mal so ein paar Kleinigkeiten:
• Technik kennen
ein Model will unterhalten werden ... das geht nicht, wenn der Fotograf dauernd mit seiner Technik kämpft. Im Zweifelsfall vorher üben und Routinen entwickeln. Beispiel: bei mir sind leere Speicherkarten immer in der Schlüsseltasche (vorne rechts) meiner Jeans. Volle kommen in die große Tasche darunter.
Ausrüstung vor dem Shooting noch mal checken: sind alle Einstellungen so, wie sie sein sollen? ISO 6400 ist nix für Tageslichtshootings, auch wenn man am Tag davor kurz vor Mitternacht noch in der Innenstadt fotografiert hat
• Amputationen
siehe mein Vorschreiber ... allgemeine Regel, wenn man irgendwo abschneiden will: keine Gelenke durchschneiden!
Ansonsten erst ein schneller Schnappschuss und dann einmal den Blick im Sucher durch alle Ecken und an den Seiten entlang wandern lassen und schauen, ob alles drauf ist oder nicht.
• vernünftiges Werkzeug
der Hammer aus'm 1-Euro-Shop taugt vielleicht gerade noch aus um 'n Nagel in die Wand zu hämmern. Für ausdauernderes Arbeiten ist dann aber mehr Qualität nötig ... so ein frei fliegender Hammerkopf hat schon ein gewisses Schadenspotential.
Genauso ist's mit der Fotografie: eine Kamera für 150 Euro ist nur begrenzt sinnvoll, wenn man sich ernsthaft mit Fotografie beschäftigen will. Es muß keine 10.000-Euro-Ausrüstung sein, aber etwas Kapital geht schon drauf.
Und: die eierlegende Woll-Milch-Sau kann zwar alles, aber nix richtig gut.
• leichtes Tele
wir haben durch unser Auge gewisse Sehgewohnheiten, die am natürlichsten für uns durch die sog. Normalbrennweite abgebildet werden. Vorsicht bei Weitwinkeln, die bilden näheres überproportional größer ab als wir es gewohnt sind. Beispiel: Model sitzt mit Füßen zum Fotografen hin ... plötzlich sind die Füße erheblich größer als der Kopf.
Wichtig auch: Tele "engt" den Hintergrund ein -> störende Bildelemente lassen sich so besser verstecken.
Es gibt inzwischen auch für die preiswerten digitalen Spiegelreflexen preiswerte Festbrennweiten, 'n 1.8/50er zB oder ein 1.8/85er ... normalerweise sehr gute Qualität und durch die große Blendenöffnung gibt's (auf Wunsch) sehr kleine Tiefenschärfe, siehe nächster Punkt.
• Trennung Vordergrund Hintergrund
über die Blende kann man die Tiefenschärfe (oder Schärfentiefe, ganz wie man will) bestimmen ... das ist so ziemlich das wichtigste Gestaltungsmittel der Fotografie: Selektive Schärfe auf ein Objekt (zB Model) oder bewußte Einbeziehung des Hintergrund in das Bild. Also: Programmautomatik ausschalten, Zeitautomatik einstellen (oder beim Blitzen ganz auf manuell stellen).
• Zeit nehmen
"hallo, schön dass du gekommen bist, zieh dich aus, stell dich da hin, wir fangen gleich an" -> geht gar nicht. Ruhig anfangen mit etwas quaschen, warm werden. Der Fotograf sollte vorher auch schon bei der Location sein oder sie sich vorher angesehen haben, um ein paar Grundideen zu haben.
Auch zwischendurch Zeit nehmen, viele Posen sind für Models anstrengend. Dann Pause machen und Model mit Schoki füttern. In der Pause macht auch die Kamera ihre Pause!
Bei Portraits mach ich nix unter 2 Stunden, bei Akt sind bei mir so um die 4 Stunden passend.
• Beispiele dabei haben
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte ... ruhig vorher ein paar Beispielbilder aus'm Netz oder dem eigenen Bildarchiv ausdrucken und dann zeigen, was du möchtest oder du dir prinzipiell vorstellst.
Vorlagen 100%ig nachahmen bringt nix! Aber als Ansatz sind sie oft ziemlich praktisch.
Tipp: in der nächsten Bücherei mal nach Büchern über Aktmalerei schauen!
