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Der Meister

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Kapittel 2
II.
Der Mensch ist am wenigsten er selbst, wenn er sein Gesicht
zeigt. Gib ihm eine Maske und er wird dir die Wahrheit sagen.
Oscar Wild

Voller Erwartung, war Sara bereits schon am frühen Morgen erwacht. Sie hatte in dem antiken Hotelbett so gut geschlafen, wie schon lange nicht mehr. Frisch und munter stand sie auf und ging in das angrenzende Bad, um sich zu duschen. Nach dem Frühstück hatte Sara es nicht mehr länger in dem Hotel ausgehalten. Sie war einmal quer durch die Altstadt gelaufen, hatte sich ein paar einheimische Galerien angesehen und neue Kontakte geknüpft. Zwischenzeitlich trank sie zwei Milchkaffees und genoss die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut.
Den Nachmittag verbrachte Sara Anne Hawk mit einem ausgedehnten Spaziergang, an den Ufern des Tajo, um anschließend das Museo del Arte Contemporáneo, zu besuchen. Die Kathedrale Santa Maria, mit ihren vier steinernen Löwen, war zu ihrem persönlichen Missvergnügen leider geschlossen. In der nahe gelegenen Boutique kaufte sich die erfahrene Galeristin ein kleines goldenes Kreuz das, mit fünf roten Rubinen besetzt war und zu alledem, auch noch verführerisch in der prallen Sonne funkelte.
Es war ein herrlicher Sommertag, der nur noch mit dem Besuch, im Atelier, bei Señor Diaño gekrönt werden konnte. Der Zeitplan erlaubte Sara noch eine weitere Stunde und so setzte sie sich in das historische Restaurant von Alfredo dem Fünften, las in einer Modezeitschrift und trank einen weiteren Milchkaffee, mit Blick auf den Alcázar.
Kurz vor achtzehn Uhr stand Sara Anne Hawk auf, legte das Geld an den Rand ihrer Tasse und schlenderte gemütlich die Straße hinunter, um zur Calle de los Tintes zu gelangen. Das Atelier von Juan Rey Diaño befand sich am Ende der Plaza de la Retama. Zu Saras erstaunen, war auf der Visitenkarte keine Hausnummer verzeichnet.
Offensichtlich machte es ihm Spaß, seine Gäste suchen zu lassen, überlegte sie und ging weiter.
Nachdem die rothaarige Kunstkennerin fast alle Namensschilder der Straße gelesen hatte, fand sie endlich am Ende der Straße den Eingang zum Atelier. Dabei fiel Sara erst nachträglich auf, dass in diesem Stadtteil fast alle Fenster im Erdgeschoss vergittert waren.
Der Teufel in Schwarz hatte sein Atelier im dritten Stock, unter dem Dach, und kurz nach achtzehn Uhr stieg Sara die fast endlosen und ausgetretenen Stufen nach oben.
»Es ist offen!«, rief Diaño von innen, als die Galeristin an die schwarz lackierte Holztür klopfte. Der silberne Türknopf bestand aus einem seltsamen Emblem, dessen Bedeutung Sara nicht kannte, ihr aber dennoch sofort ins Auge fiel.
Sara Anne Hawk war sich nicht sicher, was sie erwartet hatte, doch gewiss nicht die Größe und die Einrichtung einer kulturellen Offenbarung. Das Atelier war ein komplett ausgebauter Speicher und reichte beinahe über den kompletten Bereich des Hauses. Sowohl auf der Nord, als auch auf der Südseite des Hauses, waren die Wände durch hohe Fenster ersetzt worden, damit alles in dem Raum sehr hell und luftig zugleich erschien.
Der Mittelbereich des Ateliers wurde von einem großen Bett eingenommen, das gleichermaßen breit, wie lang war. Überall im Raum verteilt standen Staffeleien, unterschiedliche Öl und Acrylfarben, Pinsel und Paletten. In Regalen standen kleine Skulpturen und andere Wertgegenstände, die in Form und Farbe einen besonderen Reiz ausmachten. Verschiedenfarbige Stoffe waren über diverse Möbelstücke trabiert und bildeten somit einen weichen Kontrast zum Rest des Raumes.
Eine Dusche, die sich am anderen Ende des Ateliers befand, wurde nur durch matte Glasbausteine abgetrennt. Die Küche befand sich direkt dahinter. Ansonsten war die Einrichtung auf das nötigste beschränkt. Das genze Atelier sah auf mystische Art aus, wie der Traum innerhalb eines Traumes.
Auf der linken Seite, die zum Fluss hin führte, war eine große Schiebetüre eingelassen, die auf eine Dachterasse führte. In dem Atelier lag auser dem Geruch von Farbe auch noch irgend ein anderes Aroma in der Luft, das Sara sehr angenehm und männlich emfand. Es roch nach Patchouli, Nelke, Eichenmoos, grüner Apfel und irgendwie auch nach Minze und Lavendel. Eine Komposition, die ihre Sinne verwirrte.
»Kommen Sie näher Mrs. Hawk. Es ist ein schöner Abend. Wenn es Ihnen nichts aus macht, dann würde ich den Wein gerne im Freien genießen.« Diaño führte sie, mit einer einladenden Geste hinaus auf die Terrasse, die von Pflanzen und durch die Sommerhitze von halb vertrockneten Büschen eingefasst war. In der Mitte des verzierten Teakholztisches stand eine bronzene Nachbildung, des Faunus aus Pompeji.
Sara blickte von der Terrasse aus auf den Tajo hinunter, der Rotgold und friedlich an Toledo entlang floß und dabei eine lange sichelartige Kurve um die Stadt herum zog, als hätte vor langer Zeit jemand die Stadt selbst, mit einer gigantischen Axt in das Flussbett hinein getrieben. Sie betrachtete das gegenüberliegende Ufer und ihr Blick verlohr sich mit den Vögel, die ihre Kreise am Himmel zogen. Schließlich setzte sie sich in einen der dunkelbraunen Stühle, die von der Sonne noch immer angenehm erwärmt waren. Es war eine herrliche Oase, wenn sie Sara auch unwirklich und schön zugleich erschien. Der Hausherr füllte zwei Gläser mit Rotwein, reichte eines seinem Gast und setzte sich ihr direkt gegenüber. Die Galeristin kam erst jetzt dazu, sich Diaño richtig anzuschauen. Sein fast weißer Kinnbart war gepflegt und sauber geschnitten. Das milde Sonnenlicht, des Abends, ließ seine Haut in einem angenehmen Braunton erscheinen, der davon zeugte, dass er sich oft und auch lange im Freien aufhalten musste. Allerdings schien er bei Tage nicht mehr ganz so jung zu wirken, wie Sara Anne Hawk ihn bei Nacht in Erinnerung hatte. Sie schätzte ihn auf Anfang bis Mitte Vierzig. Das schmälerte seinen Reiz jedoch keineswegs. Ganz im Gegenteil machte es ihn für sie noch viel interessanter.
Der Künstler trug dieses Mal keinen steifen Anzug. Seine sportliche Figur steckte in einer luftigen, schwarze, Hose und einem anthrazitfarbenem Hemd, das am Hals nicht ganz verschlossen war und somit den Ansatz seiner Brust zeigte. Die nackten Füße steckten in bequemen schwarzen Mokassins aus weichem Wildleder.
»Und was denken Sie nun?«, fragte sie Diaño.
»Wie bitte?«
»Nun, zuweilen sehen gewisse Erscheinungen in der Nacht manchmal etwas anders aus wie bei Tag, Madame. Halten Sie mich immer noch für den Teufel, der Ihre Sinne verführt hat, um Sie, wie der Rattenfänger aus Hameln, mir folgen zu lassen?« Er lachte.
Sara räusperte sich und hob das Kristallglas an. »Falls dies eine Anspielung auf ihre Person war, so sind sie immer noch ein sehr faszinierender Mann, auch in der untergehenden Sonne. Und ich glaube kaum, das ich dem Teufel in die Nacht folgen würde.«
»Gracias.« Diaño grinste noch immer und nahm anschließend einen Schluck Wein, nachdem er Sara über den Tisch hinweg zugeprostet hatte. »Ich muss dennoch gestehen, dass Sie mich gestern Abend sehr erstaunt haben. Sie hatte Glück, das ich nur in der Altstadt unterwegs war.«
Für den Bruchteil einer Sekunde war die dunkle Ahnung wieder da, die Sara schon am Vorabend überfallen hatte. Sie fragte sich, was dieser mysteriöse Mann eigentlich um diese nächtliche Uhrzeit in ihrem Hotel gemacht hatte, wenn er doch hier, im Herzen von Toledo, so eine einladende Wohnung besaß.
Juan Rey Diaño lehnte sich in seinem Stuhl zurück und hielt das Weinglas auf seinem linken Unterarm gestützt. Seine Beine waren dabei bequem überkreuzt. Das Hemd hatte sich leicht geöffnet und gab mehr von seinem Oberkörper frei, als Sara sich insgeheim erhofft hatte. Der dunkle Schatten ihrer Gedanken verflog, und sie betrachtete die männliche Ausbeulung zwischen seinen Beinen. Eine Sekunde zu lang und wieder, wie schon in der Nacht davor, war Diaño ihr forschender Blick nicht entgangen.
»Sie sind verheiratet?«, fragte der Meister.
»Ich bin…, woher wissen Sie das?«
»Der Ring an ihrem rechten Finger.« Diaño zeigte mit einer knappen Geste des Weinglases darauf.
»Sie sind ein guter Beobachter.«
»Das bringt meine Berufung so mit sich. Sind Sie es?«
»Ja, ich bin verheiratet.« Sara nahm schnell noch einen weiteren Schluck aus ihrem Glas und rutschte etwas unruhig auf dem Stuhl zur Seite. Sie spürte wie ihr Herz wild zu pochen anfing. Immerhin entsprach es der Wahrheit.
»Und Sie sind alleine hier in Toledo. Daraus kann man nur drei Entschlüsse ziehen. Entweder, Ihr Mann ist ein unausgesprochener Langweiler, er hat keine Zeit oder Sie haben ihn bewusst zuhause gelassen, um etwas Neues zu erleben. Wollen Sie etwas neues erleben?«
»Er konnte nicht mitkommen«, antwortete sie, ohne direkt auf seine letzte Frage einzugehen. »Er ist geschäftlich verhindert.«
»Nun, gut«, antwortete Diaño, »Und warum sind Sie nun in Toledo?«
»Ich bin auf der Suche nach neuen Künstlern, nach ungewöhnliche und interessante Schöpfern, die ihre Werke in meiner Galerie ausstellen möchten«, sagte Sara Anne Hawk leise und führte das Glas erneut an ihre prallen Lippen. »Ich sehe mir nun einmal gerne schöne Dinge an.«
»Das ist Wahr. Auch ich sehe mir gerne schöne Dinge an.« Der Künstler betrachtete Sara in aller Ruhe von oben bis unten und machtes dies in solch einer ausgelassenen Art, dass die Galeristin es unweigerlich bemerken musste. Sie hatte erneut das Gefühl, dass sie sich über ihre Situation erklären musste. Doch es war schwerfällig. Sara war immer noch über sich selbst erstaunt. Da waren Gefühle tief in ihr, die sie nicht kannte, fremde Landschaften, die sie nie betreten hatte, deren Gefahren sie nicht abschätzen und schon gar nicht vorhersehen konnte. Sie verbot sich selbst noch länger darüber nachzudenken und beschloss, die Dinge so anzunehmen wie sie kamen.
»Dann sind wir schon zu Zweit.« Sie lächelte und trank erneut einen tiefen Schluck von dem trockenen Rotwein der vollmundig ihre zarte Kehle hinunter floss. Das Weinglas war schneller leer, als sie dachte, doch im Moment brauchte sie die seelische Unterstützung des griechischen Gottes Dionysos für ihre geistige Verfassung.
»Möchten Sie noch ein Glas von dem exzellenten Wein, Mrs. Hawk? Es ist ein ausgezeichneter Rioja Grande Reserva. Er stammt aus dem baskischen Alavesa und wurde mindestens zwei Jahre im Eichenfass gelagert. Er ist ein Genuss für die Sinne.«
Diaño erhob die Flasche und in bereits schon leicht angeheitertem Zustand antwortete ihm Sara: »Aber gerne doch, ich muss ja heute nicht mehr fahren.«
»Ich auch nicht«, grinste er und schenkte ihr ein weiteres Glas ein. »Warum sind Sie hier her gekommen, Mrs. Hawk. Ich meine, was suchen sie wirklich hier?«
Seine blauen Augen leuchteten wie zwei Bergkristalle und Sara war hypnotisiert davon.
»Ich verstehe Sie nicht Señor, ich sagte Ihnen doch bereits schon das ich auf der Suche bin nach…«
Sara dachte bei der Frage unabwendbar über Ben nach, über seine monotone Art zu lieben und ihre bizarre Gedanken, nachdem sie Diaño getroffen hatte.
