Vergessen kannst Du nie, aber Hoffnung gibt es doch...
... das fällt mir ein zu diesem Thema... bin ganz durcheinander von den vielen furchtbaren Geschichten und gleichzeitig macht es mir viel Hoffnung, dass Ihr den Mut aufgebracht habt, offen darüber zu schreiben / reden, was Ihr erlebt habt...
Denn ich glaube, das ist die einzige Chance, auf Dauer über solche Erfahrungen hinweg zu kommen, oder zumindest mit ihren Folgen leben zu lernen....
Es ist seltsam: Ohne zu ahnen, dass ich ein paar Stunden später hier in diesem Thread landen würde, hatte ich heute abend zu einer Freundin gesagt, dass Leute wie ihr Grossvater und mein eigener Vater eigentlich im Knast hätten landen müssen für die Dinge, die sie mit uns Kindern "veranstaltet" haben - und die Frage gestellt, wie es eigentlich möglich ist, dass Menschen, die Missbrauch sogar an ihren eigenen Kindern mitbekommen, SCHWEIGEN, anstatt ihre Kinder zu schützen ?????
Und ich frage mich bis heute, was wohl in den Köpfen/Seelen/Herzen von Eltern vorgeht, die ihr eigenes Kind sexuell missbrauchen...???
Und ich bin meinem Schutzengel dankbar, dass ich heute nicht selber im Knast sitze, weil ich irgendwann vor lauter XXXX am liebsten den eigenen Vater erschlagen hätte... (Ich weiss: ein Tabu, aber es war mein ehrlicher Wunsch!)
Ich mag hier meine Geschichte nicht im Detail erzählen, zumal sie nur die alten Wunden wieder aufreissen würde... sondern ich möchte ein Zeichen der Hoffnung setzen:
Man kann darüber hinweg kommen!
Man kann trotz allem ein wunderbares Verhältnis zur Sexualität entwickeln!
Man kann wirklich Lieben lernen!
Man kann lernen, sich fallen zu lassen!
Zu vertrauen... zu geniessen... zu LEBEN!!!
ABER: Ohne Hilfe von aussen ist das fast nicht möglich, bzw. man verliert kostbare Lebenszeit....
ALSO: Wie schon einige andere gesagt haben: Reden, Reden, Reden, sich Freunden oder Partnern anvertrauen, und: Therapeutische Hilfe suchen, unbedingt!
DENN: Was diese Verbrecher (Ja, mein Vater ist auch einer!) als erstes schaffen, vor allem, wenn sie sich an Kindern vergreifen, ist es, bei uns dieses Gefühl von SCHULD und SCHAM zu erzeugen... und das müssen wir mit jeder Körperzelle später mühsam spüren und begreifen lernen:
Dass es eben NICHT so ist, das nicht WIR, die Opfer, Schuld sind, sondern SIE, die TÄTER!!!!
Und noch etwas aus der eigenen Erfahrung: Es gibt immer wieder "wohlmeinende" Menschen, die sagen, der erste Schritt zur Überwindung eines solchen Traumas sei das Verzeihen! "...Erst wenn man dem Täter verzeihe, könne die Heilung beginnen..." Das ist ein ganz furchtbarer Irrweg, der alles nur noch schlimmer macht!
Zu allererst muss man laut und deutlich anklagen und aussprechen wer was getan hat (Und selbst wenn es die eigenen Eltern sind!) Dann erst kann die Heilung beginnen...
Ich danke Euch für Euer Verständnis und verneige mich erneut vor Eurem Mut!
LeoneL