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Polyamorie

Viel gesehen, viel verpasst.
Zu lange haben wir in einer sehr prüden Welt gelebt, in der Sex nur etwas war, (dank unserer wunderbaren Kirche) um Kinder zu bekommen.

Dank Deinem Satz Kitto, könnte man/frau sich auch drüber unterhalten ob PolyAmorie die Worterfindung ist, die der Liebe nach einem gewissen Alter dient. Weil viele zwangsweise - wegen der Kirche und prüderen Zeiten, wie Du schon erwähnst - eine gewisse klarere Form von PolyGamie verpasst haben.

SeniorenLiebe, wie ein anderer Teilnehmer hier kurz reingeschmissen hat, finden wir eher abwertend gegenüber älteren Mitbürgern, aber wir können uns auch sehr gut vorstellen, daß der Begriff PolyAmorie ein müdes Lächeln bei jüngeren Mitgliedern der Gesellschaft verursacht. Vielleicht sind ja auch deswegen nicht so viele unter 30 J.alt Mitglieder in diesem Thread vertretten.

Einen schönen sonnigen Samstag noch an alle!

LG
*engel*

PS. Wir haben auch ein müdes Lächeln, für Leute die versuchen mit einem "denke an Einstein grade" ihren Beitrag intelligent aussehen zu lassen. Und der Verstand der jenigen, die darin eine rechtfertigte Assoziation sehen ist uns auch verdächtig. Individuelle Ansichten eben. Nur so am Rande erwähnt.
ES
@****tta
Zu Deiner Frage
Wofür steht dann Deiner Meinung nach das Wörtchen „Es“ im Gedicht?

Erich Fried schrieb immer wieder "Es ist wie es ist sagt die Liebe" als Antwort auf Zweifel.
Ja, es könnte Polyamorie sein, ABER es ist eigentlich ALLES was sein kann, und was eben ist. Für mich bedeutet das "ES" das Leben mit allen Höhen und Tiefen…

Oft scheint unser Leben mehr Hindernisse für uns bereit zu halten. Wenn wir sie annehmen, ja sie vielleicht sogar lieben, passiert etwas in uns…

Das heißt nicht, dass man immer glücklich ist, das man mit einem Smily-Face rumrennt, dass man alle Menschen liebt… aber es kann eine bestimmte Ruhe in einem einkehren.

Erich Fried redet für mich über Akzeptanz des Lebens, die man erst durch die Entdeckung der Selbstliebe finden kann… meiner Erfahrung nach.

Obwohl bei Sigmund Freud steht das "ES" für was ganz anderes *g*

lg
kitto
****tta Mann
3.463 Beiträge
@kitto
Jetzt habe ich mir grade die Mühe gemacht Polyamorie in das Gedicht einzusetzen (liest sich wirklich gut) und dann warst Du schon fertig mit Deiner guten Antwort.
die innuit haben kein wort für schnee. er ist ihre welt. aber sie haben 17 verschiedene worte für dessen zustand.

Ja, DAS ist es, war in meinen Hirnwindungen schlief und den Weg in die Tasten bisher nicht fand. Daran muss ich bei "Liebe" auch immer denken.

Danke!
17 verschiedene...
..worte für den zustand.

ja, ich denke, für das 'liebeswort', die gefühle, die es ausdrücken soll, die zustände, die es beinhaltet und die menschen, denen gegenüber wir das wort in den mund nehmen ...kann es nicht etwas wie einen 'gemeinsamen nenner' geben.

um aber auf den begriff polyamorie zurückzukommen...
am einfachsten erklärt er sich, wenn man ihn neben polygamie stellt.

irgendwer sah irgendwann eine notwendigkeit, den begriff polygamie zu ersetzen (zu erweitern?).
polygamie versus monogamie bedeutet sex mit mehr als einem anderen menschen oder sex haben außerhalb einer bestehenden beziehung.
die betonung liegt auf dem sexuellen.
polyamorie schließt bewußt gefühle mit ein und evt. entstehende erweiterte beziehungsgeflechte, außerdem eine gewisse offenheit...aller beteilligten.

