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....Die Kunst des Verzeihens...

Verzeihung aber.....
Verzeihung aber Sie haben ..... ist immer eine gute Anmachtour.... *lol*

Allein die Worte Entschuldigung, Verzeihung, Sorry usw. stellen eine sofortige Betroffenheit beim Gegenüber her (meistens).

Du musst Dich dafür entschuldigen.... wird auch oft verwendet, ohne das sich der dazu Auffordernde klar macht was für ein Kampf sich dahinter verstecken könnte....

Hmmmm... das ganze Thema ist eine heisse Sache, und ich muss mich selbst fragen ob ich dies tue oder es zulasse.

@*******love, wenn der "Andere" ausweicht.... Ich habe mir angewöhnt das ich den "Anderen" zuvor informiere das ich das Gespräch suche, man kann dies durch dritte oder einen kurzen Brief erledigen, um sich zu versichern das der "Andere" auch dazu bereit ist.

Mir würde es auf den Kekes gehen wenn ich mehrmals einen Anlauf starten müsste..... aber da müsste ich mich ja schon wieder für meine Ungeduld entschuldigen.... *hae*

In jedem Fall wird klar das es beim Verzeihen, Entschuldigen auch darum geht die "Lasten" zu verteilen und einen Weg "eine Richtung" zu finden.

Solche Zeitpunkte können im Leben eine wichtige Bedeutung haben, da es zu Meinungswechseln und Lebensveränderungen kommen kann.

Man sollte auch nicht versuchen sich alles "zurecht-zu-legen", sonst ist das ganze eine Konstruktion die schon bei kleinen Abweichungen vom Kontext zusammenbrechen kann....

Wenn ich über die Wiese gehe, dann werden einge Halme umgeknickt......
keiner sollte sich letztendlich für sein "Dasein" entschuldigen müssen.

@*******albe, wie gut das die "Anderen" das tun und auch können, dann brauchst Du das nicht zu erledigen....*fiesgrins*

Wenn Deine Frau Dich verlassen hat, dann wird das sicher Gründe gehabt haben.... wenn Du da kein einziges Problem auf Deiner Seite identifiziert hast, dann Hut ab, aber lass den "Anderen" ihre Unzulänglichkeiten und Fehler und erwarte Deine "harte" Strafe am Ende wenn der Alte mit dem weissen Bart fragt.... Hey warum hast Du es nicht mal versucht... *zwinker*

Wenn der "Andere" aus Deiner Sicht "bescheuerte Gründe" anführt kann es durchaus sein das dies die "Gültige Form" für den "Anderen darstellt".

Dann kannst Du ja einen "Haken dran machen" und jedem sagen, Gott sei es gedankt das die "blöde Schlampe" abgezogen ist... *lol*

Sich selbst nie in Frage zu stellen ist ein gutes Erfolgsrezept, aber manchmal kommt es eben anders..... *cool*


Semaphor
*********ve_bw Mann
367 Beiträge
@ semaphor
durchdachte worte...

ich kann dazu sagen, dass natürlich in gewisser weise immer zwei dazu gehören - stichwort lastenverteilung.

jedoch bin ich in dieser situation bewusst objektiv, was die 'schuld'frage angeht - ich habe meinen anteil an der ganzen sache klar erkannt und stehe auch dazu (ich war mir unserer sache zu früh zu sicher und wurde etwas bequem...); doch das bringt halt gar nix, wenn die gegenseite nicht bereit ist, sich selbst zu hinterfragen - sie lügt sich ja gewissermassen selbst in die tasche, um eine legitimation für ihr verhalten zu finden.

(dazu nur ein beispiel: ich habe unsere beziehung beendet, sie rausgeschmissen, nachdem ich wusste, was sache war - nun erzählt sie, dass sie mit mir schluss gemacht habe... keine grosse sache, sollte man meinen. doch wenn frau die wahrheit für sich zurechtbiegt, um ihrem gewissen entlastung zu gönnen, dann ist das eigentlich nur billig. zumal ihr grösstes 'vergehen', eben mein vertrauen so gründlich zu missbrauchen, indem sie hinter meinem rücken herumvögelt (nachdem wir noch wenige tage vorher über unsere hochzeitspläne gesprochen haben!) und dazu nicht stehen kann, gar nicht mehr in ihrem bewusstsein existiert (die macht der verdrängung...) - was soll man dazu noch sagen? schlechtes gewissen... oder einfach nur skrupellos und kaltschnäuzig?)

sehr traurig, das...
*******albe Mann
2.461 Beiträge
QSemaphor:

Um über mich zu urteilen müsstest du mich näher kennen und da du das nicht tust ist es nur hohles gerede.
Selbstverständlich sind beide an einer trennung schuld, was anderes habe ich auch nie behauptet aber ihre gründe hatten wohl nicht das gewicht zumal sie mit mir 7 jahre zusammen war und ihre gründe auch am anfang der beziehung schon bestanden.

