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Polyamorie

*******old Mann
317 Beiträge
@inamike
ja, das habt ihr wunderbar formuliert.

ich wünsche euch noch viel erleben in dieser form.

als anmerkung zum allgemeinen:

es geht nicht um poppen - es geht um lieben
****ike Paar
143 Beiträge
@*******old
ja, genau darum geht es - mehrfach lieben.
vielleicht kommt es im text nicht deutlich genug heraus, aber wenn wir poly sagen, dann meinen wir es auch.
Antwerp, 2019. Foto: Franck Stunn (not on JC)
********r_MA Mann
420 Beiträge
Komplexität
Ich denke, Polyamorie, im Sinne von mehrfach lieben (= Gefühle investieren) ist eine sehr komplexe Sache, und es fällt uns Menschen oft schwer, mit Komplexitäten umzugehen. Schon ein System mit 3 Akteuren ist (rein wissenschaftlich gesehen) nicht mehr berechenbar. (Und manch poly(!)amoröses Geflecht ist ja ein wahres Netzwerk... *g*). IMHO gibt uns (Menschen) die klassische Zweierbeziehung eine Illusion der Sicherheit, nach der wir (wohl) alle so sehr suchen. Ich sage extra Illusion, da auch eine Zweierbeziehung eben nicht sicher ist (die heilige Institution der Ehe bröckelt ja...)
Wenn man diese Illusion aufgibt und sich entscheidet, mit einer Ungewissheit zu leben, dann hat man auf einmal Optionen. Der Preis dafür ist, das man Entscheidungen fällen muss, und zwar immer wieder aufs neue. Man muss sich neu positionieren, neu verhandeln, sich bewegen. Und man muss auch nicht jede Option wahrnehmen (z.B. nicht die der Polyamorie).
Und wenn man die Ungewissheit akzeptiert, dann ist man irgendwie auch wieder "sicher". Ich bin nicht sicher, wie ich das beschreiben soll, aber bisher habe ich Polyamorie immer so oder ähnlich erlebt, wie von inamike beschrieben. Es gibt eine Art Homebase, eine Insel...

Ich denke, fnktionieren kann es, wenn wir, neben der schon genannten Autonomie + Emotionalität, bereit und fähig sind, uns auf die Komplexität einzulassen.

Das ist schwierig, und spannend zugleich.
Und es lohnt sich, finde ich.

A.
****ike Paar
143 Beiträge
Autonomie?
Dr_alec,
du hast Recht, solch ein emotionales Beziehungsgeflecht ist komplex und braucht ständige behutsame Pflege, um zu gedeihen. Dauerhafte Gewissheiten gibt es nicht. (Die haben wir in unserem Fall nur in unserer Zweierbeziehung, unserem „Hafen“.) Aber gerade wenn und weil man sich die Zerbrechlichkeit einer mehrfachen Beziehung vor Augen hält, setzt man alles daran, dass es allen Beteiligten gut geht, dass sich keiner zurückgesetzt oder benachteiligt fühlt. Dieses mehrseitige Umeinander Bemühen ist es, was den Zusammenhalt befördert, Eifersucht nicht aufkommen lässt.

Über den Begriff „Autonomie“ in diesem Zusammenhang musste ich aber eine ganze Weile grübeln. Zunächst erschien er mir vollkommen abwegig. Autonomie - im Sinne von allein bleiben, sich nicht binden, im Kern unberührt bleiben - passt aus unserer Sicht so ganz und gar nicht zu Polyamorie. Anders als beim reinen Swingen, wo Autonomie ausdrückliche Abmachung ist (ihr dürft unsere Körper berühren, aber nicht unsere Seele) geht es bei Liebesbeziehungen ja gerade darum, mit anderen Menschen „Eins“ zu werden, sich ganz zu öffnen, sich zueinander zu bekennen. Auch in dem Wissen, dass man sich damit verletzbar macht.

Bei längerem Nachdenken kann ich dem Begriff Autonomie aber doch etwas abgewinnen: Die beteiligten Partner – insbesondere die „zusätzlichen“, mit denen keine Ehe oder andere feste Lebensgemeinschaft besteht – sind vollkommen autonom in ihrer Entscheidung, Teil des Ganzen zu sein und zu bleiben. So sehr wie man sich auch selbst öffnet und Emotionen „anbietet“, so wenig kann man dies von anderen als gegeben voraussetzen oder gar verlangen. Autonomie im Sinne von eigenständiger, freiwilliger (und jederzeit widerrufbarer) Entscheidung zur Teilnahme – ja, dass passt.