»Ich bin eigentlich hier in dieses Land und in diese Stadt gekommen, um neue Kulturen und Menschen kennen zu lernen«, antwortete sie. »Ich meine, nichts von dem was ich vor meiner Reise hier her dachte stimmt noch. Ich habe zwar bereits schon viele neue Kontakte geknüpft, habe viel gesehen. Diese Stadt ist sehr alt und mystisch zugleich. Und nun sitze ich hier, trinke Wein mit einem Fremden und genieße das warme Licht der Abendsonne.«
»Erscheine ich Ihnen immer noch so fremd? Ich dachte mir letzte Nacht, dass Sie mich schon sehr lange kennen.«
»Das könnte durchaus möglich sein«, flüsterte Sara verträumt. »Immerhin sind Sie ein wahrer Meister und über Ihre Werke habe ich inzwischen auch schon sehr viel gehört. Ihr Name ist im Bereich, der erotischen Malerei, ein Garant für Qualität, wie ich mir sagen lassen habe.«
»Sie haben sich über mich erkundigt?«
»Nicht direkt, nur Jeder, den ich in Toledo und Umgebung fragte, nannte mir sofort Ihren Namen. Sie währen der richtige Ansprechpartner für solcherlei Art von Kunst.«
»Das ist denkbar, aber nicht unbedingt maßgeblich. Wir werden es ja sehen. Doch alles zu seiner Zeit. Zuerst genießen wir den Abend. Darf ich Ihnen nachschenken?«
»Ja, gerne«, antwortete Sara. »Und was machen Sie in Toledo, wenn Sie nicht gerade an der Staffelei stehen?« Sara wollte das Gespräch ein wenig von ihrer Person abzulenken, um nicht all ihre Gedanken vor diesem rätselhaften Mann zu offenbaren, auch wenn sie das Gefühl hatte, das er schon alles über sie wusste.
Diaño füllte in der Zwischenzeit die Gläser. »Was ich in Toledo mache, möchten Sie wissen? Ich genieße das Leben, die Liebe, den Wein.« Er erhob kurz eine Augenbraue und beugte sich leicht nach vorn. »Ich bin nur sehr selten hier, in dieser historischen Stadt, denn dieses Atelier hier ist ein altes Erbstück, das ich nicht veräußern möchte. Meine Wurzeln reichen jedoch sehr weit zurück in der Geschichte.«
»Ich verstehe Sie sehr gut. Und Sie lieben Pompeji?«, fragte Sara und zeigte dabei beiläufig auf die Skulptur des Fauns, der mit erhobener Hand auf dem Tisch stand, als würde er sich mitten im Tanz befinden.
»Ich mag diese Figur schon seit ich vor vielen Jahren einmal den antiken Ort, am Golf von Neapel, besucht hatte, um vor Ort die erotischen Fresken zu studieren. Faunus, wie diese Skulptur meist genannt wird, ist im Allgemeinen auch als Wolfsgott bekannt. Er tritt in vielfacher Gestalt, und unter sehr vielen Namen auf. Wie sein griechischer Gegenpart, der Gott Pan, sorgt der Faunus für die Fruchtbarkeit von Mensch und Tier, erschreckt die Menschen in Haus und Wald oder sucht sie heim, durch böse und erotische Träume, so wie ein Incubus.«
So wie ein Incubus, wiederholte Sara seine Worte in Gedanken und fühlte sich zugleich von seiner dunklen männlichen Stimme angezogen. Du siehst aus wie ein Incubus und Du verwirrst meine Sinne…, dachte sie.
Diaño lehnte sich wieder nach hinten, beobachtete Sara, nahm noch einen Schluck und stellte sein Glas neben dem Faun, auf den Tisch, ab. »Letzten Endes gibt es nur zwei Dinge die ich hier in Toledo tun möchte. Zum Einen, nach meinen Wünschen und Vorstellungen zu Leben und zu Malen, und zweitens…«
Er griff mit seinen geübten Fingern entschlossen an sein Hemd und öffnete langsam Knopf um Knopf. Sein Blick war weiterhin auf Sara gerichtet, die sich nicht von der Stelle rührte. Die Galeristin hielt gespannt den Atem an. Diaño zog das Hemd aus der Hose und teilte den Stoff zu beiden Seiten. Dabei entblößte er seinen muskulösen Oberkörper, der verführerisch in der Abendsonne glänzte. Sara hielt es fast nicht mehr auf ihrem Stuhl aus. Sie fühlte zu alledem auch schon die ersten Anzeichen, des schweren Weines, die sich durch die warme Sonne beschleunigten.
»Der zweite Grund, warum ich hier bin, werden Sie noch früh genug erfahren, Mrs. Hawk.« Diaño grinste mephistophelisch und Sara fuhr der erregende Sinnesreiz durch Mark und Bein. Er genoss es sichtlich, wie sie ihn beobachtete und stellte absichtlich seine Beine etwas breiter, um ihrem Blick freien Lauf zu lassen und sie dadurch zu irritieren. Sara sah ihn erwartungsvoll an. Sie betrachtete seinen nackten Oberkörper und das pralle Geschlecht in seiner Hose. Ihre Augen strahlten und ihre Brustwarzen stellten sich hart auf. Vom trockenen Wein beseelt, fühlte sie ihren Herzschlag immer schneller werden und ihr Puls klopfte bereits schon bis an ihre Halsschlagader. Sie fühlte ihre Brüste, spürte die Nässe in ihrem Slip und rutsche immer unruhiger auf dem Stuhl umher.
Juan Rey Diaño blickte über die alten Dächer von Toledo und war sich gewiss das er selbst und auch Sara, hier auf der Terrasse, dem einen oder anderen Blick, seiner Nachbarn ausgesetzt war. Doch das machte ihm persönlich nichts aus.
Im Laufe des abendlichen Gespräches erfuhr der Künstler, dass die rothaarige Galeristin bei ihrer siebenjährigen Ehe nicht unbedingt immer das richtige Glück zu haben schien, was ihn, bei ihrem Aussehen und ihrer inneren Ausstrahlung, stark wunderte. Überhaupt fand er die junge Frau nicht nur bildhübsch, sondern auch ausgesprochen sympathisch.
Das Gespräch wurde in seinem Verlauf, mit der Zeit, immer persönlicher und Saras Zunge fand, seit ihrem dritten Glas Wein, keinen richtigen Halt mehr.
»Eine junge Frau, die so nett und außerdem noch so hübsch und wohl geformt ist wie Sie, dürfte doch eigentlich keine besonderen Probleme haben, ihren Ehemann sexuell zu beglücken. Oder irre ich mich da?«
»Das ist es auch nicht. Es ist nur…« Sara blickte sich um, dass sie auch niemand beobachtete oder ihrem Gespräch lauschte. »Es fällt mir verdammt schwer darüber zu reden.«
»Lassen Sie sich Zeit, ich bin ein guter Zuhörer und kann Sie mit Sicherheit auch verstehen. Ich habe alle Zeit dieser Welt.«
»Das glaube ich Ihnen gerne«, antwortete Sara nach einer kurzen Pause, indem sie einen weiteren, tiefen Schluck aus dem Glas nahm, der inzwischen wie göttlicher Sirup ihren Hals hinunter lief. Sie blickte dem Künstler tief in die Augen und mit einem Mal glaubte sie ihm alles anvertrauen zu können. Immerhin war sie ja nur für drei Tage in Spanien und würde ihn danach nie wieder sehen. Was sollte es dann schon schaden?
»Wir haben keine sexuellen Probleme«, flüsterte Sara ihm zu und grinste etwas beschwippst. »Ich liebe Sex und ich habe es auch nötig nur ist es, in den vergangenen Jahren, immer dasselbe. Und in letzter Zeit habe ich immer wieder…«
Nach diesen Worten trank sie ihr Rotweinglas in einem Zug leer und Diaño schenkte auf ihr Nicken hin nach.
Saras wurde plötzlich immer mehr bewusst, auf was sie sich hier eingelassen hatte. Ihr letzter Satz forderte geradezu weitere Fragen heraus und sie hatte sich selbst in diese Enge gebracht.
Die naturgegebene Neugierde von Diaño war auf jeden Fall geweckt. »Und in letzter Zeit haben Sie immer wieder…?«,
Verdammt, dachte sie.
»Ich wusste, dass Sie mir diese Frage nun stellen würden. Aber nun gut, ich werde es Ihnen erzählen.« Sara stellte das schon wieder halb leere Glas neben den Faun auf den Tisch. Man konnte ihre innere Anspannung beinahe spüren. »Ich werde in letzter Zeit von Phantasien geplagt, die mich in meinen Träumen verfolgen und die mich total verrückt machen.«
»Verrückt?«, wiederholte Diaño. »Sie machen mir keinen verrückten Eindruck, Madame.«
»Verrückt, ist auch das falsche Wort«, verbesserte sich Sara. »Erregt, würde es schon besser treffen.«
»Erzählen Sie mir mehr davon«, forderte Diaño sie auf. Sara sah ihn an, sah den überlegenen Blick und die Aura, die ihn zu umgeben schien. Die ihn, in der roten Abendsonne, zum Glühen brachte.
»Ich träume immer wieder davon, wie ich gefangen genommen werde. Wie ich verhört und im Beisein anderer gedemütigt werde. Ich muss sexuelle Dinge tun, die ich sonst niemals tun würde. Dabei überkommt mich solch eine unbändige Lust, dass ich im Wachzustand das Gefühl habe, etwas Derartiges unbedingt einmal erleben zu müssen.«
»Und was sagt ihr Mann dazu?«
»Ben kann gelinde gesagt mit so etwas perversem nichts anfangen. Immer wenn ich versuche ihm davon zu erzählte, dauerte es nicht lange und er winkt nur missmutig ab. Er möchte es erst gar nicht hören. Nun ja, dann bleibt mir halt nichts anderes übrig, als diese bizarre Szenen in meinen Gedanken auszuleben…«
Mit rotem Gesicht blickte Sara auf das kleine Boot, das den Tajo hinunter schwamm und fühlte ihre Träume gleichermaßen entschwinden. Etwas verlegener erklärte sie: »Es war ein sehr netter und ein sehr schöner Abend, aber wenn Sie ihn nun beenden wollen, habe ich Verständnis dafür.«
Juan Rey Diaño öffnete eine neue Flasche Wein und schenkte ihr dieses Mal einfach noch etwas davon ein, ohne zu fragen. Er lächelte und erklärte dann: »Kommen Sie mit hinein in mein Atelier, da können wir uns ungestört unterhalten ohne das jemand etwas von Ihren Wünschen mitbekommt.«
Sara folgt ihm wortlos mit dem vollen Glas in der Hand. Ihr Schritt war leicht schwankend, aber sie hatte sich selbst noch gut im Griff.
»Setzen Sie sich bitte genau hier, auf diesen Stuhl«, forderte Diaño sie auf, nachdem er die Schiebetüre hinter ihr geschlossen hatte. Er selbst ließ sich auf einem alten Stuhl nieder, der direkt vor einer Staffelei stand. Diaño schaltete einen der grellen Strahler ein und richtete ihn so aus, das er Sara direkt ins Gesicht leuchtete. Erschrocken blinzelte sie ihm zu und konnte mit einem Mal nur noch seine dunkle Silhouette erkennen.
»Wenn Sie so sehr davon träumen, verhört zu werden, dann werde ich Ihnen jetzt ein paar entsprechende Fragen stellen.«
»Wie bitte?« Sara wurde mit einem Schlag knallrot im Gesicht. »Was haben Sie vor?«
»Das werden Sie noch früh genug erfahren, Mrs. Hawk«, erklärte er in aller Ruhe. »Merken Sie sich für die Zukunft nur diese drei Worte: Ego dominus tuus.«
»Ich verstehe nicht?«
»Ego dominus tuus«, wiederholte Diaño. »Das ist lateinisch und bedeutet – Ich bin Dein Meister.«
Sara wiederholte die Worte immer wieder in ihren Gedanken, beinahe schon als währen diese drei Wörter ein Gebet. Sie sollte jedoch erst noch erfahren, wie sehr sie zu einem späteren Zeitpunkt an diese Worte glauben würde.
»Und was die Fragen betrifft, die stelle ab sofort nur noch ich, verstanden Mrs. Hawk?«
»Ich habe es verstanden«, hauchte Sara verlegen.
»Dann ist ja alles Bestens. Seit wann haben Sie diese bizarren Phantasien, wie Sie es genannt haben?«
Sara überlegte. »Seit ich ungefähr achtzehn oder neunzehn Jahre alt war.«
»Von Anfang an so extrem?«
»Nein, zuerst war es nur schwach, dann aber mit der Zeit immer konkreter.«
»Werden Sie von diesen Träumen jedes Mal wach?«
»Ich denke ja, denn wenn ich dann wach bin, versuche ich diese Gedanken immer positiv zu beeinflussen und die jeweiligen Situationen weiter auszumalen.«
»Sie befriedigen sich selbst dabei?«
»Muss diese Frage sein?«, erkundigte sich Sara peinlich berührt.
»Sie sollten darauf antworten, Mrs. Hawk. Das hier ist mein Verhör!«
»Ja, ich befriedige mich dabei selbst. Das hilft mir, mich wieder abzuregen.«
»Das läuft doch ganz gut. Und nun trinken Sie einen Schluck.« Sara führte dankbar das Glas zum Mund. Nachdem sie es wieder abgesetzt hatte, setzte Diaño seine Befragung fort.
»Ab jetzt antwortet Ihr nur noch mit ja oder nein. Verstanden?«
»Ja!«, sagte sie knapp.
