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....Die Kunst des Verzeihens...

****61 Mann
1.223 Beiträge
Ich habe vor kurzem eine Geschichte gehört. Sie spielt im Orient zu seiner Blütezeit. Ein Mensch hat etwas sehr schlechtes getan. Vor dem Kadi erhält er den Richtspruch, dass er deswegen nicht getötet wird, sondern mit seinem Gewissen weiter leben muss.

"Verzeihen ist die beste Rache." - Sprichwort

Man kann es auch von der anderen Seite sehen: Aus einem Interview mit Verena Kast, die ein Buch zum Thema geschrieben hat:

In Ihrem aktuellen Buch "Wenn wir uns versöhnen" sprechen Sie nicht von "vergeben", sondern von "verzeihen". Was ist für Sie persönlich der Unterschied?
Verzeihen heißt für mich, die Ansprüche auf Rache, auf Genugtuung aufzugeben. Das ist das, was ich als Person anbieten kann. Vergeben ist für mich ein eher religiös geprägter Begriff und bezieht sich mehr auf den anderen Menschen und die Missetat.

Warum ist es wichtig, verzeihen zu können?
Indem wir verzeihen, befreien wir uns aus der Opferrolle und geben dadurch dem anderen Menschen auch nicht mehr den Status eines Angreifers. Durch diese Selbstermächtigung fühlen wir uns frei und haben wieder Energien, das Leben miteinander zu gestalten. Wir fühlen uns dann auch nicht mehr latent bedroht, sondern erfahren, dass wir Einfluss auf das Leben nehmen können, was allerdings schwieriger ist, als passiv zu sein.

Ziehen viele Menschen deshalb die Opferrolle der Freiheit vor?
In der Opferrolle kann man sich so herrlich ungerecht behandelt fühlen, die Welt ist so schlecht und man selbst zwar der Leidtragende ­ aber moralisch wunderbar überlegen. Dass man dabei unfrei ist, andere über sich entscheiden lässt, auch über seine Gefühle, fällt einem in diesem Zustand der Selbstgerechtigkeit nicht auf.

Fällt es leichter, anderen zu verzeihen als sich selbst?
Das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren ab: davon, wie wichtig die Beziehung zum anderen ist, aber auch davon, ob wir gelernt haben und stark genug dafür sind, die Eigenschaften, die wir an uns nicht gern sehen, zu akzeptieren.

Inwiefern ist Selbstakzeptanz wichtig, um verzeihen zu können?
Wir Menschen präsentieren uns gern ein wenig besser, als wir sind. Das bedeutet, dass wir immer auch Seiten haben, die wir nicht zeigen und auch selbst nicht wahrhaben wollen. C. G. Jung hat diese Seiten "Schattenanteile" genannt. Reagieren wir "schattenhaft" und nehmen es wahr, ist es uns unangenehm, lästig, peinlich. In der Regel aber wehren wir den Schatten ab und projizieren ihn auf unsere Mitmenschen. Diese sind dann lieblos oder neidisch oder wütend ­ wir doch nicht! Wir reklamieren Veränderung, wo wir uns selbst verändern müssten. Gelingt es uns, unsere eigenen Schattenseiten zu akzeptieren, fällt uns das auch bei unseren Mitmenschen leichter. Dann ist es einfacher, sich selbst und anderen zu verzeihen und sich zu versöhnen.

Wieso erscheint die Fähigkeit, gerade eine schwerwiegende Tat zu verzeihen, als etwas Außerordentliches?
Es gibt Erfahrungen, die die meisten von uns für unverzeihlich halten, etwa einen Angriff auf unser Leben. Da würden wir wohl lange in der Haltung der Empörung stecken bleiben. Uns allenfalls versöhnen mit dem Leben, das solche Ungeheuerlichkeiten kennt. Wer geprägt ist vom Gedanken der Versöhnlichkeit als Aspekt der Liebe, wie es offenbar Papst Johannes Paul II. war, versteht, dass jeder Mensch in jeder Situation Verzeihung braucht und sie auch erhalten soll. Eine solche Haltung ist außergewöhnlich ­ und könnte auch ein Signal für Versöhnlichkeit in der Welt sein.

