Warum träumen bloß so viel vom Sex in freier Wildbahn? Ob Wald, Parkplatz oder sonstwo?...
Ich bin als Kind mitten in der Natur aufgewachsen, Waldrandnähe...ein idealer Platz
für mich und meine Geschwister. Und ich bin ein Freund der Tier und Pflanzen. Waren als Kinder ständig draußen aber wenn es dunkel wurde mussten wir rein..wegen der Wildschweine und Füchse... sagte meine Mutter immer.
Auch heute noch bin ich mit dem Hund jeden Tag länger draußen. Ist gut für die Haut und für die Seele. Manchmal denke ich mir beim Laufen mit meiner Kleinen ....wäre ich ein Fuchs und würde ich im Wald leben, hätte ich ein schönes Plätzchen im Unterholz zwischen jungen Buchenzweigen. Und wäre ich ein Kaninchen, würde ich mir einen schönen Platz auf einer Lichtung suchen zwischen flauschigen Pusteblumen. Und wäre ich eine Amsel, hätte ich meine Nest in einer Birke, ganz oben im Wind. Bin ich aber alles nicht!
Ich bin eine Mensch, eine Frau...eine glückliche Frau, denn ich habe ein Dach überm Kopf, ich habe ein Bett...sogar Maßanfertigung nach meinen Wünschen mit vielen weichen Decken und Kissen. Dafür bin ich sehr dankbar und freue mich jeden Tag darüber. Ich feiere das sogar, indem ich meinen Hintern sogar in den schönsten Momenten am liebsten in der Bude lasse. Oder mich schnell dahin begebe. Denn ich weiß: manchmal überwiegt das Gefühl, jetzt verdammt noch mal keine Zeit zu haben.
Sofort übereinander herfallen zu müssen. Auf der Stelle. Wenn das Verlangen im Menschen hochrauscht, rutscht der Verstand nun mal ( meistens) in die Hose. Trotzdem würde ich heute (in meinem Alter) immer versuchen, es rechtzeitig nach Hause zu schaffen oder zumindest in das nächstbeste Hotel.
Ich würde im Leben nicht daraufkommen, eine Ausflug nach draußen zu machen wenn mir nach Liebe ist. Was bitteschön ist denn so aufregend an Sex in freier Wildbahn daß die Leute nicht aufhören, danach zu schreien, sobald die Außentemperatur über zwölf Grad steigt? Die entwürdigenden Details? Die Hände im Brombeerbusch? Die Knie im Ameisenhaufen? Die Wirbelsäule auf der kalten Kühlerhaube? Von den Brennesseln erst gar nicht zu reden! Und Sand überall?
Meine Freundin Birgit hatte sich beim letzten "Outdoorevent" drei Zecken an den unmöglichsten Stellen eingefangen. Von Insektenstichen ganz zu schweigen!
Oder. noch schlimmer....die dauernde Gefahr, inflagranti erwischt zu werden? ( Entschuldigen Sie, was machen Sie denn auf meinen Baugerüst, Garage oder Vorgarten?)...
Wirklich, ich kann nicht verstehen, wenn Menschen sich manchmal...tierähnlich verhalten. Wir bringen kleinen Kindern bei, dass man nicht beißen, kratzen und spucken darf. Und dann durch die Heide rennen wie brünftige Rehe? Merkt ihr es jetzt?Ich finde es gibt keine einzige Begründung für Sex unter freiem Himmel, die man ernsthaft durchgehen lassen darf. Außer unter Umständen der eigene Garten...uneinsichtig.
Und ich weiß wovon ich rede. Ich hätte früher auch alles ausprobiert und mir ist auch schon das eine oder andere Höschen im Park oder am Strand verlorengegangen. Bei der Erinnerung schüttelts mich und ich denke: au weia. Ist doch schöner wenn einem im Rückblick wohlige Schauer über den Rücken laufen und man sich denken kann....Hui!
Diejenigen Menschen unter uns, die weniger nah am Tier sind, nämlich die Frauen, finden Liebe im Freien meistens sowieso nicht so aufregend. Viele denken nur sie müssten es aufregend finden. Weil uns die ganze Sex-ist-ein-Event-Propaganda
permanent einen Stachel ins Gemüt setzt. Und weil diejenigen unter uns, die sich dann gerne mal wie Tarzan fühlen mögen...meist die Männer, den Kick lieben. Im Job, im Geist und im Körper. Ich denke man muss sich das ungefähr so vorstellen:" Es kratzt überall, es ist alles andere als gemütlich, es ist eine Herausforderung, es ist Sport, es lauert eine kleine, fiese Gefahr.....geil!"
Schön für den Mann. Aber ich brauche diesen Kick nicht, um das Leben herrlich zu finden. Und ich möchte beim Sex nicht ständig unter Spannung stehen. Ich möchte mich entspannen. Ich möchte mich der Situation, meinen Gefühlen voll und ganz hingeben können. Ich will auf nichts achten müssen außer auf mich & meinen Partner.
Ich muss den ganzen Tag auf alles mögliche achten, ich bin sozusagen permanent diensthabender Offizier auf der Brücke. Wenn ich das im Horizontalen auch noch sein muss...habe ich gleich gar keine Lust mehr.
Vielleicht liegt es auch daran: Männer kümmern sich generell mehr um sich selbst. Sie sind die Könige in ihrer Welt. Da ist dann noch Luft für Sperenzchen. Aber das ist eher nebensächlich.
Die entscheidenden Fragen für mich lauten: Habe ich Fell? Habe ich Federn? Bin ich ein Exhibitionist? Wenn ein Lebewesen alle drei Fragen mit Nein beantworten kann, ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit eine zivilisierte Daseinsform, die sich auch so ver-
halten sollte und deshalb beim Sex in die Wohnung oder in den Club gehört.
Am besten auf vielen Kissen...von mir aus auch auf den Küchentisch.
Am besten wir stellen nächstes Frühjahr Schilder auf...liebe Lover...lassen Sie diesen Sommer den Wald und die Wiesen und den Asphaltdschungel bitte einfach mal in Ruhe. Sonst muss ich meine Freunde, die Füchse und die Wildschweine um die Häuser schicken...