Jetzt bin ich wieder dran.
@ Cerberus:
Du hast natürlich jetzt einmal gewaltig vorgelegt, und was mir gefällt ist, dass Dein Standpunkt sehr konsequent durchdacht ist. Deshalb bin ich Dir gegenüber allein schon deshalb im Hintertreffen, weil ich mir bisher über diese Dinge nicht so groß Gedanken gemacht habe. Aber das ist ja das Tolle an diesem Club und v.a. an unserer kleinen Runde, dass man seinen Horizont erweitern kann durch das Kennenlernen anderer Standpunkte und v.a. weil man hier mit Menschen diskutiert, die sich ihre Meinung selbst gebildet und sie nicht von irgendwelchen Eliten übernommen haben.
Ich bin auch der Meinung, dass eine Diskussion über den Status des Menschen unter den Lebewesen absolut in diesen Thread passt, denn hier soll ja nicht nur Glaubensfragen behandelt werden, sondern die Weltanschauung allgemein.
Trotzdem, und ich habe auch aus Deinem Beitrag den Wunsch herausgelesen, möchte ich die Mensch-Natur-Debatte ein wenig abkürzen, damit sie nicht zu sehr aus dem Ruder läuft.
Zunächst einmal die Dinge, über die wir uns einig sind:
• Der moderne Mensch fügt dem Planeten mehr Schaden zu als er ihm nützt.
• Der Mensch hat nicht das Recht, die Erde und ihre Lebewesen konsumierend (verbrauchend, exploitierend) zu nützen, d.h. sie derart auszubeuten, dass irgendwann einmal nichts mehr da ist.
• Der Mensch hat nicht das Recht, sich über die anderen Lebewesen zu stellen in der Form, dass er annimmt, diese seien nur dazu da, um ihm zu dienen.
Jetzt kommen wir zu den Punkten, die wir ein bisschen unterschiedlich sehen:
• Uneinig sind wir uns über die Frage, warum der moderne Mensch überhaupt in die Position gekommen ist, in der er heute ist. Du begründest es allein mit Machttrieb. Ich hingegen behaupte, es ist die Fähigkeit des Menschen zu komplexen Denkvorgängen, die ihm ermöglichen, immer komplexere Werkzeuge zu bauen, die er auch anwenden möchte. Du entgegnest, dass auch Tiere komplex denken können, gibst aber auch zu, dass nur der Mensch diese ausdifferenzierten Werkzeuge erzeugen kann, schränkst aber ein, dass der Mensch dies nur macht, um seinen Machttrieb zu befriedigen. Ich möchte darauf antworten, dass Du natürlich nicht ganz unrecht hast, aber es ist MMN nicht nur der Machttrieb. Es ist auch der Trieb des Menschen, sich das Leben zu erleichtern (der hedonistische Trieb). Während seine Maschinen die Arbeit für ihn erledigen, kann er sich nackt in die Frühlingssonne legen. Es ist auch die Fähigkeit des Menschen zur Selbstreflexion, die ihn zu solchen Verhaltensweisen treibt. Ich behaupte einmal (und Du als in Bio zweifellos bessere von und beiden darfst mich natürlich korrigieren), dass das Lebensziel von Tieren ist, ihr Überleben zu sichern, sich zu vermehren, und das Überleben ihres Nachwuchses zu sichern. Der Mensch denkt darüber hinaus auch über andere Dinge nach; da zitiere ich gerne Doc Emmett Brown aus "Zurück in die Zukunft"
: "Woher kommen wir? wohin gehen wir? - Und die alles entscheidende Frage: Warum?"
• Du wirfst mir immer wieder vor, den Menschen auf eine höhere Stufe stellen zu wollen. Das weise ich entschieden zurück! Ich suche aber nach Erklärungen, warum der Mensch in der Position ist, in der er ist. Wir können ja nicht verleugnen, dass "moderne" Mensch die Erde heute prägt wie kein anderes Lebewesen. Ich sage ja nicht, dass ich das für gut finde; aber es ist nun einmal eine Tatsache. Nur weil ich diese Tatsache nicht verleugne, stelle ich den Menschen ja nicht auf eine höhere Stufe.