Ist verzeihen können nicht auch ein Teilaspekt davon, dass wir als Menschen selbst für unser Wohlergehen in der Welt verantwortlich sind?
Das Konzept der Selbstsorge ist etwas in den Hintergrund getreten. Mit Selbstsorge ist nicht Egoismus gemeint, sondern ein bewusstes Gestalten des eigenen Lebens in der Beziehung zu anderen, und zwar so, dass es ein "gutes Leben" wird, für uns und für die anderen. Das ist unsere eigene Verantwortung. Am Verzeihen wachsen wir enorm.

Wie sieht der Prozess des Sich-Versöhnens aus?
Zuerst kommen Rachegefühle auf, damit unser Selbstwertgefühl wiederhergestellt wird. Dann merken wir, dass auch wir nicht perfekt sind. Wir stellen uns Fragen wie: Was habe ich selbst zu der Situation beigetragen, was der andere? Hat ein "altes Thema" die Situation mitverursacht, ein Muster aus meiner Kindheit? Wichtig ist der Moment der Empathie: Ich verstehe mich und verstehe den anderen. Nur wenn ich auch meine dunklen Seiten akzeptiere, kann ich verzeihen und bin bereit für ein Ritual der Versöhnung.



Grüße
Jürgen
@Jürgen
wow,

Zitat:
"Verzeihen ist die beste Rache." - Sprichwort

Genial *genau*

Der Prozess des Versöhnens?
Das ist wohl der Idealfall, der aber seltenst eintrifft!

LG
vulkanino
***et Mann
106 Beiträge
Meine Formel: AAVD
Jesus sagte als er am Kreuz hing:

"Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun!"

Also

Allen
Alles
Verzeihen
Das tut befreien!

Ansonsten frisst einen der Groll und Haß nur selber auf, den anderen kümmerts meistens wenig.
Verzeihen kann ich viel..
wenn ich der meinung bin, das ich das auch mit meinem Gewissen vereinbaren kann!
Mit Vergessen ist das so eine Sache..
Denn wer kann das schon bewusst?! Ich nicht!
Außer es handelt sich um eine solche lapalie, die es gar nicht
wert ist, das man den wertvollen Platz in seinem Gehirn
verschwendet!

Ich bin aber auch der Meinung, das man eine Freundschaft oder Beziehung beenden soll, wenn man daran kaputt geht und zerbricht!
Leider ist mir das bei einer sehr sehr guten Freundin passiert.
Da ist zuviel geschehen, das ich einfach nicht mehr in der lage bin,
nochmal näheren Kontakt mit ihr aufzubauen, weil ich schlichtweg
kein vertrauen mehr zu ihr habe, und wir uns völlig voneinander wegbewegt haben! Das runde passt nicht ins eckige....
Wobei ich aber jetzt noch fast täglich an sie denke und auch traurig bin, denn man hat ja auch sehr viel schönes miteinander erlebt..

...ja, vergessen ist schwer!
****61 Mann
1.223 Beiträge
Dabei beisst sich die Katze in den Schwanz: Verzeihen heißt Verzicht auf Rache und wenn Du durch Verzeihen auf Rache sinnst, verzeihst Du nicht.

Ich sehe es mehr so:

Durch Verzeihen überlasse ich das Problem dem Anderen alleine. Er kann mich nicht mehr treffen, da es mich nicht mehr berührt. Ich bin mit mir im Reinen. Der Andere muss das für sich selber auch leisten. Dann ist es ganz aus der Welt.

@*****har:

Naikan scheint ja sehr interessant zu sein. Wie eine Umkehrung der Sichtweise (Blick vom negativen zum Positiven sowie das Erkennen der eigenen Verantwortung) zu einer selbst-bewußteren Haltung führt, scheint spannend. Selbst einige Minuten Nachdenken bewgt schon etwas, so dass man die Kraft, die dahinter steht fühlen kann. Danke

Viele Grüße
Jürgen
****61 Mann
1.223 Beiträge
@saftigeErbeere
Vergessen ist nicht verzeihen.