Mike
Antwerp, 2019. Foto: Franck Stunn (not on JC)
********r_MA Mann
420 Beiträge
Autonomie @ Mike
Die beteiligten Partner – insbesondere die „zusätzlichen“, mit denen keine Ehe oder andere feste Lebensgemeinschaft besteht – sind vollkommen autonom in ihrer Entscheidung, Teil des Ganzen zu sein und zu bleiben. So sehr wie man sich auch selbst öffnet und Emotionen „anbietet“, so wenig kann man dies von anderen als gegeben voraussetzen oder gar verlangen. Autonomie im Sinne von eigenständiger, freiwilliger (und jederzeit widerrufbarer) Entscheidung zur Teilnahme – ja, dass passt.

Genau so meine ich es (bzw. interpretierte ich den Beitrag von wiredbrain weiter oben)

Danke, schön gesagt!

Ich denke, ganz unabhängig von poly oder nicht poly, dieses "Vorausssetzen", "Fordern", "Erwarten" in einer Liebesbeziehung ist das Gift, was oft zum Scheitern führt.
Ich verwende für mich gerade die Begriffe "Schenken" und "Geschenke annehmen" (auch das muss man können). Aber ich schenke, weil ich etwas schenken mag, nicht weil ich ein Gegengeschenk erwarte (natürlich freue ich mich, und nehme es gerne an).

dr_alec
Private Autonomie versus staatlich anerkannte Polygamie
Wollt ihr vielleicht euch auch Gedanken drüber machen, ob überhaupt die Autonomie in einer polyamorichen Konstellation erwünschenwert ist? Ob man/frau doch lieber die Option haben sollte polygamische Beziehungen staatlich anzuerkennen?
Mit allen Pflichten und Rechten, daß dies mit sich trägt? Und egal ob in BDSM oder in hetero/bi/homosexuellen Liebeslust?

Umleitung:
Gleichgeschlechtliche und Mixed-Sexes Polygamie anerkennen.

Danke für eure Aufmerksamkeit

LG
*engel*
*******old Mann
317 Beiträge
@LaGuerison
die staatliche anerkennung von lebensformen ist nicht thema dieses threads. es geht in erster linie um das, was die menschen tun oder sich vorstellen können. da ist es noch ein weiter weg hin zu einem "ehevertrag" in der einen oder anderen form von poly.

gleichgeschlechtliche polygamie wird in der BRD erst nach der nächsten eiszeit anerkannt werden. und jetzt ist erst mal klimaerwärmung angesagt.

greetz
2h2h
Liebesrepublik Germanien
Danke für die Erläuterung,2hard2hold, es war jedoch wirklich nicht nötig.
Die BRD ist nicht die Welt. Ansonsten hat es auch schon in diesem Land viele Leute gegeben, die noch ein paar Tage vor dem Mauerfall nicht annähernd an eine staatliche Wiedervereinigung denken könnten.
Und natürlich hat die Auseinandersetzung mit staatlich anerkannten Formen der Polygamie einen eher akademischen Touch. Erst wenn es erstrebenswert ist ist es aber auch machbar.

LG
*engel*
*******rden Frau
505 Beiträge
Tolles Thema! Ob es geht, wissen wir auch nicht. Aber immerhin sind wir auch auf der Suche nach einer dritten Person, die wir genauso lieben können wie wir einander lieben. Und uns wünschen, dass auch diese Person uns so liebt, wie wir sie lieben (würden). Das ist sicher keine Grundvoraussetzung für guten gemeinschaftlichen Sex, aber wir wollen uns nicht nur auf Sex reduzieren, sondern wir wollen unser Leben gerne teilen. Dauerhaft. Die Konsequenzen und Schwierigkeiten, die damit einhergehen sind uns sicher gar nicht alle bewußt. Aber wenn wir es nicht versuchen, dann wird da immer eine Leere in unseren Herzen sein. Und wenn wir daran scheitern, dann haben wir es aber mit aller unserer Kraft versucht. Also, wir glauben daran, dass es geht. Was geht auch nicht?
n
Antwerp, 2019. Foto: Franck Stunn (not on JC)
********r_MA Mann
420 Beiträge
Staatliche Anerkennung..
@ LaGuerison: ich habe mir ein paar Gedanken gemacht - und nein, ich möchte keine staatlich anerkannte Option.