ein mann, z.b., der einen diskreten seitensprung hat und in den seitensprung auch verliebt ist...würde vielleicht von denen, die den begriff polyamorie ins leben gerufen haben, nicht als polyamourös bezeichnet...

ich denke gerade daran, dass ich öfter bei swinger-paaren gelesen habe, dass sie gefühle (im sexuellen abenteuer mit anderen) bewußt und im vorfeld ausschließen. das ist dann eher polygam.

auch denke ich an eine site für bisexuelle, über die ich virtuell mal gestolpert bin. dort fand ich interessant in einigen biografien zu lesen, dass ein mensch, der seine bisexualität (gemeint war hier nicht bi-neugier oder bi-interesse, bi-neigung) auslebt, schlichtweg nicht monogam sein oder fühlen kann. das schien mir sehr schlüssig, denn es ging eben nicht nur darum, sex mit dem (jeweils) anderen geschlecht zu vermissen, sondern bewußt die gefühle und eine mögliche beziehung nicht ausklammern zu müssen. ebenso, dies nicht heimlich, am (lebens-)partner vorbei tun zu müssen, sondern in einer offen kommunizierten form.


dieses einbeziehen von (tiefen) gefühlen und einem erweiterten beziehungsgeflecht ohne (die in affairen oft üblichen) heimlichkeiten...ist im begriff polyamorie enthalten im vergleich zu polygamie...

...fällt mir gerade ein...

sophia
Polyamorie
Eine unglaubliche Geschichte..Ich lebte mit meiner damaligen Freundin gut acht Jahre zusammen als die Beziehung aus welchen Gründen auch immer auseinander ging.Wir lebten monogam waren uns treu und eher konservativ.Dann hatte ich das Glück Nici kennen zu lernen sie war ein richtiges Früchtchen sah mich wohl mal im Fitnessstudio und fand mich ganz lecker.Ihre offene Art und leichtigkeit weckte mein Interresse.Als sie mir erzählte das sie Swinger wären aber auf stupides Rumgebumse keine lust mehr hätten war ich zunächst schockiert und neugierig zugleich soetwas ist mir noch nie unter die Augen gekommen...das schärfste war sie ist Verheiratet und sie suchten etwas für eine dreier eventuell später eine vierer Geschichte.Man war ich baff..aber ich liess mich darauf ein.Wir lernten viele Frauen und Männer kennen aber wir sind mit unterbrechung jetzt schon acht Monate zusammen.Schwierig war die Zeit als ich dort mit ihrem Mann und Kind zusammen wohnte.Für Gefühle kann man halt nichts und ich Liebe sie von ganzem Herzen und der Sex mit ihr ist so innig wie nie zuvor.Tja Heute Abend sehe ich sie wieder und ich kann euch nur sagen ja es gibt Polyamorie und ich es ist das schönste was mir je in meinem leben passiert ist.
Antwerp, 2019. Foto: Franck Stunn (not on JC)
********r_MA Mann
420 Beiträge
Ein Versuch..
Mal unabhängig davon, wen ich wie liebe - meine Mutter sicher anders als meine Freundin - und zu wievielen Personen ich gleichzeitig ein Verhältnis haben möchte oder kann, geht es mir persönlich bei der Polyamorie um eine Beziehungsdefinition dem (den) Partner(n) gegenüber. Nämlich in dem ich gerade nicht verlange, fordere, erwarte, dass er / sie treu ist, nur mich (und das bis zu Ende unserer Tage) liebt.
Polyamorie ist also in erste Linie etwas, was ich geben, schenken kann, bedeutet Freiheit für mein Gegenüber. Das soll nicht heissen, dass es keine Regeln gibt (diese sind aber zu verhandeln). Und es heisst auch nicht, dass es nicht eine Form der Exclusivität geben sollte - doch diese kann nur erarbeitet werden (schlimmes Wort, aber ich meine es so) bzw. wächst mit der Zeit.
Ich sehe es nur im Gegensatz zu den Leuten, die eine klare Vorstellung haben, was ein Partner zu tun bzw. zu unterlassen hat, wenn man eine Beziehung eingeht. Vieles davon ist IMHO sehr egoistisch und hat nichts mit amorie poly oder mono zu tun.