Und:

Verzeihen heißt nicht, dass alles so weiter geht wie vorher. Verzeihen heißt, Verantwortung für sich zu übernehmen. Das impliziert durchaus auch eine Trennung, fordert sie vielleicht sogar, wenn das eigene Innere nicht mehr in der Lage ist, in einer schlechten Situation (z.B. fehlendes Vertrauen durch Vertrauensbruch zum Partner) zu leben.

Dann heißt es z.B. nicht

"Du hast mich betrogen" sondern

"Ich erkenne meine eigene Schuld am Geschehen. Ich möchte so nicht weiter leben. Ich werde mich trennen" oder auch

"Ich erkenne die Zusammenhänge, die zu der schlechten Situation geführt hat. Wenn sich diese verändern, wird mein Partner auch nicht mehr fremd gehen, da auch er seine Fehler erkannt hat."

Beides impliziert Verzeihen, aber mit unterschiedlichem Ausgang. Und ich habe die Freiheit und die Verantwortung für eine eigene Entscheidung. Ich akzeptiere die Situation und mache nicht andere dafür verantwortlich.

Viele Grüße
Jürgen

Viele Grüße
Jürgen
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ Asket & @ jjk_61
Danke für Eure richtig guten und lesenswerten Beiträge!
Das macht nachdenklich und bringt neue Blickwinkel!
Und das gilt auch, wenn es nicht so einfach für viele sein mag,
das auch in die Tat umzusetzen. Aber die Richtung stimmt ...
sehr schön...
...wer verzeihen kann, der ist ein glücklicher Mensch!
Hass tut nicht nur weh....er macht auch alt und hässlich!
Aber manchmal dauert verzeihen sehr lange!!!!
****61 Mann
1.223 Beiträge
Mich hat u.a. die Lekture vom Naikan mit seinen drei Fragen in diese Richtung gelenkt. Den Blick abzuwenden von den äußeren Dingen, bei denen ich das Gefühl habe, die Welt will mir Schlechtes und hinzuwenden zur eigenen Verantwortung für das Leben.

Vielleicht anders gefragt: Macht man Dinge kaputt, die einem lieb und wervoll sind ? Oder pflegt man sie nicht eher ?

Was gibt es wichtigeres als das eigene Leben ? Die Konsequenz lautet: Weg mit den Dingen, die schlecht für mich sind ! Fühle ich mich durch einen Menschen, vielleicht sogar durch das Leben betrogen, kann ich an den Tatsachen, die hinter mir liegen, nicht mehr viel ändern. Ändern kann ich aber meine Einstellung dazu. Das Prinzip heißt "Loslassen" und geht in die Richtung wie Verzeihen. Es gibt hierzu auch ein Buch, von dem meine Partnerin sehr überzeugt ist (Loslassen - die Kunst, die vieles leichter macht von Irmtraud Tarr). Ich werde es demnächst lesen. Es gibt aber eine Reihe von Büchern zum Thema.

Ich möchte noch einen Gedanken einbringen. Wie oft können wir es uns selbst nicht verzeihen, wenn wir etwas falsch gemacht haben ? Neigen dazu uns selbst zu bestrafen ? Nehmen wir an, dass Verzeihen der Verzicht auf Rache ist, dann würde bedeuten, sich selber zu verzeihen auf Strafen gegen sich selber zu verzichten. Wenn man weiterhin annimmt, dass Strafe erhalten auch eine Selbstwertminderung ist, bedeutet sich selber zu verzeihen eine Aufzuwertung des eigenen Selbst. Die katholische Kirche lässt mit der Beichte den lieben Gott verzeihen und es erleichtert den Menschen das Leben. Ich meine, das kann er auch selbst.

