@ seeleverschenkt
Moinsen, Seele.
Kurz zitieren, um drauf eingehen zu können:
Schade, dass es der Regelfall sein muss, sich nicht mit einem, und zwar dem eigenen, Partner begnügen zu können.
Die Frage, die sich mir stellt, ist, wieso ich mich dann überhaupt auf einen Partner einlasse.
Wegen all der anderen Dinge?
Mag sein, dass es (für dich) schade ist, dass der Partner nicht exakt 100% die eigenen Bedürfnisse befriedigen kann (Ich rede nicht von den sexuellen alleine, sondern von ALLEN Bedürfnissen: Nach genau den Gesprächsthemen, die man haben will, genau die richtige Menge an Kuscheleinheiten, perfekt das eigene Bedürfnis nach Sauberkeit und Ordnung befriedigen usw. usw., der Punkt, auf den ich hinauswill kommt denk ich rüber).
Ich nenne das einfach: Realität. Egal, wie sehr du es dir wünscht, dass dein Partner der weiße Ritter ist, der sich NUR zu 100% mit dir begnügen kann, weil du und er euch gegenseitig zu 100% abdeckt in allen Bedürfnissen (ich weiss, ich leg dir das grad in den Mund) - sowas gibts nicht. Das ist dir denk ich auch klar.
Da wir nun das als Grundannahme fest haben ("Kein Mensch kann die Bedürfnisse eines anderen zu 100% abdecken, wenn man alle Bereiche nimmt, für die man Bedürfnisse entwickeln kann" - NICHT NUR sexuelles), können wir uns dranmachen, Fragen + Schlussfolgerungen daraus abzuleiten:
Dürfen anderen Menschen herangezogen werden, um diese Bedürfnisse zu befriedigen? Ich würde aus praktischer Erfahrung heraus sagen: Ja. Denn: Jeder Mensch, auch du, tut das: Freunde, bei denen man sich akzeptiert fühlt, Gesprächspartner, die mit einem über Themen reden, die einen interessieren, Sportkollegen, die den Sport mit einem ausüben, den der eigene Partner nicht so mag - die Liste kann man beliebig erweitern.
Wir begnügen uns alle nicht mit einem Menschen - niemand tut das. Und das ist auch gut so. Der Unterschied zwischen dir und mir liegt darin, dass ich einfach das Feld Sexualität bei meinem Partner auch zulasse - weil wir, obwohl wie sexuell gut harmonieren und auch viel Spaß und Abwechslung und Experimentierfreude haben, trotzdem nicht die Bedürfnisse zu 100% abdecken können.
Die eigentliche Frage ist also nicht "Soja, wie kannst du zulassen, dass dein Partner seine sexuellen Bedürfnisse auch woanders befriedigt" sondern vielmehr "Seele, warum lässt du deinem Partner zwar bei anderen, aber gerade bei diesem speziellen Feld diesen Freiraum nicht zu?".
Die Antwort darauf (wird wahrscheinlich irgendwas mit Emotion usw. zu tun haben) ist halt eben DEINE Antwort darauf - mag sein, dass du das nicht ertragen kannst, weil für dich irgendwie Sex so essenziell mit dem Partnergefühl verknüpft ist (so wie für manche Christen der Glaube an Gott mit der Schöpfung verknüpft ist und sie deshalb die Evolutionstheorie nicht akzeptieren können, weil sie sonst meinen, ihren Glauben verlieren zu müssen). Für mich ist das halt eben nicht so ganz wichtig wie für dich. Ich fühle mich von meinem Partner auch geliebt und gewertschätzt, obwohl ich weiss, dass ich niemals der einzige der Welt sein kann.
Ich nenne das Realist sein. Aber trotzdem darfst du natürlich deine Emotionen haben. Wer sich dabei nicht gut fühlt, fühlt sich dabei nicht gut, Punkt. Gut finde ich es trotzdem, wenn man sich eben mit den oben genannten Fragen auseinandersetzt - man lernt viel von sich selbst (und mich zumindest hat es freier gemacht, ich kann besser genießen).
Wünsch dir was
Soja