Nur mal so in die Runde geworfen....

Alec(X)
Die Parole "Bauch weg!" funktioniert beim Lieben n
Lieber dr_alec,

bitte glaube mir, dass ich zu Rationalität fähig, bzgl. Vernunft praxiserprobt begabt und des Aushandelns gemeinsam "erarbeiteter" Regeln mächtig bin. Trotzdem, in deinem Beitrag hakt oder fehlt etwas für mich. Der "Bauch", ohne den Liebe nicht Liebe wäre, was ist mit deinem Bauch? Man kann vernünftige und faire Voraussetzungen für polyamouröses Leben schaffen, man kann sich beherrschen, vorhersehbar "verhängnisvolle" Affären überhaupt einzugehen, man kann aufkeimende Eifersucht dauerhaft überwinden, das Vorbild der loslassenden Mutterliebe ist ein gutes. Und dann verliebst du dich in eine Gebundene ... die nur dienstags für dich Zeit hat ... oder deine Geliebte fängt eine Beziehung an mit einem Mann, der nur freitags kann ... du verstehst das Dilemma und baust es verständnisvoll in euer Regelwerk ein ... eines Tages hast du Katzenjammer, aber keine/r ist verfügbar, nicht laut Regelwerk, du müsstest Grenzen sprengen, und du wüsstest um das Risiko.

Die andere Variante nennt man "Harem".

Worauf ich raus will: Polyamourie ist ein mir sehr sympathisches Konstrukt, das ich stellenweise auch faktisch zu leben vermag, das mir zu leben vergönnt ist. Das Netzwerk, das sich außen herum spinnt, liegt teilweise außerhalb meiner Reichweite. Auch damit muss man als Polyamouröse/r leben wollen und können. Ich rate zu Vorsicht und Selbstbeobachtung.

wiredbrain
Antwerp, 2019. Foto: Franck Stunn (not on JC)
********r_MA Mann
420 Beiträge
@Wiredbrain
Gerade um Selbstreflexion geht es mir. Nämlich was es mit mir macht, wenn ich meinen Partner nicht besitze.
Die Bemerkungbüber Regeln etc. war nur eine Nebenbemerkung - nicht so dominant gemeint, wie es vielleicht rüber kommt.
Polyamorie hat für mich viel mit Loslassen zu tun.
Das der Bauch gegen alle Logik und alle Regeln mitmischt, ist mir schon klar.
Für mich hat es nur beim Lesen des Threads gehakt - in der in dem vorigen Beitrag geäusserter Form.

Schöne Träume

Alec(X)
Die Sache mit dem Besitzen wollen...
...ist ja im BDSM ein wesentlicher Aspekt. Ich drücke es einfach mal platt aus: Dom will Verfügungsgewalt über Sub. Wie ist das vereinbar mit der Freiheit, auch andere Menschen zu lieben?

Mein aktuelles Problem: Mein erster Dom - meine große Liebe (warum es große Liebe ist, will ich jetzt nicht thematisiert wissen - ich weiß um die emotionale Katalyse bei BDSM-Ersterfahrungen) bestand auf Exklusivität in der Beziehung.

Im Herbst letzten Jahres erkrankte er an Lungenkrebs - Operation, Chemotherapie - es hat sich einiges verändert in unserer Rollensituation. Ich bin zurzeit der dominante Part in allen Lebenslagen. Ich habe lange an der Exklusivitätsvereinbarung festgehalten - ich fühlte mich ja glücklich. Irgendwann jedoch vermisste ich genau das, was er mir nicht mehr geben konnte und nach langen Gesprächen mit ihm hob ich die Vereinbarung auf.

Ich liebe ihn immer noch - kann mir aber nicht mehr vorstellen, zu seinen Füßen zu liegen. Er hat jedoch den Exklusivitätsgedanken nicht aufgeben können. Ein Dilemma - denn mittlerweile liebe ich mit gleicher Intensität einen anderen Menschen, der mir genau das gibt, was ich ersehne.

