Kathalisator Selbstbetrug
Liebe Heho,
die schlechte Nachricht zuerst: Die meissten Menschen betrügen sich selbst!
Die gute Nachricht: Selbstbetrug ist positiv, solang er im eigenem Bewusstsein bleibt.
Das Paradoxe daran: Diese Form von Unehrlichkeit seinen eigenen Gefühlen gegenüber kann tatsächlich dazu dienen, zu eigener Ehrlichkeit zu finden in der Art, nüchtener, mit klarerem Blick in sich selbst zu schauen und damit zu sich selbst. Kann!
Das ist meine Theorie!
Ich denke, dass ich ein Mensch bin, dessen Leben überwiegend von den eigenen Gefühlen gelenkt wurde. Und dabei stand offensichtlich immer die Angst im Vordergrund.
Die Angst zu versagen, die Angst vor Schmerzen, die Angst nicht passend zu sein, jemanden zur Last zu fallen, in sich hineinschauen zu lassen. Die Angst verletzt zu werden. Die Angst etwas nicht gut genug zu machen, nicht genug zu tun, allein zu sein..., die Angst vor eigener Schwäche.
Ich erinnere mich an eine erste Erfahrung, da ich diese Angst durchbrach, indem ich mich selbst belog:
Ich war ca. 10 Jahre alt und einige meiner Mitschüler hatten Spass daran mich zu quälen, indem sie mich beim Sport auf die Matte warfen und mich derb kitzelten. Es war für mich so unaushaltsam, dass ich schrie und viel offene Tränen zeigte, was die Mitschüler animierte, mich immer wieder weiter zu quälen. Sie fühlten sich unheimlich stark dabei.
Eines Tages nahm ich mir fest vor, meine Gefühle nicht mehr zu zeigen. Ich hielt mich völlig regungslos, ignorierte meine Gefühle so sehr, dass ich tätsächlich kaum etwas spürte. Ich stellte mein Bewusstsein auf fast tot!
Die Schüler ließen schnell von mir ab und versuchten es nie wieder!
Das war mein erster Schritt durch bewusste Bewusstseinsunterdrückung mein Unterbewusstsein zu spüren, Härten zu ertragen und daraus die Kräfte zu entwickeln, die ich brauchte das Leben zu bestehen. Ich hatte mich selbst belogen mit meinen Gefühlen und sie dennoch nicht verloren. Ich bin empfindsam wie zuvor und das Paradoxe daran ist, dass ich heute das Kitzeln als erotischen Kik empfinde und es mir sogar wünsche: gefesselt, mir selbst vertrauend, dass es nicht weh tut.
Das ist sicher kein Rezept, aber es war offensichtlich für mich eine Erfahrung in vielen anderen Lebenssituationen ahnliches zu tun und mein Glas immer als halb voll betrachten zu können. Ich habe gelernt meine Gefühle, ohne sie zu verlieren, in Schach zu halten und immer einen Ausweg zu finden. Ich weine immer noch um jeden Verlust, aber ich ich achte darauf, dass ich ihn mit klarem Denken mit mehr Gewinn ausgleiche. Und wenn ich heute die vielen Verluste (die bleiben in bitterer Erinnerung!) auf die eine Seite der Waage lege und auf die andere Seite den Gewinn, dann wiegt die Zweite schwerer.
Ich denke, Heho, Du bist auf dem richtigen Weg.
Sei entschlossen für den Verlust und mach Dich so frei, um Dir wieder die Zukunft zu organisieren. Schenke Dein Leben Dir selbst und anderen, was Du für sie übrig hast, denn wenn Du Dich völlig verschenkst, kannst Du nicht mehr existieren und niemanden mehr etwas schenken.
Mit liebsten Grüssen, Latex-As