»Ihr reizt Euch also selbst dabei?«
»Ja.«
»Und Ihr wollt dies alles wirklich einmal am eigenen Leib erleben?«
»Es ist nur eine Phantasie, Señor. Ich glaube, ich hätte panische Angst davor, so demütig benutzt und unterworfen zu werden.«
»Ja oder nein?«, ermahnte sie der Meister.
»Ich, ja.«
»Dann soll es so sein, Mrs. Hawk.« Diaño setzte alles auf eine Karte, den er wusste, dass er bereits jetzt schon gewonnen hatte. »Es ist ohnehin schon recht spät geworden. Wir lassen es für heute dabei und machen fort, wenn Ihre Sinne wieder etwas klarer sind. Jetzt währe es ein all zu leichtes Spiel für mich Ihren Willen zu brechen und dazu sollten Sie schon wissen, was Sie machen.«
Sara schaute nun doch recht dankbar zu ihm. »Darf ich Ihnen jetzt auch noch eine letzte Frage stellen?«
»Bitte!«, Diaño lächelte sie an.
»Findet Sie diese Gedanken von mir nicht pervers?«
Er lachte: »Nein, finde ich überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil, auch ich habe Spaß an solch einem Spiel.«
»Ein Spiel?« stieß sie mit heißerer Stimme hervor.
»Ja, ein Spiel. Alles ist ein Spiel, Spannung, Können und Geschicklichkeit. Ungewissheit, freies Handeln nach obligatorischen Regeln, das seinen Sinn in sich selbst hat und mit einem Gefühl der Spannung und der Freude einhergeht, weil man sich anders verhalten kann, als im normalen Leben. Nur mit einem kleinen Unterschied. Ich stehe auf der anderen Seite ihrer Phantasien, Mrs. Hawk.« Diaño erlosch die Lampe, die Sara blendete. »Ich bin der dominante Teil ihrer Träume und kann Sie dahin führen, wo Sie ihre Träume niemals hingebracht hätten. Und nun wünsche ich Ihnen eine gute Nacht.«
Sara rieb sich mit beiden Händen über das Gesicht, stand auf und wendete sich um zum Gehen. Diaño ergriff sie kurz vor der Türe, an der Hüfte und hielt sie fest. »Eine Frage habe ich noch an Sie, Mrs. Hawk!«
»Ja bitte?«
»Hat Sie dieses kleine Verhör erregt?«
»Ja, das hat es«, antwortete Sara diesmal ohne zu zögern.
»Dann zeigen Sie es mir!«
»Ich soll was?« Sie blickte ihn mit ihren großen grünen Augen an.
»Zeigen Sie mir, wie sehr es Sie erregt hat!«
»Aber ich… ich muss…«
»…Ihre Hand in den Slip wandern lassen. Jetzt!«
Sara streifte langsam den Rock nach oben und griff mit ihrer Hand tief in den Schlüpfer hinein. Als ihre Finger wieder zum Vorschein kam, waren sie mehr als nass.
»Es war in der Tat, ein sehr schöner Abend mit ihnen Mrs. Hawk. Doch nun sollten Sie gehen, bevor es zu spät ist.«
Diaño öffnete ihr die Türe und reichte den seidenen Schal. »Wenn Sie sich entschieden haben und klar darüber sind, was Sie möchten, dann kommen Sie morgen Abend zur selben Zeit wieder. Und wenn nicht, dann folgen Sie bitte keinem Teufel mehr, der auf der Suche nach Seelen die Dunkelheit durchstreift.«
In dieser Nacht schlief Sara sehr unruhig.
Nachfrage
Wenn euch die Geschichte gefällt oder auch nicht, würde ich mich über einen Kommentar dazu freuen...
Kapittel 3/1
III.
Das Spiel ist das einzige, was Männer wirklich ernst nehmen. Deshalb sind Spielregeln älter als alle Gesetze der Welt.
Peter Bamm (1897-1975),


»Sie wollten mich nicht nur als Künstler für Ihre Galerie anwerben. Sie wollen etwas ganz anderes von mir. Habe ich Recht?« Juan Rey Diaño drehte sich Sara zu und sah sie direkt an, als sie am anderen Abend, pünktlich vor seiner Haustüre erschien.
»Ja«, flüsterte sie kaum hörbar. Diaño führte sie hinaus auf die Terrasse, wo er sie bat sich zu setzen. Sara betrachtete seine Körperhaltung, seinen dämonischen Ausdruck und die Macht, die sich in seinen blauen Augen spiegelte.
»Sie kennen noch die drei Worte, die ich ihnen gestern Nacht anvertraut habe?« fragte er mit seiner dunklen Stimme, die direkt aus der Hölle zu kommen schien.
»Es waren die Worte: Ego dominus tuus.«
»Dann sagen Sie mir jetzt, was Sie von mir wollen.«
Sara dachte an ihren Mann Ben, an Paris, an die Versuchung, die Lust, ihre Erregung und an die devoten Träume, die sie die letzten Nächte heimsucht hatten. Es waren nur noch zwei kurze Nächte in Toledo. Zwei kurze Nächte und sie würde wieder in Frankreich sein und alles vergessen können. »Ich will das Ihr mich dominiert, dass ihr mir Befehle erteilt.«
Diaño lachte. »Wenn das Ihr einziger Wunsch ist?«
»Ja!«, hauchte sie.
»Dann sagen Sie es mir jetzt!«
»Bitte Señor Diaño, Sie machen mich rasend. Sie können mit mir machen, was Sie wollen. Erteilen Sie mir Befehle und ich werde tun, was immer Ihr Wunsch ist…«
Er beugte sich zu ihr vor und streichelte kurz ihre Wange, bevor er ihr einen leichten Klaps, auf dieselbe gab.
»Ziehen Sie sich aus«, zischte er ihr knapp und bestimmend in ihr Ohr, worauf Sara zusammen zuckte. »Ich möchte Sie komplett ohne Kleidung sehen.«
»Hier draußen, wo uns alle sehen können?«
»Kennen Sie hier jemand?«
»Nein!«, antwortete Sara knapp.
»Dann erwarte ich auch keine Widerrede, denn der Grund für den Sie sich Schämen ist nicht ein persönlicher, sondern nur das diese Erniedrigung von Jedermann gesehen werden könnte.«
Sara gehorchte. Sie zog sich langsam die dünne Bluse aus und hakte den weißen Büstenhalter, hinter ihrem Rücken auf. Diaño kam langsam näher und berührte zuerst ihren Hals und dann ihre nackte Brust.
Die Galeristin spürte seine kühlen Finger an ihren empfindlichen Knospen und die Hitze in ihrem Gesicht. Der Meister streichelte abwechselnd die prallen Spitzen und sah ihr dabei direkt ins Gesicht. »Und jetzt ziehen Sie ihren Rock aus.«
Sara beeilte sich den Rock, mit samt ihrem Slip, über die Hüften zu schieben. Sie zuckte unweigerlich zusammen und stöhnte erregt auf, als er mit seinen kräftigen Händen ihre Hüfte ergriff und die nach hinten führte. Sara ließ es einfach geschehen.
»Setzen Sie sich hin und entspannen Sie sich«, befahl er Sara, indem er sie in den Stuhl zurück schob. »Robert Oxton Bolton schrieb einmal in einem Buch: Eine Überzeugung ist nicht bloß eine Idee, die
unser Kopf erzeugt, sondern eine, die von ihm Besitz ergreift. Ich frage Sie nun ein letztes Mal. Sind Sie bereit dazu, sich vollkommen hinzugeben, und alles zu tun was ich von Ihnen verlange?«
»Ja!«, zischte Sara leise.
»Ich habe Sie nun drei Mal gefragt, dann soll dieser Pakt damit besiegelt sein!«
Diaño lief hinter Sara, streichelte ihren Nacken und ließ dann von hinten seine Hände über ihre Schultern hinab, bis zu ihren Brüsten gleiten. Sein Kopf war ganz nah an ihrem Ohr und seine Lippen würden jeden Moment ihren Hals berühren. Wiegend umfasste er mit seinen Händen ihre Brüste und massierte das pralle Fleisch, auf dem ihre Brustwarzen abstanden, wie zwei reife Kirschen im Sommerwind. Seine Fingerspitzen streiften lustvoll darüber, ergriffen sie zwischen Daumen und Zeigefinger und drückten die begehrlichen Perlen lustvoll zusammen. Sara stöhnte auf und wand sich unter seiner Berührung. Das höllische Feuer in ihr, war entfacht.
»Entspannen Sie sich, Mrs. Hawk, denn kein Mensch ist so gerecht auf Erden, der er nur Gutes vorhat und nicht sündigt. Denken Sie heute Nacht nicht an ihren Mann. Nur das jetzt und hier zählt. Der Augenblick, der Moment, die Lust tief in Ihnen.«
Langsam glitten seine Hände tiefer, streiften ihre Hüfte und flogen über ihre Oberschenkel hinweg, um sie mit sanftem Druck, zur Seite, zu schieben. Mit zitternden Knien spreizte Sara ihre Beine und war sich sicher, dass sie nun jeder in dieser Position sehen konnte, der zufällig auf die Terrasse des Künstlers sah.
Geschickt streichelt Diaño über ihren Venushügel, graulte durch den dünnen Streifen ihrer Schamhaare und betupfte mit dem Mittelfinger ihre kleine, pralle Perle, währen er mit seinem Zeige- und seinem Ringfinger ihre Schamlippen zusammen presste. Sara fühlte eine Begierde in ihr erwachen, sich bei ihm dafür zu revanchieren. Sie wollte ihn verwöhnen, ihn berühren, ihn leidenschaftlich Küssen. Sie wollte sich aufrichten, doch der Meister drückte sie in den Sitz zurück. Winkelte seinen Mittelfinger an und versenkte ihn in dem heißen, feuchten Fleisch, zwischen ihren Beinen.
Kapittel 3/2
Sara konnte ihr Stöhnen nicht mehr länger zurück halten. Ein wilder Schauer durchzuckte ihren Leib und trieb ihr den kalten Schweiß auf die Stirn. Sie nahm die Beine noch etwas weiter auseinander, um seiner Hand ein leichtes Ziel zu gewähren. Das Spiel dieses Teufels glich dem Duell zweier Kontrahenten die rasch, wendig und kaum wirklich an einem Ort, ihre Degen führten.
Ihr Atem ging schneller, sie spürte immer wieder, wie sein Finger tief in ihre nasse Grotte eindrang, in ihr kreiste und sie immer heißer wurde.
Sara Anne Hawk glaubte beinahe den Verstand zu verlieren. Doch sie wollte noch nicht zum Höhepunkt kommen, sie wollte die pralle Männlichkeit, des Meisters, in sich genießen. Sara bog ihren Kopf seinem Gesicht zu und wollte ihn leidenschaftlich Küssen, doch Diaño wand sein Haupt zur Seite.
»Ihr werdet mich nicht küssen, Madame. Nicht jetzt!«
Sara gehorchte, blickte wieder gerade aus und rutschte mit ihrem Unterleib etwas weiter nach vorn. Sie gab einen lustvollen Seufzer von sich, als der Meister nun einen zweiten Finger mit einführte. Er hatte sie so fest im Griff, als würde sie tief in einem Sattel sitzen und dem wilden Galopp folgen. Noch währen sich seine zwei Finger tief in ihr vorarbeiteten, rieb die breite Handfläche das geschwollene Fleisch ihrer Scham.
Die schmatzenden Geräusche, seiner Stöße, klangen wie Musik in ihren Ohren. Ein Chor aus eintausend gottlosen Zungen, die sie innerlich verbrannten.
Diaño konnte das Beben in Saras Unterleib fühlen, die warme feuchte Hitze, die von ihr ausging. Seine Finger rutschten immer weiter in ihre nasse Spalte hinein, die sie weit offen und unendlich warm empfingen. Er hörte ihr Keuchen, so wie jeder, der hier im Umkreis seiner Terrasse das Fenster offen hatte. Doch das störte nicht.
»Streicheln Sie ihre Brüste, massiere Sie diese und reizen Sie ihre Brustwarzen. Ich möchte sehen, wie viel Sie ertragen können.«
Saras Finger strichen zaghaft an ihren Bauch entlang, empfingen das pralle Fleisch und zwirbelten ihre Knospen lustvoll zwischen den Fingern. Sie streichelte über ihre Brüste, drückte sie leicht zusammen und stöhnte im Takt der Stöße, die Diaño in ihrem Unterleib vollführe.
»Fester!«, befahl er ihr und Sara drückte die Brustwarzen noch kräftiger zusammen. Sie schrie beinahe laut auf, als dieser süße und wollüstige Schmerz sie wie ein greller Blitz durchzuckte.
Sein Finger kreiste weiter über ihre Klitoris, die allmählich zu Zittern begann. Er massierte sie mit der Fingerkuppe und hörte das laute Stöhnen der Galeristin. Immer wieder reizte er mit dem Finger das zarte Fleisch, bis sie kurz davor stand einen Orgasmus zu erleben.
Sie wünschte sich, Diaño würde sie in die Arme nehmen und sich mit ihr auf das breite Bett legen. Sie wollte vor Scham und Lust in den weichen Kissen versinken und die Welt um sich herum vergessen. Doch sie saß noch immer, so nackt wie Gott sie erschaffen hatte, auf einer Terrasse mitten in Toledo und zitterte am ganzen Leib vor Erregung.
