Wow, wer hätte das gedacht... ich bin erstaunt über die Ernsthaftigkeit, mit der hier bis ans Mark heran diskutiert wird.
Meine Meinung:
ich kann verstehen, dass es jemand irgendwie verlogen findet, auf die bösen Pelzträger zu schimpfen und sich dabei gemütlich in den Ledersessel am Schreibtisch zu lümmeln.
Der Punkt ist aber, dass wir nun einmal am obersten Ende der Nahrungskette stehen. Das tun wir, weil wir das am weitesten entwickelte Gehirn haben (ok, bei manchen Exemplaren unserer Spezies fällt das schwer zu glauben, aber faktisch ist es so
).
Diese Tatsache bringt aber auch eben das oberste Maß an Verantwortung mit sich. Es bedeutet nicht nur die meisten Rechte, sondern auch die meisten Pflichten.
Ich für meinen Teil versuche jeden Tag, einen für mich vertretbaren Mittelweg zu gehen. Ich käme NIE auf die Idee, mir einen Pelz zu kaufen oder nur umzuhängen.
a) finde ich es nicht schön, sondern tendeziell immer großmütterlich von der Optik her und b) hatte meine Mutter diesen Hang zu zweifelhaftem Luxus. Sie hatte eine Blaufuchs-Stola, die so gefertigt war, dass der Fuchs in Lebensechtheit noch dran hing, sozusagen. Die Beine mit den Krallen hingen noch dran, der Kopf war noch dran und das Maul war zu so einem Klemmverschluss umgearbeitet worden. Die Augen waren durch starrende Glassteine ersetzt worden. Diese Stola lag immer unten im Schrank und ich hatte jedes Mal einen Horror, wenn ich als Kind diesen Schrank öffnen musste und es ertragen musste, wenn dieser Fuchs mich anstarrte mit seinem toten Blick. Wenn meine Mutter die Stola trug, dann hingen diese Beine baumelnd an ihr herunter und der Fuchs biss sich selbst in den Schwanz.
Widerlich. Absolut abstoßend. Was daran habens-wert gewesen sein soll, das weiß wohl nur meine Mutter...
Wie gesagt, ich versuche, jeden Tag einen Weg zu gehen, der mir vertretenswert erscheint. Ich trage Schuhe aus Leder, weil sie mir einfach ein besseres Tragegefühl und mehr Komfort bieten als Schuhe aus schwitzigem Plastikmaterial. Ich habe eine Jacke aus Leder, weil ich den Geruch, die Haptik und das Tragegefühl mag. Ich schätze diese Dinge als Luxusgegenstände und ich halte sie in Ehren.
Ich esse Eier, ich esse Fleisch. (Milchprodukte vertrage ich nicht, daher stellt sich dieses Thema für mich nicht). Ich achte darauf, Bio-Qualität zu kaufen, weil mich der billige Massenkonsum abstößt und weil ich auch die Qualität von konventionellem Fleisch nicht mag.
Für mich geht es darum, zu schätzen zu wissen, was ich konsumiere und eine bewusste Entscheidung zu treffen GEGEN zu gierigen und zu unersättlichen Kommerz und FÜR ein bewusstes Nutzen der Tatsache, dass ich eben ein Mensch bin und dass Menschen schon immer Tiere konsumiert haben und ihre Häute genutzt haben.
Es geht in meinen Augen um das Bewusstsein. Darum, zu wissen, dass für mich Tiere sterben, WIE sie sterben und wie sie vorher gelebt haben. Dieses Bewusstsein werde ich auch meinem Kind weitervermitteln. Ob für ihn dann die Konsequenz sein muss, ganz auf diese Art von Konsum zu verzichten, das wird er einmal selbst entscheiden. Ich kann ihn nur soweit sensibilisieren, dass er nicht hirnlos und gleichgültig konsumiert. So wie ich selbst es auch nicht tue.