Liebe Grüße
Jürgen
****e69 Frau
481 Beiträge
Ich habe nun alle Beiträge zu diesem sehr interessanten Thema aufmerksam gelesen, da ich zur Zeit selbst betroffen bin. Aber das möchte ich hier nicht erläutern. Ich denke auch, dass man für sich selbst zu einem inneren Frieden finden muß, wenn die Gegenpartei nicht bereit ist, zur friedlichen Lösung eines Konflikts bei zu tragen. Nur redenden Menschen kann man helfen. Bei einigen Konflikten ist es sinnvoller, wenn man etwas Gras über die Sache wachsen läßt und dann irgendwann noch mal zu einem Gespräch zueinander findet, um es noch mal auf zu arbeiten. Denn manches, verfolgt einen doch manchmal sehr lange. Manchmal sind zwei Parteien so sehr emotional geladen, dass man zusammen nicht in der Lage ist, eine friedliche Lösung zu finden. Die Mediation kann ein geeignetes Hilfsmittel sein, wenn man zusammen den Alltag bewältigen muß. Ich selbst hatte solch eine Situation mal am Arbeitsplatz und war danach begeistert, dass man banale Probleme auch dadurch lösen kann, indem man sich auf das eigentliche Problem konzentriert und sich nicht gegenseitig versucht zu beleidigen oder in die Gegner oder Opfer Rolle zu verschanzen.

Weitere Informationen zur Mediation, sowie für welche Bereiche diese angewendet werden können, können bei Wikipedia nachgelesen werden. Hier noch eine kleine Begriffserklärung dazu:

Mediation (lat. Vermittlung) ist ein strukturiertes freiwilliges Verfahren zur konstruktiven Beilegung eines Konfliktes. Die Konfliktparteien - Medianten genannt - wollen mit Unterstützung einer dritten allparteilichen Person (Mediator) zu einer einvernehmlichen Vereinbarung gelangen, die ihren Bedürfnissen und Interessen entspricht.

Die meisten Menschen haben leider nicht gelernt, mit Konflikten umzugehen und einige tragen zuviel Egoismus in sich und wollen unbedingt als Gewinner aus einer Situation heraus gehen. Das sie dabei oft über Leichen gehen, das ist eben das Traurige. Menschen die Größe und Mut zeigen können, sind bereit das Gespräch anzubieten und nicht die Gegenpartei mit Dingen zu beleidigen. Beleidigungen weißen entweder auf Dummheit oder auf Angst der Gegenpartei hin, würde ich behaupten. Es gibt immerhin noch die Möglichkeit Dinge tolerant zu lösen, für den Fall, wenn beide Parteien weiterhin miteinander leben müssen oder arbeiten. Ich beziehe mich hier nicht nur auf die Partnerschaft, auch Konflikte mit Eltern, Familie oder am Arbeitsplatz verlangen oft nach toleranten Lösungen. Es gibt sehr viele Bereiche im Leben, bei denen man nicht als Gewinner oder Verlierer heraus gehen kann.

Was mich hier bei fast allen Beiträgen sehr beeindruckt hat, dass es hier doch noch einige sehr tiefgründige Männer gibt, die zu diesem Thema menschliches und nicht geschlechtsspezifisches beigetragen haben. Das beweist doch wieder einmal, dass auch Männer sich Gedanken für ein Miteinander (Geschlechts unabhängig) machen können, um Konflikte friedlich zu lösen. Vieles dazu wird ja oft schon im Elternhaus falsch vermittelt. Es wird wohl doch noch einige Generationen dauern, bis in den Köpfen die Rollen vom starken und schwachen Geschlecht verschwinden werden. Menschliche Stärke hat nichts mit dem Geschlecht, der Körperstatur, dem Wissensstand oder dem bisher geleisteten zu tun. Ein Vater muß auch seinem Kind gegenüber soviel Stärke beweisen können, wenn er ungerecht zu seinem Zögling war. Damit kann man Kindern schon beibringen, verzeihen zu lernen.

Ganz wichtig finde ich es auch, Dinge loslassen zu können, wenn man sie nicht beeinflussen kann. Vor allem wenn man von anderen belogen, betrogen und hintergangen wurde und sie auch sonst nur die Absicht haben, auf diese Weise ihr Leben fort zu führen. Wir sind ja zum Glück nicht alleine auf dieser Welt und irgendwo findet man wieder passenden Anschluß oder Menschen, die einen verstehen können.

