Interessante Diskussion ...
... mit noch interessanteren Protagonisten. Hier wurden viele wahre Worte gepostet, die man als interessierter, kritischer und selbstkritischer Mensch gerne mitnimmt.
Mein Beitrag befasst sich mit Partnerschaften und dem sagenumwobenen Begriff des Traumpartners.
Warum Partnerschaften schiefgehen, hat natürlich viele Gründe. Ein Stereotyp, das ich oft beobachte ist, dass
a) Frauen ihren Partner ständig verändern wollen und
b) Männer am liebsten wollen, dass alles so bleibt wie es ist.
Zwei unlösbare Gegensätze. Zwei Extrempunkte, die keiner für sich richtig sind. Am extremsten wird's, wenn zwei auf der Suche nach ihrem Traumpartner sind.
a) Die Frau bezeichnet ihren jeweiligen Mann als Traumpartner, ist sich aber durchaus seiner Schwachpunkte bewusst und möchte sie ihm austreiben.
b) Der Mann empfindet seine Frau mehr oder weniger als Traumpartnerin, sieht seine Beziehungsarbeit aber mit dem Gefundenahben derselben mehr oder weniger als beendet.
Das Problem ist, dass viele Menschen den Begriff des Traumpartners als statisch empfinden. Ganz so, wie es uns als Kindern in Märchen suggeriert wurde, oder als Erwachsenen in Hollywood-Filmen. Nach vielen Abenteuern und Wirrungen hat sich das Traumpaar endlich gefunden, über das weitere Leben informiert uns lediglich der Halbsatz "und sie lebten glücklich bis an ihr Ende".
Dass der Erfolg einer Beziehung ab dem Beginn tagtäglich erarbeitet - o.k., das ist ein bisschen ein trockener Begriff; sagen wir besser
erlebt - werden muss, geht in diesem statischen Konzept unter.
Realistischerweise muss man sich eingestehen:
a) Es gibt keinen Traumpartner. Zumindest nicht von Vornherein "aus dem Regal".
b) Eine Traumpartnerschaft entsteht in einem gemeinsamen Prozess.
Das bedeutet: Der "Traumpartner" ist ein dynamischer Begriff. Den kann man sich im gemeinsamen Wechselspiel aufbauen. "Im Gemeinsamen!" möchte man manchen Damen zurufen, die immer nur den Partner verändern möchten (und das auch noch in nicht schlüssiger Weise: Hat frau einen Mann genau deshalb als Partner gewählt, weil er in seiner zerissenen Jeans- und Lederkluft cool aussieht, will sie ihn nach einiger Zeit zum Anzugträger umfunktionieren - nur als Beispiel).
Der Begriff des "Lebensabschnittspartners" ist dabei ein hervorragender (Hallo Cerberus
). Ich bin sicher, dass Beziehungen, deren Protagonisten sich gegenseitig als Lebensabschnittspartner sehen, länger halten als solche, die sich versprochen haben zusammen zu bleiben "bis das der Tod sie scheidet". Wenn ich verinnerliche, dass ich meinen Partner nur einen unbestimmten Abschnitt meines Lebens neben mir haben werde, werde ich ihn viel besser schätzen. Wie Frau Sexy so treffend formulierte "Nur was man verlieren kann, lernt man lieben".
Wenn ich einen Porsche eine Woche mieten kann und dann wahrscheinlich nicht so bald wieder, werde ich in dieser Woche mehr damit herumfahren, als wenn ich ihn (unrealistischerweise) in der Garage stehen hätte. Wenn, wie bei uns im Burgenland, ein Heurigenlokal (= eine Weinschenke), nur eine Woche offen hat und dann lange nicht mehr, werde ich es eher besuchen als ein Lokal, das ganzjährig offen hat (das ist ein in der Realität tatsächlich zu beobachtendes Phänomen). Wenn ich in meinem Job einen befristeten 2-Jahres-Vertrag habe, werde ich wahrscheinlich danach trachten ihn zu verlängern (sofern mir der Job zusagt).
Genauso sollte man seinen "Traumpartner" als Lebensabschnittspartner sehen, und man hat es gemeinsam in der Hand, wie lange dieser gemeinsame Abschnitt sein wird.