• Ich behaupte, dass es auch in der Tierwelt so etwas wie Egoismus gibt, was Du heftig verneinst. Am Beispiel des Löwen, der die Nachkommen seines Vorgängers tötet, sind unsere Meinungen aufeinander geprallt. Du meinst, er tut dies zur Erhaltung der besten Gene. Auf meinen Einwand, dass sein Vorgänger keine schlechteren Gene hat, sondern einfach nur älter war, antwortest Du, dass ältere Gene automatisch schlechter sind. Ich antworte Dir nun: Begibst Dich jetzt nicht DU auf ziemlich dünnes Eis? Die besonderen Risiken bei späten Schwangerschaften (am Beispiel des Menschen) bestehen in der mangelnden Qualität der weiblichen Eizelle, und weil die Gebärmutter nicht mehr für die Aufnahme eines Kindes bereit ist. Dass durch schlechte Spermienqualität gehäuft Behinderungen oder Entwicklungsrückstände entstehen, ist hingegen noch nirgends ausgemacht worden. Gib's zu: Dein Löwe argumentiert wie ein Mensch! Er tötet die Jungen des anderen aus Egoismus und erklärt treuherzig: "Ich tu's ja nur zur Erhaltung der besten Gene."
• Kein wirklicher Gegensatz besteht MMN zwischen uns in der Frage, ob in der Natur alles glatt läuft. Du hast es zuletzt so definiert, dass die Natur ein ausgeklügeltes System besitzt, das längerfristig gesehen alles im Gleichgewicht hält. Da erntest Du bei mir volle Zustimmung.
Wo ich heftig gegenargumentiert habe, ist Deine Behauptung, dass dieses Gleichgewicht so weit geht, dass alle Tierarten bei zu starker Ausbreitung und schwindendem Nahrungsangebot automatisch die Vermehrung einschränken. Das trifft MMN nicht auf alle Tierarten zu. Bei manchen kommt es regelmäßig zu Massenverendungen. Darüber freuen sich dann wieder die Aasfresser. Außerdem willst Du böse, böse Höllenhündin mir unterstellen, dass ich unter Bio-Gleichgewicht "Friede, Freude, Eierkuchen" verstehe - das möchte ich heftig dementieren!
• Unser heftigster Gegensatz besteht in der Frage, in wie weit der Mensch in die Natur eingreifen darf. Dabei haben am Beispiel des mitteleuropäischen Abwassersystems gesehen, wie unsere Meinungen auseinandergehen. Ich habe das Kriterium der ökologischen Bilanz in den Raum gestellt (die positiv sein muss, damit ein Fortschritt vertretbar ist). Du hast mir heftig widersprochen und mich als naiven Egoisten dargestellt. Ich gebe zu, dass wenn der Mensch eine ökologische Bilanz über ein Projekt erstellt, diese immer aus seiner Sicht ausfallen wird. Die betroffenen Tiere und Pflanzen werden nicht gefragt. Trotzdem stellt sich die entscheidende Frage: Was soll der Mensch dürfen und was soll er nicht dürfen? Und dass wir beide hier unterschiedlicher Meinung sind, ist kein Wunder, denn es ist schlicht und einfach eine der in den letzten Jahren am heftigsten diskutierten Fragen. Leider ist der Mensch ja in dieser Frage nicht so einfach in der Lage, komplex zu denken. Er tut sich leichter mit klaren Richtlinien. Wir haben in der Geschichte ja schon zwei Extreme kennengelernt: Das absolute Denk- und Fortschrittsverbot im Mittelalter, das seinen Höhepunkt zur Zeit der Inquisition erreicht hat. Damals herrschte das Motto: Gott weiß alles, der Mensch braucht nichts zu wissen. Wer trotzdem glaubt mehr zu wissen als der Klerus (als Vertreter Gottes auf Erden), betreibt Hexerei. Dann kam die Aufklärung, und plötzlich drehten sich die Dinge ins andere Extrem; nun herrschte die wissenschaftliche Doktrin vor, und die verlautete: "Wissenschaft muss alles dürfen". Das änderte sich eigentlich bis in die 1970er nicht. Erst seitdem treten immer wieder auch Mahner in den Vordergrund, die meinen: "Na Moment, alles zu dürfen ist auch nicht gut."