Der ewige Egoist, Lügner oder Betrüger wird nicht ein Leben lang mit der gleichen Masche durch's Leben gehen können. Irgendwann fliegt auch er mal auf die Schnauze und bekommt dann vielleicht dadurch den richtigen Denkzettel verpaßt. Wer nicht in der Lage ist, im Dialog Dinge zu klären, dem soll man in seiner Scheinwelt weiterleben lassen.

Ich denke es ist sehr wichtig nicht selbst an etwas zu verzweifeln und somit seinen inneren Seelenfrieden zu finden. Es darf kein anderer Mensch es wert sein, dass man sich von ihm unterkriegen läßt. Dumme muß man in ihrem Irrglauben leben lassen. Rachegelüste und Hassgedanken sind die größte Verschwendung und außerdem eine weitere Genugtuung für die Gegenpartei, die sich in seiner Tat meistens auch noch bestätigt fühlt. Ich halte nichts davon, Menschen etwas heim zahlen zu müssen oder zu wollen. Statt dessen suche ich mir lieber sinnvolle Ablenkung, wie bei solch einem Thread z. Bsp., damit ich die unglücklich verlaufene Situation für mich besser verarbeiten kann. Dieses Thema enthält in diesem Thread sehr tolle Beiträge und beweist auch endlich mal, wie stilvoll man miteinander umgehen kann, wenn man die Dinge nicht oberflächlich betrachtet.
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ foxylady69 & jjk_61
Schon wieder starke Beiträge! Riesige Komplimente aus dem Antagharland an Euch beide.

Und welche eine Freude, hier auf jemanden zu treffen, der Naikan kennt.

Weiter so! Es wäre wünschenswert, wenn diese Beiträge so viele Mitglieder hier im JC lesen wie nur möglich - das könnte viel Leid auf dieser Welt lindern oder gar verhindern.

Und ein wichtiger Aspekt ist es tatsächlich auch nach unserer Meinung: Man muss sich auch mal selbst was verzeihen können (nicht zu verwechseln mit einem Freibrief ...)!
***et Mann
106 Beiträge
Tipping-Methode und Radikale Vergebung
http://www.tipping-methode.de/

"Wer kann heute denn von sich sagen, er habe niemals andere für sein Unglück verantwortlich gemacht? Echte Vergebung beinhaltet das vollständige Loslassen des Opferbewusstseins. Meine Absicht war es, den Unterschied zwischen zwei Arten der Vergebung klar zu machen: einer Vergebung, die das Opfer-Bewußtsein aufrechterhält, und Radikaler Vergebung, die uns von ihm befreit." Colin Tipping

Die Tipping-Methode der Radikalen Vergebung ist eine ungewöhnliche Synthese aus psychologischer und spiritueller Arbeit. Sie unterstützt Menschen dabei, mit sich und der Welt in Frieden zu kommen. Die Methode wird in Seminaren, Workshops und Vorträgen vermittelt. Die deutsche Ausgabe des Buches von Colin C. Tipping ist unter dem Titel “Ich vergebe - Der radikale Abschied vom Opferdasein” erschienen.
****61 Mann
1.223 Beiträge
Noch habe ich keine ...
... Erfahrungen mit Naikan. Habe mich aber nach Eurem Hinweis sofort damit beschäftigt und es ist mir sofort ein Licht aufgegangen. Nochmals Dank an Euch. *blume*

Wir beschäftigen uns jetzt schon seit drei Jahren mit allen Fragen um Beziehungen sowie Psychologie und sind sehr fündig geworden. Es gibt wirklich viel Literatur zum Thema. Wir ziehen überall etwas für uns heraus und langsam verdichtet sich das Bild, wie das menschliche Miteinander funktioniert.

Das denken wir immer wieder und sind immer wieder überrascht, etwas neues zu finden. Das Wichigste für uns ist es, den Weg aus dem eigenen Dilemma zu finden, der uns (und jeden anderen Menschen) seit der Kindheit belastet. Es macht uns angstfrei, selbst-bewußt und selbst-verantwortlich. Naikan ist dabei auch nur ein Baustein. Genau wie das Verzeihen (sich und Anderen) nur ein (großer) Schritt ist.

