@ mirielle
Du bedauerst es, dass sich hier kein Mann outet, der seine Frau (und / oder seine Kinder verprügelt). Er hätte ja auch mit einer massiven Reaktion zu rechnen, und da prügelnde Männer häufig feige sind ...
Ich will hier mal zwei Geschichten aus eigener Anschauung erzählen, selbst erlebt. Und in einer war ich der Hauptakteur. Ich erzähle sie so knapp wie möglich (und es wäre schön, wenn Du sie aufmerksam lesen würdest):
1.) Als Sozialpädagoge hatte ich mal vor vielen Jahren einen Termin bei einem Ehepaar. Es ging um eine Beratung. Es war Winter und es schneite kräftig. Der Mann kam fast eine Stunde zu spät - Stau. Seine Frau hatte mir die ganze Zeit schon die Ohren vollgejammert, wie blöd ihr Mann sei, und ich überlegte schon, wie ich ihr am besten die Frage stelle, warum sie dann mit ihm zusammen sei.
Nun zeterte sie ständig und meckerte in einem fort. Es war kaum auszuhalten, zumal sie das mit einer unglaublich schrillen Stimme machte, die einem in den Ohren wehtat. Der Mann entschuldigte sich bei ihr und mir. Ich winkte ab, denn ich kenne das, wie das manchmal ist, wenn es kräftig schneit und man nur meterweise vorankommt. Warum er nicht angerufen habe, schrie die Frau ihn an, und er erklärte ruhig und freundlich, dass leider sein Handy leer war und er außerdem extrem auf den Verkehr aufpassen musste, denn es war überall sehr glatt auf den Strassen. Und so weiter.
ich hätte gerne mit dem Beratungsgespräch begonnen, weil für mich der Punkt längst abgehakt war, aber die Frau hörte einfach nicht auf zu keifen.
Irgendwann sagte der Mann, sie möge bitte endlich aufhören, er sei ohnehin genervt und fertig, und er habe sich doch entschuldigt. Aber sie kreischte und schrie weiter. Auch meine Bemühungen, sie zu beruhigen, gingen ins Leere, die Frau war total hysterisch (anders kann man es in diesem Fall nicht ausdrücken).
Schließlich sagte er, wenn sie jetzt nicht endlich den Mund halte, sehe er keine andere Möglichkeit als ihr eine zu knallen. "Sehen Sie", keifte die Frau, "so ist es immer mit ihm!" Ich war nun selbst entnervt und wusste nicht so recht, wie ich reagieren sollte, während sie weiter auf ihn einschrie und ihn unflätisgt beschimpfte. Da gab er ihr eine schallende Ohrfeige, und endlich war Ruhe. "Sie können jetzt von mir halten, was immer Sie wollen", sagte er zu mir, aber ich konnte einfach nicht mehr anders." Sie blickte mich hilfesuchend an, doch ich verhielt mich vermutlich wenig professionell, packte meine Sachen, vertagte das geplante Gespräch und sagte zu beiden: "Wissen Sie, Frau ...., ich hätte an Stelle ihres Mannes Ihnen vermutlich auch eine geknallt."
Monate später rief mich der Mann an und bedankte sich (das beratende Gespräch hatte niemals stattgefunden), seine Frau habe sich völlig verändert und sie führten jetzt eine viel bessere Ehe, und das nur, weil ich mich an diesem Abend so verhalten hätte.
2.) In meiner letzten Beziehung hatte ich das Pech, dass meine Partnerin psychisch sehr krank wurde. Ich hab es zu spät gemerkt und vielleicht auch nicht wahrhaben wollen. Jedenfalls machte sie sonderbare Dinge, die ich zuerst auf Stress u. dgl. zurückführte (mein Fehler!). Unter anderem begann sie völlig überraschend zu saufen, und wie.
Das ärgerte mich natürlich, zumal es alles nur noch schlimmer machte. Eines Abends war sie bereits besoffen, als ich nach Hause kam. Ich war derartig deprimiert, gekränkt und verärgert, dass ich nicht wusste, wohin mit mir und meinen Gefühlen. Also meinte ich, ich gehe jetzt wieder und komme morgen zurück, es sei denn, sie verspreche mit hoch und heilig, heute keinen einzigen Schluck mehr zu trinken. Das versprach sie weinend, ging in die Küche und öffnete dort die nächste Flasche Sekt. Ich merkte es, weil ich zufällig mir in diesem Augenblick rasch ein Brot schmieren wollte. Das nächste Glas war bereits eingeschenkt und sie setzte gerade an zu trinken. Ich dachte, ich sehe nicht recht und verwies darauf, was sie gerade eben versprochen hatte. Sie trinke doch gar nichts, antwortete sie.
Ich schäme mich nicht dafür, dass ich das Glas aus der Hand schlug und sie anbrüllte. Doch als sie die Flasche aus dem Kühlschrank holte und einen Schluck aus ihr direkt trinken wollte, riss ich sie ihr aus der Hand und schlug ihr ins Gesicht.
Im nächsten Augenblick war ich einerseits über mich selbst entsetzt (ich, der friedlichste Mensch auf Erden, wie ich dachte, schlage eine Frau) - und andererseits erleichtert.
Wie es weiterging, ist hier nicht so wichtig, heute bin ich sehr glücklich. Aber beide Geschichten zeigen doch etwas auf, das für Dich (und alle anderen) nicht uninteressant sein könnte. Oder?