Und seitdem herrschen heftigste Diskussionen vor, was der Mensch dürfen müssen soll und was nicht; und unsere gesamten klugen Köpfe sind nicht in der Lage, das zu definieren. Der Mensch tut sich eben mit eindeutigen Geboten á la "Du darfst alles tun" oder "Du darfst gar nichts tun" doch leichter, wie es scheint.
Natürlich können wir die wissenschaftlichen "Errungenschaften" ab der industriellen Revolution in Frage stellen - und glaub mir, ich tue das auch!! -aber das darf wiederum nicht zu inquisitorischen Denkverboten führen. Du schreibst zwar, dass Du Dir darüber keine Gedanken machen willst, weil Du es nicht ändern kannst. Aber ich lasse Dich da nicht so einfach raus.
Wir zwei beide treten hier in diesem Thread als Weltverbesserer auf, also müssen wir auch verkünden, wie wir die Welt verbessern möchten. Kritik allein genügt nicht. Darum möchte ich Dich nach Deiner Meinung fragen (und zwar v.a. deswegen, weil ich - siehe oben - denke, dass Dein Konzept durchdacht und konsequent ist und einfach wert, es zu Ende zu denken): Also, wie weit dürfte der Mensch Deiner Meinung nach gehen? Wie weit darf Forschritt gehen, wo sind seine Grenzen?
So, jetzt ist die Mensch-Tier-Geschichte von meiner Seite einmal abgehandelt - aber sie hat sich ja ganz gut in eine allgemein weltanschauliche Debatte weiterentwickelt, wie ich finde.
Jetzt zu den anderen Dingen:
Also, die Sache mit dem Nabelschnurblut ist mir bekannt, aber eingefrorene Nabelschnüre? Hmmm, das hab ich verpasst, kannst mich da kurz drüber informieren?
Naja, tatsächlich ist es eher das Nabelschnurblut, das man erhalten und für spätere Krankheitsfälle des ehemals daran hängenden Menschen verwenden möchte. Ich habe aber auch schon einmal gehört, dass ganze Nabelschnüre eingefroren werden sollen, zu demselben Zweck. Ist aber nur ein kleines Detail, finde ich.
Viel gravierender finde ich die Sache mit den Ersatzteil-Embryos. Die entstehen bei der künstlichen Befruchtung als "zusätzliche", "unbrauchbare" Embryonen und werden normalerweise beseitigt. Für die Stammzellenforschung sollen sie aber eingefroren werden und ihren durch denselben künstlichen Befruchtungsvorgang entstandenen lebenden Brüdern als Ersatzteillager dienen.
Auf jeden Fall habe ich soeben was extrem krasses im Netz gefunden, wo ich nicht mehr nur den Kopf schütteln kann, sondern der Meinung bin, dass diese Wissenschaftler "gesteinigt" gehören, seht selbst:
Ich habe den Text gelesen und finde es schlicht und einfach grauslich, was da passiert. Da wird mir wirklich speiübel, wenn ich daran denke, was die da treiben. Da ist Frankenstein's Labor ein Vergnügungspark dagegen. Am ärgsten finde ich die Aussagen des Wissenschafters, der meinte, er werde die Labormäuse sofort töten, wenn er merkt, dass sie gefährlich werden könnten. Das haben die Erzeuger der "Killerbiene" auch geglaubt.
Übrigens, wie heißt die Serie mit der Labormaus, die die Weltherrschaft an sich reißen möchte? Pinky und der Brain! Ich glaube, diese Wissenschafter wurden von ihren Eltern zu lange am Fernseher gelassen in ihrer Kindheit. Ansonsten kann ja wohl nicht auf so kranke Gedanken kommen. Überhaupt kommt mir vor, dass diese Wissenschafter nie ganz erwachsen geworden sind. Die spielen mit Genen wie mit Legosteinen!
Und warum wird sowas eigentlich immer erst an Tiere probiert, die sich nicht wehren können, statt es gleich am Menschen zu testen?
Bei solchen Experimenten sollte ausschließlich der Selbstversuch zugelassen sein.
"Befinden wir uns also an der
Schwelle zu einer biologischen Renaissance, wie manche meinen? Oder säen wir
die Saat unseres eigenen Untergangs? Vielleicht sollten wir uns einmal näher
mit der Frage befassen, was wir eigentlich unter Fortschritt verstehen."
