den ersten Schritt macht und nicht auf den anderen zu warten (Brecht: nicht nachdenken, nicht ausrechnen, was es kostet, einfach nur mitgehen). Wenn man das schafft, ist man viel weiter auf dem Weg zu einer langen Beziehung. Das gelingt aber nicht immer. Im ungünstigen Fall spürt man sofort den Zweifel und die Unsicherheit.
Es gibt ein nettes Buch mit dem Titel "Jetzt mache ich uns glücklich" (soweit ich weiß, ist es leider vergriffen). Es drückt sehr genau aus, was gemeint ist. Beide Partner, jeder für sich, haben es in der Hand, eine Beziehung zu stärken oder zu schwächen. Und jetzt frage ich Dich: Was stärkt eine Beziehung ? Offenes Zugehen auf den Partner oder beobachten, was er macht ?
Ich kann nur mein eigenes Verhalten steuern. Also muss ich es eindeutig tun, wenn ich eine Beziehung erhalten will.
Ich höre schon Fragen wie z.B. Was mache ich, wenn er sich hängen lässt, mich hintergeht, eine andere Sicht der Welt hat ?
Die Praxis ist ja so viel schwerer. Ich denke, zuerst müssen sich beide gemeinsam über das gemeinsame Ziel im klaren sein (lebenslang innig oder distanziert mit Freiräumen etc.). Wenn man sich nicht auf eine gemeinsame Richtung einigen kann, geht es auf Dauer nicht gut. Hat man jedoch einen Konsens gefunden, müssen beide die Bemühungen darauf richten, es zu erreichen. Dabei muss man berücksichtigen, dass jeder mit einem anderen Hintergrund startet (Enttäuschungen, Ängste), Mann und Frau unterschiedlich empfinden und auch das Tagesgeschäft (Arbeit, Kinder, Krankheiten) es immer wieder schwierig macht. Kommunikation ist gefragt, dass man sich nicht verliert.
Klaffen auf Dauer jedoch zwischen Zielen und Bemühungen erhebliche Differenzen, muss man entweder die Ziele den Bemühungen anpassen (was in der Regel ein Rückschritt ist) oder die Beziehung ist nicht geglückt. Massiver Vertrauenmissbrauch beispielsweise macht nach meiner Meinung eine Beziehung kaputt. Wenn man trotzdem zusammen bleibt, kann man seine früheren Ziele in der Regel nicht mehr halten. Die Beziehung hat nicht mehr die Qualität wie vorher.
Viele Grüße
Jürgen