@ miicha48
Gute Frage!
Ich will's mal zu erklären versuchen - in der Hoffnung, dass es in der hier gebotenen Kürze gelingt (darüber gibt's ja sogar bändeweise Fachliteratur):
Wer etwas unterdrückt, der verschließt es sozusagen innerlich in einem "Gefäß", er schiebt es weg. Er spürt es dann irgendwann gar nicht mehr.
Mehr etwas nur aufstaut, ähnlich wie ein Damm bei einem Fluss, der weiß sehr wohl (und nimmt es auch wahr), dass da Wasser fließt und nur gebremst wird, also nicht unterdrückt (in diesem Fall würde Unterdrücken wohl bedeuten, vorübergehend oder für immer die Quelle des Flusses zu verstopfen, damit gar nichts mehr fließt).
Im ersten Fall wird etwas also weggeschlossen und notfalls negiert, damit man es möglichst gar nicht mehr spürt.
Im zweiten Fall wird es sehr wohl wahrgenommen, vielleicht sogar "gepflegt" und immer wieder intensiviert - bis der Damm bricht oder man selbst die Schleusen öffnet.
Im Vergleich zum Fasten würde das bedeuten, dass man im einen Fall einfach den Hunger (und auch die Tatsache, dass man gerne etwas essen würde) unterdrückt und beiseite zu schieben versucht, im anderen Fall ihn aber durchaus wahrnimmt und akzeptiert (auch den Umstand, dass da gerade eine leckere Mahlzeit vor einem steht), aber versucht, damit konstruktiv umzugehen, z. B. das Essen so lange hinauszuzögern, bis man sich endlich wieder erlaubt, die Mahlzeit einzunehmen und dabei bemerkt, dass sie auf einmal viel besser schmeckt als bisher.
Wir alle kennen diesen Effekt: Wenn man an der frischen Luft war und lange gewandert ist o. dgl., und dann so richtig Hunger hat, dann schmeckt einfach alles wesentlich besser als sonst. Da hat man den Hunger ja auch nicht unterdrückt und zu vergessen versucht, sondern die Erfüllung des Bedürfnisses nach Essen eine gewisse Zeit lang "vor sich her geschoben". Es geschieht also freiwillig und bewusst und mit der Sicherheit, später etwas essen zu können.
Wenn man aber weiß, dass man in den nächsten Tagen oder Wochen gezwungenermaßen garantiert nichts zu essen bekommen wird, dann wird man versuchen, den Hunger massiv zu unterdrücken.
Ich hoffe, ich konnte es mit diesem Beispiel ein wenig verdeutlichen.
(Der Antaghar)