Begründung dort, wo sie hingehört - in dem anderen Thread

Liebe Grüße

Alec(X)
**********Engel Frau
25.909 Beiträge
@LaGuerison
Kurze Aufklärung:
Verwechsle nicht Polygamie mit Polyamourie.

Auszug aus Wikipedia:
Wenn sie Polyamory hören, denken viele zuerst an Polygamie, also an einen Mann, der mehrere Frauen hat, wie in einem Harem. In denjenigen Gesellschaften, wo Polygamie praktiziert wird, werden Frauen mehr oder weniger als Eigentum betrachtet. Und weil eben Polyamory irrtümlicherweise mit Polygamie gleichgesetzt wird, herrscht die allgemeine - natürlich ebenfalls falsche - Vorstellung, dass Polyamory Inbegriff für Respektlosigkeit gegenüber Frauen ist.

Aber Polyamory ist nicht Polygamie. Jeder und jede kann nach Polyamory leben. In einer ethisch korrekten polyamourösen Partnerschaft haben alle Beteiligten dieselben Möglichkeiten, unabhängig vom Geschlecht. Bei Polyamory geht es nicht darum, sich ein Harem zu halten. Es geht darum, einen Lebensabschnitt oder Lebensbereich mit Personen zu teilen, die man liebt, und zwar – wohlgemerkt – mit mehr als nur einer Person. Und die Personen, die man liebt, teilen wiederum ihr Leben und ihre Liebe mit mehr als einer Person. Bei Polyamory geht es nicht darum, die geliebten Personen zu besitzen und alles zu tun um zu verhindern, dass sie fremdgehen.
Hier in diesem Thread geht es um Polyamourie.

LG Engel
Herzlichen Dank an dr_alec
Herzlichen Dank an Alec(X) für seine Antwort, seine Gedanken und insbesondere seinen fundierten Beitrag in dem Polygamie-Forum.

An den Gefallenen Engel: Es gab keine Verwechselung zwischen den zwei Begriffen. Man/frau könnte ja auch nie einen rein hellenischen Begriff mit einer altgriechisch-lateinischen Wortkonstruktion verwechseln. Es war eher eine Werbeunterbrechung für ein anderes Forum. Ansonsten gibt es auch unendlich viele Formen der Polygamie, die in diesem Wikipedia-Zitat nicht erfasst worden sind.

LG
*engel*
Theorie und Praxis
Wenn man diese Illusion aufgibt und sich entscheidet, mit einer Ungewissheit zu leben, dann hat man auf einmal Optionen. Der Preis dafür ist, das man Entscheidungen fällen muss, und zwar immer wieder aufs neue

Wieviel Souveränität muss ich besitzen, um die Lebenszeit zu investieren, bis ich Menschen um mich versammelt habe, die ich alle gleichsam lieben kann, ohne mich vor dem einzelnen für den anderen Geliebten rechtfertigen zu müssen oder gar verlassen zu werden.

Eine schöne Utopie - Karl Marx schwebte auch etwas Ideales vor mit seiner Idee der klassenlosen Gesellschaft. Nur scheiterte diese Idee an der schnöden Realität der Menschlichkeit.

Viele Grüße
Angelika
Antwerp, 2019. Foto: Franck Stunn (not on JC)
********r_MA Mann
420 Beiträge
Utopie? @youwillfindme
Wieviel Souveränität muss ich besitzen, um die Lebenszeit zu investieren, bis ich Menschen um mich versammelt habe, die ich alle gleichsam lieben kann, ohne mich vor dem einzelnen für den anderen Geliebten rechtfertigen zu müssen oder gar verlassen zu werden.

Ich habe nicht gesagt, das es einfach wäre. Ich denke nur, dass man auch viel Zeit in einer monogamen Beziehung invstieren kann, die dann doch zerbricht. Oder man investiert Zeit in die Suche nach der/dem Richtigen.