Genau diese Frage habe ich Dir ja weiter oben (in etwas anderer Form) gestellt. Ich werde auch gerne meine Antwort darauf geben, aber in einem Extra-Beitrag, weil dieser hier ohnehin schon zu lange wird.
Ich meinte nicht einfach Unfallopfer, die ein gebrochenes Bein haben oder so. Sondern solche, die jahrelang in Koma an lebenserhaltenenden Maschinen liegen, obowhl die Chance auf ein selbstständiges Leben ohne diesen Maschinen so gut wie nicht vorhanden ist bzw sich auch nach Jahren keine Besserung einstellt - siehe Fall Shivo in den USA (schrieb sich die so?) - immerhin ist nach so einer langen Komazeit ein normales Leben sowieso nicht mehr möglich.
Hier stimme ich Dir vollkommen zu. Ich bin auch der Meinung, dass man die passive Sterbehilfe (also das Abschalten der Maschinen) generell zulassen sollte, wenn (a) die Angehörigen dafür sind und (b) die Ärzte der Meinung sind, dass dem Patienten kein menschenwürdiges Leben mehr möglich sein wird.
Ist das jetzt ne Ausrede, weils Geld kostet oder ist es tatsächlich fairer????
Es ist keine Frage von Fairness, sondern des Geldes. Tiere zählen im Gesundheitswesen eben weniger als Menschen. Das ist MMN in allen Gesellschaften so, nicht nur beim "modernen" Menschen.
Ich habe übrigens eine Patientenverfügung, in der festgehalten ist, dass alle lebenserhaltenden Maßnahmen abgestellt werden sollen, wenn davon auszugehen ist, dass ich ohne solchen lebenserhaltenden Maschinen nicht mehr leben könnte.
Naja, das halte ich eigentlich auch für eine Selbstverständlichkeit. Wusste eigentlich nicht, dass man dafür eine Patientenverfügung braucht.
Interessant ist aber, dass Naturvölker viel weniger mit Krankheiten gestraft sind wie die westlichen Völker
Naja, immer wenn ich so etwas höre oder lese, frage ich: Wie ist die durchschnittliche Lebenserwartung bei diesen Völkern im Vergleich zu unserer? Es ist ja eigentlich ein bemerkenswertes Phänomen: Obwohl der "moderne"Mensch immer ungesünder lebt, steigt seine Lebenserwartung. Sie war noch nie so hoch wie heutzutage.
Es liegt daran, dass viele Krankheiten durch die Psyche entstehen, und da Naturvölker keine so verkorkste Psyche haben wie die westlichen, erübrigt sich wohl hier auch die ausführliche Begründung.
Das ist allerdings wahr.
Schließlich kommt es nicht selten zu Unverträglichkeiten mit den neuen Organen - und was dann?
Das ist sogar eine gravierende Sache bei Organtransplantationen, die von den Ärzten nicht sehr laut herausposaunt wird. Tatsache ist: Nach den meisten Transplantationen kann man nicht ohne ständige Medikation weiterleben, und das Immunsystem wird auch auf Sparflamme gehalten.
Nun also zum großen Thema "Angst vor dem Tod":
Ich weiß es ist langsam langweilig, aber ich sehe da auch wieder einen gewissen Schuldanteil in den I´s. Die haben schließlich das Fegefeuer, den Teufel und alle damit verbundenen Unannehmlichkeiten erfunden und lange, lange den Menschen erfolgreich Angst eingejagt. Heute gelingt ihnen dieses Angst einjagen zwar weniger,(...)
Natürlich sind die I's mitschuld daran, dass viele Menschen Angst vor dem Tod haben. Gerade im Alter denken viele Menschen darüber nach, was sie so getan haben im Leben, und dann fällt ihnen ein, dass sie doch nicht großen Heiligen waren, als die sie sich gerne darstellen würden. Natürlich plagt sie dann de Angst vor dem Fegefeuer. Andererseits bietet das Jenseits-Konzept der I's doch auch große Hoffnung. Wer mit sich selbst im Reinen ist, seine Sünden und Verfehlungen möglichst wiedergutgemacht hat, dem bietet sich die Chance auf das ewige Leben. Wenn man also die Lehren der I's richtig liest, so lindern sie sogar die Angst vor dem Tod. Das geht sogar soweit, dass der Tod als Paradies dargestellt wird - und islamische Selbstmordattentäter, die auf der Erde offenbar kein besonders erfüllendes Leben haben, beeilen sich, in dieses Paradies zu gelangen. Also allgemein zu behaupten, dass die I's die Angst vor dem Tod schüren, ist MMN falsch.