»Bitte« flehte Sara, »Bitte bringen Sie es zu Ende. Bringt mich in Euer Bett, ich will einen Mann zwischen meinen Beinen spüren.«
»Einen Mann, nur einen Mann?«, wiederholte Diaño.
Ohne die Galeristin zu einem Höhepunkt gebracht zu haben, stand Diaño wortlos auf und ging an ihr vorbei, in das Atelier hinein. Neben dem breiten Bett blieb er stehen. »Sie können her kommen.« Jedes Wort von ihm glich einem feurigen Funken, der ihre nackte Haut traf und wie glühendes Blei versenkte.
Sara kam näher und legte sich langsam auf das Nachtlager. Sie beobachtete ihn, wie er langsam um das Bett herum ging, nach seinem Telefon griff und eine Nummer wählte.
»Was machen Sie da?«
»Ich rufe Nero an«, erklärte der Meister und kam dann zum Bett zurück.
»Nero, wer ist Nero?«, fragte Sara erschrocken und sprang vom Bett auf, um nach ihren Kleidern zu suchen.
»Sie brauchen sich nicht anzuziehen, Mrs. Hawk. Nero wird sich um Sie kümmern.«
»Was bedeutet das, er wird sich um mich kümmern? Es muss sich niemand um mich kümmern? Vielleicht erzählen Sie mir einfach einmal, was hier los ist?«
»Warten Sie es ab. Ihr Wunsch war mir Befehl.« Damit wandte er sich der Türe zu, sprach ein paar Worte auf Spanisch und ging dann wieder hinaus auf die Terrasse.
Sara hatte bereits schon wieder ein Bein in ihrem langen Rock, als sie den großen, dunkelhäutigen Mann erblickte, der ihr schon einmal mitten in der Nacht begegnet war. Es war die Nacht, als sie den Künstler quer durch Toledo verfolgte. Dieser Mann, mit den breiten Schultern, war der Landstreicher der zusammengekauert in dem engen Hauseingang gesessen war und irgendetwas zu ihr sagte, das sie nicht richtig verstanden hatte. Nichtsdestoweniger stand er nun vor ihr mit nacktem Oberkörper und einem Rücken, so breit wie ein Stier. Seine dunkle Haut war mit seltsamen, schwarzen Mustern verziert und glänzte wie eingeölt. Grinsend hob er sich Sara über die Schulter, als währe sie so leicht wie eine Feder.
»Hey, was soll das?«, rief sie aufgeregt. Die Galeristin verlor den Büstenhalter, den sie in der Hand gehalten hatte und ihr Rock rutschte gleichzeitig wieder von ihrem Bein herunter. »Lassen Sie mich wieder los, Sie Scheusal!«
Doch Nero war kräftiger, er warf sie auf das Bett, und noch bevor sich Sara wieder aus den weichen Lagen herauswinden konnte, hatte er sie bereits schon mit dünnen Seilen an den Rahmen gefesselt, so dass sie hilflos mit ausgebreiteten Armen und Beinen dalag. Der dominante Traum fiel ihr wieder ein, indem sie hemmungslos von einem fremden Monstrum benutzt, geschändet und verführt wurde. Doch dies war kein Traum es war Realität.
Nero stand nun gelassen vor ihr, öffnete sich lässig die Hose und zeigte Sara seinen dicken Phallus, der tief schwarz und steil vor ihm in die Luft ragte. Der pochende Schwanz war von solch einem heftigen Umfang, dass ihr das Herz bis zum Hals schlug und das nicht nur vor Angst. Nein, es erregte sie sogar in gewissem Maße so ein Prachtstück vor sich zu sehen. Der Dunkelhäutige versetzte sie in Aufruhr, seine Fremdheit, sein Geruch, sein straffer Körper, die Wendigkeit seiner Bewegungen glichen dem eines wilden Panthers. Sara war, diesem schwarzen Dämonen, durch Diaños Befehl hin vollkommen ausgeliefert. Das alles ließ ihre Erregtheit, gegen ihren natürlichen Willen, neue erwachen.
Nero beugte sein Gesicht zu ihrem Venushügel hinab und fuhr mit seiner dicken Zunge durch ihre feuchte Spalte, dass sie wollüstig zusammen zuckte.
Als währe Sara noch nicht nass genug, spuckte er seinen Speichel zwischen die gespreizten Lippen, damit seine Zunge komplett darin verschwinden konnte.
Die rothaarige Französin hörte Diaño, wie er sich auf der Terrasse einen Wein einschenkte und erkannte im selben Moment, wie Nero sich wieder vor ihr aufrichtete.
Der Schwellkörper, zwischen seinen Beinen, schien inzwischen noch praller geworden zu sein, denn er glänzte nun feucht an der breiten Kuppe. Nero setzte nun die dicke Eichel genau an die Öffnung ihrer nassen Grotte. Die Galeristin wand sich in ihren Seilen, doch seine kräftigen Pranken drückten sie sofort wieder in die weichen Kissen zurück.
Langsam versenkte er sein voluminöses Geschlecht in ihrem Unterleib und Sara spürte zum ersten Mal, was es bedeutete benutzt zu werden. Sie stöhnte wollüstig auf, und er drückte ihre schmatzende Grotte immer weiter auseinander. Wie eine gewaltige Python schob er sich in ihren Unterleib hinein. Dann zog er sich wieder zurück, um seinen Penis sofort wieder darin zu versenken. Dieses Mal etwas tiefer, denn er war noch immer nicht ganz in ihr vorgedrungen. Sara fühlte immer mehr, dass sie an ihre Grenzen gelangte, doch der Landstreicher holte noch einmal aus, um mit einem letzten Stoß seiner Hüften, sich gewaltsam den Platz zu nehmen, den er dafür brauchte. Ihre Vagina brannte vor Lust und fühlte sich an, als sei sie von seinem gewaltigen Schwanz aufgerissen. Einen kurzen Moment lang hielt er inne und ließ Sara Zeit für zwei, drei Atemzüge.
Kapittel 3/3
Aus den Augenwinkeln sah die Galeristin, wie Diaño an der Türe zur Terrasse stand und sie mit einem Glas Wein in der Hand beobachtete. Der gereifte Traubensaft in seinem Glas, war so Rot wie das heiße Blut, das immer schneller durch ihre Adern pulsierte.
Nero sah zur Seite. Er sah den Meister an, als warte er auf ein geheimes Zeichen oder irgendeinen Signal von ihm. Diaño blieb unweit des Bettes stehen, sein Gesicht war unbeweglich und glich einer teuflischen Maske. Dann nickte er langsam, kaum bemerkbar.
Sara wollte etwas sagen, doch schon erwachte das Monstrum in ihr wieder zu neuem Leben und alles was sie hervorbrachte, war ein devotes Keuchen. Zuerst bewegte er sich nur langsam, dann wurde die gewaltige Schlange in ihr immer schneller, bis sie hören konnte, wie sein Hoden gegen ihre Pobacken klatschte. Nero reizte ihre Lustgrotte und zerrte sie mit einem animalischen Rhythmus aus der Wirklichkeit heraus, in der sie all die Jahre gefangen war.
Mit jedem seiner Stöße wurde Saras Stöhnen lauter, und je lauter sie wurde, desto schneller bewegte er sich in ihr, rieb sich in ihr heiß, jagte sie, mit einem Schlag auf ihre Schamlippen, unaufhaltsam auf den Gipfel zu, bis Sara es nicht mehr länger aushielt. Wilde Krämpfe durchzuckten sie, wie Blitze bei einem Herbststurm, und mit einem gewaltigen Schrei versuchte sie ihrem Höhepunkt Herr zu werden, um sich zu befreien.
Der harte Schwanz in ihr gab jedoch keine Ruhe, scherte sich nicht um das Zittern ihrer schmerzenden Glieder, sonder fuhr weiterhin zwischen ihren weit gespreizten Schamlippen auf und ab, als wollte er sie innerlich Pfählen. Er zog sie noch einmal mit sich und das Gefühl erregende Gefühl erhitzte sich aufs Neue. Sara fühlte, wie ihre Lustperle wieder zu vibrieren begann, fühlte die Lust, die in ihr schon fast überzulaufen schien. Während sie ein zweites Mal die Wellen des Höhepunktes kommen spürte, zog Nero geschickt seinen heißen Phallus aus ihr heraus, hielt ihn der Galeristin über den Mund und spritzte ihr den warmen Nektar mitten in das Gesicht. Ohne dass Sara es wollte, öffnete sie ihren Mund und saugte die nasse Kuppe hinein, während ihre Zunge das pralle Stück Fleisch lustvoll umkreiste. Mit den Fingern, streifte der Dunkelhäutige den Rest seines Saftes von ihrer Wange, in ihren Mund hinein.
Kapittel 3/4
Nachdem sein Schwanz wieder sauber war, ließ Nero von Sara ab, öffnete ihre Fesseln und befreite sie von den Seilen, mit denen sie fixiert war. Danach zog er seine Hose an und verschwand durch die Türe, ohne ein weiteres Wort mit ihr zu sprechen. Sara brauchte eine geraume Zeit, bis sie begriff, was in diesem Augenblick mit ihr geschehen war. Ihr Gesicht glänzte noch immer und ihr Brustkorb atmete erschöpft.
»Sie können nun duschen gehen, wenn Sie es wollen«, erklärte ihr Diaño. Er saß inzwischen auf einem alten, antiken Sessel vor einer Staffelei und sah sie lange an.
Sara richtete sich verschwitzt in dem weichen Bett auf und rutschte mühsam davon herunter. Mit weichen Beinen taumelte sie in die Dusche, am Ende des Ateliers.
Die devote Kunstkennerin duschte lange, wusch sich den Geruch des Dunkelhäutigen ab, der ihr plötzlich unangenehm war und spülte ihre gedehnte Vagina mit warmem Wasser aus. Sie fühlte sich erschöpft, ausgelaugt und müde. Irgendwann ging sie nackt auf die Terrasse hinaus, um ihre restlichen Kleidungsstücke einzusammeln.
Ein unnahbarer und finsterer Ausdruck lag auf dem sonnengebräunten Gesicht des Meisters. Erneut wirkte er mehr, wie das erstarrte Kunstwerk eines Mannes, als wirklich lebendig. Als sie ihn betrachtete, schloss er für einen kurzen Moment die Augen, als wolle er tief in ihre Seele blicken und verstehen, was sie nun über ihn dachte.
Sara nahm ihr Oberteil und ihren Slip in die Hand, zog sich an und setzte sich ihm gegenüber auf der Terrasse in einen Stuhl. Ihre Vagina brannte noch von Nero und sie fühlte sich auf seltsame Art jämmerlich und dennoch befriedigt. Auf dem kleinen Tisch stand noch immer der, in matter Bronze gegossene, Fauno Danzante, aus Pompeji. Sie lehnte sich in dem Stuhl zurück und wartete. Sie wagte es nicht den Meister anzusprechen, aber sie konnte auch nicht einfach gehen. Zumindest nicht nach dem, was sie in den letzten Stunden erlebt hatte.
»Ich denke es war nicht gut, das Sie wieder hierher gekommen sind.«, sprach Diaño nachdenklich.
»An meinem Besuch war nichts auszusetzen«, sagte Sara unangenehm berührt. »An dem Mann, den Sie mir aufgezwungen haben schon eher!«
»Das hat aber nicht so ausgesehen«, Diaño verzog keine Mine. »Sie haben halb Toledo zusammen geschrien vor Lust, so gut hat es Ihnen offensichtlich gefallen.«
»Gefallen?«, Sara funkelte ihn an, wie zwei glühende Kohlen. »Ich habe es mir verdammt noch mal nicht ausgesucht.«
»Aber es hat Ihnen gut getan. Sie wollten ihre Demut spüren und Ihre Lust ist befriedigt. Wie oft sind Sie gekommen, Zwei oder Drei Mal?«
»Sagen Sie nicht was mir gefällt oder mir gut tut!« Sara war von ihrem Platz aufgesprungen und wollte auf ihn zu gehen, als sie durch seine erhobene Hand gestoppt wurde.
»Ego dominus tuus! Haben Sie das vergessen?« Diaño erhob sich nun gleichermaßen und blickte ihr tief in die Augen. »Ich bin dein Meister und solange Sie hier sind haben Sie mir zu gehorchen. Alles was ich getan habe, war ihr eigener und freier Wille. Ihre Demut und ihre Neigung!«
Sara wich einen Schritt vor ihm zurück und setzte sich wieder hin. Verschämt blickte sie zu Boden, denn er hatte Recht damit. Sie selbst hatte ihr Einverständnis dazu gegeben. Sie selbst war es.
»Wie auch immer, ich denke Sie sollten jetzt gehen«, erklärte Diaño kurz und bündig. Er wandte sich der Türe zu und ging nach innen. Sara folgte ihm und erwischte ihn gerade noch am Arm. »War das alles? Sie haben mich von einem Stier überrennen lassen, weil ich Ihnen zu nahe gekommen bin und nun werfen Sie mich auch noch raus, wie eine billige Hure?«
»Was wollen Sie noch? Haben Sie nicht einen Orgasmus gehabt? Haben Sie nicht einen Mann zwischen Ihren Beinen gespürt, so wie Sie es sich gewünscht haben? Nein, Sie sind keine Hure Mrs. Hawk. Sie sind die Sklavin ihrer eigenen Lust und ich bin der Meister, der sie Ihnen gibt.!«
Sara hielt inne und stand da wie erstarrt. Es war tatsächlich so, wie sie es sich gewünscht hatte. Nur hätte sie niemals geglaubt, dass er nicht persönlich Hand anlegen würde. Ich bin eine Sklavin… Seine Sklavin!