Und keine Angst, "der Alte mit dem weißen bart" wird mich bestimmt nicht fragen der lebt in nem anderen Universum, nicht in meinem.

Aber das hatt nichts mit dem Thema zu tun.
Ich spreche nur für mich und ich kann nun mal kleine Fehler verzeihen aber große Fehler eigentlich nicht.
Persönliche angriffe auf meine Person sowieso nicht.
Vieleicht sehen das andere anders aber es giebt dinge die vergiebt man nicht so schnell oder gar nicht.
ZB.: bin ich zur zeit gerade Arbeitslos und das hab ich einem ehemaligen kollegen von mir zu verdanken, war reines Mobbing... konnte mich von der ersten secunde an nicht leiden (warum auch immer,hab mit ihm keine 3 worte gewechselt) und hatt alles gemacht um mich wieder rauszuekeln. Hatts am ende auch geschafft, war länger in der firma und der chef hatt ihm alles geglaubt. Ich war also wieder draussen.
Und das soll ich verzeihen und vergeben? wenn ich den mal im dunkeln kriege dann giebts ne ordentliche abreibung auch wenn der schon fast 60 ist. Und auch wenns noch 10 jahre dauert bei mir kommt es irgendwann heftig und unverhofft.
Hass hält auch am überleben und fördert viel was man tut, zumindestens musste ich die rfahrung machen das alles was ich bisher aus hass auf jemanden getan habe immer gut geworden ist.
Entscheidungen...
@*******love, Du hast eine Entscheidung getroffen, und Dir Gedanken gemacht das dies den "Anderen" verletzt haben könnte, es hat aber auch Dir "weh getan"...

Wie ich schon oben geschrieben habe, kannst Du auch einen Akkuschrauber an das Messer binden um herauszufinden bei welcher Drehzahl oder ob es links- oder rechts drehend mehr weh tut.... *hae*

Ein Chirurg der ein Krebsgeschwür entfernen will, geht als Killer in die Operation, er entfernt Leben das an falscher Stelle stattfindet.

Die von Dir genannte "Bequemlichkeit" findet man oft Beziehungen, wenn der/die Andere nicht auf dem "gleichen Niveau" lebt.... man versucht dadurch dem anderen Zeit zu verschaffen um auf die gleiche Ebene zu gelangen.... aber irgendwann.....

Du hast Dich und Sie aus dem Schaukelstuhl katapuliert, der Flug war schön, die Landung hart und an den Folgen "kaut" ihr beide noch.

In ihrem Fall kann es wirklich sein, dass sie diese "Schutzbehauptung" (Sie hat Dich verlassen) nötig hat, um der Welt zu zeigen ich bin keine schwache Person......

....... aber es gibt auch Menschen, die stehen jeden Tag auf um in den Krieg zu ziehen und um eine Schlacht zu gewinnen, die müssen dann halt wie Napoleon das Waterloo erleben.

Ich finde es gut das Du darüber nachdenkst, und das Du die Reflektion auf einige Details betreibst und irgendwann findest Du die "Gültige Form" vergeben muss nicht unbedingt auch nachgeben bedeuten...

Semaphor

@*******albe

Du hast leider die Smilies übersehen, das sollte kein Angriff auf Deine Person sein.... vielmehr kenne ich das Gefühl der Rache und der Vergeltung aber ich habe in mich auch des öfteren in meinem Leben für den "anderen Weg" entschieden....