Drauf gekommen bin ich durch die Ausführungen der lieben Antaghars mit den Naturvölkern. Interessant ist hier nämlich, dass die Naturvölker keine Angst vor dem Tod haben, aber auch keinen Kontakt zu den I´s haben.
Es kann natürlich ein Wirkungszusammenhang bestehen - muss aber nicht. Du gibst Dir die Antwort ja eigentlich selber:
Ich könnte mir also durchaus denken, dass die Angst vor dem Tod AUCH was mit der Einsamkeit zu tun hat. Allerdings bin ich der Überzeugung, dass fehlende Wärme, Zuneigung und Emotionen in den frühen jahren der grössere Punkt dieses Problems sein dürften.
Das ist auch meine Meinung.
Und ich denke, dass diese Angst auch dazu beiträgt, warum viele Menschen nicht "loslassen" können, wenn es um das Leben von Unfallopfern, Altersschwachen oder das Leben von Frühchens oder eigentlich nicht selbstständig lebensfähigen Babys(...)
Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Dass bei einem Unfall die Angehörigen des Opfers nicht loslassen können, ist MMN völlig natürlich. Hier wird ein Mensch aus dem Leben gerissen; alle Pläne und Wünsche, die man sich gemeinsam mit ihm verwirklichen wollte, stehen in Gefahr, in einem Augenblick vernichtet zu werden. Da ist es doch klar, dass die Angehörigen diesen Menschen möglichst am Leben erhalten wollen.
Was Du mit Altersschwachen meinst, musst Du mir noch näher erklären.
Bezüglich Frühchens bin ich der Meinung, dass hier natürlich nicht die emotionale Bindung besteht wie beim beschriebenen Unfallopfer. Aber wenn man so ein winziges Lebewesen sieht, möchte man ihm doch die Chance geben auf ein Leben hier. Wer weiß, was aus dem Kleinen noch wird, vielleicht gewinnt er einmal olympisches Gold oder den Nobelpreis? Wenn die Chance besteht auf ein Leben, dann sollte man ihm sie doch geben. Das steht ja im krassen Gegensatz zu Deiner Meinung bzgl. Komapatienten. Bei letzteren besteht kaum noch Hoffnung, bei Frühchens hingegen schon.
Nun zu den lieben Antaghars:
Wer stets das Gefühl hat, in seinem Leben fehle noch etwas Entscheidendes, der hat auch Angst vor dem Tod.
Wer will schon sterben, wenn er insgeheim fühlt, noch nicht mal richtig gelebt zu haben?
Das ist ein wirklich wahres Wort! Am glücklichsten sterben all jene, die das Gefühl eines erfüllten Lebens gehabt haben. Aber ist es nicht natürlich, dass ein, sagen wir einmal, 40jähriger, der dem Krebstod ins Auge schauen muss, eher das Gefühl hat, auf der Welt noch etwas unternehmen zu wollen, als ein 80jähriger? Wer mit 40 glaubt, schon alles auf der Welt erlebt zu haben, was er erleben wollte, ist doch irgendwie arm. Andererseits denke ich für meinen Teil: Wenn ich in der Situation wäre, würde ich sicher eher an die schönen Dinge denken, die ich schon erlebt habe und nicht an jene, die mir fehlen.
Aber da ist noch ein anderer Aspekt, nämlich die Angehörigen. Die meisten, die jung sterben und Frau und Kinder hinterlassen, denken weniger an das, was sie selbst noch gerne gemacht hätten, als daran, dass die Versorgung seiner Liebsten nach seinem Tod gefährdet ist.
Und weil man sich das selbst meistens nicht eingesteht (es täte ja weh zu spüren, dass man die ganze Zeit haarscharf am Leben vorbeigelebt hat, also will man lieber nichts davon wissen), überträgt man es allzu rasch auf andere, auch auf Schwerstkranke, Alte, Sterbende, Frühchen oder schwerbehindete Babys und so weiter - und kann nicht loslassen.
Da stimme ich Euch teilweise zu. Wer mit Gewalt sehr alte oder schwerstkranke Menschen am Leben lassen will, handelt wahrscheinlich aus dem von Euch beschriebenen Grund. Bei Frühchen bin ich - siehe oben - anderer Meinung.
