SExsucht ist eine Sucht
wie jede andere, und zwar mit allen negativen Erscheinungsformen, die man mit Junkies assoziiert.
Mein Ehe-mals-Mann gehört zu den Süchtigen, ich bezeichne mich ganz gerne als sog. "Co-Abhängige", denn die Sexsucht wird oft als eine Form der Beziehungssucht verstanden, und ich gehörte zu den klassischen Co-Abhängigen eines Beziehungssüchtigen.
Der ganze Fragen Katalog der Sexsucht-Selbsthilfegruppe trifft auf meinen Ehe-mals-Mann zu, bis auf illegale Handlungen. Für den jeweiligen Partner ist es die Hölle. Es geht dabei nie darum, mit dem Partner Sex auszuleben, sondern um die Suche nach dem Kick, der beim permanenten Partner nicht eintritt, sondern nur durch permanenten Partnerwechsel erhofft wird. Gerade die wechselnden Partner, am besten parallel sechs, sieben, mehr als zehn aktuelle Partner, sind in meinen Augen Kennzeichen dieser Sucht. Die Suche nach dem Kick äußert sich im klassischen Suchtverhalten: Steigerung der Toleranz, Zerstörung des privaten und anschließend des beruflichen Lebens.
Es ist eine Form der Sucht, die ich keinem wünsche. Ich habe keine Ahnung, wie ich meinem Ehe-mals-Mann hätte helfen können, habe alles versucht bis zur Selbstaufgabe. IHm ist nicht zu helfen, obwohl er selbst unter seinem Verhalten extrem leidet. Aber nie zugeben würde, daß eine Therapie angesagt wäre. In meinen Augen eine Form der Persönlichkeitsstörung, die erst durch ein existentiell einschneidendes, bedrohendes Ereignis therapierbar wird, wenn nämlich der Wille zur Selbstheilung geweckt wird. Bei meinem Ehe-mals-Mann wird es erst zu einer Änderung kommen, wenn er gegen einen Baum fährt oder nen Herzinfarkt bekommt. Keine Sekunde vorher. Und: er ist ne arme Socke, ne ganz arme, denn er wird nie Befriedigung oder Zuhausesein verspüren, sondern rennt hinter einem Phantom her, das es nicht gibt: dem ultimativen Sex-Kick....
Mein Mitleid gilt jedem, der ähnliches kennt, mein mildes Lächeln all jenen, die sich drüber lustig machen und Dinge kommentieren, von denen sie Äonen entfernt sind...