• Mittags verstecken
wenn ein Shooting unbedingt zur Mittagszeit stattfinden muß, dann ab in Häuse oder in den Wald. Da ist Schatten und es gibt nicht nur weniger Kontraste, die Augen sind auch weniger zusammengekniffen.
Ansonsten siehe coupleor -> Tageszeit
• Blitzen sinnvoll einsetzen
Aufhellblitze können durchaus sinnvoll sein, erfordern aber eine genaue Einarbeitung. Aufheller (Styropor vom Baumarkt, einseitig mit 'ner Rettungsdecke silbern bespannt) sind praktisch, einerseits als Aufheller, andererseits um die Begleitperson des Models sinnvoll zu beschäftigen
• bewegen
"gute Fotografen erkennt man an den schmutzigen Knien" - es ist zwar bequem, das Model durch die Landschaft zu scheuchen, aber bessere Bilder gibt's, wenn sich auch der Fotograf mal bewegt.
Ich kenne Fotografen, die haben Knieschützer in ihren Fototaschen.
• Tiere
die meisten Models kreischen bei Zalando und Spinnen ... in meiner Fototasche ist immer 'ne kleine Bürste (so eine Geschirrbürste mit Stiel), um Spinnen, Staub, Vogelsch* usw zu entfernen. Und ein kleines zusammenklappbares Styropor-Sitzkissen (zum Sitzen auf kalten Steinen).
• Begleitperson
Begleitperson ja oder nein ist ist Ansichtssache. Wenn aber Begleitperson, dann kann man die auch geschäftigen ... Sachen tragen, Model mit Schoki füttern, Reflektor halten ... Begleitpersonen, die praktischste Sache seit Abschaffung der Sklaverei
... aber bitte darauf achten, sich bei dieser dann auch hinterher zu bedanken!
• Grundlagen der Technik und Bildgestaltung lernen
nicht gleich mit Akt anfangen, sondern erstmal einen Foto-Grundkurs an der VHS oder so besuchen. Dann über Landschafts- und Objektfotografie (die Landschaft läuft nicht weg) zur Portraitfotografie. Erst danach Aktfotos. Und gehe nicht über die Kurse "Aktfotografie in einem Tag mit Model" ... das ist wie Autorennen fahren in einem Tag für Fahranfänger ohne Fahrkenntnisse!
So Geschichten wie Drittelregel (siehe auch "goldener Schnitt") mögen zwar nicht immer das spannenste Bild liefern, aber sie ermöglichen solide Bilder. Die Alternative sind Bilder, die zwar theoretisch spannend sind, wo aber Kleinigkeiten den Bildeindruck ruinieren.
Reine Bildgestaltungskurse sind zwar nicht immer preiswert, helfen aber viel.
Ach ja: es gibt ja diese tollen Kurse "Kamera-Technik für Nikon-Fotografen" und so ... wer 'n anständigen Grundlagenkurs besucht hat, der braucht diese Kurse nicht. Und, würdet ihr 'ne Fahrschule besuchen, wo ihr nicht "Autofahren" sondern "Autofahren mit VW-Fahrzeugen" lernt?
• tfp oder pay
bei pay bekommt das Model in der Regel keine Bilder, bei tfp schon. Daher bei tfp schon vorher die Zeit einplanen, die nötig ist, um die Bilder für's Model auszusuchen und zu bearbeiten. Es haben schon genug Models aufgehört, weil sie kein Bock auf monatelanges Nachhaken und Betteln haben!
• versprich nicht zu viel
Amateure werben mit ihren Bildern ... dafür eher ungeeignet sind aber Bilder, die auf irgendwelchen Kursen unter totaler Anleitung eines Dozenten gemacht wurden. Wenn dir jemand die Kamera eingestellt hat, das Model in Position gestellt hat und vorher auch noch die Location ausgewählte ... dann ist das kein Bild, mit dem du für dich werben solltest!
• Bilder einstellen
immer gut, mal ein paar Bilder im Joy einzustellen. Models können schon sehr gut daran erkennen, ob sie zum Fotografen passen oder nicht.
• learn the rules to break them
nicht umgekehrt ... erstmal die Regeln lernen und dann, in begründeten Ausnahmefällen, diese brechen. Ist wie im Autoverkehr ... nicht schon als Fahranfänger mit 70 durch die geschlossene Ortschaft!
Mehr fällt mir gerade nicht ein ...