Nun gibt es ein wahrscheinlich ein Tumorrezidiv bei dem Ersten - und ich liebe ihn nach wie vor - auf einer anderen Ebene als den Zweiten. Und der Erste kann sich nicht von dem Exklusivitätsgedanken lösen. Ich habe Liebe genug für beide. Ein furchtbares Dilemma.

Angelika
**********Engel Frau
25.960 Beiträge
Oje
Angelika, da hast du dir ja wirklich ein Päckchen ausgesucht. Das ist nicht leicht. Da kann ich dir leider auch keinen guten Tipp geben. Außer reden, reden, reden...

Dom will Verfügungsgewalt über Sub. Wie ist das vereinbar mit der Freiheit, auch andere Menschen zu lieben?
Da mein Dom Poly lebt, gesteht er es auch seinen Sub's - also auch mir - zu. Bedingung ist natürlich, dass ich ihn vorher um Erlaubnis frage. Und "gehören" kann ich nur ihm (wenn man jetzt nur rein das Dom-Sub-Verhältnis sieht), ein anderer ist nur Spielpartner, wenn man es so nennen mag. Außer es käme mal einer, der dann für mich die "Nr. 1" wäre, dann müssten die Karten neu gemischt, die Absprachen neu getroffen werden.
Bis dahin hat mein Dom weiterhin die "Verfügungsgewalt" über mich, trotz der Freiheit, auch andere Menschen zu lieben.

Das ist nun aber nur auf deine Frage hinsichtlich der Verfügungsgewalt des Dom über Sub bezogen. Im zwischenmenschlichen Bereich läuft doch noch so viel mehr ab, wenn Gefühle im Spiel sind. Auch wenn andere Partner dazu kommen, bei denen tiefere Gefühle mit dabei sind. Vielleicht sollte man da dann doch mehr über den "Tellerrand" von Dom und Sub hinausschauen.

Für deinen Ersten wird es sicherlich sehr sehr schwer werden, sich von dem Exclusivitätsgedanken zu lösen - wenn er es überhaupt schafft. Es ist nicht leicht. Zumal er auch weiß, der andere kann dir das geben, wozu er nicht mehr in der Lage ist. Da spielen dann noch Eifersucht und Neid mit eine Rolle. Schwer... sehr sehr schwer, da über seinen eigenen Schatten zu springen.

Ich wünsche dir viel Kraft, das alles auf einen guten Weg zu bringen.

Liebe Grüße
Gabi
jedem das Seine schenken
@*********ndme

Da hilft keine Ratio, liebe youwillfindme, da helfen nur Bilder. Vermittele deinem erkrankten Partner exklusive (Kopf)bilder. Gib ihm ein Gefühl dafür, was du nur genau bei ihm spürst.

Gib ihm auch ein Gefühl dafür, was du bei dem anderen suchst und findest. Gehe beglückt und gelassen vom einen zum anderen, erzähle. Es gilt dich, die Frau, zu lieben und zu verstehen. Gib beiden Männern das Gefühl der Exklusivität, ich denke nicht, dass du da heucheln müsstest.
@**********Engel, @*******ain

...ja - die Zeiten mit dem anderen genieße ich vollkommen. Und er kann meine Liebe zu dem ersten Mann akzeptieren - er fördert es sogar. - Es kann so leicht sein, Liebe zu genießen, mit mehreren zu teilen und die Kraft, die man gewinnt, an alle weiterzugeben. So partizipiert einer vom anderen - niemandem wird etwas genommen - im Gegenteil.

