Hallo sunnimaus,
möglicher Weise finden sich in dem Thread ähnliche Antworten wie meine - ich gestehe, ich habe nicht jeden Beitrag gelesen - aber ich kann dir recht klar den Weg beschreiben, wie ich zum BDSM kam:
Mein Anfang liegt etwa 46 Jahre zurück, damals war ich 14. Sexualität zu Hause kein diskutierbares Thema. PC's und noch weniger Internet waren erfunden. Literatur gab's offiziell gar keine und wenn, bestenfalls ab 18 unter dem Ladentisch.
Mit eben diesen 14 begegnete mir damals auf dem Heimweg von der Schule ein wenig älteres Mädchen in den damals auch gerade modischen oberschenkelhohen Stiefeln. Da hat es erstmals richtig "klick" gemacht. Ich war schon damals so "gepolt" - was meine Aufmerksamkeit über den "Durchschnitt" hinaus erregt hat, dem ging ich intensiv nach, und gab es auch nicht auf, obwohl es damals nichts "Weiterführendes" gab.
Als ich etwa so zwischen 18 und 20 war, erschienen die ersten zaghaften Zeitschriften bei uns, die sich mit dieser Art Stiefel befassten - aber auch mit anderen Fetischen, wie Lack- oder Lederkleidung... was immer ich in dieser Richtung zu sehen bekam, es gefiel mir immer mehr...
Etwas 5-10 Jahre später bewegte sich erotische Kleidung immer mehr in Richtung Latex... der Glanz gefiel mir zwar, aber der Geruch anfangs nicht... bis in mir der Gedanke wuchs, wenn das so viele mögen, probier's doch auch mal selbst... ein kleines Teil gekauft, ausprobiert... und schon war ein neuer, zusätzlicher Fetisch geboren. Es war ein ganz tolles und bisher nicht gekanntes Gefühl auf der Haut.
Die Beschäftigung mit "einschlägigen" Fetischen führte mich mit der Zeit auch in die BDSM-Szene... und (fast) alles, was ich dort an Spielarten kennen lernte, gefiel mir... und mit dem Aufkommen von PC's und Internet lernte ich immer mehr Spielarten kennen... je mehr ich auf diesem Weg kennen lernte, umso mehr wuchs meine eigene "Bandbreite", was alles erregend sein kann...
Ich fand mit den Jahren auch die passenden Partnerinnen dazu... konnte es nicht nur in der Fantasie, sondern auch in der Realität ausleben - und erfahren, dass meine anfänglichen Fantasien mir durchaus auch in der Realität meiner Sexualität entsprechen... so vielfältig sie im Laufe der Zeit geworden sind... und sie wachsen immer noch...
Anfangs nur als Dom "unterwegs", weiß ich heute auch "die andere Seite" gleichermaßen für mich zu schätzen. Ich habe (für mich) über die Jahre gelernt, dass nicht "entweder - oder" das Ziel sein kann, sondern "sowohl - als auch". Ich finde Sexualität in all' ihren Facetten einfach viel zu großartig, als dass ich mich da auf "Rollen" einschränken lassen möchte.
So nenne ich mich heute auch mit Stolz "Switcher" - auch wenn ich weiß, dass Viele damit nicht zu Recht kommen. Ich sehe das so: streng einseitig orientierte Paare bekommen bestenfalls 100% vom "Kuchen"... "Switcher" aber 200%... zwei "Kuchen"... zugegeben - auch nur dann, wenn sich eine entsprechend offene und freidenkende Partnerin findet... und das ist real nicht einfach - doch es gibt diese Freigeister... und man kann sie auch immer wieder finden, auch wenn's viel Geduld dazu bedarf.
Das war- stark verkürzt - mein Weg zum BDSM. Ich habe immer mehr kennen gelernt, und immer mehr als erregend empfunden. Ich lerne selbst heute noch dazu, bemühe mich aktiv, immer noch dazuzulernen... jeder Schritt war bisher eine Bereicherung für mich.
Für mich setzt aus heutiger Sicht nur noch die körperliche Gesundheit der Beteiligten eine scharfe, bisher unüberwindliche, Grenze. Dabei geht es weniger um "bleibende Spuren" - sondern um richtig ernsthafte Folgen des Tuns, wie etwa einer HIV-Infektion. Als "Fan" des freien Austausches jeglicher Körpersäfte ist das tatsächlich für mich ein höchst wichtiges Thema. Das aber auch relativ leicht zu lösen ist - jeder der Beteiligten macht schlicht eine HIV-Test (und idealer Weise auch eine Test auf Hepatits-C) - und wenn das "negativ" ausfällt, is' es gut... alles Andere ist im Ernstfall zwar lästig, aber in den Griff zu bekommen.
Das war und ist mein Weg....
LG,
DocWolf