Es ist aber viel Arbeit mit Gesprächen (oft stundenlang), lesen und viel Nähe zum Partner erforderlich. Man schafft es definitiv nicht alleine, aber die Schritte muss jeder alleine gehen.

Viele Grüße
Jürgen
***et Mann
106 Beiträge
4 Schritte zur Vergebung nach Tipping
Erster Schritt: "Schau, was ich kreiert habe!"
Es ist ein spirituelles Gesetz – bestätigt durch die Quantenphysik und andere Wissenschaften – dass das, was in der Welt geschieht, ein Abbild unseres Bewusstseins ist. Wenn wir uns also sagen „Schau, was ich gemacht habe!“, dann öffnen wir uns für die Möglichkeit, dass wir an der Erschaffung dessen, was geschieht, einen Anteil haben. Wir lassen zu, dass unser Tun unserer Heilung und unserem spirituellen Wachstum dient. Dies ist unser erster Schritt auf dem Weg zur Übernahme von Verantwortung für das, was in unserem Leben geschieht.

Zweiter Schritt: "Ich bemerke, dass ich urteile und liebe mich trotzdem."

Dieser Schritt ermöglicht uns, unsere Menschlichkeit anzuerkennen und liebevoll anzunehmen. Als Menschen verbinden wir automatisch eine ganze Reihe von Beurteilungen, Interpretationen und Überzeugungen mit allem, was in unserem Leben passiert. Wenn wir dies jedoch klar erkennen, bewahren wir unsere Bewusstheit und können mit unseren Gefühlen und unserem authentischen Selbst in Kontakt bleiben.

Dritter Schritt: "Ich bin bereit, die Vollkommenheit in der Situation zu sehen."
Die Bereitschaft ist der wichtigste Schritt im Vergebungs-Prozess der Tipping-Methode. Dies ist der Punkt, an dem wir uns die Ansicht erlauben, dass sogar in diesem, von uns vielleicht als schrecklich empfundenen, Ereignis eine Art göttliche Vollkommenheit am Werk sein könnte. Und dass wir sie möglicherweise erkennen könnten, wenn wir imstande wären, das ganze Bild zu sehen.

Vierter Schritt: "Ich entscheide mich für die Kraft des Friedens."
Der vierte Schritt ist die Konsequenz der vorangegangenen Schritte. „Frieden“ meint hier die Art von Frieden, die wir fühlen, sobald wir bereit sind uns der Vollkommenheit der Situation hinzugeben. Dies gibt uns die Kraft, die wir brauchen, um in der Welt vollständig bewusst zu handeln.
*********mere Mann
19 Beiträge
Die Kunst der Versöhnung
Ein Grundgedanke, der auf den ersten Blick sicher schwer zu akzeptieren ist: Es gibt kein Böses, keine Bosheit auf der Welt.

Letztlich versucht jeder mit seinem Handeln, mit seinem Tun oder auch Nichttun, glücklich zu werden, oder anders gesagt: Persönliches Leiden zu vermeiden. Das führt natürlich trotzdem dazu, daß Leiden entsteht, bei anderen, bei mir selbst, denn: Des Einen Leid, des Anderen Freud. Versuche ich also mein Leiden zu verringern, schmälere ich unter Umständen eines Anderen Freude - und umgekehrt. Das ändert aber nichts daran, daß es keine bösen Absichten gibt, daß jeder unter gegebenen Umständen das tut, was er mit seiner bisherigen [unter Umständen dürftigen] Erfahrung für das Beste hält. Letztlich leben wir alle in einem riesigen Porzellanladen...

Das vorausgeschickt, möchte ich sagen, daß es auch nicht möglich ist, einen anderen Menschen zu verletzen. Was stattdessen geschieht ist Verletzt werden, ein passives, meist unbewußtes Berühren von wunden Punkten.