Ich denke nicht, das Polyamorie etwas "besseres", "weiter entwickeltes" ist als Monoamorie. Ich glaube nur, dass man sich in einem poly-Netzwerk der Tatsache, dass es keine Sicherheit gibt, eher bewusst wird, als in einer klassischen Zweierkiste, die doch oft noch etwas von "bis der Tod Euch scheidet" hat. Man kann sich dessen auch in einer Monoamorie bewußt sein, kein Zweifel...
Ich kann mich ja nicht für oder gegen die Realität entscheiden. Ich kann mich nur dafür entscheiden, wie ich mit der Realität umgehe.

Ich glaube, Polyamorie sollte man nicht suchen. Man sollte sich der Option nur bewußt sein, wenn (falls) sie ins Leben tritt. Bewußt, um frei zu entscheiden, mit Respekt und um die Konsquenzen wissend.

Sunny greetz

Alec(X)
Also, wenn man den Anthropologen und Soziologen glauben will, dann ist serielle Monogamie die natürliche Lebensform des Menschen.
Und wie man bei Leuten sieht, die keinerlei wirtschaftliche Zwänge haben, wird das auch gelebt. Da es immer finanzierbarer wird, schlägt das Modell nun auch zunehmend auf die Normalbevölkerung durch und ist nicht mehr den Promis vorbehalten.
Einfach und schwer
Nein, diese Art der Sicherheit, die auf ein sich Gegenseitig-Versichern gründet, suche ich schon lange nicht mehr, viel mehr Sicherheit der eigenen Bewusst-Werdung meiner eigenen Motive.

Ich glaube, Polyamorie sollte man nicht suchen. Man sollte sich der Option nur bewußt sein, wenn (falls) sie ins Leben tritt. Bewußt, um frei zu entscheiden, mit Respekt und um die Konsquenzen wissend.

Ja - dies ist eine Option, @****lec, die ich für mich nachvollziehen und bejahen kann. So wird diese Erkenntnis ganz einfach, dass ich mich frage, warum ich nicht selber darauf gekommen bin. - Schwierig genug bleibt es ja im täglichen Bewusstsein dessen, letztendlich nur in sich selber Sicherheit zu finden.

Viele Grüße
Angelika
Antwerp, 2019. Foto: Franck Stunn (not on JC)
********r_MA Mann
420 Beiträge
Sicherheiten in sich selber
@ youwillfindme:
So habe ich den Beitrag gemeint. Du hast mich verstanden.

Danke

A.
Antwerp, 2019. Foto: Franck Stunn (not on JC)
********r_MA Mann
420 Beiträge
Serielle Monogamie
Lethe, man sollte Anthropologen und vor allem Soziologen nicht alles glauben! *g*

Was ist schon natürlich? (In Bezug auf Lebensformen der Menschen)
Ziemlich nahe Verwandte von uns - Bonobos - leben jedenfalls nicht monogam...

Ich würde nicht sagen, dass unsere Promis (genau so, wie die Nicht-Promis) monogam leben - die meisten beenden nämlich die eine "Beziehung" nicht sauber, ehe sie die andere anfangen. So gesehen leben sie poly?amorös? poly?egozentrisch?
Die Monogamie ist nur der gesellschaftliche Schein - nicht real...

*cool*

A.
Scheinbare Monogamie...
...und nicht alleine aus religionsphilosophischen oder sozialethischen Rechtfertigungsideologien, deren Konstruktionen vielleicht noch gedanklich nachvollzogen werden können. Nein, ich glaube da noch an ein zutiefst menschliches Motiv, die (vermeintliche) Sicherheit der Monogamie zu suchen, weiß es noch nicht genau zu benennen. Ist es Kontrolle, Macht- oder Besitzstreben - ich weiß es nicht.

Warum bestehen Menschen auf eine Beziehung in Exklusivität? - Beim jeweils anderen selbstredend, denn selbst die "Treue" vom anderen fordernd, wenden sie sich doch, mehr oder weniger heimlich, untreu anderen Menschen zu. Ein doch recht häufiges Phänomen möchte ich meinen.

Warum ist es so schwierig für uns Menschen - im Gegensatz zu beispielsweise den Bonobos - innige Beziehungen zu mehreren Personen zu genießen und zu lassen? Wäre Polyamorie ein Grundmerkmal der menschlichen Rasse, würde sie sich doch vielleicht nicht so schwer damit tun? - Dazu müsste man wieder ein wenig von der Kulturgeschichte der Menschen wissen.

