****ie:
Problematisch wird's, wenn eine Person, die zur Hörigkeit neigt, auf Typen trifft, denen sie nicht wichtig ist, die nur ihren eigenen Vorteil sehen. Ebenjene, die im Eingangsbeitrag hier als Beispiel herhielten - und da bin ich dann wieder bei dir, Marc_R, wer Sub gleich von der ersten Mail an keusch halten möchte, der kann als Dom schlicht nicht in Ordnung sein, weil ihn offensichtlich nicht interessiert, ob Sub das nicht doch schaden könnte - er kennt sie ja schließlich nicht.
Vielleicht empfinden einige meine Betrachtung zu abgedreht, aber auf einem "Meta-Level" kann es möglicherweise als passend angesehen werden. Die Sub bekommt ihr Bedürfnis nach Hörigkeit gestillt, der Dom sein Macht- und Kontrollbedürfnis und - wichtigster Punkt - kann es durchaus passieren, dass gerade durch die passende Nichtpassung Emanzipation angeregt wird. War bei mir (jenseits) des BDSM so.
Zudem beinhaltet deine Aussage ja, dass das Ziel einer gesunden Beziehung die gegenseitige Weiterentwicklung ist. Das sehe ich persönlich auch so, und im Kern vermutlich jeder Mensch, aber verspüren vielleicht nicht alle die Notwendigkeit dazu. Von demher wäre es anmaßend und übergriffig zu sagen: "So, wie ihr das macht, seid ihr aber nicht in Ordnung." (Das hast du nach meinem Verständnig nicht gesagt, aber du verstehst hoffentlich, worauf ich hinaus will.) Wenn Menschen so bleiben wollen, wie sie sind, gefällt mir das persönlich vielleicht nicht oder finde ich das schade, kann mir aber (jenseits meines sozialen Umfelds) herzlich egal sein.
****ie:
So sehr wir uns über solche Mails amüsieren und sie in diversen Gruppen auch zu großem Amüsement beiträgt, es wird brandgefährlich, sobald so einer auf eine Frau trifft die unerfahren ist und zur Hörigkeit neigt. Dann nämlich kann ein einziges Kompliment neben der Forderung schon Sehnsüchte wecken, die ich dann doch lieber dort sehen wollte, wo sie auch aufgehoben sind - und nicht bei Egoisten, die nur ihren eigenen (Lust-)vorteil sehen.
Hmm, diesbezüglich bin ich ambivalent. Früher hätte ich dir zugestimmt, heute sehe ich es ein wenig anders. Stichwort Eigenverantwortung. Und nur, weil ich auf meinen eigenen Vorteil aus bin, heißt es nicht, dass es auf Kosten oder zum Nachteil meines Gegenübers geht. Dass ist ein Punkt, der gerne übersehen wird. Ich für meinen Teil folge mehr und mehr meiner eigenen Agenda und das ziemlich offen und transparent. Und es ist ja nicht so, als würde man 0815-Schreiben nicht erkennen und hinterfragen können. Und wer das nicht tut: Try. Fail. Try again. Fail better.
Dass beim BDSM beziehungsweise einzelnen Facetten die (subjektiven) Kosten möglicherweise höher sind als bei alltäglichen Beziehungen, geschenkt. Aber jeder sucht sich selbst die Rechnung aus, die er bezahlen will, und können gerade (re-)traumatisierende Erfahrungen die Tür in Richtung Freiheit aufstoßen.
****ie:
Die Neigung zur Hörigkeit kann auch ein Partner und/oder Dom nicht "reparieren". Das muss er aber auch nicht, wenn er sich um die Symptome davon, beispielsweise ein kleines Selbstbewusstsein, kümmert und z.B. ebendieses Selbstbewusstsein aufbaut.
Wie baust du jemandes Selbstbewusstsein aufbauen? Ich für meinen Teil kann nur entwicklungsförderliche oder -hinderliche Umwelten gestalten, in denen sich mein Gegenüber dann entwickeln kann, sofern er das will. Eine direkte Einflussmöglichkeit auf Menschen habe zumindest ich nicht.