Re: Wie reagiert der Sexpartner wenn ... dass er Vater wird
Was mich allerdings noch interessieren würde: wie reagiert der Sexpartner, also nicht der Lebenspartner, wenn ihm eröffnet wird, dass er Vater wird?
Wollt ihr dann nichts damit zu tun haben? Oder würdet ihr Kontakt zu dem Kind wollen? Würdet ihr die Affaire abbrechen?
Bzw. würdet ihr wissen wollen wenn sie schwanger wäre?
Meinem Mann ist das vor unserer Eheschließung passiert. Es ist ein sehr schweres Thema für ihn und für mich.
Er war damals der heimliche Geliebte einer frustrierten Ehefrau. Die wünschte sich - im Gegensatz zu ihrem Angetrauten - ein weiteres Kind.
Nach einigen
Safer-Sex-Sessions kam sie mit Argumenten wie:
"Wir sind doch beide gesund." (Sie hatten sich auf HIV testen lassen.)
"Ich nehme die Pille." (Was im Rückblick betrachtet nicht stimmte.)
"Ohne Gummi macht's mir einfach mehr Spaß." (Was wohl die meisten hier genauso unterschreiben würden.)
"Du kennst mich doch." (Was im Rückblick betrachtet ebenfalls nicht stimmte.)
"Bitte vertrau mir doch." (Was im Rückblick betrachtet ein Fehler war.)
Sofort nach diesem perfekt getimten "goldenen Schuß" hat sie den Kontakt zu meinem Mann abgebrochen und sich erst 3 Monate später - als sie in der 14. SSW war - wieder bei ihm gemeldet, um ihm mitzuteilen, dass er Vater werde.
Daraufhin hat mein Mann dieses e-Mail an den betrogenen Ehemann weitergeleitet, weil er davon ausging, dass das Thema, bei dem es nicht mehr nur um den diskret-verschwiegenen "Spaß an der Freud", sondern um die lebenslange Verantwortung für ein Menschenkind ging, nicht nur die werdende Mutter und ihn etwas anging. Der Gehörnte hat erst lange geschwiegen und dann kurz nach der Geburt meinen Mann angerufen und ihm gesagt, dass er das Baby seiner Ehefrau als sein eigenes aufziehen will und keinen weiteren Kontakt zwischen ihm und seiner Frau wünscht.
Mein Mann weiß gar nichts. Nur dass und wann das Kind lebend geboren wurde. Nicht ob es ein Junge oder ein Mädchen ist, keinen Namen, gar nichts.
Ihm geht es damit nicht gut. Besonders seitdem wir selbst Nachwuchs haben. Er fragt sich oft, was aus seinem ersten Kind geworden ist bzw. wird und ob dessen Mutter ihm jemals die Wahrheit sagen wird.
Das Oberhammer war aber das: Nachdem ich in einem anderen offenen Forum die Freude über meine letzte Schwangerschaft mit anderen werdenden Eltern geteilt hatte, bekam mein Mann von dem damals betrogenen Ehemann ein e-Mail, mit einer angehängten Datei. Es war ein eingescanntes Vaterschaftsgutachten, aus dem hervorging, dass der (ihm bekannte Name des betrogenen Ehemanns) nicht Vater des (Name des Kindes
geschwärzt) geboren am (der ihm bekannte Geburtstag) von der (ihm bekannte Name der Mutter) sei. Ich fand das ziemlich gruselig und auch gemein. Diese Menschen scheinen sich genau über unsere Familienverhältnisse informiert zu haben. Da meine Mann aus dieser Geschichte mir gegenüber nie ein Geheimnis gemacht hatte, war dieses e-Mail nur befremdlich und beunruhigend für uns - jedoch kein Schock für mich und gefährdete auch nicht (wie eventuell beabsichtigt) unsere Ehe.
Trotzdem blieb für uns ein flaues Gefühl dabei zurück.
Ich persönlich bin der Auffassung, dass nicht nur dieses, sondern
jedes Kind ein Recht darauf hat, zu erfahren, von wem es abstammt. Rein rechtlich hat mein Mann überhaupt kein Recht an dem Kind (Umgang, Besuch o.ä.) solange der Ehemann der Mutter die von Gesetz wegen vermutetete eheliche Abstammung nicht offiziell anfechtet.
