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Zutrauen und Vertrauen - mit den beiden war ich lange verfeindet, inzwischen kann ich sie besser verstehen.Der Unterschied ist ganz klar: Im Vertrauen liegt alles positive gegenüber einem anderem Menschen. Wünsche, Hoffnungen, Liebe. Ganz anders als das Zutrauen, denn darin ist all das auch vorhanden, doch zusätzlich vieles mehr. Mann kann einem Menschen zutrauen, ihm in bestimmter Hinsicht vertrauen zu können, aber eben auch, dass er einen mal fallen lässt.
Was die Parabel angeht, so galt mein erster Gedanke der Moral, die Fabeln beinhalten. Ich dachte an den Fuchs, der, fehlgeleitet von seinem Vertrauen, im Gift des Skorpion den Tod findet. Die Moral an seiner stelle müsste wohl lauten: Gib mehr Acht auf die Natur deines Feindes, denn er unterliegt ihr, selbst wenn er einen Schaden davonträgt, um dich zu verletzen. Also weniger Vertrauen in das Wort des Skorpions. Oder eben ein neues Kriterium zur Einschätzung des Verhaltens des Feindes, wenn es um die Frage geht: Was traue ich ihm zu?
Interessant ist auch die reine Tatsache, dass Skorpion und Fuchs verfeindet sind. Unter diesem Gesichtspunkt könnte die Moral lauten: Traue niemals einem Feind, und hilf ihm bloß nicht! Aber ob das eine für das Leben so empfehlenswerte Tugend ist?
Aber im Bezug auf Ver- und Zutrauen ist ganz klar das Zutrauen der favoriert: Hier wird eine realitätsbezogene Entscheidung bevorzugt.
Der Gedanke, der den meisten hier vielleicht entsteht, ist der, die Parabel auf Beziehungen zu beziehen. Der Gedanke an einen Menschen, der einem anderen vertraut, der vielleicht eine Beziehung mit ihm eingeht, und der trotz versprchen enttäuscht und verletzt wird. Und was lerne ich daraus? Istz die Lösung tatsächlich die, den anderen Menschen als Feind anzusehen und mich nicht mehr auf ihn einzulassen, ihm nicht mehr zu vertrauen sondern von anfang an bei jedem davon auszugehen, dass ihm zuzutrauen ist, dass er mich verletzt? Das kann nicht der Clou der Parabel sein.
Eine andere Betrachtungsmöglichkeit der Parabel ist der Fokus auf den Skorpion. Schließlich endet die Situation auch für ihn aüßerst unbefriedigend. Was lernt er daraus? Natürlich, wenn er sich nicht an seinen potenziellen Feind gerichtet hätte, hätte er sich selbst nicht gefährdet. Sollten wir uns also vom (in gewisser Weise gefährlichen) anderen Geschlecht fernhalten? Auch das kann nicht die Lösung sein.
Aber bei diesem Blickwinkel ist der eigentliche zündende Funken viel ersichtlicher: Natürlich geht es darum, sich selbst einzuschätzen. Oft tun wir Dinge, die rational betrachtet dumm sind und uns selbst schaden, und dabei helfen uns logische Schlussfolgerungen nicht weiter. Man benötigt eine Menge Fingerspitzengefühl um zu wissen, was man SICH SELBST zutrauen kann. Vertrauen in Logik bringt uns oft nicht weiter.
Und das ist ein Punkt, der nach meiner Meinung hier zu oft vergessen wird. Natürlich ist es wichtig, dass man lernt, Versprechen von anderen realistisch zu betrachten und nicht blind zu vertrauen. Aber ebenso wichtig ist doch, dass wir uns selbst gegenüber kritisch sind und auch uns zuzutrauen, nicht unfehlbar zu sein - schließlich sterben Fuchs und Skorpion gleichermaßen. Dadurch entzieht man sich einem enormen Druck, den man durch zu hohe Erwartungen an mich aufbaue, und gestehe mir ein, Fehler zu machen. Und kann gleichzeitig mit den Folgen meines Handelns rechnen, sie mildern und nach einer alternativ-Lösung suchen. Und damit mich und mein Gegenüber vor Verletzungen schützen, zumal wir ja den Partner selten als Feind verstehen...