Illusionen..
*******fast:
...doch liegt nicht genau in der zwangsläufigen Beschränkung einer Wahl eben der Verlust der Freiheit?
So habe ich früher (viiieeelll früher
) auch mal gedacht. Und deshalb in der Pizzeria immer jemanden gesucht, der mit mir eine Pizza- und ein Nudelgericht teilt
Und mich wie Bolle gefreut, wenn das geklappt hat und ich beides essen konnte - mich dann allerdings auch mal (mäßig) geärgert, wenn ich mich "entscheiden musste, was ich will"
Mittlerweile sehe ich das viel entspannter - das "reifer werden" ist doch zu was nütze.
Manchmal (oder öfter) kann ich mich aus praktischen Gründen nicht für ALLES oder eine Kombination entscheiden - aber ich kann mich immer für das entscheiden, was mir
am wichtigsten! ist.
Dazu ein ernsteres Beispiel:
Wenn mich mein Staat mit Erschiessen bedroht, weil ich eine Meinung äussere, die dort nicht verbreitet werden darf, habe ich die Wahlmöglichkeit zwischen meinem Leben und meiner Meinungsäusserung. Manchen Menschen ist in solchen Situationen Ihre Meinungsäusserung wichtiger als ihr Leben..
Es gab auch schon Menschen, denen war die Unversehrtheit ihres Autolackes wichtiger als ihr Leben - wobei ich davon ausgehe, diese Menschen haben sich nicht sehr bewusst damit auseinander gesetzt, was ihnen wirklich wichtig in ihrem Leben ist - im Gegensatz zu denen aus dem vorangegangenen Beispiel.
So sehe ich genau das in den vielen Wahl-Möglichkeiten, die das Leben mir bietet: eine Chance zu Selbst-Bewusstsein.
zum anderen Ansatz:
"Freiheit erlangt man, wenn die Wahlmöglichkeiten gegen Null tendieren.."
Da tue ich mich erstmal schwer auf etwas einzugehen, wo eine persönliche Ansicht zu einer "man"-Aussage verwurschtelt wird.
Ok, es gibt Menschen, die sich in so extremen Situationen befinden, dass ihre Wahlmöglichkeiten gegen Null tendieren. Aber ich behaupte mal - mindestens 2 bleiben immer. Und mir scheint es, durch die Konzentration auf das Wesentliche wird es nicht einfacher.
Beispiel: Ein Patient mit Locked-In-Syndrom. Der Mensch ist bei Bewusstsein aber vollständig gelähmt und kann sich nicht mitteilen. Dieser Mensch wird für mich mit einer extremen Entscheidungs-Situation konfrontiert: Will ich leben oder will ich sterben? - auch wenn er die Entscheidung nicht mitteilen kann - sein inneres Bewusstsein darüber ist in meinen Augen entscheidend.
Was ist mit jemandem, der in einem totalitären Staat ohne Menschenrechte inhaftiert ist. Wahlmöglichkeiten gegen null. Und damit erlangt er dann automatisch seine Freiheit?
Aus meiner Sicht geht es ihm wie allen anderen auch: Er hat die Möglichkeit, auch in dieser Situation seine "innere Freiheit" wahrzunehmen und anzunehmen - genauso wie ich mit meinen vielen Wahlmöglichkeiten. Tauschen mit dem armen Schwein möchte ich dabei nicht. Ich glaube nämlich nicht, dass jemand, der mit der Freiheit der vielen Möglichkeiten nicht zurecht kommt und sich unfrei damit fühlt, sich dann urplötzlich unendlich frei fühlt, wenn ihm seine Möglichkeiten genommen werden.
Letztlich steckt hinter diesem "Wer nichts zu verlieren hat, ist frei" ja der buddhistische Ansatz, dass alles nur Illusion = Nichts ist - und wer das erkennt, ist damit frei. Aber diese Erkenntnis fällt einem halt auch nicht einfach mal so in den Schoss. Für mich sieht es so aus, dass ich mich selbst als Illusion in einer Welt der Illusionen sehe - ich bin somit eins und verbunden in dieser Welt - mit dem Auftrag, etwas daraus zu lernen. Z.B. die Illusionen als "meine Welt" anzunehmen und etwas damit anzufangen - Bewusstsein zu erlangen und darin Verantwortung zu erkennen und bewusst und verantwortlich mit den mir geschenkten Wahlmöglichkeiten umzugehen..
Noch irgendjemand da, der bis hierher mitgelesen hat?