»Ja, genau so ist es«, antwortete Diaño, als hätte er ihre intimsten Gedanken erraten. »Also nehmen Sie Ihre Sachen, bevor ich es mir anders überlege. Die Session ist für heute beendet.«
Sara fühlte sich den Tränen nahe. Sie berührte mit den Fingerspitzen seine Hand. »Aber warum haben Sie…«
Diaño schüttelte die Berührung von sich ab, als sei sie aus Eis und würde ihn erfrieren. Mit gemäßigten Schritten und erhobenem Haupt ging er zur Türe und hielt sie für Sara auf.
Sie fühlte sich mit einem Mal gedemütigt, geschlagen und verstoßen zugleich. Sara ergriff ihre Gucci Tasche und steckte sich die Sonnenbrille ins Haar. An der Türe blieb sie stehen. »Sie kannten den Landstreicher im Hauseingang, nicht war?«
»Nero? Er ist kein Landstreicher, er ist ein maurischer Edelmann und ja, ich kenne ihn sehr gut. Er war mir einen Gefallen schuldig. Mein Blut für seines und sein Blut für meines.«
»Und die Türe, am Vorplatz des Alcázar, sie war offen…«
Diaño nickte.
»Das alles war ein teuflischer Trick. Sie wussten, dass ich Ihnen folgen würde. Sie wollten, dass ich Sie anspreche und deshalb haben Sie auch Zeit gelassen und geklingelt. Sie hätten einfach die Türe auf machen und hinein gehen können.«
»Es war kein Trick, es war ein leichtes Spiel, denn jedes Spiel, hat seine eigene Regel. Und dies hier war Ihre erste Lektion. Was heute einen Tatsache ist, war gestern noch ein Traum. Ihr Traum, Mrs. Hawk!«
Sara blickt Diaño nachdenklich an, drehte sich dann um und ging zur Türe hinaus. »Das hier ist nicht die Stadt der Liebe. Wir sind hier in Toledo, in der Stadt der Mystiker und der Illusionisten«, hörte sie Diaño, als die Türe ins Schloss fiel. Sara lief die steilen Stufen hinab, eine nach der anderen, bis sie unten angekommen war und auf den, im Mondlicht schimmernden Tajo blickte. »Ja, das hier ist nicht Paris, es ist die Stadt der Teufel und Du bist einer davon.«

Pünktlich an ihrem letzten Abend erschien Sara mit gemischten Gedanken und einem flauen Gefühl im Magen vor der Türe von Diaño und klopfte mit der Faust dagegen. Die Türe öffnete sich jedoch nicht. Erst jetzt entdeckte sie ein Gemälde neben der Wand stehen, das in braunes Packpapier eingeschnürt war. An der linken oberen Ecke hing ein Brief mit ihrem Namen. Sara riss das Kuvert auf und zog das innen liegende Pergament heraus.
Dieses Gemälde ist für ihre Galerie in Paris bestimmt und ich hoffe, Sie haben sehr viel Freude damit, Mrs. Hawk. Leider habe ich, zu ihrem Missvergnügen, einen sehr wichtigen Auftrag bekommen, der mir sehr viel Freude bereiten wird. Eine sofortige Abreise war daher unumgänglich. Ich war mir jedoch sicher, dass Sie heute hier erscheinen würden, um eine weitere Lektion zu lernen. Und wie gerne hätte ich noch ein wenig mit ihnen gespielt. Doch seien Sie eines gewiss: Man sieht sich immer zweimal im Leben!
Sara riss das Packpapier von der Leinwand und erstarrte. Das Kunstwerk sah aus wie das chinesische Symbol von Ying und Yang. Es war ein Abbild von ihrem demütigen Akt mit dem maurischen Edelmann, schwarz und weiß, wobei Diaño ihr das rote Haar so über das Gesicht gemalt hatte, damit man ihr Abbild nicht erkennen konnte. Die Augen des Dämons waren jedoch für alle sichtbar.
Kapitel 4
IV.
Gott schickt Fleisch und der Teufel die Köche.
Thomas Deloney

Eine Woche später stand Sara Anne Hawk bereits schon wieder mit beiden Beinen im Alttag und kämpfte sich von einem Termin zum anderen. Nur sehr schwer konnte sie ihre Gedanken, von den Erlebnissen in Spanien abwenden, denn zu tief steckten in ihr diese Lustvollen Erinnerungen, die sie zum ersten Mal in ihrem Leben vollkommen befriedigt hatten.
Señor, Juan Rey Diaño, der Teufel in Menschengestalt, dachte sie sich und stieg aus dem Taxi aus. Das Kunstwerk, das er ihr überlassen hatte, hing inzwischen in einem Nebenraum ihrer Galerie, damit es nicht sofort von jedem Besucher gesehen wurde.

Raum 313, dröhnte es in ihrem Kopf. Die Absätze ihrer Pumps hallten schnell durch die engen, kühlen Gänge des Museums für sinnliche Kunst im Herzen von Paris. Sie war etwas zu spät dran, denn das Kuratorium, in dem sie schon seit Jahren Mitglied war, hatte für heute eine Sitzung einberufen, um über neue Exponate abzustimmen.
Sara schauderte über die Kälte und die Dunkelheit, die sie schnell zu überwinden suchte. Sie konnte sich nicht recht vorstellen, dass ihre hilfreiche Assistentin May, sich in diesem strengen, einschüchternden Gemäuer praktisch fast jeden Tag aufhielt, während sie selbst ein weiträumiges und gemütliches Büro außerhalb des Museumstrakts bezogen hatte, um die Galerie zu leiten.
Raum 301, Raum 303, überflog sie die Zimmernummern am vorbeirennen. Die ungeraden Zahlen sind auf jeden Fall links, des Hausganges.
Als Abstimmungsmitglied in der Kunstvereinigung war es ihr sehr unangenehm, dass sie sich verspätet hatte, aber ein wichtiger und anstrengender Kunde der Galerie hatte wegen eines anstehenden Termins zunehmend absurdere Fragen gestellt und es nicht geschafft, sich zeitig wieder zu verabschieden. Und schließlich gestreikte auch noch ihr sündhaft teurer Mercedes 500er SL, den sie sich auf Anraten ihres Mannes zugelegt hatte.
Worin liegt der Sinn bei solch einem Wagen, wenn er in der Werkstatt steht, fluchte sie über sich selbst.
Ben hatte sie damals dazu gedrängt. Vermutlich nicht ohne Hintergedanken, denn er liebte elegante Sportwagen und spekulierte vermutlich darauf, selbst damit zu fahren, auch wenn er seinen schwarzen BMW Z3 nur sehr ungern aus der Hand gab.
Anklagend donnerten ihre hastigen Schritte durch die Gänge. Raum 307. Pünktlichkeit war eine Tugend, die Sara sehr hoch einschätzte und sie hatte in ihrem eigenen Büro wenig Verständnis, wenn ihre Mitarbeiter es an solchen Grundtugenden mangeln ließen. Raum 309... Raum 311.
Sie war da.
Unter dem Türspalt von Raum 313 krochen diffuse Lichtstrahlen hervor. Eine dominante männliche Stimme war zu vernehmen. Sara legte die Hand auf die Türklinke, hielt aber noch einen Moment lang inne, um zu verschnaufen und zu lauschen. Die dunkle Stimme aus dem Raum sprach über erotische Malerei und Kunstgeschichte zu der Zeit von Pompeji, kurz vor seinem Untergang.
Sara Anne Hawk kam diese Stimme plötzlich bekannt vor, aber sie glaubte sich zu täuschen, denn der Mann dem sie gehörte, war auf seinem Gebiet ein führendes, wenn auch schwer zur Hand habendes Genie, das nicht nur hervorragende Reden halten konnte, sondern auch noch künstlerisch mehr als begabt war.
»In der Vergangenheit hat es immer wieder Fälle gegeben, in denen sogenannte Kunstkenner sich mit falschen Argumenten über wahre Kunstschätze her gemacht haben, nur um sich dann, durch irgendwelche Hintermänner, daran zu bereichern. Ich werde solch ein Verhalten nicht länger tolerieren. Das Museum und besonders das Kuratorium, sollten sich vorbehalten, jedes Fehlverhalten dieser Personen angemessen zu sanktionieren. Sollte dies nicht der Fall sein, werde ich dazu geneigt sein, meine private Sammlung aus dem Museum entfernen zu lassen und keine eigenen Werke darin zu publizieren.«
Sara nahm die Hand von der Klinke. Nervös zupfte sie ihren Rock zu Recht, strich über ihren Blazer und richtete ihr langes rotes Haar. Das würde ein großartiger Auftritt.
Der Mann, dessen Stimme sie glaubte zu erkennen, wurde von ihrem Kollegium nur als der Meister betitelt. Er war ein anonymer Förderer, der mit seinen Exponaten und Berichten aus Pompeji das Museum bereicherte.
Der Meister und Pompeji, der Fauno Danzante auf seinem Tisch!
Sara schüttelte den Kopf, das konnte nicht wahr sein. Warum hatte sie nicht daran gedacht?
Juan Rey Diaño, der Teufel aus Toledo, ist der anonyme Förderer des Museums?
Plötzlich hämmerte ihr das Blut in den Schläfen, da ihr einfiel, wie Diaño auf die Einhaltung von Regeln pochte. Und jetzt würde sie ihm zeigen, dass sie nicht einmal in der Lage war, eine der grundlegendsten Regeln einzuhalten.
Kapitel 4/1
Sara zupfte erneut an ihrem Rock und ertappte sich sogar dabei, dass sie ihr Make-up im Schminkspiegel überprüfte. Ihr Herz schlug in ihrer Brust. Sie wunderte sich, dass sie so aufgeregt war, schließlich hatte sie gute Gründe, zu spät zu erscheinen und schließlich konnte so etwas auch schon einmal passieren. Sara erinnerte sich an ihre Anfänge als Kunstkritikerin, an strenge Doktoren, an Professoren und vor allem an all die Demütigungen, die sie während ihrem Studium ertragen musste.
Ihre Assistentin, May, hatte den Meister schon immer als sehr streng beschrieben, doch sie selbst hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, wer er war, solange es genügend Exponate gab. Die dunkle, bestimmende Stimme die Sara nun aus dem Raum vernahm, strahlte genau diese natürliche Autorität aus, die man von einer Führungsperson verlangte.
Sara zupfte ein letztes Mal an ihrem Rock, atmete tief durch, klopfte zaghaft an die Tür und drückte mit einem leisen Seufzer die Klinke hinunter, die mehr Widerstand bot, als sie erwartet hatte. Die dunkle Stimme des Mannes verstummte mitten im Satz, als er die Galeristin erblickte.
Grelles Licht strömte ihr entgegen, als sie die Tür öffnete. Sara erkannte durch das aufdringliche Licht des Diaprojektors nur schwach eine Tafel, Tische, Stühle, kahle Wände und ein paar Dutzend Augenpaare die sich zu ihr umdrehten und sie anblickten. Sara trat einen Schritt zur Seite und blickte zögerlich in die Augen des Meisters, die sie eisblau und kalt anfunkelten.
»Entschuldigen Sie die Verspätung«, stammelte Sara etwas hilflos und trat noch einen weiteren Schritt vor. Sie stand nun vollkommen im Neonlicht der Lampe, das unangenehm hell auf sie schien.
»Bitte, kommen Sie herein«, antwortete Diaño gelassen und zeigte auf einen leeren Platz. »Schön, dass Sie nicht noch später gekommen sind!«
Sara murmelte ein leises »Danke« und hastete schnell zu dem angewiesenen Stuhl in der letzten Reihe. Sie setzte sich und rückte den Stuhl zurecht.
Die angesehene Galeristin kam sich plötzlich vor wie ein Schulmädchen, das etwas falsch gemacht hatte. Eigentlich hätte Sara gar nicht vor Ort sein müssen. May war eine sehr gute Assistentin und bestens für solche Aufgaben ausgebildet. Wenn der Meister jedoch, schon sehr selten genug, einmal seine Ehrerbietung machte, dann war es Pflicht für das Kuratorium vollständig zu erscheinen, auch wenn sie seither Glück hatte ihm nicht zu begegnen.
Bei seinem letzten Besuch, vor über sechs Jahren war sie zusammen mit May, durch eine Geschäftsreise nach Italien, verhindert. Daher hatte Sara den Meister nie persönlich kennen gelernt. Die Galeristin und ihre Assistentin kamen recht gut miteinander zu Recht. Die beiden Frauen pflegten ein Verhältnis, das irgendwo zwischen Vorgesetzter und unmittelbarer Freundin rangierte. In letzter Zeit war das Verhältnis zwar ein wenig angespannt gewesen, aber insgesamt fühlte Sara sich verantwortlich für die junge Frau, deren Einstellung sie, im Museum, selbst veranlasst hatte.