Und damit ist dann auch die Kunst des Verzeihens, ich würde lieber noch sagen: Die Kunst der Versöhnung, gar nicht so schwer zu erlernen. Es geht zunächst darum, die eigenen wunden Punkte zu betrachten, die Ursachen der Verletzung anzuschauen, die eben nicht in der Gegenwart liegen, sondern in der Vergangenheit, die durch die Gegenwart nur gespiegelt, wieder aufgerissen werden. Es geht darum, mich selbst mit meinem Schmerz auseinanderzusetzen, und zu erkennen, daß dieser Schmerz eben zu mir gehört, nicht zu dem Anderen, nicht zwischen uns beide.

Wenn dieser Schrittt getan ist, kann ich mich dem Anderen zuwenden. Da ich weiß, daß der Andere nicht so oder so gehandelt hat, um mich zu verletzen, da ich also ohne eine Erklärung und vielleicht neugierig dastehe, werde ich versuchen, zu verstehen, was denn nun eigentlich die Motivation war. Ich versuche zu verstehen, wie der Andere diesen oder jenen Weg eingeschlagen hat, mit dem Ziel, sein persönliches Leiden zu verringern, mit dem Ziel glücklich zu sein. Diese Haltung ist eine Haltung aus Zuwendung, Mitgefühl und letztlich Liebe - und in dieser Haltung allein verspürt man bereits einen Großteil der Erleichterung, welche die Versöhnung mit sich bringt.

Ein kurzer Prozeß ist das nicht, kann das nicht sein - aber einer der lohnendsten auf der Welt!
*******1979 Mann
288 Beiträge
verzeihen
es ist in machen dingen nicht sehr leicht (ich glaube das weiß jeder) aber für viele leute ist es schwer über ihren eigenen schatten zu springen und wieder auf den andren zu zugeben das man evt. einen fehler gemacht hat, weil das ja heißen würde zu zugeben das man schwächen die der andere kennt.

ich z b habe eine beste freundin, wir zoffen uns auch mal zwischen durch klar und wir reden auch wohl mal nicht miteinander (allerdings hält das nur ein paar minuten *ggg* ), weil dann der eine auf den anderen zugeht und sich entschuldigt oder einfach einen spruch bringt über dan man lachen muss.
und schon ist die sache wieder aus der welt. *ja*
*********ve_bw Mann
367 Beiträge
@ Antaghar
Hallo Ihr Beiden!

Nachdem jetzt einige Wochen ins Land gegangen sind, hier mal noch ein kurzer Abschluss meinerseits...

Ich habe mal die NAIKAN-homepage besucht und die betreffenden 3 Fragen herausgeschrieben - leider hab' ich schlicht und einfach nicht die Zeit, 'ne volle Woche in Besinnung zu gehen, jedoch tut allein schon das Nachdenken darüber irrsinnnig gut - danke für diesen überaus wertvollen Tipp!

Es ist verblüffend, wie sich innerlich einiges dreht, teils sogar umkehrt, wenn man mal tiefer in diese Fragestellung reingeht. Auf jeden Fall super heilsam!

Es hat mir sehr, sehr viel gebracht und war eine absolut wertvolle Hilfe im Prozess des Verarbeitens.

Ich kann das schlicht nur weiterempfehlen.

Nochmal danke.
Zur Ausgangsfrage
nachgefragt: Gab es einen konkreten Anlaß, um über Vergebung nachzudenken?


Kennt nicht jeder diese Momente der Aufregung, wo man später denkt, ach diese Kleinigkeit: Schwamm drüber

Die Momente der Aufregung, wo es einfach nötig wäre, dass der Verursacher dieser Aufregung ein einfaches "Entschuldigung" sagt, und man sich wieder runterfährt: Schwamm drüber

Wer kennt aber die wirklich harten Dinge: Betrug, Mißbrauch, Tod, großes Leid Verursacher?
Reicht da eine einfache Entschuldigung? Kann man da nach den Phasen der Wut, Trauer, Empörung, des Loslassens, vergeben, wenn nicht mal ein einziges Quentchen der Einsicht oder Entschuldigung von der anderen Seite kommt? Oder dieser Mensch, dem man vergeben sollte, gar nicht mehr existiert?

