Altern ist im Grunde ein kontinuierlicher Entwicklungsprozess - ein so fließender, ruhiger Strom, dass wir meistens gar nicht bemerken, dass wir altern.
Erst wenn dieser Strom unterbrochen wird - durch erste Zipperlein, durch Erinnerungen an früher o.ä. - und wir beginnen, die mentalen Schubladen aufzumachen ("Boah - jetzt bin ich schon 30, schon 40, schon 50...) - dann kommen Angst, Verletzbarkeit und damit Abwehr des Älterwerdens in mir auf.
Solange ich lebe, erfahre ich mich selber und meine Umwelt über meinen Körper - über meine Sinnesorgane. - Sinnliches Erleben, welches im Entwicklungsprozess sich vielleicht verändert - andere Schwerpunkte hat - sinnliches Erleben ist ohne Altersbegrenzung.
Wie diese Schwerpunkte aussehen - was sich verändert in diesem Entwicklungsprozess - und ob man das dann noch Sex nennen will - darüber kann man dann reden und sich austauschen.
Ich finde youwillfindme hat es wunderbar auf den Punkt gebracht, das ich ihren Text nicht zerpflücken wollte und einfach im Ganzen zitiere.
Im Grunde ist doch das, was in vielen Beiträgen wieder diskutiert wird, völlig unerheblich.
Es geht ja nicht darum, ob Menschen eines bestimmten Alters noch Sex haben oder gesellschaftlich anerkannt haben dürfen.
Ich merke immer wieder das Menschen unterschiedlicher Generationen eine gewisse, für mich auch verständliche Voreingenommenheit haben. Und auch in anderen Threads schwingt das, teilweise auch recht diskreditierend mit, das ist schon auch mein Empfinden.
Nun habe ich selbst einen Partner, der gute 20 Jahre älter ist als ich, uns trennt im Grunde eine Generation. Für mich war es nie eine Frage des unterschiedlichen Alters, denn in unserer Sexualität passen wir einfach gut zusammen. Das was ich an ihm schätze, ist ja gerade die besondere sinnlichkeit, die ich mit diesem Mann erfahre und die mir gut tut. Eine Sinnlichkeit, die ich selbst so bisher bei keinem Mann gefunden habe, der meines Alters oder jünger war. Aber das ist eben ansichtssache und Sache dessen, was ich brauche, um den für mich erfüllenden Sex zu erleben.
Und diese Beziehung hat mir eben auch ganz klar eine Ahnung gegeben, wie Sex für mich selbst im Alter sein kann, das Lust und Leidenschaft nicht schlagartig endet.
Vielleicht sind es die Generationen meiner Elterngeneration und drumherum, die durch eigene Erziehung noch völlig andere Wertigkeiten hatten und Sex, zumindestens höre ich das leider von vielen Frauen, eher ablehnen und sich nicht darüber im Klaren sind, das zur Sexualitär nicht nur der Akt als solches gehört, sindern die Sinnlichkeit der Berührungen des Körpers und der Seele eben auch wie nahrung für sie sind und lebensnotwendig.
Vielleicht ist es eben auch eine Entwicklung in den Generationen zu mehr Freiheit und einer Haltung mit der die eigene, auch veränderliche Sexualität sehr positiv angenommen wird, denn wie youwillfindme schrieb, es ist eine kontinuierliche Entwicklung in jedem da. Das was heute gut und richtig erscheint, muss, nach größerem Erfahrungsschatz und der Neugierde fürs Ausprobieren über die Lebensjahrzehnte, eben nicht mehr passen und wird durch neue erfüllende Erfahrungen und eine anders gelebte Sinnlichkeit erweitert.
Das ist für mich ein sehr schöner Gedanke und macht mich tatsächlich eher neugierig, als das ich mich vor Veränderungen fürchte. Neugierig darauf, wie ich meine eigene Sexualität erlebe, wenn ich in dem Alter meines Partners jetzt bin.