Ich denke aber, es kann viel möglich sein - solange das Paar miteinander ehrlich ist und solange man aufeinander aufpasst, dass dem Anderem es nicht dabei schlecht geht.
So ist es!
Es ist sehr vieles möglich und kommt schlussendlich auch sehr darauf an, von welcher Basis aus man sich als Paar einen sexuellen Freiraum gegenseitig einräumen kann. Wenn man als Paar darüber gemeinsam nachdenkt, dann muss dieser sexuelle Freiraum so gestaltet werden, wie es die Beziehung einem erlaubt. Wichtig ist aber, dass sich beide Partner darüber einig sind und jeder für sich selbst auch dabei ein gutes Gefühl hat und dazu stehen kann.
Wir sind davon überzeugt und haben ja selbst auch die Erfahrung machen dürfen, dass es nur dann wirklich für die Beziehung fruchtbar ist, wenn man dies zusammen entschieden hat. Es muss unbedingt ehrlich zugehen und das Vertrauen muss unserer Auffassung nach schon vor Beginn auf einem sehr hohen Niveau sein. Vor allem muss man sich darauf verlassen können, dass die emotionale Bindung entsprechend gefestigt ist. Andernfalls würden wir auch immer nur raten können, dass man sich keinen sexuellen Freiraum einräumt, wenn auch nur im Ansatz ein Zweifel aufkommt, oder mindestens einer der Partner kein gutes Gefühl dabei hat. Also jeder muss es für sich autonom entscheiden, ob er damit mitmachen kann und einverstanden ist.
Wir haben im Vorfeld sehr viel und intensiv darüber nachgedacht und viel miteinander über dieses Thema diskutiert, bevor wir damit begonnen haben, über den sexuellen Freiraum in Hinblick auf die Ausgestaltung konkret zu werden. Die Verantwortung liegt ja letztendlich beim Paar selbst.
Man muss aber auch sagen, dass dies nicht bei allen Paaren gleichermassen funktioniert und nicht alle Paare damit am Ende gute Erfahrungen machen. Wir kannten auch ein paar Paare, wo der Schuss nach hinten los gegangen ist. Es wurde mehr zerstört als man es für möglich gehalten hatte. Vielleicht sind es aber auch jene Paare, die zu leichtfertig mit der Vorstellung umgegangen sind, und einfach ohne tiefgründigere Analyse ihrer Beziehung sich den sexuellen Freiraum eingeräumt haben? Wir denken jedenfalls, dass die Basis nicht optimal war.
Wir stellen aber auch fest, dass viel über das Wieso und Warum nachgedacht wird. Wieso hat man das als Paar denn überhaupt nötig und macht es, obwohl man sich doch so liebt? Im Prinzip keine schlechte Frage, aber man muss nicht immer für alles eine Antwort und Erklärung finden. Genauso wenig, wie man immer alles detailliert erklären können muss. Es ist einfach so, dass man auch als liebender und ehrlicher Mensch noch viele weitere Facetten in sich hat. Fantasien und Wünsche, die im Lauf des Lebens aufkommen bzw. sich verändern. Manches davon kann man sich selbst nicht erklären und teilweise ist es sogar so, dass man sich dafür auch noch schämt. Man fragt sich dann, wieso habe ich diesen oder jenen Wunsch. Gerade in sexuellen Belangen kommt man schnell in solch einen Zwiespalt mit sich selbst. Einerseits liebt man den Partner sehr und hat es auch in sexueller Hinsicht gut und ist zufrieden und glücklich. Andererseits gelustet es einem aber dann doch, auch mal fremde Haut spüren zu können. Ist man nun schlecht, oder liebt man den Partner am Ende doch nicht so, wie man gedacht hat? Reicht einem der Partner nicht mehr aus, oder kann dieser einem das nicht mehr geben, damit man zufrieden und erfüllt ist?
Alles Fragen, die einem schon auf das Gemüt gehen und einem zweifeln lassen. Besonders dann, wenn man im Grunde in einer sehr intakten Beziehung lebt.
An diesem Punkt muss man einfach akzeptieren, dass man solche Fantasien und Wünsche hat und es einfach zum Menschsein dazugehört. Niemand ist deshalb schlecht, oder begeht Verrat an der Liebe! Und man muss es auch nicht vollends ergründen und auflösen können. Wenn man einen Partner an seiner Seite hat, mit dem man über alles Reden kann, der einem versteht und ähnlich denkt, dann kann man ganz offen und ehrlich miteinander darüber reden und gemeinsam neue Wege beschreiten, die nicht zwangsläufig im Chaos enden müssen.
Im Gegenteil, denn es kann für eine Beziehung sehr fruchtbar sein und diese Beziehung noch mehr zusammen schweissen. Man weiss wo man hingehört und es besteht kein Zweifel daran, dass die emotionale Bindung zum Partner niemals in Frage gestellt wird. Niemand ist auf der Suche nach der neuen Liebe, denn die hat man und lebt sie auch. Der sexuellen Freiraum bedient lediglich die Fantasien und Wünsche auf der erotischen Ebene und hat nichts mit Liebe und Nähe zu tun. Die Nähe und die Gefühle, die bei der Erotik aufkommen, sind nicht mit der vergleichbar, die man mit dem Partner erlebt. Sex und Liebe braucht die Nähe. Erotik benötigt aber einen gewissen Abstand, den man in einer Liebesbeziehung nicht mehr hinbekommen kann. Und vielleicht liegt ja genau darin die Begründung, weshalb manche Menschen in einer guten und intakten Beziehung trotzdem den Wunsch hegen, ab und zu mal die Lust auf fremde Haut ausleben zu können.
Und wir finden, dass es auch gut so ist und wir als Menschen einfach zu facettenreich sind, um es dauerhaft zu unterdrücken. Es macht unserer Meinung nach auch keinen Sinn, denn wenn man schon das Glück hat und in einer intakten Beziehung lebt, dann sollte man auch zusammen den sexuellen Freiraum ausgestalten und ausleben können. Aber eben nur dann, wenn beide zu einhundert Prozent damit einverstanden sind und damit umgehen können.
Mr. Sunfra