Beide Wege sind akzeptabel und haben unterschiedliche Ziele, nur zählt eben auch die Motivation dahinter, die darüber entscheidet wie meine soziale Umwelt auf meine Vorgehensweise reagiert.
*********ve_bw Mann
367 Beiträge
@ semaphor
danke! gut ausgedrückt...

das thema werde ich jetzt langsam, aber sicher, für mich abzuschliessen versuchen - der worte sind genug gewechselt...

damit meine ich jetzt nicht dieses forum, sondern eben für mich - es ist alles gesagt, was gesagt werden musste; vorwürfe, beschuldigungen, hasstiraden wurden hin- und hergeworfen (auch von mir - bedenke akuter schmerz....); die kommunikation wurde von ihrer seite verweigert, da sie ja meint, einfach weitermachen zu können...

ich will nur meinen eigenen seelenfrieden wiederfinden - was sie mit ihrem gewissen macht, bleibt ihr problem (vielleicht noch eins dazu: ich war nicht der erste, mit dem sie auf diese art und weise verfahren ist - sie hat mir zwar versichert, dass die vorige beziehung tatsächlich beendet war, bevor wir angefangen haben; doch auch das muss ich nun bezweifeln - schade für die andere person, die ich nicht mal kenne... das spricht gegen die hoffnung, dass sie ein gewissen hat...)

jedenfalls denke ich, dass ich das messer aus meinem herzen rausziehen werde, nicht noch extra mit nem akkuschrauber rechts- und linksdrehend bohren...
und dann kann man noch ...
über das "Verzeihen" hinausgehen und dessen Notwendigkeit in vielen Fällen, wo es um emotionale zwischenmenschliche Verletzungen und Schuld und Sühne geht, grundsätzlich hinterfragen.

Für meinen Begriff ist unsere ganze zwischenmenschliche Kultur viel zu sehr von dem normativen "Schuld-und-Sühne" Konzept geprägt. Wodurch dies jetzt so ist (oder auch nicht) soll jetzt nicht Inhalt dieses Postings sein.

Ich möchte jetzt mal allgemein "schuldbehaftete" Handlungen betrachten, die ein Teil "für sich" ausführt und gar nicht mit oder an dem anderen Partner (zB. fremd-flirten -küssen -poppen -verlieben etc...)

Die "schuldbehafteten" Taten werden idR. für einen persönlich durchaus lust- und genussvoll sein, aber eben aus der Ambivalenz der Situation das berühmte "schlechte Gewissen" triggern.

Nebenbei führt ein (zu) enges (partnerschaftliches) "Schuld"-Konzept auch immer dazu, dass Wünsche, Fantasien, Bedürfnisse, die (gefühlter- + vermuteterweise) zu "Schuld" führen, viel eher verheimlicht als offen ausgesprochen werden.

Deshalb finde ich es fast noch wichtiger, neben dem Verzeihen auch zu lernen, zuerst die eigenen (oftmals ängstlichen) Grenzen und normativen - letztendlich den Partner regulieren wollenden - Schuldauslöser unter die Lupe zu nehmen.

Dann werden uU. etliche zwischenmenschliche, schuldbehaftete bis "unverzeihliche" Taten gar nicht mehr solche sein, weil sie plötzlich von ihrer "Schuldhaftigkeit" befreit, offen benannt und ev. auch ausgelebt werden können und dadurch nicht noch zusätzlich ggf. eine Lüge provozieren.

Erwin
Verzeihen
.....ist sicherlich nicht immer einfach in einer Beziehung..

Es ist tatsächlich immer besser zu verzeihen d. h. ja nicht vergessen aber man fängt an es langsam zu verarbeiten.....

...natürlich kommt es da auch darauf an was passiert ist.....

Ich denke das ich meinem Partner schon verzeihen würde wenn etwas passiert wäre und es definitiv nur einmal ist wenn er mir beweißt wie ernst es ihm ist und es ihm leid tut dann würde ich auf jeden Fall verzeihen.....

....Denn in einer Beziehung scheint nicht immer nur die Sonne.... *kuss2*
Wie oft...
...dachte ich mir, dass ich eine Sache zwar nicht vergessen, jedoch schon verziehen hätte.

Bis ich einmal las:
"Wer nicht vergessen kann, hat auch nicht verziehen."

Und es ist wirklich so!
Denn sonst würde die Erinnerung daran nicht dieses qualvolle Gefühl auslösen:

Es ist fast so, als würden wir selbst das Messer, das in der Wunde steckt, immer wieder umdrehen...

Mag sein, dass ich das Messer durch die Erinnerung selbst umdrehe. Aber mit dem Schmerz, den ich fühle, weiß ich auch ganz genau, wer mir diese Wunde zugefügt hat. Und wie kann ich jemandem verzeihen, wenn mir die Erinnerung noch immer Schmerz bereitet?!
Vergessen gestaltet sich meist recht schwierig... Es sei denn, man leidet unter Alzheimer.