Wenn ich das Bedürfnis habe, meinen erkrankten Partner in den Arm zu nehmen, ihn zu küssen oder vor seinen Füßen zu sitzen, ist dies für ihn jedoch stets das erneuerte Signal, dass ich ihm GEHÖRTE, mit Haut und Haar. - Und wieder muss ich Energien einsetzen, um es auseinanderzudividieren. - Und wenn er es annimmt, verstummt das Gespräch - er zieht sich auf Wetter und Leutethemen zurück. - Ich wage es nicht, ihm von dem Anderen zu erzählen - schon die Andeutung, dass ich einen anderen Mann suche und mich auf ihn einließe, wenn es der Richtige ist, hat depressive Verhaltensweisen zur Folge. - Ich kann nicht einem totkranken Mann mit der Wahrheit um jeden Preis kommen.

Nun - wie auch immer es sich entwickeln wird - auf keinen Fall lasse ich mich jemals wieder auf einen Menschen mit Exklusivitätsanspruch ein. Das ist sicher. Es bringt nur vermehrtes Leid - zu dieser Ansicht bin ich gekommen.

Danke Euch
Angelika
***ly Mann
244 Beiträge
Polyamorie oder auch Polyamory...
...ist eine weitere Form des Zusammenlebens! Ist wohl ab 1990 so richtig entstanden!
Die Beiträge beweisen, das es eine Geschichte mit komplexen Themen ist!
Es hört sich alles wunderbar an und scheint ganz einfach! Aber, da steht dann der Mensch als unbekante Größe, der dann das umsetzen möchte!
Nur wenige Frauen, Männer in welcher Beziehung auch immer, werden die Poly-amor-ie ausleben können!
Ich habe Respekt vor Euren Beiträgen zum Thema! Ihr habt Euch sehr viele Gedanken gemacht! Und ich glaube, daß da hinter liebevolle, ehrliche und großartige Menschen stehen!...!
Vielleicht hätte ein Mitglied vom JC, NightangelNo_1, uns etwas mehr sagen können? Sie scheint Polyamorie zu praktizieren!
Zum Abschluß zwei Zitate, die zum Thema stehen!

"Courage ist nicht die Abwesenheit von Angst, sondern die Feststellung, dass etwas anderes wichtiger ist als Angst"

"Wenn du etwas liebst, lass es frei. Kommt es zu dir zurück hast du es nicht verloren. Kehrt es nicht zu dir zurück so hast du es nie besessen"
LG von Ralf!
@youwillfindme
Geduld, youwillfindme.

es wird die Zeit kommen, wo er sich fragt, was du tun würdest, wenn er nicht mehr wäre.

Solche Gedanken kenne ich als sehr empathische.

[b]Umarmung[/b]

wiredbrain
Es bleiben Fragen
@*********ndme: Bei deinem Text kommt mir der Spruch "Eine halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge" in den Sinn. Ich vermute, dass dem Partner die Vorstellung, Du könntest einen anderen suchen viel mehr Angst bereitet als eine Gewissheit, dass Du einen anderen hast. Meine Erfahrung ist, dass gerade die Ungewissheit schmerzhaft ist, die Andeutung und das vorsichtige Herantasten an ein Thema, welches für die eine Seite völlig neu und für die andere praktisch schon abgeschlossen ist. Und eine Sache, die zugegebenermaßen in einer solchen Situation besonders schwer ist, hat bisher immer zum Erfolg geführt: Freude auszustrahlen. Das ist wirklich ziemlich entwaffnend.

Was soll er denn anderes machen als verstummen? Soll er dich etwas von selbst zu einem anderen schicken? Ich kann mir nicht vorstellen, dass deine wahre Liebe schwächer sein sollte, als seine Verlustangst. Davon, dass du dich einschränkst, geht seine Krankheit auch nicht weg.

Auch im Anfangsposting klingt es so, als habe eine Seite die beiden anderen noch nicht verstanden. Da muss kein Schlussstrich gezogen, sondern mit dem Beginn etwas gewartet werden.

Trotzdem bleiben auch bei mir immer noch Fragen und Zweifel. Dabei hat wiredbrain das alles so schön beschrieben. Aber funktioniert das auch wirklich? Kann man die notwendige Reife bei anderen voraussetzen oder herbeiführen? Wie kann ich einer geliebten Person die Sicherheit vermitteln, die sie sich aus exklusivem Besitz erhofft? Derjenige, der mit mehreren umgehen kann, hat es vergleichsweise leicht. Wenn meine Zuneigung abgewiesen wird, ist das für mich sehr schmerzhaft, aber ich habe dann auch nichts falsch gemacht. Was aber ist mit derjenigen, die allein ist (oder ohne mich wäre)?