Kurz zu einem anderen Thema:
Und es gibt ja auch Menschen (wenn auch selten, zum Glück kennen wir einen), die mit Tieren kommunizieren können.
Naja, dass es Pferdeflüsterer gibt, wissen wir nicht zuletzt durch Robert Redford.
Aber so eine wie Frau Kinkade, das ist mir wieder einmal völlig neu. Wieder was dazugelernt. Wobei ich einfügen muss: Wenn mir das irgendjemand erzählt, dann lache ich darüber. Aber bei Euch ist das was anderes, da Ihr mit Sicherheit keine Behauptungen hinschreibt, die nicht in irgendeiner Form belegt sind. Muss doch eine faszinierende Gabe sein, mit Tieren kommunizieren zu können. Aber ist nicht die Denkweise und Logik von Tieren eine völlig andere? Was ich damit meine, ist: Selbst wenn unsere Tiere deutsch sprechen würden, würden wir sie verstehen?
(...)vor allem Katzen, die ohnehin zwischen den Welten ständig hin und her pendeln und sich manchmal mehr in astralen Ebenen bewegen als hier (...)
Entlarvt. Aber in meinem Fall ist es so, dass ich nun schon seit Jahren krampfhaft versuche, die Maus auf dem Mars zu fangen.
Erstaunlich und manchmal entlarvend ist, wie Tiere über uns Menschen denken.
Das würde ich - und jetzt ist kein Scherzmodus mehr dabei - wirklich gerne wissen, was meine Tiere über mich gedacht haben.
Zum Abschluss möchte ich nun in unserer weltanschaulichen Diskussion eine weitere Flanke eröffnen, und wieder kam der Anstoß von Euch, liebe Antaghars:
Alle Naturvölker, in welchen die Kinder von klein auf genügend Nähe und echte, emotionale Zuwendung bekommen, wissen zwar auch vom Tod (logisch!), aber fühlen sich dennoch nicht verloren und einsam deswegen.
Sind wir da nicht mitten in einer tagespolitischen Diskussion angelangt, die z.Zt. nahezu gleichlaufend in Deutschland und Österreich geführt wird? Und die mich doch ziemlich stark interessiert! Es geht nämlich darum, ob Kleinkinder ihre ersten Jahre nicht besser bei einem Elternteil verbringen sollten als bei Fremden?
Heute wollen die meisten Menschen, und insbesondere Frauen, Kinder und Karriere unter einen Hut bringen. Meine Meinung ist: Das geht nicht! Wenn ein Paar Kinder haben möchte, muss einer der Elternteile in den ersten Lebensjahren zu Hause bleiben. Ich bin der Meinung, dass dies nicht unbedingt die Mutter sein muss. Aber das Kind nach einem halben Jahr oder so in eine Krippe abzuschieben - da frage ich mich: Wozu habe ich das Kind gezeugt bzw. auf die Welt gebracht?
MMN merkt man an der aktuellen Debatte, dass viele Menschen nicht mehr wissen, was Liebe ist. Ein Kleinkind braucht die Liebe seiner Eltern dann, wenn es möchte. Und nicht wenn die Eltern gerade Zeit haben. So in etwa "ab 17 Uhr gebe ich Dir Liebe, aber dann gleich die doppelte Portion". Das geht nicht. Ich habe zwei Meinungen von Müttern aufgeschnappt, die ihre Kinder nach wenigen Monaten in so eine Krippe gegeben haben. Beide waren empört, dass man ihnen mangelnde Mutterliebe nachsagt. Beide waren der Meinung, dass die Kinder in der Krippe besser untergebracht sind als zu Hause. Begründung: Das eine Kind esse bereits mit 6 Monaten selbstständig. Das andere Kind könne bereits mit drei Jahren den Tisch decken. Toll - Elternliebe wird also daran gemessen, was ein Kind in einem gewissen Alter schon kann.
Etwas ähnliches haben in Österreich übrigens die Habsburger gemacht. Unter den Habsburgern gab es übrigens einen hohen Anteil geistig Behinderter, und der letzte Kronprinz hat Selbstmord begangen.
Jetzt bin ich gespannt, wie Ihr die Sache seht.