Hm, ich hab wohl das Glück gehabt, das ich an der "Hardcorefrauenbewegung" vorbei geschrammt bin. Meine Eltern waren keine 68iger. Wobei ich dann die Ausläufer leider doch noch durch meine ältere Schwester mitbekam in Form von frauenbewegter Literatur. Allerdings auch während einer Urlaubskatzenbetreuung als Jugendliche sämtliche ihrer hocherotischen Bücher verschlungen habe. Und zu guter letzt schließlich die "Geschichte der O" mit roten ohren und nassem Höschen verschlungen habe und wusste, so wirds enden
Allerdings gefühlte Jahrhunderte und einiger Anstrengungen später.
Meine Mutter, die ja letztlich mein erstes Vorbild sein sollte, trug die zur Schau gestellte Asexualität ihrer Generation in sich.
Ach das sind so viele Faktoren, die mich letztlich über fast Jahrzehnte in meiner Ehe dem Fluch des Dornröschens anheim fielen liessen.
Von nem Prinzen auf nem Gaul wurde ich nicht wachgeküsst, mir hat der Gaul nen Tritt verpasst und mittlerweile bin ich dankbar dafür.
Heute weiss ich, das ein Paar, das selbst wenig Erfahrungen hat, dessen männlicher Part seine Erfahrungen vor der Ehe aus den vielfältigsten pornösen Filmen der 80iger Jahre zog und zudem eher lustfeindlich aufwuchs und bei dem beide Partner die eher passive und devote Rolle heimlich für sich beanspruchten, auf keinen grünen Nenner kommen kann.
Ja, ich kann nur bestätigen, auf die sexuelle Passung kommt es an, damit Begehren immer wieder aufkeimen kann, damit gemeinsames Wachstum stattfinden kann und eine große Portion Neugier.
Aber es kommt auch darauf an, die eigenen Bedürfnisse als wichtig und erstrebenswert anzuerkennen.
Und sich dieser Bedürfnisse bewusst zu werden, sie möglicherweise auch vor die gesellschaftlich anerkannten Normen zu setzen, dafür bedarf es Mut und wenigstens ein gewisses Maß an Reflexion und das Bedürfnis etwas ändern zu wollen.
Klar kann ich sagen Erziehung, Moralvorstellungen, Feminismus und was auch immer führt zu...
Aber werde ich mir eines Istzustandes bewusst, kann ich irgendwann, spätestens als Erwachsener einen für mich selbst passenden Weg aussuchen. Dann brauch ich diese Schuldzuweisungen nicht mehr.
Dann sind nicht die feministischen Großmütter, Mütter und Schwestern Schuld, nicht die katholische Erziehung, die gestrengen Moralvorstellungen früherer Generationen, die Medien, oder was auch immer mich davon selbst abhält, eigene Wege zu gehen. Heute habe ich als Frau und ich denke das gilt gleichermassen für Männer, die Freiheit selbst zu entscheiden, was ich als meine moralischen Grundsätze anerkenne und welche als überkommen, keine Gültigkeit mehr für mich haben.
Ich bin nicht Opfer meiner Erziehung, ich habe sie als Rüstzeug für mich mitbekommen, zu einem Zeitpunkt als ich es brauchte. Heute kann ich darauf aufbauen und modifizieren, so wie es gut ist. Für mich ganz persönlich.