Kapitel 4/2
Diaño wartete, bis sie sich setzte, bevor er weiter fortfuhr. Die anderen Mitglieder des Kuratoriums zeigten sich leicht ungeduldig. Sara spürte ihr Herz bis in ihre Kehle schlagen. Langsam beruhigte sie sich wieder und in dem Maße, in der sie ihre Contenance wiedergewann, begann sie sich auch über ihr Verhalten zu ärgern. Sie war ein wenig zu spät gekommen, aber war das ein Grund, sich von diesem Mann so in die Defensive drängen zu lassen? Musste sie sich diese herablassende Art des Meisters gefallen lassen? Sie war schließlich eine erfolgreiche Frau, die auf den eigenen Beinen stand und die trotz ihrer beruflichen Verpflichtung als Galeristin des Museums noch die Zeit fand, sich um ausstellende Künstler und Kunden zu kümmern. Längst nicht alle Mitglieder des Kuratoriums waren heute erschienen, wie es ihr der Blick in die Runde verriet.
Was bildet sich der Typ ein?, dachte sich Sara, als sie ihre Mappe auf dem Tisch ablegte und nach ihrem Schreibfüller suchte. Nur weil ich mich auf ihn eingelassen hatte und er zudem auch noch verdammt gut aussieht, kann er einen doch nicht so dominant behandeln, als währe man nichts Wert. Wir sind hier in Paris und nicht mehr in Toledo.
Langsam beruhigte sie sich wieder und konzentrierte sich nun auf die Worte des Redners, der nunmehr über die Inhalte der einzelnen Arbeitsgebiete referierte. Saras fachmännischer Blick glitt immer wieder an ihm auf und ab, während ihre Gedanken von dem eigentlichen Thema abweichten. Diaño trug denselben maßgeschneiderten, schwarzen Anzug, wie er ihn anhatte, als sie ihn das erste Mal in Spanien traf. Unter dem Sakko sah man ein dunkelrotes Hemd, das für Saras Geschmack einen Knopf zu hoch zugeknöpft war und somit etwas steif wirkte. Auf der anderen Seite jedoch seine männlich, dominante Figur recht gelungen zur Geltung brachte. Insgesamt war es ein klassisches Outfit, wie er es für solch einen Auftritt nicht hätte besser wählen können. Diaño hatte sein graumeliertes Haar nach hinten gekämmt, damit es sein ganzes Äußeres noch strenger erscheinen ließ.
Bis auf eine breite Armbanduhr und einem silbernen Ring, am Mittelfinger, schien der Meister heute keinen übermäßigen Schmuck zu tragen.
Hinter der ganzen Strenge versteckte sich nach wie vor ein äußerst attraktiver Mann, dachte Sara bewundernd. Die Frauen würden ihm trotz seines drakonischen Auftretens zu Füßen liegen, dachte sie und musste plötzlich dabei lächeln. Die strenge Dominanz seiner Person jedoch war es auch, die Sara so sehr an ihm beeindruckte. Ein Blick auf das Kollegium zeigte, dass sie dem Meister ihre volle Aufmerksamkeit schenkten.
Kaum ein Lächeln huschte über seine Lippen. Seine fachliche Ausführung und sein Gesichtsausdruck waren sehr präzise auf einander abgestimmt. Eine Eigenschaft, die Sara sehr zu schätzen wusste. Jenseits der Präzision war seine Ausstrahlung durch Desinteresse, vielleicht sogar durch Kälte geprägt, die jeden einschüchtern konnte. In der Art, wie er Sara schon in Toledo behandelt hatte, schwang, ihrer Meinung nach, sogar ein großes Maß an Herablassung mit. Für einen Künstler, der seine Werke verkaufen wollte, war dies vielleicht nicht unbedingt ein Pluspunkt auf der Managerskala.
Die Beschreibungen und erste Einschätzungen von May auf der anderen Seite, waren jedoch recht positiv und ihr schien die präzise Sachlichkeit, auch ganz gut zu gefallen. Das musste es auch, da May schon öfters mit ihm zu tun hatte. Immerhin verwaltete sie die Ausstellungsstücke. Doch irgendetwas, das Sara nicht richtig verstehen konnte, versteckte sich hinter Diaños Charakterzügen und irritierte sie jedes Mal, wenn sie ihn sah. Er trug unterschwellig etwas Bedrohliches in sich. Eine innere Macht ging von ihm aus, die Sara schon in Toledo beeindruckt hatte, auch wenn sie es öffentlich nie zugeben würde.
Seine äußere Strenge wurde durch sein Ansehen unterstrichen, was wiederum deutlich machte, dass der Meister keine leeren Drohungen machte. Vielleicht war es das, was May gleichermaßen an ihm schätzte. Diaño machte allen klar was zu gelten hatte und dass er durchaus in der Lage war, Verstöße gegen seinen Willen entgegenzutreten.
Schließlich hatte Juan Rey Diaño seine Ausführungen beendet und fragte nun das Plenum, ob noch Fragen bestünden. Die Teilnehmer blickten sich gegenseitig stumm an und so verabschiedete sich der Meister von ihnen. Er hob die Versammlung kurzermaßen auf.
Sara wollte bereits aufstehen, als der dominante Mann hinter dem Pult sie ansprach: »Mrs. Hawk, kommen Sie doch bitte kurz zu mir. Ich habe noch einige Informationen, die Sie leider, wegen ihrer Verspätung, versäumt haben.«
Da ist wieder diese Arroganz, dachte sich Sara.
Kapitel 4/3
Etwas unwillig aber gleichzeitig auch angezogen von ihm, stand sie auf und trat, wie ein Schulmädchen, an das Pult heran. Entgegen jeder Etikette, blieb er hinter dem Pult sitzen und trank einen Schluck aus dem Wasserglas. Sara dachte daran, dass dies vermutlich die Retour darstellte für ihr verspätetes Erscheinen.
Diaño machte nebenbei noch einige Notizen und ließ die Galeristin ungeduldig vor sich warten. Diese überlegte sich, ob sie sich noch einmal für ihre Verspätung entschuldigen sollte, entschied sich schließlich aber trotzig dagegen.
Stattdessen betrachtete sie ihn der, in seinem Anzug und aus der Nähe, noch attraktiver und durch die blauen Augen noch etwas unnahbarer auf sie wirkte. Es war nicht einmal zwei Wochen her, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte und doch faszinierte er sie insgeheim aufs Neuste. Schließlich hob er die eisblauen Augen und sah Sara direkt an, der unwillkürlich ein kalter Schauder über den Rücken lief. »Ich habe hier noch einige Papiere für Sie, Mrs. Hawk.«
Diaño drückte Sara einige Fotokopien und einen Ordner in die Hand. »Außerdem haben Sie noch einige wichtige Ausführungen, zum Verlauf der Planung verpasst, die sie sich nun leider anderweitig besorgen sollten.«
Sara nickte wortlos. Es entstand eine eisige Stille im Raum. Scheinbar erwartete er irgendetwas von ihr. Und da Sara nicht darauf reagierte, sah sie sich schließlich mit einem unerwarteten und etwas spöttischen Lächeln konfrontiert, das sie wiederum nicht deuten konnte. Was hätte sie auch an diesem Ort und vor ihren Kollegen zu ihm sagen sollen? Schließlich brach Diaño das Schweigen: »Nun gut, dann wäre es das wohl alles für heute. Es war schön dich wieder zu sehen!«
Als er aufstand, öffnete er die oberen zwei Knöpfe seines Hemdes, so dass sein Hals perfekt ausgeleuchtet wurde und sein Brusthaar hervor blitzte, das sie schon einmal in voller Pracht sehen konnte. Ein Anblick an den Sara sich einigermaßen verwirrt noch einige Tage später erinnern werden würde. Ihre Gedanken und der Anblick verstörten sie einigermaßen und sie wusste nicht so recht, was sie ihm darauf antworten sollte.
»Ich danke Ihnen für Ihr Erscheinen«, fuhr Diaño formell fort, als der Direktor des Museums den Saal betrat, dem Saras angespannte Blicke nicht vollkommen verborgen geblieben waren. Er reichte ihr die Hand, drückte sie kurz und fest, blickte ihr dabei durchdringend in die Augen und entließ sie dann. Reichlich verwirrt verließ Mrs. Hawk den Konferenzsaal und schritt durch den kalten, dunklen Gang. Den dumpfen Klang ihrer Schritte nahm sie nicht mehr wahr.
Kapitel 5
V.
“Je weiter wir in die Vergangenheit schauen können, desto weiter können wir wahrscheinlich in die Zukunft sehen.”
Winston Churchill

Sara hatte eigentlich jeden Grund, genervt zu sein. Auf der Arbeit lief momentan gerade einiges schief, zudem hatte sie einen ärgerlichen Brief vom Anwalt eines Künstlers erhalten, dessen Skulptur scheinbar beim Rücktransport beschädigt wurde. Es gab Streitigkeiten wegen der Spedition, die für den Schaden nicht aufkommen wollte. Die ganze Situation beruhte nur auf Streitigkeiten wegen des Geldes, das eigentlich durch die Versicherung schon längst abgedeckt war. Als Galerieleiterin des Museums kannte sie die Prozedur und ärgerte sich darüber weniger, als der Anwalt des Künstlers beabsichtigt hatte. Sara betrachtete diesen Fall wie alle anderen Fälle. Mehr zu schaffen machte ihr jedoch die psychische Seite.
Beruflich lief sonst alles bestens. Seit einiger Zeit florierte die Galerie und lief beinahe schon als eigenständige Institution zum Museum. Ihre Mitarbeiter kamen mit der Katalogisierung neuer Werke und Ausstellungsstücke fast nicht mehr hinterher. Eine Expansion war daher beinahe schon unumgänglich. Ausschreibungen, Einstellungsgespräche, Papierkram. Aber all das beschäftigte Sara weniger. Nicht einmal der neue Anbau und dessen Planung, machte ihr Sorgen.
Sara war geistig immer noch mit der Begegnung des Meisters beschäftigt. Darin lag auch der Grund, warum sie die vergangene Nacht nicht gut geschlafen hatte. Sie hatte sich einfach in ihrem Bett gewälzt, unfähig, Schlaf zu finden. Das Schnarchen ihres Mannes, förderte zusätzlich die Unruhe in ihr und lies Sara über die gesamte Situation noch einmal nachdenken. Erst am Morgen hatte sie vor Erschöpfung in einen unruhigen Schlaf gefunden, der von einem Traum dominiert war, an den sie sich jedoch nicht mehr im Einzelnen erinnern konnte. Einzig allein ein undeutliches Gefühl der Erregung war geblieben. Doch dieses schemenhafte Gefühl war stärker als der Schlafmangel und so war ihre Laune nicht ganz so schlecht, wie sie es eigentlich erwartet hätte. Sara hatte jedoch auch nicht die Zeit und die Muße, sich darüber weitere Gedanken zu machen oder gar diesem lustvollen Drang nach zu kommen, indem sie ihren Mann verführte.

Das Telefon hatte den ganzen Morgen über unerlässlich geklingelt und sie davon abgehalten, über den nächtlichen Traum nachzudenken.
Endlich zur Mittagszeit war wieder Ruhe in ihrem Büro eingekehrt. Die Galeristin sah auf ihre silberne Armbanduhr und bemerkte plötzlich, dass sie, von der Machart her, dasselbe Model trug wie Diaño es bei der Präsentation getragen hatte.
»Juan Rey Diaño« Sie ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen, wie ein Stück Blätterkrokant. Es war halb Vier Uhr. Sie nahm das Telefon in die Hand und rief ohne nachzudenken bei ihrer Assistentin an.
»Erotic Art Museum, May DaSilva am Telefon, was kann ich für sie tun?«.
»Hallo May, ich bin es Sara. Sag mal, hat gestern noch alles geklappt? Ich habe dich gar nicht mehr gesehen, du warst so schnell wieder verschwunden.«
»Natürlich hat alles geklappt. Ich hatte noch jede Menge zu tun. Außerdem wollte Señor Diaño mit mir, noch etwas besprechen, bezüglich des Protokolls. Ich habe es dir doch bereits schon am Vormittag, per E-Mail, zukommen lassen. Oder nicht?«
Sara überhörte die gerechtfertigte Frage. In der Tat, hatte sie das. Sie selbst hatte das Protokoll bereits schon durchgelesen und für gut befunden. Was sie jedoch etwas ärgerte, war der Tonfall ihrer Assistentin, den sie ihr eigentlich nicht durchgehen lassen sollte, aber heute war es ihr egal. Ein kurzes Schweigen trat ein, dann stellte Sara die Frage, wegen der sie eigentlich angerufen hatte. »Hat Señor Diaño irgend etwas über die Konferenz berichtet?«
»Nein, was sollte er gesagt haben«, fragte May.
»Na ja, irgendwas. Ich dachte nur, weil ich zu spät gekommen bin. Hat er zu dir diesbezüglich irgendwas gesagt?« Sara konnte das Stirnrunzeln ihrer Assistentin quasi durch den Telefonhörer sehen.
»Nein, ich glaube kaum das der Maestro sich bei anderen über so etwas belangloses, wie Zugspätkommen, beschweren würde.«
»Maestro?«, fragte Sara nach.