Viele Grüße
Angelika
Polyamorie pur
beim Lesen der neuen Beiträge kam mir ein Gedanke… Leben wir nicht alle schon in gewisser weiße polyamorös? Ich meine, wenn man den Begriff als "mehrfach Liebe" übersetzt. Denn lieben wir nicht immer mehr als nur eine Person?
Ich liebe meinen Partner, aber auch meine Schwester, meine Mutter, meinen besten Freund oder meine Kinder… alles andere Arten der Liebe, meist ist kein sexuelles Interesse dabei. Aber es geht um Liebe…

Macht es das sexuelle Interesse so schwierig mehrer Partner zu lieben? (Obwohl Sex kann man/frau auch nur für den Zweck der Befriedigung haben, ohne jemanden lieben zu müssen.) Oder ist es wirklich unsere Gesellschaft, die dies nicht zuläßt?
Bei uns ist Besitz sehr wichtig, er soll uns reich und glücklich machen. Dadurch wollen wir immer alles besitzen… auch unsere Partner. Aber er/sie gehört uns doch nicht?

Bei unsere Familie sind wir uns sicher, sie (meist) behalten zu können. Man gehört eben durch die Verwandtschaft einfach zusammen. Bei Freunden ist die Bezeihung meist nicht so intensiv wie bei Beziehungen mit sexuellem Interesse. Aber auch Freunde zu verlieren kann SEHR weh tun!

Hier rede ich auf alle Fälle NUR von Polyamorie und NICHT von Polygamie (also der mehrfach Ehe!).

Es sind nur einige Gedanken. Aber um so mehr ich meine Neigungen lebe, um so mehr merke ich das Liebe nicht gleich Liebe ist… das es Trieb gibt und das es vieles zwischen Himmel und Erde gibt, das man nicht unebdingt ablehnen sollte, bevor man es nicht kennt…

Gute Nacht
S
Antwerp, 2019. Foto: Franck Stunn (not on JC)
********r_MA Mann
420 Beiträge
Festhalten...
Interessante Frage, Angelika...

... was ich beobachtet habe, war Besitzstreben und Kontrolle und ANGST.
Ich denke, diese Unsicherheit, über die ich oben geschrieben habe, macht vielen Menschen Angst. Und aus dieser Angst heraus klammert man. (An einer Stelle, wo man nicht klammern sollte)

Es scheint uns Menschen schwer zu fallen, uns auf Veränderungen einzulassen, leben als Prozess zu sehen, nicht als etwas statisches.

Und bevor ich ins Bett gehe, zitiere ich eine Freundin (die, verheiratet, 3 Kinder, eine weite Reise unternommen hat, um einen alten Freund zu treffen - und ja, auch zu lieben (zu f......) und jetzt versucht wieder zurückzukommen)

"Wir wollten nur unser Leben bereichern, und die anderen denken, wir nehmen ihnen etwas weg"

Gute Nacht!

A.
was ich beobachtet habe, war Besitzstreben und Kontrolle und ANGST.

Ja, aber Angst wovor? In einem Elternforum, wo ich sehr aktiv bin, gibts alle 2 Tage einen neuen thread von jungen Muttis zu der Angst, der partner könne auch nur eine andere Frau ansehen, telefonieren, oder gar sich selber befriedigen und Pornos sehen. Da werden Handys kontrolliert, Rechner durchschnüffelt und nächtelang Panik geschoben wenn zweideutige SMS gefunden wurden. Grau-en-voll!

"Wir wollten nur unser Leben bereichern, und die anderen denken, wir nehmen ihnen etwas weg"

vollkommen richtig. Aber es ist ein langer Weg, das zu verstehen und zu akzeptieren, nicht nur mit dem Kopf, auch mit dem Herzen. Wobei es schon ein grosser anfang wäre, wenn man Sex von Liebe trennen würde. Nicht immer den Trieb verknüpfen mit anderen Gefühlen. Das kann so sein, aber das ist kein MUSS. Ich liebe meinen Mann, aber Sex haben wir seit 4 Jahren nicht mehr. Ich sexel ausserhalb, aber ich liebe meine Doms nicht, auch wenn sie mir durchaus sympathisch sind, und teilweise auch noch gute Freunde, obwohl die Spielbekanntschaft beendet ist.
Der Grundtenor der Mitmenschen ist jedoch: Du liebst doch gar nicht, weil, wen man liebt, mit dem schläft man, alles andere ist pfui.
Es gibt so viele Menschen, die ich liebe, aber mit denen ich nie schlafen würde, warum geht das also nicht mit einem gleichalten nichtgleichgeschlechtlichen Partner? Mit Eltern, Verwandten, kindern und Freundinnen geht das ja auch.

