Dominanz/ Sadismus
Es ist eine Grundsatzdiskussion, und es wird schwierig, Sadisten und Dominante an einen Tisch zu bekommen und mit ihnen zu diskutieren, wer tiefere Substanz hat, wer sich dem Thema BDSM eher sinnvoll nähert.
Das gleiche gilt für devote bzw. masochistische Menschen.
Es geht um ein Spiel der Fantasien, und in den Fantasien der Menschen spiegeln sich Einstellungen, Erfahrungen und Vorstellungen.
Für den einen ist es die "psychische Machtübernahme", das Loslassen des eigenen Willens, der eigenen Kontrolle und das Sich-Hineingeben in ein zutiefst bewegendes Unterwerfungsszenario.
Für den anderen ist es das Sich-selbst-spüren, das Sich-finden im Schmerz und im Genießen des Schmerzes als Teilaspekt der Lust.
Und dann bringen sich noch die ein, die beides miteinander verheiraten.
Mir macht es keine Lust, Schmerz zuzufügen, es gibt mir nichts. Sehr wohl ist es tiefste Lust, zu erleben, wie sie meine Schläge annimmt, wie sie bereit ist, sich unter mir auch dem Schmerz zu fügen, weil sie weiß, dass ich es bin, der ihn ihr gibt. Nicht der Schmerz an sich ist die Lust, sondern die Selbstverständlichkeit, sich AUCH dem Schmerz zu unterwerfen.
Hinterfrage ich meine Einstellung zur Dominanz, komme ich IN MEINER WELT zu dem Schluss:
wenn Sub es genießt, Schmerz im Sinne der Bestrafung zu erfahren, wird sie mir entsprechenden Anlass geben und ein Fehlverhalten zeigen. Die Sehnsucht nach Schmerz ist gekoppelt an das Instrument Bestrafung. Sie wird also etwas tun, von dem sie weiß, dass der Schmerz die logische und zu erwartende Konsequenz ist.
Wenn ich ihr in diesem Bedürfnis folge und ihr genau das gebe, was sie erwartet, bin ich derjenige, der ausführt, REagiert, dem Wunsche der Sub folgt.
Ist das Dominanz?
Ich strafe nicht.
Meine Vorstellung ist, dass Sub kein Fehlverhalten zeigen muss, um Schmerz zu erfahren. Ich liebe sie, ich schlage sie. Das Prozedere, der Zeitpunkt, die Intensität bestimme ich. Sie muss mir keinen Grund liefern, "sie schlagen zu dürfen".
Vielleicht nähern wir uns dem Thema auch, wenn wir hinterfragen, wer sich denn in unserer anderen Welt eher adäquat verhält: der, der durch Charisma, Nähe, Kompetenz und Empathie führt, oder der, der Gewalt einsetzt, um sein Ziel zu erreichen.
Ich schließe mich Alre an: Als Mitglied der dominanten Fraktion genieße ich es, leise, sensibel und subtil zu dominieren. Der Blick, die Handbewegung, die Geste muss reichen, um sie auf ihren Platz zu bringen. Alles andere impliziert für mich mehr Zwang, Druck und Unterdrückung als die von Sub selbst gewollte, tiefe Unterwerfung in Freiwilligkeit.
Letztendlich muss ich wissen, dass ich einer masochistischen Frau nicht gerecht würde- ich wäre zu "weich". Ich benutze andere Führungsinstrumente als die, die sie sich wünscht. Sie wird sich bei mir nicht wiederfinden.
Und ich glaube, der/die devote Sub würde nicht den Seelenkick erleben, wenn der Sadist sich nähert. Er würde dem Wunsch der Sub nach einer ganz bestimmten Atmosphäre und Ausdrucksform keine Nahrung geben.
Sollen sich die finden, die gemeinsam genießen können, wie auch immer, denn eins verbindet uns: die Sehnsucht nach Intensität und Authentizität.
So long
B.