»Der Meister! Ich nenne ihn Maestro, das ist Spanisch und klingt meiner Meinung nach besser.«
»Ich weis auch, dass es Spanisch ist. Ich frage mich sowieso schon lange, warum sie ihn überhaupt alle den Meister nennen?«
»Na, weil er einer ist!«, war Mays knappe Antwort.
Sara entschied, das Gespräch zu beenden, denn ihre Assistentin nahm sich recht viele Freiheiten heraus, die ihr im Augenblick nicht so richtig in die Angelegenheit passte. Nachdem sie aufgelegt hatte, kam Sara sich allerdings dumm vor. Sie hatte May eigentlich nur angerufen, um herauszufinden ob Diaño etwas über sie erzählt hätte.
Warum nur geht mir ihr dieser Mann nicht mehr aus dem Kopf? Er sieht sehr gut aus, ja, aber sein Benehmen ist inakzeptabel. Er hat mich benutzt wie ein Stück Fleisch und mein Unterleib brannte noch zwei Tage lang von diesem schwarzen Stier, den er auf mich gehetzt hatte. Normalerweise hätte ich mir solch ein Benehmen von ihm nicht gefallen lassen, aber…
Sara lehnte sich in ihrem Chefessel zurück. Wie in einem Déjà-vu kam ihr plötzlich der Gedanke, dass der Traum, der letzten Nacht, sich nur um ihn gedreht haben könnte. Ein seltsamer Gedanke beschlich sie. Sie hatte schon seit Tagen keine derartigen Träume mehr gehabt, war bereit alles zu vergessen was in Toledo vorgefallen war, und nun zermarterte sie sich das Gehirn, um sich an Einzelheiten daraus zu erinnern. Natürlich funktionierte das so nicht!
Sara wunderte sich über ihre Gefühle. Sie hatte bisher nie solche Gedanken gehabt. Gedanken, in denen dominante Männer eine Zentrale Rolle für sie spielten. Devote, lüsterne Gedanken.
Sie drückte sich darum, es beim Namen zu nennen.
Nun gut, eigentlich war das nicht ganz aufrichtig. Um ganz ehrlich zu sein, war sogar ihr erstes sexuelles Erlebnis in gewisser weise Devot gewesen, und es hatte ihr sehr gefallen.
Kapitel 5/1
Sie dachte etwas amüsiert an das alte Kloster, im französischen Languedoc, dass sie in ihrer Jugend mit der Kirchenfreizeit besucht hatte. Damals erzählte ihnen der alte Kleriker abends sehr viele Geschichten über Jerusalem, über Ägypten und über die Sklaverei, die in diesen Ländern herrschte. Bei einer abendlichen Filmvorstellung sahen sie Filme über die alten Römer, die ihre Sklaven missbrauchten und den wilden Tieren im Kolosseum zum Fraß vorwarfen. Sara erinnerte sich noch genau an ihre Gedanken, als sie abends alleine in ihrem Bett lag. Sie sah sich gefangen von Gladiatoren in ihren furchterregenden Masken und Helmen, umringt von muskulösen Armen, die sie fest hielten. Sie schloss die Augen und öffnete erwartungsvoll ihren Mund, dabei hauchte sie ihre Lust heraus. Sara begann sich zuerst sanft zu streicheln, ihre Hände rutschten immer weiter die Schulter herauf, bis sie schließlich lustvoller und wilder über ihre Brüste glitten, die so wunderbar warm und weich waren.
Sie sank zurück auf ihr Bett und streichelte sich immer leidenschaftlicher zwischen den Beinen. Sara hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch nie etwas Schönes gefühlt und so hoffte sie, dass dieser dominante Lustschmerz auch nie zu Ende gehen würde.
Mit diesem Gefühl, der devoten Schuld, behandelte sie auch am nächsten Abend ihre Liebesperle. Sie verlor kein Wort über das Ereignis zu ihren Freundinnen und behielt ihre Gedanken daran geheim. Sara hatte panische Angst, pervers zu sein, weil sie davon Träumte wie ein dominanter Herrscher sie für seine Liebesdienste missbrauchte.
Nichts dergleichen passierte jemals wieder und die Galeristin verlor auch kein Wort darüber bei ihrem Mann, den sie Jahre später heiratete. Lächelnd dachte Sara an dieses devote Erlebnis zurück, das sie einfach als Jugendsünde abtun konnte und das in keiner Beziehung zu Diaño und seinem Benehmen in Toledo stand. Sie hatte sich damals unschuldig und infantil benommen. War durch die dominanten Geschichten und die visuellen Erzählungen so erregt worden, dass sie es einfach erleben musste. Das war keine Ausrede.
Mit einem Lächeln auf den Lippen kramte Sara nach ihrem Terminkalender, in den sie die Visitenkarte des Meisters gesteckt hatte und wählte kurz entschlossen seine Handynummer.
Im Grund genommen mochte sie es nicht, Diaño ständig als Meister zu betiteln, auch wenn sie ihn in Toledo damit angesprochen hatte. Sie konnte sich auch gar nicht vorstellen, warum dies alle Anderen taten, da sie ja nicht dieselben Erlebnisse mit ihm teilten, wie sie. Auch jetzt benahm sie sich in ihren Gedanken beinahe kindisch, aber die Situation musste einfach bereinigt werden. Sie würde ihn anrufen und zu einem Glas Wein einladen, sich der Etikette entsprechend für die Verspätung entschuldigen, die Informationen einholen von der Diaño gesprochen hatte und schließlich ein wenig Smalltalk mit ihm über die Kunstwelt von Pompeji halten. Damit hätte sie den Bann gebrochen und nach einer zweiten Begegnung könnte sie all die seltsamen Ereignisse der vergangenen Tage wieder wegwischen.
Vermutlich bildete sie sich die Hälfte dessen, was sie bei der Teamsitzung erlebt hatte, ohnehin nur ein. Sie hatte einfach zu viel gearbeitet in der letzten Zeit.

»Ja?«, hörte Sara die dunkle Stimme im Telefon.
»Guten Tag, Señor Diaño, hier spricht Sara Anne Hawk, vom Erotik Art Museum.«
»Was kann ich für Sie tun?« kam die Antwort knapp, aber nicht unhöflich.
»Ich hätte noch ein paar Fragen zu den Exponaten, die mir meine Assistentin Mrs. DaSilva nicht beantworten konnte. Zudem gibt es noch eine Sache mit May, über die ich gerne mit ihnen privat sprechen möchte. Persönlich wäre es mir lieber, wenn wir dies unter vier Augen tun könnten und nicht am Telefon.«
Der Kniff war ihr spontan eingefallen. Der Meister war nicht der Einzige, der spielen konnte. Er würde ein Treffen nicht ausschlagen können, wenn es um seine Kunstwerke ging. Die Sache mit ihrer Assistentin hatte sie nur eingebracht, damit sie einen Grund hatte das ganze nicht am Telefon zu klären. Sara war mächtig stolz auf sich, auch ihr Spiel hatte Regeln und sie spielte dabei ihre ganze Professionalität aus.
»Natürlich können wir uns Privat treffen. Könnten Sie mir sagen, worum es geht?«
Sara musste nicht lange nachdenken. »Ich muss über die Leistung von Mrs. DaSilva eine Beurteilung abgeben. Ihre Leistung als Assistentin könnte besser sein. Vermutlich ist es das nicht, aber ich möchte sicher gehen und verschieden Meinungen einholen, da ich in letzter Zeit sehr selten mit ihr zusammen gearbeitet habe. Deshalb würde ich natürlich auch gerne ihre Meinung hören.«
Das alles war natürlich vollkommener Quatsch. May war ohne Zweifel einfach super, aber das wusste Diaño ja nicht.
»Schlagen Sie einen Termin vor.«
Sara blickte in ihren Kalender.
»Wie wäre es mit kommendem Mittwoch um 14 Uhr?«
»Da habe ich eine Vorlesung im Museum. Donnerstag geht auch nicht. Freitag 15 Uhr könnte ich eventuell Zeit für Sie haben.«
Sara blickte erneut in ihren Kalender und erkannte die Eintragung. Freitag 15 Uhr Rovére und Sadre. Gespräch zur Hauptversammlung und dem Bau der neuen Abteilung.
Kapitel 5/2
Rovére und Sadre waren zwei wichtige Klienten. Sie leiteten selbst mehrere Galerien außerhalb der Stadt, in Italien und in Portugal. Auf der anderen Seite, dachte Sara sich, haben die Beiden bei ihr auch wiederholt Termine kurzfristig abgesagt. Rovére und Sadre würden bestimmt auch am Samstag können, auch wenn dies bedeuten würde, dass ihr geliebtes Wochenende sich nur noch auf einen Tag beziehen würde.
Die beiden Wichtigtuer gingen ihr ohnehin auf die Nerven und sie musste sich auch nicht alles gefallen lassen. Ben, ihr Mann, währe damit sicherlich nicht einverstanden, aber was konnte er schon dagegen tun. Auftrag ist Auftrag. Außerdem würde Ben am Freitag erst gegen 20 Uhr nach Hause kommen, da er an diesem Tag meist mit seinem Kollegen, nach der Arbeit, zum Poker spielen ging. So konnte sie Diaño wenigstens in ein Restaurant einladen und musste nicht noch irgendetwas arrangieren.
»Ok, das passt mir gut«, antwortete sie schnell. »Freitag 15 Uhr, im Restaurant Le vin d´Anjou. Wissen Sie, wo das ist?«
»Ich werde es finden«, antwortete er ihr.
Sara fiel erneut die Präzision und Kürze auf, mit der Diaño seine Antworten ihr gegenüber formulierte.
»Wunderbar, dann sehen wir uns am Freitag. Ich freue mich.«
»Bis Freitag«, antwortete er knapp
Sara legte erleichtert auf. Sie verdrängte ihre innere Anspannung und kam zu dem Ergebnis, dass ihr Gespräch sehr viel angenehmer verlaufen war, als sie gedacht hatte, und dass keine der zuvor erlebten Verhältnisse spürbar gewesen waren.
Die Galeristin lehnte sich in ihrem Sessel zurück und war rundherum mit sich zufrieden. Dann machte sie sich grinsend wieder an die Arbeit. Dies wird mein Spiel.
Wie geht es weiter?
Was meint Ihr?
Kapitel 6
VI.
“Alles ist ein Rätsel und der Schlüssel zu diesem
Rätsel ist ein weiteres Rätsel.”
Emerson

Sara Anne Hawk war an diesem Freitag früher nachhause gegangen, als geplant. Rovére und Sadre hatte sich nach aufbrausender Verärgerung wieder etwas beruhigt, der Termin war inzwischen verschoben, das Taxi bestellt, das Make-Up war neu aufgelegt, aber irgendwas hatte sie aber noch vergessen.
Sara überprüfte die Perlen Ohrclips, den Sitz ihrer Bluse und den ihrer Haare. Das Taxi war unterwegs und würde jeden Moment klingeln. Irgendwas hatte sie vergessen. Sie zog ihre Jacke an und überprüfte vor dem Spiegel dann noch einmal ihre Haare.
Sie war nervös. Irgendwas hatte sie vergessen und wusste nicht was.
Die Tür klingelte. Sara sprang auf wie ein nervöser Teenager und eilte zur Tür. Dann bremste sie sich doch noch, atmete tief durch, um ihre Contenance wiederzugewinnen.
»Ja bitte?«, rief sie in die Schließanlage.
»Taxiservice!«
»Ein Moment bitte, ich komme.«
Die letzten Tage hatte sie diesem Treffen mehr als nur entgegengefiebert. Die Gedanken während ihres Telefonats mit Juan Rey Diaño hatte sie längst verworfen. Sie hatte Stimmungsschwankungen an sich entdeckt, die sie so lange schon nicht mehr gehabt hatte. Mittlerweile war ihr klar geworden, dass dieser Mann, über den so gut wie niemand etwas genaueres wusste, näher ergründen wollte. Auch wenn dies ein Spiel mit dem Feuer war, doch wer sich nicht verbrennt, der weis auch nicht wie weit man gehen kann. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie nicht einmal wusste, wo der Meister in Paris wohnte.
Hintergedanken hegte sie keine, was sie momentan von ihm wollte, war ihr nicht direkt bewusst. Hätte man sie danach gefragt, sie hätte darauf verwiesen, dass ihre Ehe zwar rein sexuell etwas monoton geworden war, es aber sonst keine Probleme gab. Mit anderen Worten, sie wollte einfach nur seine nähere Bekanntschaft machen, redete sie sich ein. Darum hatte sie sich auch besondere Mühe gegeben, alles perfekt zu arrangieren. Ein letztes Mal überprüfte sie den Sitz ihrer Ohrclips, des Haares und der Bluse, dann öffnete sie die Türe und lief die Treppen zum Taxi hinunter.
Fünfzehn Minuten später und ein paar Euro ärmer stand sie vor dem Restaurant und trat ein. Sie hatte sich beeilt, damit sie vor Diaño da war und nicht wieder zu spät kommen würde. Der Kellner wies ihr einen Platz am hinteren Ende zu und reichte ihr die Karte. Sara blickte nicht hinein, da sie diese Karte bereits schon auswendig kannte. Es war ein gemütliches Restaurant, in dem sie meist ihre Geschäftsessen abhielt und ab und zu auch mit ihrem Mann her kam. Keine drei Minuten später strömte das grelle Tageslicht erneut in das Restaurant und blendete Sara für einen kurzen Augenblick. Als sich ihre Augen wieder beruhigt hatten, stand der Meister im Türrahmen und wirkte im Kontrast, zum Sonnenlicht, wie ein schwarzer Granit. Seine Augen funkelten noch blauer, als sie es in Erinnerung hatte. Er trug wie gewohnt, einen schwarzen Anzug und man hätte beinahe glauben können, dass er gerade erst aus einer geschäftlichen Sitzung gekommen sei, in der ein paar wertvolle Exponate ihren Besitzer gewechselt hätten.