L.G.
T.
*********ve_bw Mann
367 Beiträge
@ Micha_Tina
Euer Beitrag ist absolut zutreffend! Ihr sprecht mir aus der Seele...

Genau das ist es: wenn ich es nicht vergessen kann, ist es noch(?) nicht verziehen!

Ich knabbere immer noch, aber - day by day, she's a little bit more away...

*zwinker*

Gute Zeit für Euch!
verzeihen ist harte arbeit
ich glaube, oder liege ich da falsch, das Verzeihen harte Arbeit ist. Harte Arbeit in dem Sinne, das das Vertrauen von demjenigen, der entäuscht wurde, doch von Grund neu aufgebaut werden muss. Nach meinem Seitensprung ist Éhe in Trümmern, obwohl ich meine Frau liebe. Sie sagt aber, das Vertrauen ist nicht mehr da und der Gedanke, wenn ich alleine weggehe, ich könnte es wieder tun, kommt einfach. Aus diesem Grund komme ich zu der Ansicht, das Verzeihen ein schönes Wort ist, aber nicht immer realisierbar.
*****one Frau
6.940 Beiträge
Sehr gut erklärt.

Ich Weiß das Verbittersein und nicht vergeben können das Eigene Herz vergiftet und verhärtet,und das Strahlen wir durch die Persönlichkeit wieder aus und vorallem durch die Mimik!!!

Ich Vergebe in erster Linie um meinet Willen.Das mein Herz weich bleibt.

Klar trage ich auch eine Geschichte mit mir rum .Die dann wen ich mich damit auseinander gesetzt hab zu meiner Vergangenheit gehört.

Wenn man begriffen hat das Vergeben und Verzeihen um meinet Willen geschieht und um ein Weiches Herz zu behalten ,man den Sinn darin nachvollziehen kann und begreift wie da zusammen hängt.Fählt es einem leichter ,auf Dauer...

Und was ich mal gehört hab.Wenns einem nicht gut geht sieht man das sofort im Gesicht in dem Ausdruck meines Gesichtes.
Positive Gefühle das Lachen machen sich in der Mimik meines Gesichtes erst nach ca 6-7 Tagen bemerkbar!!!

sunny *sonne*
****01 Frau
307 Beiträge
radikale Vergebung
Die Beiträge sind sehr interessant und für jeden Schreiber richtig aber zur tatsächlichen Vergebung und damit zur eigenen Freiheit ist es auch ein langer Weg.

Es erforderd sehr viel innere Disziplin und Bereitschaft sich mit sich selbst auseinanderzusetzen-denn alles was mir im Außen begnet ist ein Spiegel meiner Selbst aber was ist, wenn die richtigen oder die falschen Emotionsknöpfe gedrückt werden, dann ist alles was an Bewußtsein da war entschwunden. Ich bin durch viele Zweifel gegangen und habe einige scheinbare Demütigungen ertragen um zu einer neuen Qualität der Beziehung zu gelangen.
Vergebung ist für mich nicht ein Akt der Gnade gegenüber dem, der mir das "angetan" hat, dann würde ich nur das Level der Machtstruktur verändern oder gar ein Kontrollmuster erschaffen. Vergebung ist anders, es ist ein radikaler Abschied vom Opferdasein.
*g*
Sehr empfehlenswert zum Thema das Buch: "Ich vergebe" von Colin C.Tipping
LG
*blume*
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ kara01
Starker und zutreffender Beitrag zu dieser Thematik.
Und eine wertvolle Buchempfehlung! Kompliment!

Genau so ist es, wie Du schreibst.
Damit dir etwas vergeben werden kann, mußt du zunächst kraftvoll sündigen.
*******ine Frau
1.591 Beiträge
vorsichtshalber: Achtung, Satire!!
sein oder nicht sein, das ist hier die Frage.....

"............."

Nur damit der "Beitrag" von Testify_you nicht der letzte hier ist, obwohl es den Anschein haben könnte, genau das zu sein..

Floschileinichen *cool*
Back to the roots of Fred
Heißes Thema, heißes Eisen...

Vergeben können, und das dann auch konsequent durchziehen.
Da gehört ganz, ganz viel dazu.

Wer es kann, Hut ab...
und beim Rest: Wir sind auch nur Menschen.


lg,
vulkanino
(Dem man nicht vergibt)
*******ine Frau
1.591 Beiträge
Danke, Vulkanino! Flo scheint geläutert..

