Philip Siegel, Autor des Artikels (und von 12 weiteren zum Thema Porno in Deutschland) hat eure Diskussion mit großem Interesse verfolgt und möchte gerne zu einigen Punkten/Fragen Stellung beziehen. Hier seine Anmerkungen:
Nach 13 Folgen Porno satt, hier auch einmal ein Foto des Autors.
Erst einmal herzlichen Dank für die rege Beteiligung an der Diskussion im Forum. Alice Schwarzer sorgt wie so oft für kontroverse Meinungen. Ich möchte hier kurz die Gelegenheit ergreifen, ein paar Bemerkungen loszuwerden, weil mir scheint, dass die Diskussion bisweilen am Artikel selbst vorbeizuschrammen droht.
1. Alice Schwarzer allein verantwortlich zu machen für ein wie auch immer mies geartetes Porno-Image hieße, der Frau zu viel der Ehre angedeihen zu lassen. Das ist richtig. Aber es ist nun mal halt so, dass keine andere Person in der jüngeren Geschichte Deutschlands für soviel Furore in Sachen Anti-Pornografie gesorgt hat.
2. Es wird gerne behauptet, es sei unfair, Alice Schwarzer so heftig zu kritisieren. Fakt ist nun mal – und das habe ich in dem Artikel nachzuweisen versucht -, dass die EMMA-Herausgeberin mit – wie ich dargestellt habe – nicht selten unlauteren Methoden ihr Ziel verfolgt. Da sie sich selbst als PorNo-Aktivisten an vorderster Front bezeichnen würde, muss sie sich auch gefallen lassen, wenn man ihre Behauptungen, ihre bisweilen fragwürdige Art zu argumentieren, einer Prüfung unterzieht.
3. Im Forum wurde verschiedentlich darauf hingewiesen, man hätte Alice Schwarzer zu Wort kommen lassen müssen. Tatsache ist, dass ich – wie im Artikel beschrieben – mehrfach versucht habe, Kontakt mit der Redaktion aufzunehmen. Ich habe die Co-Autorin des von mir aufs Korn genommenen „Interviews“ mit der sogenannten „Pornodarstellerin Kim“ von meinen Zweifeln in Kenntnis gesetzt, diese begründet und um ihre Meinung nachgefragt. Wie schon beschrieben, verliefen diese Versuche im Sande. So bat ich mehrfach, mir die Firmen, in denen „Kim“ angeblich „gearbeitet“ haben will, zu nennen – oder wenigstens die Städte, in denen die Porno-Drehs stattgefunden haben sollen. Keine Antwort.
4. Es wurde von dem einen oder anderen im Forum die Ansicht vertreten, dass Pornografie selbst schuld sei an ihrem miesen Image (grottige Filme, miese Machart, stumpfe Darsteller) und es dafür wahrlich keine Alice Schwarzer brauche. Stimmt: kein anderes Filmgenre wurschtelt in einer derartigen Grauzone wie die Pornografie. Aber: Pornofilme entziehen sich auch wie kein zweites Genre einer sogenannten objektivierbaren Qualitätseinordnung. Pornos sind IMMER Geschmackssache. Es gibt weder „erstklassige“ noch „schlechte“ Pornos. Was für denen einen die totale Anmache bedeuten kann, ist für den anderen schlicht abstoßend – und wohl auch umgekehrt. Alice Schwarzer mag (inzwischen) aus einer anderen Zeit stammen, aber die PorNo-Kampagnen haben dafür gesorgt, dass Pornografie verstärkt mit exzessiver Gewalt gleichgesetzt wurde, und das aufgrund einer – wie ausgeführt – unfairen Argumentationsführung. Diese Verknüpfung von Porno und abstoßender Gewalt ist bis heute in den Köpfen virulent wirksam, mal mehr, mal weniger; aber erst recht bei den gesellschaftlich relevanten Kräften. Ergänzend muss ich hinzufügen, dass Pornografie mit der Zeit tatsächlich immer gewaltsamer geworden ist (wenn auch nicht in der von Schwarzer angeführten mitunter bizarren Erscheinungsform von zerstückelten und ermordeten Frauen), und zwar pardoxerweise in dem Maße, wie die EMMA-Kampagne als rückwärtsgewandt erscheinen mag. Aber Gewalt, das ist kein Phänomen, dass allein auf Pornografie zutrifft. Es ist eine allgegenwärtige Tatsache, dass Gewalt in allen Bereichen des Lebens zunimmt. Ob auf dem Berlin/Alexanderplatz, in den Kinos und in den Videospielen, ob im Fernsehen, auf den Kriegsschauplätzen – oder eben in der Pornografie.
Soweit einige Punkte, die zu erklären ich notwendig fand. Ich hoffe, der ein oder andere kann etwas damit anfangen. Abschließend noch ein Dankeschön: Über 13 Folgen zu meinem Buch PORNO IN DEUTSCHLAND durfte ich hier im Joyclub in Ausschnitten zum Besten geben. Ich hoffe, diese REISE DURCH EIN UNBEKANNTES LAND war interessant.