MrUnperfect
Vielleicht erleben wir es ja auch noch mal, dass sich das mehr durchsetzt und von einem "Homo"-Peniskult zur "haben wir nicht alle einen Schwanz"-Normalität wandelt und auch ne kleine schlaffe Wurscht in einem Rahmen abbildbar wird, weil sie in ein Bild hineinpasst, einen Kontext hat, der nicht den Penis zum Mittelpunkt erhebt, sondern einfach eine Aussage unterstützt.
Das wäre das Ideal, aber ich schätze, das wird genausowenig passieren wie es nicht passieren wird, dass anstatt der angeblichen "Idealtitte" die Brüste einer normalen Frau zu Werbungszwecken genutzt wird.
Dieses Selbstverständnis dafür, dass nicht alles "perfekt" ist (wobei ich jetzt nicht darüber spekulieren möchte, was man unter einem "perfekten" Penis verstehen könnte) gewinnt man eigentlich nur dann, wenn man sich viel in Swingerkreisen bewegt oder FKK-Freund ist. Denn dann wird einem klar, wie "normal" wir alle sind mit unseren Macken und grossen/kleinen/dicken/dünnen Penissen und Brüsten. Die Menschen, welche sich nicht in diesen Kreisen bewegen oder ein reges Sexualleben führen, werden dies nicht unbedingt als Selbstverständlich betrachten.
Bin mir jedoch sicher, dass ein Grossteil des Problems darin liegt, dass ein Penis nicht nur eine optische Funktion haben könnte oder viel häufiger (im Vergleich zu einer Brust) eingesetzt wird, sondern es eine absolute Offensichtlichkeit ist, ob er funktioniert oder nicht. Welcher Mann verkriecht sich nicht gerne am liebsten in irgendein Eck, wenn der Penis nicht das tut, was er tun soll in bestimmten Momenten? Mit solchen Dingen schlagen wir Frauen uns nicht unbedingt herum, die Wertigkeit ob man sich als Frau fühlt und wahrgenommen wird, liegt woanders. Die meisten Männer jedoch leiden richtig, wenn das beste Stück nicht will.
Und nun die Aufmerksamkeit auf eine der heikelsten Zonen beim Mann zu lenken - das kann schon hart sein.
Ganz böse ausgedrückt könnte es auch noch sein, dass sich in der Darstellung der Geschlechtsmerkmale auch noch ein ziemlich krudes und veraltetes Verständnis von Mann und Frau niederschlägt. Wir sind ja noch nicht soooo lange gleichberechtigt, es ist ja im Verhältnis zur Menschheitsgeschichte ein sehr kurzer Zeitraum, in dem (zumindest den meisten Europäern) klar ist, dass Frau genau die gleichen Rechte hat wie Mann. Zumindest offiziell. Inoffiziell werden leider Frauen auch immernoch als Beute, als Sexobjekt, betrachtet, ohne Rücksicht auf Gefühle. In vielen Gesellschaften ist es absolut legitim, ja man brüstet sich damit, Frauen zu vergewaltigen, zu nutzen. Und immernoch in vielen Köpfen auch, dass die Frau einen Zweck zu erfüllen hat: Kinder bekommen, Kinder hüten, Haushalt machen, Mann zufrieden stellen.
Auch aus diesem leider oft noch vorherrschenden Weltbild heraus, lässt sich erklären, warum die Abbildung von fast nackten Frauen selbstverständlicher ist, als die von fast nackten Männern. Die Frau als Objekt - versteh mich nicht falsch, ich fühle mich selbst keineswegs so und das was ich schreibe ist auch nicht als Anschuldigung gemeint - nein, kein Penisneid, sondern Fakt in unserer Welt.
Was auch noch mit Sicherheit eine Rolle spielt ist, dass Männer meiner Erfahrung nach auf visuelle Reize stärker ansprechen als Frauen. Ich bekomme selten ein feuchtes Höschen, nur weil ich einen Mann attraktiv oder schön finde oder einen (für mich) schönen Penis sehe. Da gehört mehr dazu. Aber vielleicht betrifft das auch nur mich