Vielen Dank für deinen Beitrag, Meteora. Ich finde es interessant, endlich mal eine Coming Out Story von der anderen Seite zu hören und finde es toll, dass es immer mehr Eltern gibt, die so reagieren wie du.
Bei mir war es nicht ganz so toll. Ich habe ein Jahr lang immer wieder Andeutungen gemacht, um meine Familie langsam an das Thema zu gewöhnen - erfolglos.
Das lief mit 16 ungefähr so:
"Ach übrigens, Schwester (ich schreib die Namen jetzt mal nicht hier rein),du kennst doch diese Freundin von mir,die A., wie findest du die?"
"Ja, die ist cool drauf!"
"Ja, nee? Die ist bi hat sie mir letztens erzählt. Cool, oder? Hätt ich gar nicht gedacht."
"Was? Ist ja E_KEL_HAFT!"
Oder
"Mutter, mein Bruder ist jetzt schon 15 und ich hab ihn noch nie mit einem Mädchen gesehen, glaubst du, er interessiert sich vielleicht für Jungs?"
"Was fällt dir ein!!? Diese Krankheit gibt es bei uns in der Familie nicht!"
"Ja aber der Cousin in Belgien ist doch schwul!"
"Er ist nur dein Halbcousin zweiten Grades und außerdem haben sie ihn geheilt!"
Ein Jahr später, mit 17 hab ich mich in einem Kreuzworträtsel-Schnitzeljagd-Irgendwas-Gespräch bei meiner Ma geoutet.
Sie wusste nämlich, dass ich jemanden kennen gelernt hatte und wollte diesen jungen Mann, dessen Namen ich ihr pasdetout nicht Preis geben wollte, bei einem gemeinsamen Abendessen kennen lernen. Da musste es halt raus. Erst dachte sie, ich würde sie veräppeln, anschließend wurden Heilungsmethoden vorgeschlagen wie Therapien oder Heilanstalten u.Ä., danach wurde monatelang nach einem Grund gesucht (XY hat dich angesteckt, dein Vater ist Schuld blabla). Meine Partnerin wollte sie auch nicht mehr kennen lernen, es wurde mir außerdem verboten, mit jemandem darüber zu reden. Sie war angewidert von mir und sauer aber mit der Zeit hat es sich gelegt und meine ganze Familie hat sich daran gewöhnt und akzeptiert es. Auch wenn die drei älteren Schwestern sich anfänglich ebenfalls sehr schwer getan und Tränen vergossen haben.
Manche Menschen brauchen halt Zeit, manche brauchen ein neues Herz und Gehirn, von meiner Verwandschaft mütterlicherseits wurde ich "verstoßen", man meidet mich, nennt mich Sodom oder Gomorrha,worüber ich aber herzlich lachen kann
Meinem Vater habe ich es bis heute nicht gesagt, er ist ein religiöser Fundamentalist und ich kenne seine 72 Jahre alte Einstellung bzgl des Themas.
Auch, wenn es mich sehr wundert, dass ihn die Nachricht noch immer nicht erreicht haben soll. Mal sehen. Morgen besuch ich ihn.