Partnerschaft
Mich verstehen die Leut´ ja auch nicht. Wenn ich sage, daß ich Menschen-Sammler bin, dann rücken die immer ein Stück ab.
Ich würde nie saen, dass jemand wie Du ein Menschen-Sammler ist, da Du offenbar sehr um Diskretion bemüht bist. Es ist nichts dabei, wenn Du über die Menschen, die Du fotografierst, ein wenig mehr wissen möchtest. Das kann Deiner Arbeit als Fotograf nur nützlich sein, ich habe früher selbst viel fotografiert, wenn ich schon im Vorfeld etwas mehr über die Menschen wusste, habe ich sie ganz anders dargestellt.
OK, ein Stück abrücken, das ist vielleicht auch eine natürliche Abwehrreaktion, gegen die man nichts machen kann. Würde ich vielleicht auch so machen, kann aber auch anders interpretiert werden. Ich würde mich fragen, was will denn er überhaupt von mir, und gibt es dann Fragen, über die ich nicht sprechen möchte, sage ich das.
Einerseits ist es die Diskretion, andererseits bemühe ich mich den Konsens aus viele Gesprächen wiederzugeben. Klar, an irgend einer Stelle wird das zu besprechende Bild unscharf, weil nicht mehr der deutliche, kontraststarke Einzelfall vorliegt.
OK, akzeptiert. Daher also die allgemeine Darstellung, aber dabei muss man auch vorsichtig sein, denn Verallgemeinerungen treffen nicht mehr auf jeden Betroffenen zu. Da kann es schnell zu Gefühlsausbrüchen kommen, deshalb ein weni meine Abneigung gegen Verallgemeinerungen.
ich kenne zwei (unterschiedliche) Fälle, da haben sich die Menschen beim Partner zu ihrer Neigung bekannt, wurden abgelehnt und in der nachfolgenden Zeit extrem überwacht. Es ging von der Taschenkontrolle über die Briefkontrolle über Zeitkontrolle (inkl. ständiger Anrufe auf Handy).
Finde ich jetzt ehrlich klasse, dass Du das erwähnst. Es zeigt sehr deutlich, dass die Toleranz doch noch nicht soweit ist, wie immer wieder propagiert bzw. dass die Toleranzgrenze bei jede/r/m anders angesetzt ist. Ich kenne Fälle, die sagen, ja klar, Männer in Frauenklamotten, warum denn nicht. Wenn es dann darum geht, dass es auch der eigene Partner sein kann, ist das Thema plötzlich tabu.
Es ist eben eine Frage der Sichtweise, bei Aussenstehenden kann anders argumentiert werden als wenn es sich um den eigenen Partner handelt. In einer Partnerschaft ist der (ablehnende) Partner mit ein Teil der Sache. Was sagen Freunde, Nachbarn, Familie? Daher finde ich es ganz wichtig, dass Partner miteinander reden, um einen Kompromiss zu finden. Dass dies nicht immer einfach ist, ist auch mir bekannt, ich habe es teilweise selbst erleben dürfen. Mir stellt sich jedoch die Frage, was ist das für eine Partnerschaft, in der keine Kompromissfähigkeit herrscht. Ich denke, das mindeste, was man tun kann, ist sich zu informieren, dann können auch Konversationen stattfinden.
Ich war selbst in der Situation, dass ich (bzw. wir) in einer Partnerschaft eine Kompromisslösung finden musste(n), wie ich die Teilzeitfrau ausleben konnte. Meine Partnerin hat am Anfang auch erst mit fast völliger Abneigung reagiert, da ich jedoch selbst noch mehr über das Thema wissen wollte, habe ich entsprechende Literatur ausgeliehen, welche meine Partnerin überraschenderweise auch sehr interessiert gelesen hat. Dazu kam noch in SpiegelTV ein Themenabend über Transsexualität, wir haben die Sendung gemeinsam angesehen, daraufhin öffnete sich meine Partnerin langsam und es konnte eine Lösung gefunden werden, wenn auch nicht sofort. Es waren viele Punkte zu klären!
Wichtig erscheint mir, dass das Thema beiderseits sensibel behandelt wird, ich als Betroffener brauche einerseits Unterstützung, andererseits ist eine Partnerin ebenso eine Betroffene, die ihrerseits Unterstützung braucht, um mit der "Macke" klar zu kommen. Nachdem ich im Internet einen Treff gefunden hatte, war der erste Kompromiss gefunden. Einmal im Monat konnte ich auf das Treffen gehen.
Eine andere Sache war, wie gehen wir unserer Tochter gegenüber mit dem Thema um, denn die Kinder hängen in einer Partnerschaft auch mit drin. Wir haben uns darauf verständigt, dass es meine alleinige Sache ist, wie und wann ich unserer Tochter mein Anderssein beibringe. Meine Frau hatte die Möglichkeit, mit unserer Tochter abends länger wegzubleiben, so dass ich mich an jenen Tagen, an denen der Treff angesagt war, zuhause in Ruhe herrichten konnte. Mit dieser Situation konnte ich prima leben.
Die Partnerschaft besteht heute leider nicht mehr, sie wurde in beiderseitigen Einvernehmen beendet, wobei mein Anderssein bei der Trennung nie ein Thema war, es gab auch noch genügend andere Gründe. Es wurde seitens meiner Partnerin auch nie benutzt, um mich bei anderen schlecht zu machen, auch unsere Tochter wurde nicht hineingezogen. Das Erbärmlichste, was ein Partner überhaupt tun kann, ist, die Kinder als Druckmittel einzusetzen! Die Kinder können nichts dafür, wenn die Alten nicht miteinander zurecht kommen.
Einen schönen Sonntag noch
lg
D.