Erfahrungsbericht
Hier ein kleiner Erfahrungsbericht einer studierten Naturwissenschaftlerin.
Schule:
Die Naturwissenschaften waren eine echte Offenbarung für mich, als ich sie in der Schule als Fach bekam. Endlich hatte ich eine Möglichkeit, die Welt zu verstehen. Endlich auch ein Fach mit einer 'Eins'. Was hat es mir gebracht? Einen Haufen pöbelnder Jungs, die es lustig fand, meine gebastelten Projekte auf dem Nachhauseweg zu zerstören. Nein! Das ist kein Witz! Das war wirklich so! Ich finde mich viel zu oft in Klein-Lisa von den Simpsons wieder.
-> Ich fand Jungs doof!
Abitur:
Klar hatte ich die Chemie im Leistungskurs, klar war ich die Beste. Aber ich durfte nie die Beste sein. Besonders der Lehrer fand es gar nicht komisch, wenn ich die richtige Antwort gab, wenn ein Junge es falsch gemacht hatte. Er meinte mich 'besonders' fördern zu müssen, indem er mich mit den anderen beiden Mädchen immer in eine Gruppe steckte. Diese Geschlechtertrennung sollte aber nach meiner Meinung ausschließlich dazu dienen, die Selbstsicherheit der armen Jungs zu schützen. Ich wollte den Jungs ja gar nichts böses, tatsächlich begann ich sie zu mögen. Deshalb meldete ich mich auch seltener. Und was meinten die Jungs dazu? Für die war ich ein geschlechtsloses Wesen. Nett zwar, aber doch kein Mädchen!
-> Ich erkannte, dass ich eher ein guter Kumpel als eine Freundin war.
Studium:
Umgeben von Emanzenweibern, die nur ihr Fach im Kopf hatten, kam ich mir echt komisch vor. Ich war eine, die in der Mensa auch gern mal die körperlichen Attribute der Assistenten besprechen wollte, nicht nur, wie sie prüften. Chancenlos, bei den 'klugen' Männern in Lerngruppen unterkommen zu wollen. Schließlich ging ich in eine Lerngruppe mit den 'Losern', also solchen, die das Studium gerade so schafften. Mit denen konnte man abends auch mal abfeiern. Der Nachteil war: Ich war die, die sie durch die Semester geschleift hat und wenn es mir nicht gelang, dann sah ich sie nicht mehr (weil sie aufhörten). Ich kam mir vor, als würde ich mir ein bisschen Sex mit Nachhilfe erkaufen. Nein, ich hatte sonst keine Freunde, ich war gerade nach Berlin gezogen und war nunmal viel mit meiner Lerngruppe beschäftigt.
-> Ich kam mir mit meinem Wunsch nach Sex fehl am Platze vor.
Arbeit:
Ich tendiere durch mein dominantes Wesen dazu, einen Arbeitskreis schnell zu übernehmen. Geht meistens gut, weil ich fachlich auch nicht so schlecht bin. Das Problem dabei: Eine Frau in einer Führungsposition verliert häufig ihren Sex-Appeal. Ich beschloss, die Sache einfach umzukehren und mich nicht mehr 'lieben' zu lassen, sondern selbst zu lieben. Das tat ich oft im Geheimen, weil diesmal auch Frauen dabei waren, die ich aber nicht anzusprechen wagte. Immerhin fand ich einen Partner, der insgesamt überraschend weiblich ist.
-> Meine männliche Seite steht mir oft im Weg.
Joyclub:
Das 'lieben' statt 'geliebt werden', das 'selbst Suchen' statt 'gefunden zu werden', das wollte ich hier noch perfektionieren. In meinem Freundeskreis oder gar auf der Arbeit ist das so eine Sache. Dort geht eine Affäre ja schnell schief. Also hab ich hier gesucht. Das Problem: Ich möchte mehr als nur Sex. Meine erogenste Zone ist nunmal mein Hirn. Ich brauche Phantasie und Esprit. Traurigerweise gibt es erstaunlich wenige, die das auch so wollen. Immerhin habe ich unter den Künstlern hier ein paar ganz tolle Liebhaber gefunden.
-> Männer mit Esprit sind selten.
Fazit:
Ich habe mich erfolgreich gewehrt, dass man mir einredet, ich sei aufrund meiner androgynen Art für Sex nicht geeignet. Andere Frauen haben das nicht geschafft und glauben nicht mehr an ihre Attraktivität.
Ich habe es geschafft, trotz meiner Liebe zum Fach ein Privatleben zu erhalten. Das gelingt auch vielen Männern nicht, die dann zwar verheiratet, aber ähnlich sexlos wie die 'klugen' Frauen sind.
Ich passe so wenig in ein Rollenbild, dass sexuelle Annäherung schwierig fällt. Ich glaube, dass (offensichtlich) 'kluge' Frauen einfach deshalb sehr schwer einen Partner finden.
Obwohl ich wenig Auswahl habe, werde ich nicht den 'schnellen' Sex zur Befriedigung suchen. Meine Ansprüche an die 'Kopfarbeit' werden hoch bleiben, auch wenn ich dann genau das bin, was das Klischee besagt:
eine studierte Frau mit wenig Sex.