Polyamorie verbinde ich daher damit, mehrere Menschen zu lieben UND mit ihnen zu schlafen.Wo ist dann eingentlich der Unterschied zu Polygamie?
mal nachgeguckt
gute Frage Angelika…

da mir der Gedanke auch schon kam, habe ich es einfach mal bei Wiki nachgeguckt. Hier das Resultat:

"Die Polygamie – von griech. πολύς (polys) (= viel) und γάμος (gamos) (= Ehe) – bezeichnet eine Form der Vielehe und der Duldung von gleichzeitigen eheähnlichen Beziehungen. Bei zwei Ehen spricht man von Bigamie. Polygamie wird im Allgemeinen als das Gegenteil von Monogamie verstanden. Polygamie als gesellschaftliche Institution ist zu unterscheiden von Polyamorie, bei der die Partner freiwillig entgegen gesellschaftlichen Normen mehrere offen geführte Liebesbeziehungen eingehen können, und die als Subkultur einen Teil der Queer-Bewegung darstellt."

Polyamorie ist für mich immer noch die schwerere Art und Weise von Beziehungen, denn man läßt sich auf mehrere Partner ein, versucht mit sich und seinen Gefühlen ins Reine zu kommen. Und man kann sich nicht mehr darauf berufen, den einen Partner zu "haben" und ihn verantworlich für den eigenen Schmerz zu machen.

Es kann aber auch eine bereicherung sein, wenn alle gut miteinander auskommen und man offen mit einander umgeht.

Mich fasziniert diese Art der Bindung… Unnatürlich empfinde ich es absolut nicht. Liebe hat so viele Seiten… und wenn man die Höhen und Tiefen mag, kann diese Art der Beziehung sicher wunderbar werden.

lg
S
*******pain Paar
389 Beiträge
Vielliebelei
Wir merken: es nicht so ganz klar, was "Liebe" eigentlich meint. Hingewiesen wurde bereits auf den Umstand, dass Liebe offensichtlich nicht gleich Liebe ist. Liebe ist immer Liebe zu etwas oder jemandem – ich liebe mein Kind, meine Modelleisenbahn, mein Haus, mein Boot, meine Frau. Insofern sind wir alle polyamorös.

Aber was meint diese "Liebe" zu all den Personen und Dingen? Genau besehen geht es darum, dass unsere vielfältigen Bedürfnisse befriedigt werden. Je besser unsere Bedürfnisse befriedigt werden, umso wohler fühlen wir uns. Und weil wir uns möglichst immer wohl fühlen wollen, haben wir Systeme und Mechanismen erfunden, die Objekte unserer Bedürfnisbefriedigung an uns zu binden, so dass sie uns ständig zur Verfügung stehen.

Damit ist auch klar, warum wir Angst haben, das Objekt unserer Liebe zu verlieren: unsere Bedürfnisse würden nicht mehr befriedigt werden (Lethes Frage, s.o.).

Ob Monogamie irgendwie "natürlich" ist, weiss ich nicht, weil der Massstab dessen, was "Natur" sein soll, meist auf einer willkürlichen Annahme beruht (Man behauptet auch in gewissen Kreisen, Homosexualität sei "unnatürlich"). Aber dass monogame Paarbeziehungen die Regel sind, leuchtet mir sehr ein: In einem System gegenseitiger Bedürfnisbefriedigung ist es schlichtweg höchst praktisch, wenn das System nur auf zwei Menschen bezogen ist (Alre hat einen ähnlichen Gedanken gehabt). Dass diese zwei Menschen meist Frau und Mann sind, liegt wiederum –diesmal tatsächlich – in der Natur begründet, die uns Menschen als zweigeschlechtliche Wesen geschaffen hat, wovon nur die eine Hälfte den Nachwuchs zur Welt bringen kann, die andere Hälfte aber zu dessen Zeugung benötigt wird..

