@*****ada:
Großartige Beiträge, das vorweg, denn ich gehe nur auf ein paar Punkte ein, insgesamt stimme ich Dir dagegen zu.
es ist offensichtlich dass wir in den meisten Pornos eine Form von Sexakt sehen, dass die Frau in ihrer Weiblichkeit nicht würdigt, sondern der Darsteller die Darstellerin so nimmt, wie der Mann es denkt sie würde es mögen. In der Realität mag die Frau eine ganz andere Art von Erotik und andere Art von Befriedigung
In der Realität mag Mann auch etwas anderes. Der männliche Darsteller im Porno wird genauso zum Objekt gemacht, wie die weibliche Darstellerin. m.E. oftmals noch mehr - in vielen Pornos sieht man vom Mann kaum mehr als seinen Schwanz und die umliegende Körperregion.
Der typische Porno stellt halt
eine bestimmte Art von Sex da. Sicher eine, die Männer eher noch anregend finden als Frauen, doch vor die Wahl gestellt, innig mit einem geliebten Wesen zu verschmelzen oder ein williges Bückstück mechanisch durchzuficken - ich hoffe ich irre mich hier nicht dramatisch in meinen Geschlechtsgenossen, wenn ich sage die Wahl ist einfach.
dass der Porno nur für den Mann als Triebabfuhrmedium dient, damit er sich nicht bemühen mus eine wirklich Frau ins Bett zu kriegen und sich bemühen muss zu lernen wie eine Frau befriedigt werden möchte? Weil er keine zeit oder keine Lust drauf hat oder es nicht für nötig hält?
In der (grandiosen) Männerzeitschrift "EGO" (gibt es leider nicht mehr) gab es mal einen sehr guten Artikel mit der Überschrift: "Kann sein, daß Frauen ihren Orgasmus brauchen. Aber was zum Teufel geht uns das an?"
Der war provokant wie Alice Schwarzer, aber besser durchdacht. Viele Männer sind schlecht im Bett nicht weil sie nicht, sondern weil sie
zuviel über die Befriedigung der Frau nachdenken. Seit Jahrzehnten gibt es dieses Bild, das von Feministinnen, Bravo, Pornos, Hollywood und überhaupt allen Medien erzeugt wird, daß ein richtiger Mann weiss, wie man eine Frau befriedigt und das auch hinkriegt. Fast nirgendwo wird die
gegenseitige Befriedigung als die gemeinsame Entdeckungsreise, die sie ist, repräsentiert. Entweder Mann ist der Held und Könner (Porno, Hollywood) oder Mann ist das egoistische, inkompetente Arschloch (Feminismus) oder Mann ist derjenige, der mit der richtigen Technik, Einfühlung, etc. etc. für das Gelingen verantwortlich ist.
Der Erwartungs- und Erfolgsdruck, der so aufgebaut wird, führt absehbar zu schlechtem Sex und nicht zur Befriedigung des Partners.
Im Endeffekt, und da hat der genannte Provokationsartikel den Nagel auf den Kopf getroffen, ist diese ganze Fixierung auf Befriedigung, Orgasmus, etc. total bescheuert. Ich bin ein Mann, und ich habe schon verdammt guten Sex gehabt, bei dem ich nicht gekommen bin. Und das war schon, bevor ich mit Tantra angefangen habe.
Der Porno ist wie der Actionfilm: Er stellt keine Realität dar, er überzeichnet und verfremdet und wer das Dargestellte für real oder erstrebenswert hält, der braucht professionelle Hilfe.
In beiden Fällen liegt das daran, daß interne Vorgänge externalisiert werden. Beim Actionfilm werden Auseinandersetzungen, die in der Realität verbal, sei es im Dialog oder im Gerichtssaal, geführt werden in primitive körperliche Handlungen umgesetzt. Nicht viel anders ist der Porno, denn das was beim Sex wirklich passiert, ist im Kopf, im Herz, im Inneren und entzieht sich damit dem Film.
Deshalb gibt es kaum Filme, die tatsächlich Sex zeigen. In Shortbus ist eine Szene, die für mich Sex darstellt. In Pornos habe ich noch keinen Sex gesehen.