@ heinrichbb & Antaghar:
Naja, wenn man alles durchdenkt, seid Du, heinrichbb, Ihr, Antaghars, und ich gar nicht so weit auseinander. Nur dass Du, heinrichbb, einen anderen Ausgangspunkt hast. Du schreibst (überspitzt), dass der Sexualtrieb zur Zerstörung der Welt beiträgt, und begründest das damit, dass Sexualität ungleich verteilt ist, d.h. nicht jeder bekommt den Sexualpartner den er sich wünscht, und ich schreibe bewusst in der rein maskulinen Form, den v.a. für uns Männer scheint dies ein Problem darzustellen, weshalb wir offenbar nach Ersatzbefriedigungen suchen. Also wollen wir unseren unbefriedigten Sexualtrieb durch eine Befriedigung unseres Besitz- und Machttriebs ausgleichen.
Diese Hypothese ist nicht ganz von der Hand zu weisen, und auch die Antaghars haben dies ja indirekt zugegeben. Um zum Beispiel Hitler zurück zu kommen (diesmal von mir überspitzt formuliert): Er war nicht im Stande, eine Frau zu befriedigen, wollte aber diese Demütigung nicht hinnehmen und suchte sie auf andere Art auszugleichen, und diese andere Art war das Streben nach der Weltherrschaft und nach der Herrschaft über Leben und Tod.
Nur würde ich niemals behaupten, dass der Sexualtrieb damit schuld an der Zerstörung der Welt ist, denn dann könnte man jeden Trieb für die Zerstörung der Welt verantwortlich machen, allen voran den Ernährungstrieb. Das ist MMN der falsche Ansatz. Schuld daran, dass der Sexualtrieb zu negativen Ersatzhandlungen führt ist
a) die Nichtbefriedigung desselben und
b) die Missgunst.
Ich möchte mit dem zweiten, einfacheren beginnen. Sexueller Frust beim Mann kann entstehen, weil man entweder selbst keine Befriedigung erlangt (weil keine Frau sich für einen interessiert) oder weil man eine Frau nicht befriedigen kann. Selbst keine Befriedigung zu erlangen kann durch Selbstbefriedigung wenigstens teilweise ersetzt werden. Eine Frau nicht befriedigen zu können, dieses Problem ist nicht ganz so einfach zu lösen. Jetzt wären beide Unzulänglichkeiten erträglicher, wenn alle Männer auf der Welt ähnlich leiden würden. Da es aber nicht so ist, kann Neid oder Missgunst entstehen. Neid im modernen Sinn ist MMN eher etwas Positives. Es bedeutet, dass wenn ich meinen Nachbarn mit einer attraktiven Frau sehe, die er auch noch sexuell befriedigen kann, ich auch danach strebe, einmal eine anziehende Frau zu haben, die ich auch befriedigen kann. Dies führt i.d.R. nicht zu Konflikten: Ich versuche, mit anderen Frauen Kontakt aufzunehmen - früher oder später werde ich wohl Erfolg haben; wenn ich eine Frau nicht befriedigen kann, suche ich mit ihr gemeinsam nach der Ursache. Wäre ich hingegen missgünstig, müsste ich danach trachten, dass mein Nachbar möglichst mit dieser Frau auseinandergeht - dann wäre mein seelisches Gleichgewicht wieder hergestellt.
Dass männliche Sexualtriebe per se nicht befriedigt werden (wir sind also bei Punkt a), kann mehrere Ursachen haben, z.B. mit der mangelnden Attraktivität des Mannes. Dies erklärt auch, dass unter den historischen Zerstörern der Welt Menschen mit körperlichen Unzulänglichkeiten waren, z.B. Napoleon oder der "Austrofaschist" Dollfuß. Tief in ihrem Innersten wollten sie mit ihrem Machttrieb Frauen imponieren, von denen sie sonst verschmäht worden wären. Vielleicht haben auch andere, die zwar nicht Krieg führen, aber protzig in die Natur eingreifen, ähnliche Motivation. Spuren hinterlassen, um für Frauen attraktiver zu erscheinen.
Du hast recht - hier wäre es die sprichwörtlich "heilige" Pflicht der Glaubensgemeinschaften gewesen, ordnend einzugreifen. Sie haben aber genau das Gegenteil getan, wie Du auch völlig richtig erkannt hast. Sie haben die Monogamie zur einzig selig machenden Partnerschaftsform erklärt, bzw. wenn es Polygamie gab, dann nur in der Kombination ein Mann - mehrere Frauen. Sie haben Sex zum Tabu erklärt, womit über viele Probleme, die man durch simple Kommunikation aus der Welt schaffen hätte können, nicht gesprochen werden durfte. Sie haben bestimmte Sexualpraktiken verboten, was wieder zu Frust geführt hat bei denen, die genau diese Praktiken gerne ausgelebt hätten, oder, wie bspw. die Selbstbefriedigung, diese als Ersatzhandlung gerne vorgenommen hätten. Sie haben die Frauen unterdrückt - die "züchtige" und "anständige" Frau als leuchtendes Vorbild hingestellt - und das wiederum aus Missgunst.
Es ist also nicht der Sexualtrieb, der für Zerstörung sorgt, sondern dessen Pervertierung und Tabuisierung durch die Menschen.