Trotzdem wird unser eheliches Kind (heute noch kein Jahr alt) wenn es älter ist, von uns erfahren, dass es irgendwo auf der Welt ein älteres Halbgeschwister hat und wie dessen Mutter bzw. Stiefvater heißen. Schon allein, um unschöne Überrschungen nach dem Tod meines Mannes zu vermeiden. Da das Kuckuckskind gegenüber meinem Mann erbberechtigt wäre, sobald es Kenntnis davon erhält, wer sein biologischer Vater ist, finden mein Mann und ich es wichtig und richtig, solche Fakten zu Lebzeiten und im entspannten, liebevollen Familiengespräch aufzudecken.
Wie ich reagieren würde, wenn das Kind - als Jugendliche/r oder junge/r Erwachsene/r - irgendwann vor unserer Tür stehen würde? Wahrscheinlich mit unendlicher Erleichterung, dass dieses schwere Geheimnis endlich aus der Welt ist. Manchmal spüre ich die Versuchung, selbst Kontakt zu dem Kind aufzunehmen und ihm die Dokumente, die den Verdacht auf die Vaterschaft meines Mannes nahelegen, vorzulegen. Aber dann sage ich mir, dass es Aufgabe der Eltern (aller drei!) und nicht meine ist, dem Kind zu sagen, wer sein Vater ist.
Meine persönliche Meinung ist:
Das Ganze ist eine Riesensauerei!
Zu allererst dem Kuckuckskind gegenüber.
Und dem betrogenen Ehemann gegenüber.
Aber auch meinem Mann gegenüber, der sich von dieser Frau missbraucht fühlte und sich nach dieser Geschichte sehr schwer getan hat, wieder Vertrauen zu einer anderen Frau, d. h. zu mir, zu fassen.
Und sogar unserem gemeinsamen Kind gegenüber, das mit einem unklaren Familiengeheimnis aufwachsen wird und nicht wissen kann, ob es einen älteren Bruder oder eine ältere Schwester hat und wie diese/r heißt bzw. wie es ihm/ihr geht.
Und
last but not least fühle auch ich selbst mich davon betroffen, obwohl das Ganze vor meiner Zeit war, denn die langen Schatten dieser alten Affäre fallen auch auf mein Ehe- bzw. Familienleben.
Wenn ein Mann als Samenspender genutzt werden soll (z. B. von einer Frau, die mit einer anderen in in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft lebt oder deren Ehemann unfruchtbar ist), sollte er die Chance bekommen, zu erfahren, was aus dem Kinderwunsch geworden ist und - falls
sein Kind es wünscht - auch für eine Kontaktaufnahme zur Verfügung stehen. Als außerehelicher, unfreiwillger Samenspender ist er nach geltendem Recht völlig rechtlos, da nur der Scheinvater oder das Kind selbst ein Recht auf Anfechtung der Ehelichkeit haben, nicht jedoch er selbst als Außenstehender.
Noch mieser finde ich es, wenn beide Väter, d. h. der biologische Erzeuger und der Scheinvater sowie das Kind bzw. weiter (Halb-)Geschwister Gott weiß wie lang belogen werden und dann zufällig Jahre später herauskommt, was die untreue Mutter lieber für immer verschwiegen hätte. Deshalb bin ich - trotz aller Schwere - auch froh, von dem vorehelichen "Schattenkind" meines Mannes von ihm selbst vor der Eheschließung erfahren zu haben und achte ihn dafür, dass er den Kontakt zu dem Scheinvater gesucht hat, nachdem die Mutter jeden Konatkt abbrechen wollte.
Alles in allem sind solche Erfahrungen für mich ein Grund
a) nicht selbst fremdzugehen - was das Hinzuziehen einer dritten Person ins Ehebett nicht ausschließt, falls meine Mann und ich das wünschen.
b) bei sexuellen Kontakten, die ausdrücklich nicht der Zeugung dienen sollen, sondern nur aus Spaß an der Freud' stattfinden (d. h. fast immer) sehr gut auf Verhütung zu achten
und c) zu hoffen, dass mein Mann nicht nur seine Lust mit mir teilt, sondern auch selbst dazu stehen kann, wenn unsere Zweisamkeit nicht mehr reichen sollte, so dass Punkt a) auch von ihm offen und ehrlich ins Gespräch gebracht würde.
Aufgewühlte Grüße
BIanca