Eine gelungene Paarbeziehung ist deshalb gelungen, weil beide Beteiligten sich gegenseitig genügend Bedürfnisse befriedigen, dass sie es für lohnenswert ansehen, eine Lebensgemeinschaft zu bilden (etwa in einer gemeinsamen Wohnung zu leben) und so unter praktischen und organisatorischen Gesichtspunkten ihre Bedürfnisse maximal einfach befriedigen können.

Wenn ich denke, wie schwierig es ist, genau diesen Partner zu finden, von dem ich (zumindest in der Verliebtheitsphase) glaube, dies leisten zu können, scheint die ganze Angelegenheit noch komplexer zu werden, wenn dieses Austarieren der gegenseitigen Bedürfnisbefriedigungen unter drei oder gar mehr Personen erfolgen soll. Denn wir reden ja vom (idealisierten) Zustand eines hermetischen, sich im Gleichgewicht befindenden Systems. Wir haben genügend Beispiele davon, dass Zweierbeziehungen zerbrechen, wenn einer sich unbefriedigt fühlt.

Wozu also eine Dreierkonstellation? Doch nur, weil ein Partner allein meine Bedürfnisse nicht abdeckt. Also nehme ich einen zweiten für diese Bedürfnisse hinzu. Nun haben die beiden aber auch ihre Bedürfnisse, die sowohl ich als auch je einer der beiden anderen abdecken müssen. Damit wird die Sache noch komplexer und fragiler, als sie bei Paarbeziehungen eh' schon ist.

Ginge es nur um die Befriedigung sexueller Bedürfnisse, ist die Einschränkung der Monogamie allerdings eher unpraktisch. Aber wir Menschen haben ja eine Menge mehr Bedürfnisse, die wir von einem Partner befriedigt haben wollen – etwa solche, die in seelischen Bereichen liegen. Indem ich mich auf eine Person, ein Gegenüber statt mehreren, konzentriere, ihn/sie immer besser kennen lerne, sich immer mehr Vertrauen aufbaut, umso mehr ist dies seltsame In-Eins-Schwingen der Seelen möglich, das eines unserer tiefsten Bedürfnisse ist.

Ich sage nicht, dass ein solcher Prozess sich nicht auch mit mehreren Partnern einstellen kann, aber da mein Tag nur vierundzwanzig Stunden hat, muss ich notwendig – allein im Hinblick auf die gemeinsam verbrachte Zeit – Einschränkungen gegenüber dem je Anderen machen.

Aber ich glaube, der Grund für die Bevorzugung der Monogamie liegt noch tiefer: Wir Menschen konstituieren unser Selbstbewusstsein um ein "Ich" herum. Dieses "Ich" kann nur in Abhebung von einem "Du" entstehen. "Mehr als zwei sind eine Gruppe, jeder Dritte hat ein andres Ziel" textete der alte Barde Reinhard Mey in den Siebzigern. Sobald ein Dritter zu zweien hinzukommt, geht die Eindeutigkeit des Gegenüber-Seins in die Binsen. Dafür eröffnen sich andererseits ganz neue "Spiel"möglichkeiten des Hin und Hers der Bezüge zwischen den Menschen. Dennoch wird das reine Aufeinander-Bezogensein eines Ichs auf ein Du durch ein weiteres Du aufgehoben.

In monogamen Paarbeziehungen erleben wir das Andere des "Du" in reiner Weise. Und d.h. wir erleben unser "Ich" in Reinform. In dieser Reinheit geht unsere Seele auf, deshalb gibt es die ihr innewohnende Sehnsucht nach dem reinen Du, nach der monogamen Paarbeziehung.

Daneben gibt es noch weitere Aspekte: jedes Bedürfnis ist durch Erziehung geformt und durch die Gesellschaft geprägt. Die wiederum hat ihre eigenen Interessen: etwa Rechtssicherheit im Erbschaftsrecht. In patriarchalischen Gesellschaften (Männer vererben Männern) war es in Zeiten vor DNA-Tests von zentraler Wichtigkeit, Kinder den verspritzten Spermien der Männer zuordnen zu können. Allein hieraus ergab sich die Logik, jedem Mann Frauen eindeutig zuordnen zu können. Und der Zorn des Mannes, der sich in ihm erhob, wenn ein anderer seine Frau beschlief, gründete nicht nur auf Eifersucht, sondern auch auf die Angst, diese könnte ihm einen Erben gebären, der gar nicht sein Blutsverwandter ist.