Mir schwirren schon einige Gedanken zu diesem Thema im Kopf und Herzen herum. Da paßt Vinzenz von Paul recht gut:
Die empfangene Ungerechtigkeit zu verzeihen bedeutet,
sich selbst die Wunde seines Herzen heilen.

Natürlich denkt man unwillkürlich an einen "eigenen" Anlass. Ich schiess meine Gedanken hier mal raus (auch etwas lebensphilosophisch versunken und nicht ganz ausgegoren, nicht in Gänze zuende gedacht.) Ich hoffe, ich finde hierzu "Spiel-Partner".
Wichtig: Bei meinen Überlegungen habe ich Straftaten im Sinne des Gesetzes ausgelassen. Hier geht es um zwischenmenschliche Beziehungen, hier geht es ja um „alltägliche“ Schuld, die verziehen werden kann, darf, sollte, muß, müsste, könnte, und darum, OB oder NICHT.

Wie immer: Wovon reden wir hier überhaupt? Verzeihen. Was ist das? Der stete Kampf zwischen dem, was GUT ist und dem, was NICHT GUT ist? Also zwischen Gut (Liebe, Veränderung, Verbesserung, Weiterentwicklung) und Böse (Stagnation, zwanghaftes Festhalten an einmal eingeschlagene Wege, Unentrinnbarkeit)? Häufig wird bei all diesen Empfindungen die wichtigste übersehen: Die Liebe, und was sie vermag. Die zum anderen, die zu sich selbst.

Verzeihen... das ist so eine Sache. Was gilt es denn zu verzeihen. Was ist Verzeihen, was ist Schuld (die es zu verzeihen gilt), ist es überhaupt Schuld? (.. an was? Unterscheiden zwischen arglistiger Täuschung mit niederträchtiger Motivation und etwas, was "geschieht", was aber nichts "Böses" wollte, aber leider sehr schmerzte.)

OK. Das Resultat aus was? Einer Untat, einem wirklichen Unrecht, welches wissentlich und willentlich verübt wurde, nicht nur ein subjektiv empfundenes, quasi eine eingebildete Kränkung oder Verletzung.

Bevor ich mich der Frage des Verzeihens zuwandte, habe ich mich monatelang beschäftigt mit "SEINER SCHULD", drauf rumgekaut, die Tiefe seiner Schuld beleuchtet, mein gelegentlich aufkeimendes Verständnis, mein Mitgefühl für ihn mit negativen Gedanken geradezu niedergekämpft, mich mit inbrünstiger Überzeugung in die Beleuchtung seiner Schuld und ihrer Auswirkung auf mich, uns beschäftigt. Kurz: ICH HABE MICH MIT DEM PROBLEM AUSEINANDER GESETZT, HABE ES VERARBEITET. (Dachte ich. Ich tat es lediglich aus MEINER SICHT. Eigentlich war ich irgendwann auf einem Kreuzzug. Und Scheisse, mir ging´s immer schlechter, auch als ich immer mehr "um mich schlug" - übrigens: Ich hätte lehrbuchmäßig in Cathys(?) "6 Phasen des Verzeihens" gepaßt!).
Es ging doch schließlich um MICH!! ICH war belogen worden! Es geht garnicht nicht, jemandem alles nachzusehen (das tue ich allenfalls mit meinen Kindern)!

Nichts, was der andere tun kann, um diesen Schmerz zu lindern. Man ist damit tatsächlich zunächst einmal allein. Sicherlich wird man sagen: Wenn du ……. In Zukunft nicht mehr machen wirst, dann kann ich …… und dir verzeihen. Ist natürlich Kokolores!

Beim Verzeihen geht es doch einerseits darum, ob man loslassen kann und dem anderen und sich selbst eine zweite Chance einräumt, andererseits um das „loslassen“ können, um unbeschwert in die eigene (eigenverantwortliche) Zukunft gehen zu können, zusammen oder allein. Im wahrsten Sinne praktisch gesehen: Einen NEUEN Weg einzuschlagen, unter neuen, "überarbeiteten" Voraussetzungen. ABER EBEN NICHT MEHR ALT, nicht mehr auf dem GESTERN basierend (... der sprichwörtliche Schnee hat hier gefälligst zu schmelzen!)