Als ich noch allein war, hätte mir das viel gebracht, mal das "fünfte (oder eben dritte) Rad am Wagen" zu sein, aber ich hätte mir nie getraut, das vorzuschlagen. Immerhin habe ich manchmal darüber nachgedacht. Und man kann es niemandem verübeln, nicht nachzudenken oder nachdenken zu wollen.
*******pain Paar
389 Beiträge
Einseitigkeiten
Nennen wir eigentlich das Beziehungsgeflecht, wenn eine zwei liebt, aber einer von den zweien nichts davon weiss, dass eine zwei liebt, mit Recht Polyamorie?

Gehört das nicht genau zum Gedanken der Polyamorie dazu, dass alle Beteiligten von der Liebe aller zu allen wissen?

Denn wenn nicht: wo wäre die Abgrenzung der Polyamorie von den Gefühlen zu sehen, die man bei einem Seitensprung hat?

Die Kunst besteht ja, soweit ich sehe, nicht darin, dass ich zwei verschiedene Menschen liebe. Die Kunst besteht ja erstens darin, dass diese meine Gefühle für beide akzeptieren. Und zweitens darin, dass ich es akzeptieren kann, wenn einer meiner Geliebten noch eine andere liebt.

stephensson
art_of_pain
**********Engel Frau
25.960 Beiträge
Offenheit
Du hast völlig recht @*******sson.

Den Unterschied lerne ich seit einiger Zeit sehr deutlich kennen und lieben. Ich war zweimal in meinem Leben die heimliche Geliebte, einmal sogar über einen Zeitraum von 6 Jahren. Nun lebe ich als Teil einer Poly-Beziehung und habe es schätzen gelernt, nicht mehr nur heimlich zu existieren. Ich war oftmals über mich selbst erstaunt darüber, dass ich keine Eifersucht empfinde den anderen gegenüber. Ich denke, zu einem großen Teil liegt es daran, dass es keine Heimlichkeiten gibt.

Und es akzeptieren zu können, dass mein Geliebter noch andere liebt, wird durch diese Offenheit leicht gemacht. Es gehört einfach dazu und gut ist. Und natürlich auch dadurch, dass er jeder einzelnen vermitteln kann, wie einzigartig sie für ihn ist. Jede auf ihre eigene Art.

Nur durch diese Offenheit konnte ich lernen, damit umzugehen.
Und ich habe mir geschworen, niemals mehr in diesem Leben nur eine heimliche Geliebte zu sein.

Ja, auch für mich bedeutet Polyamorie unbedingte Offenheit aller Beteiligten.

lg Engel
@art_of_pain
Nennen wir eigentlich das Beziehungsgeflecht, wenn eine zwei liebt, aber einer von den zweien nichts davon weiss, dass eine zwei liebt, mit Recht Polyamorie?
Nein. Wir nennen das überhaupt nicht so und ich hatte in meinem Beitrag als selbstverständlich vorausgesetzt, dass alle von allen wissen.
Offenheit ist notwendige Voraussetzung...
...für gelingende Beziehungen in jeglicher Konstellation und meines Erachtens keine Spezifikation der Polyamorie. - Offene Kommunikation ist wichtige Voraussetzung jedweder Beziehung, wenn sie dauerhaft und mit weniger Reibungen gelingen soll.

Heimlichkeiten hinter dem Rücken der Polyamoriegemeinschaft sind dann eben - nach der obigen Definition von @*******ner Engel und @*******sson - auch Seitensprünge.

Dies allerdings wäre in meinen Augen kein wirklicher Paradigmenwechsel, wenn es von einer verschworenen Zweiergemeinschaft zu einer verschworenen Dreier, Vierer...gemeinschaft käme, in der ich von einigen mehr in Besitz genommen werde. - Ich will das Recht der freien Entscheidung - auch wenn ich ein Liebesgefühl für mehr als einen Menschen habe.