Solche seit Jahrhunderten eingeübte Reflexe können – neben der Angst, die Bedürfnisbefriedigung zu verlieren – Quellen heutiger Verhaltensweisen, etwa Eifersuchtsreflexe, sein.

Mit "Liebe" hat das eigentlich alles nichts zu tun. Und so sagte mir 'mal ein schlauer Mensch: "Solange du noch jemanden liebst, liebst du eigentlich überhaupt nicht."

Deshalb bin ich skeptisch, wenn Verfechter polyamoröser Lebensweisen ständig darauf hinweisen, dass es doch nicht rechtens sein könne, wenn sie ihre tief in ihnen wohnende reine Liebe nur einem Menschen schenken sollten, und nicht mehreren. Und selbst wenn ich ihnen ihre reine Liebe abnähme, frage ich sofort weiter: Warum liebst du dann nur zwei oder drei andere Menschen? Und nicht gleich die ganze Menschheit, wie etwa Mutter Theresa?

"Wir wollen nur unser Leben bereichern" (s. Alec) wäre wenigstens eine ehrliche Aussage. Wer sich bereichern muss, fühlt sich arm oder kriegt den Hals nicht voll genug.


stephensson
art_of_pain
****tta Mann
3.463 Beiträge
von Würfeln und Flächen
Vorab ein Frage @ art_of_pain
Beziehen sich Eure Zweifel nur auf die Aussagen der „Verfechter polyamoröser Lebensweisen“ oder auf die Polyamorie im Allgemeinen?

Euer Beitrag liest sich gut, ist sehr schlüssig und ist vortrefflich geeignet die Diskussion im Thema weiterzuführen. Ich habe allerdings bis zum letzten Absatz gemeint, ihr bezieht Eure Bedenken auf die allgemeine Polyamorie. Dabei irritiert mich jedoch der letzte Absatz in dem ihr die Verfechter und Befürworter persönlich herabsetzt oder Zweifel an deren Aussagen macht.

Eine Kernaussage durchzieht Euren langen Beitrag. Da eine monogame Zweierbeziehung schon schwer genug ist, ist es mutmaßlich unmöglich eine funktionierende Dreierbeziehung zu führen geschweige denn wirkliche Polyamorie.
Wozu also eine Dreierkonstellation? Doch nur, weil ein Partner allein meine Bedürfnisse nicht abdeckt. Also nehme ich einen zweiten für diese Bedürfnisse hinzu. Nun haben die beiden aber auch ihre Bedürfnisse, die sowohl ich als auch je einer der beiden anderen abdecken müssen. Damit wird die Sache noch komplexer und fragiler, als sie bei Paarbeziehungen eh' schon ist.
Was ist schlimm oder nicht gut daran, wenn ein Partner die persönlichen Bedürfnisse nicht alle abdeckt. Da kann man ja lange suchen, bis man seine eigene Inverse gefunden hat. Ein Leben reicht vermutlich nicht.
In meinem Beitrag zu Beginn dieser Diskussion sprach ich von „schwärmerische Überforderung“ die eben genau dann eintrifft, wenn man glaubt ein Partner könnte oder müsste alle eigenen Bedürfnisse befriedigen.

Genaugenommen ist Polyamorie eine Dimensionserweiterung und lässt sich genauso wenig mit der Monogamie vergleichen wie ein Würfel mit einem Quadrat. Sie haben zwar Gemeinsamkeiten wie Kanten, Ecken und rechte Winkel aber der Würfel bietet eindeutig mehr Raum. Oder?
Zugegeben ein sehr abstrakter Vergleich. Doch zeigt er, wenn ich bei den zweidimensionalen Flächen im Raum bleiben darf und damit je eine „normale“ Zweierbeziehung beschreiben will, dass sich durchaus mehr Flächen sprich Zweibeziehungen in einem Raum befinden können ohne sich gegenseitig etwas wegzunehmen oder zu verdrängen. Sie können sich Schneiden oder Berühren, Überlappen und zugeben auch Auslöschen. Aber das liegt ja an jedem selbst. Kann doch jeder seine Fläche selbst gestallten.
Phantasie ist eben überall gefragt!
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