Die Erfahrung soll ja nicht misstrauischer machen, sondern einen fähiger machen, Dinge so zu sehen, WIE SIE SIND, ohne Täuschung.. Damit MEHR Vertrauen in sich und die eigene Wahrnehmung zu bekommen, Ängste und Abhängigkeiten abzubauen. (Hört sich nach einer ziemlichen Forderung nach Nächstenliebe, Eigenliebe an… bin ja auch bekennender Anhänger Erich Fromms)

Ent-Täuschung. Die grosse Entrüstung, die scheinbar unendlich große und nie enden wollende Verletzung, die Kränkung darüber, dass man angelogen, betrogen, hintergangen worden ist, vielleicht sogar Ent-Täuschung über nicht erfüllte Träume, Wünsche, Hoffnungen. Das kann mitunter genauso wirken, wie eine wahre Untat.
Heißt nichts anderes, dass ich vorher von falschen Tatsachen, Voraussetzungen ausgegangen bin, dass ich falsche Schlüsse gezogen habe. Täuschung, Illusion. Worin liegt die Täuschung und damit der Schmerz, den wir empfinden? Ist man nun getäuscht worden oder hat man sich täuschen lassen, hat man sich getäuscht.
Ich denke, es ist genau das: Nicht das Wahrhaftige, die Wirklichkeit gesehen, erkannt zu haben. (Ob man es nun hätte „besser wissen“ müssen, oder wirklich arglistigst und auf gemeinste, hinterhältigste Weise getäuscht worden ist, ist zunächst für das sich einstellende Schmerzgefühl egal.)
Was schmerzt? Es ist die Ent-Täuschung, das Abschied-nehmen-müssen (ist es nicht eher eine Chance es zu dürfen, zu können?) von einer Vorstellung, die für uns Realität, manchmal sogar Grundlage für einen Lebensplan, eines Lebensgefühls war? Ent-Täuschung in Bezug auf eine Erwartungshaltung. Auch natürlich der Schmerz, den wir haben, weil wir MEINEN, ent-täuscht worden zu sein.

So, erst mal der erste Versuch in Kladde. Ich hoffe, dieser Thread bleibt recht lange aktiv. Gerade hier im JC scheint es viel zu geben, was man gedanklich mit Worten verknüpft, assoziiert wie Liebe, ..aus Liebe.., weil er/sie nicht...., unbefriedigt...., brauche Hilfe...
Sobald ein Schmerz empfunden wird, taucht die Frage nach der "Schuld" der Ursache auf. Und schon dreht sich das Karussell.

Florestine
(An dieser Stelle einen von Herzen kommender Gruß an die Antaghars, Huffi und an Micha_Tina. Manchmal die ist Überraschung riesengroß, wenn man feststellt, dass die Wahrheit und die Möglichkeiten, die hinter der Ent-Täuschung warten, viel schöner sind, als das, was man befürchtete!)
****01 Frau
307 Beiträge
@Florestine
Lass dich umarmen, du großartige Frau.
Alles, was du geschrieben hast, habe ich genauso erlebt und empfunden.
Aus heutiger Sicht möchte ich diese Erfahrung nicht missen.
Mit der Ent-täuschung hatten wir beide die einmalige Chance unsere Beziehung auf ein anderes Niveau zu heben.
Wie schön lebt es sich in bekannter und vertrauter Umgebung-welch ein Irrtum...
Durch die Ent-täuschung ist die Möglichkeit zum Wachstum reel gegeben und beide haben gewonnen-wenn die Bereitschaft vorhanden ist.
LG
kara
*blume*
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ florestine & @ kara01
Wichtige und wertvolle Aspekte!

Es ist immer gut, eine gelegte und aufrecht erhaltene Täuschung (ob das nun die rosarote Brille der ersten Verliebtheit ist oder die vielen Illusionen, mit welchen man sich in Beziehungen "über Wasser hält") aufzulösen, eine Ent-Täuschung zu erleben.

Erst dann sieht man vieles an sich selbst, vor allem aber auch am Partner wahrhaftig und ohne Täuschung - und kann die Partnerschaft auf ein besseres Fundament stellen - nämlich auf das Fundament der Wahrheit.

Täuschung ist Sand in der Wüste - er verweht ...
Die Wahrheit ist ein Fels in der Brandung - er besteht!
Eine Beziehung ist eine Grauzone...
Vergeben?
Vergessen?
Vergeben und Vergessen?
Vergeben aber nicht Vergessen?

Schuldfrage?