Ob es sich nun polyamor nennt oder anders, ist belanglos. Da habe ich in der BDSM-Diskussion schon genug zu tun, wenn mir Leute sagen, dass ich für einen bestimmten Titel die Kriterien nicht erfülle. *roll*

Ich bin ein Mensch, der sich frei fühlt, wenn er Wahlmöglichkeiten hat und ich bin mir bewusst, dass ich letztendlich nur die Freiheit habe, pot. Konsequenzen mit meinen Entscheidungen und Handlungen zu wählen. Die Konsequenzen selber kann ich kaum beeinflussen.

Ein befreundetes Paar sagte mir, dass sie es nicht vereinbar fänden, wenn ich mich manchmal noch meinem Partner zu Füßen begebe, während ich schon zu einem anderen Dom ginge. - Ich sehe den Grund nicht.
Er blüht auf, wenn ich es tue, weil er merkt, dass es meinem Bedürfnis und meiner Zuneigung zu ihm entspringt. Dies ist die eine Konsequenz - obgleich ich auch immer wieder von Gewissensbissen geplagt werde.

Die andere Konsequenz sind Verhaltensweisen, die mir signalisieren, dass er nicht mehr bereit ist, um sein Leben zu kämpfen.

Viele Grüße
Angelika
youwillfindme: Da gibt es eine Ausnahme:
nämlich die klassische Zweierbeziehung, die sich auf sexuelle Treue gründet. Um Sex zu haben, muss man weder nachdenken noch reden. In der Beziehung wird dann Treue erwartet, ohne dass über kritische Themen auch nur ein Wort gewechselt worden sein muss.

Alles was davon abweicht, erfordert Nachdenken und Diskussionen und natürlich kommt es auch in einer Beziehung (zum Glück sollte man sagen) zu Herausforderungen, die durchaus positiver Natur sein können, wenn man das nur zulässt. BDSM gehört sicherlich auch zu diesen. Das Gestehen gerade eines gedanklichen Seitensprungs kann als Auslöser für gemeinsames Nachdenken und Wachsen der Beziehung gesehen werden.

Man tut immer so, als wollte man wissen, was in einem Partner vorgeht. Aber wenn er es dann sagt und es ist nicht das erwartete, ist es auch wieder nicht gut.
mit keinem wie dir ist es so schön, wenn ich/du ...
Ob man in einer so tragischen Situation wie youwillfindme lebt oder einfach nicht monogam leben mag, sei hier dahingestellt.

JEDEN Partner liebt man auf eine ganz spezielle Art und Weise, von mir aus auch trivial, für die Praktiken, die er beherrscht.

Das kann man doch artikulieren. wenn man mit sich selbst im Reinen ist, wird man die jeweiligen Prioritäten leicht finden und sich erklären können.

Globalisierung ist auch, Spezifika zu achten und zu nutzen.

G8 - "die Herren ziehen in Betracht ...", ... das können wir doch besser, wir BDSMler. Oder nicht?
***ng Mann
398 Beiträge
Dank an alle, die hier geschrieben haben
Dieses Thema und die Beiträge sind das spannendste, was ich hier im JOYclub gelesen habe und ich habe das ganze Thema mit riesiger Neugierde und Faszination gelesen.
Den Begriff "Polyamorie" habe ich das erste Mal gehört, aber in Wahrheit bin ich schon seit 30 Jahren ein Anhänger der Polyamorie. Doch mir geht es so, dass ich für diese Ideen fast nur als Idealist belächelt und sogar ausgelacht werde (leider auch hier bei Kontakten im JOYclub) oder sogar als fieses, asoziales Wesen tituliert werde.
Hier zu lesen, dass es Menschen gibt, die meine Ansicht teilen, ist schon mehr als wohltuend.