Ich für mich glaube, dass je nach Schwere der Verletzung und entsprechender Einsicht von der anderen Seite, die Vergebung erfolgen kann.

Vielleicht muss man auch noch berücksichtigen, ob der andere auch wusste, was er tat, ob Absicht dahinter steckte, Arglist usw.

Und vor allem, für wen ist es wirklich wichtig, dass verziehen wird?

Liebe Grüße
cat
*********sPaar Paar
159 Beiträge
@**t

Und vor allem, für wen ist es wirklich wichtig, dass verziehen wird?
Gute Frage, es lohnt sich darüber nachzudenken.

@ der thread bisher :

Einr sehr interessante und teilweise sicher auch lesenswerte Diskussion zum Thema Verzeihen
aber ....
schon mal daran gedacht, dass es auch Menschen gibt, die durch Rachegelüste nicht krank und unglücklich werden . Vielleicht gibt es ja Menschen die genau diese Gefühle brauchen um mit schlechten Erlebnissen fertig zu werden.
schon mal daran gedacht, dass ich mich zwar eventuell besser fühle wenn ich jemandem vergebe, diesen das aber nicht interessiert und wir nicht wieder "Friede-Freude-Eierkuchen" haben. Ich mag mich durch den Akt des Verzeihens für mich selbst von dem Problem lösen, aber für wie lange ?
Wenn der andere Part nicht gewillt ist, dieses "Problem" gleichfalls zu reflektieren, kann er es jederzeit wieder aufwärmen und mich von neuem belasten.

Ich persönlich verzeihe "kleine Sachen" sehr schnell, aber bei wirklich verletzenden Dingen habe ich lange bis ewig dran zu "knabbern".
Aber bei mir gehört es eben zum eigenen "Heilungsprozess" dazu.

Letztendlich muss es doch jeder selbst entscheiden, ob, wann oder in welcher Form er verzeihen kann und möchte.

Ulrike *zwinker*

*********sPaar Paar
159 Beiträge
UUPs
da habe ich das Zitat zu lang gemácht, aber ihr werdet es schon lesen können. *gg*

Ulrike
Kurz geschrieben
Verzeihen heißt
nicht vergessen
aber vergeben
nicht nachragend sein
aber Konsequenz daraus ziehen
und
für tun und Handeln GERADE ZU STEHN
Vergeben heisst ja dass dann die Versöhnung folgt und dass soll dann ja angeblich der beste Sex überhaupt sein, also....

naja, es kommt immernoch darauf an, was man vergeben soll
*********ve_bw Mann
367 Beiträge
@passionate85
ist schon richtig, was du schreibst - der versöhnungssex ist gigantisch;

jedoch ebenfalls, fast noch mehr richtig, ist dein folgender satz:

es kommt darauf an, was zu vergeben ist; *gr2*

solltest du den thread komplett verfolgt haben, kannst du ja auch sehen, dass es manche dinge gibt, die schlicht unverzeihlich sind...denn wenn das gegenüber eiskalt, berechnend und dreist vorgeht, ohne gewissen oder rückgrat - was soll man da noch vergeben können???

ich spreche hier nicht von harmlosen kleinigkeiten...
Entschuldigung
"Aber ich habe mich doch schon entschuldigt", sagte der Täter zu mir und glaubt nun damit alles vom Tisch gefegt zu haben.

Zwischen Daumen und Zeigefinger passt nicht mal eine Briefmarke mehr: so wenig Reue, Einsicht, Gefühl zeigte er dabei.

Es war quasi ein pro forma "Entschuldigung" - Murmler.

Nee, danke, ein Verzeihen wollte er bestimmt nicht von mir.
*********ve_bw Mann
367 Beiträge
@catdog77
stimmt - dieser aspekt ist bisher noch gar nicht (?) aufgetaucht - will mein gegenüber überhaupt verzeihung oder ist es ihr grad sch.....egal...? danke für diesen impuls...
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