Schwarz?
Weiß?
Schwarz und weiß?

Das Leben ist nie einfach!
VERGEBEN.
Für mich ein Wort, in dem sich eine Person (gnädigerweise) über eine andere stellt und von dort oben herab seine (unendliche) Güte demonstriert.

Gehen wir doch mal zurück auf LOS.
Stellen wir uns die Frage:
WARUM?
Warum ist etwas so geschehen, wie es geschehen ist.
Warum geht man fremd?
(wie ich diesen Ausdruck hasse!)

Vielleicht, weil man etwas sucht, was man in der eigenen Beziehung nicht findet?
Das muss nicht mal sexueller Art sein, das kann auch Geborgenheit sein, ja vielleicht einfach nur fehlende Kommunikationsfähigkeit.
Einfach ein aneinander „Vorbeileben“.
Also sucht man sich jemand anders, außerhalb der Beziehung.
(Dies ist auch nicht die Lösung, wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann)

Die Situation eskaliert, man redet miteinander, findet wieder zueinander (?).
Ein Partner (der „Schuldige“) bereut, der andere Partner (das „Opfer“) vergibt…
Gibt es tatsächlich einen Schuldigen und ein Opfer?
Oder gibt es 2 Schuldige?
Oder 2 Opfer?

Wenn der „Akt der Vergebung“ zelebriert wird, mutiert er zur Waffe, welche bei jedem neuen Streit gezückt wird!
…und zerstört eher, als dass er hilft.

Deshalb ist meine Meinung zum Thema "VERGEBEN" zweigeteilt.

LG,
vulkanino
**********nd_he Frau
142 Beiträge
@Vulkan
Gib es zu....

du hast in mein Herz geschaut als du diese Zeilen geschrieben hast.
Ich kann bei jedem deiner Worte nur zustimmend nicken..

und hoffen das es vielleicht doch noch Farben außer schwarz und weiß gibt

*love*
Elke
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ Vulkanino
Schöner, interessanter und geradezu poetischer Beitrag!

Und Du hast natürlich recht, was die Vergebung anbelangt. Die hat auch was mit Macht zu tun, mit einem gewissen Überlegenheitsgefühl - und sie kann dem anderen immer wieder aufs Butterbrot geschmiert werden.

Verzeihen - das ist etwas ganz anderes! Und wer verziehen hat, braucht das auch niemals wieder zu erwähnen, denn es hat ohnehin zunächst mal nur etwas mit ihm selbst zu tun.

Informier Dich mal im Internet über "Naikan" - da bist Du auf der richtigen Spur. Da geht es um wahres Verzeihen.
@Erbeerblond- Elke
Danke für den Blick in Dein Herz
Wenn dem so ist, fühle ich mich gleich heimisch *zwinker*

@*****gar
vielen Dank für Eure netten Worte und für Euren Tipp, werde mich gleich nachher auf die Suche machen.

glg,
vulkanino
....
Ich habe in einer recht bekannten deutschen Zeitung letztens einen Bericht gelesen wo jemand meint das man vergeben mus aber das soll nich sagen das man das ganze auch verzeihen kann.

manchmal passieren eben Dinge im Leben die man wohl nachvollziehen kann
aber sie schmerzen so sehr das man das alles vergessen und neu Anfangen will bzw. kann.

vergeben um seine Innere Ruhe zu finden "Ja" aber passiert ist passiert und das kann man manchmal eben nicht immer einfach vergessen....


( das ist übrigens auch meine Meinung dazu ) *achtung* *achtung*


[b]Verneig[/b]

von und zu und überhaupt Tony
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ Vulkanino (Kleine Ergänzung)
Gern geschehen ...

Zur Ergänzung: Vergeben hat etwas Demonstratives, etwas Gönnerhaftes, wirkt von oben herab und soll allen zeigen: "Seht her, wie toll ich bin, ich vergebe!"

Verzeihen passiert nur im Inneren. Es ist eine Änderung der inneren haltung zu etwas, was geschehen ist. Man kann sogar seinen längst verstorbenen Eltern verzeihen, dass sie vieles nicht besser gemacht haben und dabei verstehen, dass sie es vielleicht nicht besser konnten und ihr Bestes getan haben.

Viel Freude mit Naikan! Eine geniale Methode, um sein eigenes Leben so richtig im Licht erstrahlen zu lassen und kraftvoll zu werden - durch Verzeihen!
*lol*
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