Aus meinen eigenen Erfahrungen:
• Schon vor vielen Jahren hatte ich eine sehr enge Liebes- und Sexbeziehung zu einer verheirateten Frau. Diese Beziehung hat mich stark geprägt. Die Beziehung ging dann letztendlich dadurch auseinander, dass die Frau sich noch in einen dritten Mann verliebt hat und der hat klar Exklusivität von ihr gefordert und daraufhin hat sich die Frau scheiden lassen und auch die Beziehung zu mir beendet. Kurioserweise habe ich das Gefühl, ein "Minuspunkt" von mir war eben, dass ich nie eine Exklusivitätsforderung an sie gestellt habe.
• Schon zweimal hatte ich während meiner Ehe Sex- und (für mich eigentlich immer damit verbunden) Liebesbeziehungen. Jedes Mal haben die anderen Frauen es nicht ertragen, dass ich meine (Ehe-)Frau nach wie vor weitergeliebt habe, ja ich war durch die neuen Beziehungen sogar so bereichert, dass das Verhältnis zu meiner Frau noch besser wurde. Und das obwohl ich mich in wenigstens einer der anderen Beziehungen emotional und mit gebender Liebe stark eingebracht habe.
• Ich war auch schon im ZEGG (interessantes Experiment - vielleicht kennen das einige). Dort war mir aber der Fokus zu sehr auf den Sex-Aspekt und die Liebe kam für mein Empfinden zu kurz.
• Vor ca. 15 Jahren wollte ich selbst eine so ähnliche Lebens- und Liebesgemeinschaft mit mehreren Menschen gründen und ich habe mehrere Anläufe genommen. Ich habe auch Menschen gefunden, die sich ein Zusammenleben mit mehreren vorstellen konnten, aber bei meinen Wünschen, dass man sich gegenseitig Lebens-, Liebes oder gar Sexpartner sein könnte war immer Schluss (interessanterweise auch bei dem Vorschlag das Geld zu teilen - aber das gehört nicht hierher).

Schlussendlich sind also bisher alle meine Versuche Polyamorie zu leben gescheitert. Aber es ist die Lebensform, die ich mir wünsche und die mein Herz erwärmt.

Schön zu lesen, dass es Menschen gibt, die Liebe zu mehreren Menschen als schön und bereichernd empfinden und dies nicht verurteilen, was ich sonst doch sehr oft erleben musste.

Ich hoffe die Diskussion geht noch mit vielen spannenden Beiträgen weiter.


Liebe Grüße an alle von
Chang
Aktuell zum Thema:

Vor knapp 1,5 Wochen fanden die Polyfilmtage in Oldenburg statt. Einen Bericht darüber findet ihr auf meiner Webseite:

Polyfilmtage in Oldenburg
Ehrlichkeit, Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und Wohlwolle
...werden als Kriterien für Treue innerhalb polyamorer Beziehungen genannt.

Im Unterschied zu – meist unausgesprochenen – traditionellen Verhaltensnormen, in denen bestimmte Dinge oft ‚dem Partner zuliebe
nicht ausgesprochen werden, erstreckt sich diese Priorität von Ehrlichkeit auch auf Sachverhalte, die beim Partner erhebliche seelische Schmerzen, Ängste und Eifersucht auslösen können.

So der Autor des Wikipedia-Artikels über Polyamorie und schafft damit lediglich andere, normative Begrifflichkeiten anstelle von Freiheiten - und setzt sich über das Mitgefühl für den anderen hinweg. Manchmal schließen sich Ehrlichkeit (um jeden Preis) und Wohlwollen gegenseitig aus.

Es war gut, meinem erkrankten Partner dieses Gefühl, nicht zu genügen, zu ersparen. Es war gut,
beglückt und gelassen vom einen zum anderen
zu gehen, liebe @*******ain. Die Ängste, mich zu verlieren, sind gewichen - wir haben andere Tiefen für uns gefunden. Manchmal steht er minutenlang da und schaut mich an, als hätte er die Liebe gerade neu entdeckt.

Ich frage mich, was wäre heute, wenn ich "ehrlich" gewesen wäre.

Viele Grüße
Angelika
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