Diaño war zweifelsohne etwas formeller gekleidet als Sara, die zwar ein nettes Kleid trug, aber keines, das sie zur Arbeit anziehen würde. Sie wollte vielmehr elegant aber dennoch leger vor ihm wirken.
»Es freut mich das Sie gekommen sind!«, sagte Sara, gab Diaño die Hand und zog ihn fast auf den Stuhl.
»Vielen Dank für die Einladung«, antwortete er knapp und setzte sich.
Kapitel 6/1
Sara war etwas verlegen. »Das hier ist mein Lieblingsrestaurant. Hier speise ich auch ab und zu mit meinem Mann. Der Rotwein ist hier besonders gut.«
Aus Nervosität plapperte Sara vor sich hin und zeigte auf eine Marke in der Speisekarte. Sie versuchte zu lächeln. »Ich hoffe, sie mögen französische Weine, sonst können wir auch gerne etwas anderen bestellen.«
»Nein Danke, ich trinke auch französische Weine, wenn es keinen Rioja gibt. Hauptsache er ist trocken und so rot wie erregtes Blut.«
»Aha, das wusste ich nicht. Ich hoffe, dieser wird Ihnen dennoch schmecken. Es ist ein Prädikatswein.«
»Natürlich, es wird schon gehen«, antwortete er.
Sara war erstaunt über die Antwort, lies sich aber nichts anmerken. Für einen Moment dachte sie daran, dass er ihr ja auch die Entscheidung hätte abnehmen könnte, anstatt sie hier so unsicher herumwerkeln zu lassen, aber schließlich war sie ja die Gastgeberin, da gehörte es sich nicht, dass der Gast solche Entscheidungen tragen musste.
Der Kellner kam und brachte zwei Weinkelche und eine Flasche des bestellten Cabernet D´Anjou Chantebelle AOC. Es war Sara beinahe peinlich, dass dieses Restaurant keinen spanischen Rioja führte, auch wenn sie sonst so gut ausgestattet waren. Sie versuchte dieses Manko durch besondere Gastlichkeit zu kompensieren. Schließlich tranken die beiden den Wein und Sara war bemüht, das Eis zu brechen, in dem sie Diaño in ein wenig Smalltalk verwickelte. So erfuhr sie, dass er gerade an einer neuen Serie erotischer Gemälde arbeitete und diese mit May besprochen hatte. Er berichtete auch, dass er mit ihrer Assistentin und mit dem Museum sehr zufrieden sei.
All das musste Sara recht mühsam herausfinden, denn die Antworten des Meisters blieben knapp und beinahe etwas kalt. Sie begann zu schwitzen, zumal sie das Gefühl hatte, dass sie Diaño langweilte und fast kam es ihr so vor, als würde er gefallen daran finden, das Gespräch so zäh wie möglich zu gestalten und sie in ihrer unangenehmen Lage zu belassen.
Sara meinte von Zeit zu Zeit einen ganz zarten Hauch eines spöttischen Lächelns auf den Lippen des Mannes zu erkennen. Immer dann, wenn sie mal wieder krampfhaft nach einer weiteren Frage suchte. Natürlich hätte sie auch über die Ereignisse in Toledo reden können oder über das Gemälde, das sie mir Nero darstellte. Aber diese Peinlichkeiten wollte sie lieber unterdrückt lassen, damit nichts davon ans Tageslicht kam oder er leichtes Spiel mit ihr hatte.
Kapitel 6/2
Es kam der Galeristin zwar unsinnig vor, aber auf eine seltsame Art fand sie plötzlich Gefallen daran, diesem Hauch von Spott auszulösen, bedeutete das doch, dass sie diesem Mann zumindest irgendeine Art von Vergnügen bereitete, selbst wenn dieses Vergnügen auf ihre Kosten ging. Es war immerhin besser als ihn zu langweilen.
Sara suchte krampfhaft nach Gesprächsstoff. Es konnte doch nicht sein, dass sie, eine erfolgreiche Frau, es nicht schaffte, ein Gesprächsthema anzuschneiden, welches diesen Mann interessierte oder zum Auftauen brachte.
So nutzte sie die Pause, in der sie an ihrem Wein nippte und Diaño betrachtete, der etwas zurückgelehnt und dennoch vornehm in seinem Stuhl saß. Er war wirklich attraktiv, dachte sich Sara, und trotz seiner Spröde hat er etwas sehr interessantes und... etwas erotisches.
Sie stockte bei dem Wort erotisch, denn so dachte man als verheiratete Frau nicht über fremde Männer, allenfalls Männer taten so etwas über Frauen.
Während sie ihn betrachtete, trafen sich für einen Moment lang ihre Blicke und obwohl Sara vorhatte, seinem Blick standzuhalten, musste sie nach nur einem Zwinkern die Augen wieder senken. Sie konnte diesen durchdringenden blauen Augen nichts entgegensetzen.
Nachdem sie wieder aufsah, entdeckte sie erneut und nun ganz deutlich das diabolische Lächeln ihres Gegenübers.
Es bestand kein Zweifel, dass er Gefallen daran fand, ihr zu zeigen, wer in diesem kleinen Spielchen gewonnen hatte.
Sara wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte und so wechselte sie schnell das Thema.
»Der Anzug steht ihnen richtig gut. Kennen Sie den Designer?«
»Ich habe ihn persönlich anfertigen lassen, dann sollte ich auch den Designer kennen. Der Anzug ist von dem deutschen Unternehmen Hugo Boos. Der Designer sollte jedoch nicht ausschlaggebend sein, ein Produkt zu kaufen. Sondern die Qualität.«
Sara war schon wieder ins Fettnäpfchen getreten. Was machte ich denn nur falsch?
»Ich bin nicht der Ansicht, dass guter Geschmack viel mit Geld zu tun hat. Man kann sich auch mit weniger Geld anständig kleiden. Nehmen Sie ihr Kleid zum Beispiel. Das mag von Dior, Yves Saint Laurent oder sonst wem sein, aber es passt nicht zu Ihnen, wenn ich das so direkt sagen darf!«
Sara konnte nicht glauben, was sie da hörte. Sie war so perplex, dass sie nicht wusste, wie sie diese Kritik zurückweisen sollte. Aber es ging noch weiter.
»Mrs. Hawk, sie werden meine Offenheit entschuldigen, aber dieses Muster kaschiert unnötig ihre Figur. Warum verstecken Sie sich so hinter diesem grauenhaften Paisleymuster. Sie sind doch eine gut aussehende Frau, mit einer sportlichen Figur, vollen Brüsten und einladenden Hüften. Warum tragen Sie das Kleid so hochgeschlossen, als würden sie eben erst von der Beichte kommen oder bei einem Bollywood-Film vorsprechen? Öffnen Sie die obersten Knöpfe, zeigen sie etwas von ihrem Dekollete, das müssen Sie doch nicht verstecken.«
Sara griff unwillkürlich an den obersten Knopf des Kleides, verharrte dann aber und blickte zu dem Kellner, der dabei war einen Gast zu bedienen.
»Ja, öffnen Sie die Knöpfe oder haben Sie Angst ich könnte etwas entdecken, das ich nicht schon längst gesehen habe?« Seine Aussage klang wie ein Befehl, dem Sara widerwillig folgte. »Lassen Sie sich ansehen! Sehr schön. So ist es schon besser. Und jetzt machen Sie noch einen Knopf auf.«
»Noch einen?«, fragte Sara ungläubig.
»Machen Sie schon, sie werden es selbst sehen.« Sara zögerte erneut. Ein weiterer Knopf würde die Ansätze ihrer Brüste offen legen, vielleicht sogar die Spitzen ihres BH zum Vorschein bringen. Das ging doch nun wirklich zu weit.
»Das kann ich nicht machen«, widersprach sie unsicher. »Nicht hier!«
»Natürlich können Sie es. Sie wollen es nur nicht! Warum leben Sie so konservativ und verstecken sich derart? Das haben Sie nun wirklich nicht nötig oder sind sie der Meinung, ihrem Mann gefällt das, wenn sie so zugeknöpft herum laufen? Sie sollten etwas figurbetontere Kleidung tragen und sehr viel weniger Schnickschnack. Eine nüchterne Eleganz steht Ihnen und nicht diese Kleider im Tapetenmuster der siebziger Jahre.«
Kapitel 6/3
Sara merkte, wie sie errötete. Diese Kritik war nicht nur inhaltlich falsch, vor allem war sein Ton vollkommen unangebracht. Ihr platzte der Kragen. »Jetzt hören Sie mal zu...« Doch sie kam nicht weit.
»Nein, Sie hören mir jetzt einmal zu Mrs. Hawk.« Der Meister war nun sichtlich genervt und legte an Schärfe zu. »Sie verschwenden meine Zeit. Sie wollen etwas von mir, stehlen aber meine Zeit mit ihrem belanglosen Gewäsch über Mode und französischem Wein. Warum sagen Sie nicht deutlich, was Sie von mir wollen, dann sparen wir ihre und auch meine Zeit. Und kommen Sie mir nicht mit einem weiteren Vorwand. Ich habe Einsicht genommen in Mays Akte. Sie arbeitet ohne jegliche Art von Einwänden. Alles war sie macht oder katalogisiert ist perfekt. Warum dann diese Fragen?«
Sara war ratlos und wusste nicht, was sie erwidern sollte. Eine solche Unverschämtheit hatte sie lange nicht erlebt und mangels eigener Worte schwieg sie. Doch Diaño lies nicht locker.
»Nun, warum haben Sie mich eingeladen?«
Schweigen.
»Reden Sie schon!«
Noch immer Schweigen. Sara kam sich wie ein Schulmädchen vor, das beim Rauchen im Klo erwischt worden war und nun ihrem Lehrer Rede und Antwort stehen musste, obwohl es nichts zu sagen gab, als die Schuld einzugestehen. All ihre Kraft, die sie mühsam gegen den Mann aufgerafft hatte, war mit einem Mal verflogen.
»Ich..., ich…, ich weiß es nicht«, stotterte sie.
»Sie wissen es nicht? Dann machen Sie sich mal Gedanken darüber und wenn Sie mich das nächste Mal einladen, dann sollten Sie wissen, was Sie von mir wollen!«
»Na... natürlich.«
»Ich gehe jetzt. Bemühen Sie sich nicht, ich finde allein raus. Ich wünsche ihnen einen guten Tag.« Mit diesen Worten stand Diaño auf und verlies das Restaurant. Sara blieb perplex und allein in der Gaststätte stehen, fühlte sich überrannt und sprachlos. Sie nahm nur undeutlich wahr, dass die Türe hinter ihm ins Schloss fiel als Zeichen dafür, dass der Meister das Haus verlassen hatte.
Sara wurde erst wieder aus ihrer Starre gerissen, als ihr Handy klingelte.
»Ja bitte?«
»Ich bin es May. Ich wollte dir nur mitteilen, dass der Meister an einer neuen Serie erotischer Kunstwerke arbeitet. Er nennt sie „Ego dominus tuus“. Das wird bestimmt ein sehr lüsternes Erlebnis, für unsere Besucher in der Galerie.«
»Ganz bestimmt!«, antwortete Sara etwas verwirrt und legte auf. Das ist doch pure Absicht!
Kapitel 7
VII.
“Wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt
der Abgrund auch in dich.”
Friedrich Nietzsche

Wenn Sie mich das nächste Mal einladen, dann sollten Sie wissen, was Sie von mir wollen!...
Als Vorsitzende einer modernen Organisation ist man darin geschult, genau zu hören, zu lesen und manchmal auch Haare zu spalten, wenn es sein muss.
Wenn Sie mich das nächste Mal einladen kann temporal verstanden werden: zu dem Zeitpunkt, zu dem Sie mich wieder einladen; es kann aber auch ein verkappter Konjunktiv sein, überlegte Sara an ihrem Schreibtisch im Büro. Sollten Sie mich jemals wieder anrufen...
Der Bedeutungsunterschied war immens. Der zweite Satz implizierte, dass Diaño nie wieder etwas von mir hören wollte. Der erste Satz hingegen bedeutete, dass er sogar erwartete von ihr wieder angerufen zu werden, dass sie aber zu diesem Zeitpunkt wissen sollte, was ich von ihm wollte.
Die genaue Analyse solcher Formulierungen hatte schon so manche Unterhaltung entschieden. Hier war es wichtig zu wissen, was Diaño gemeint hatte und auch Sara musste sich darüber im Klaren sein, welchen Sinn sie selbst von seiner Aussage bevorzugte.
Solcherlei Gedanken beschäftigten Sara oft Tage später noch. Was hatte Diaño mit der Frage gemeint: Warum haben Sie mich eingeladen? Da steckte mehr hinter als die Verärgerung über die Zeitverschwendung. Hat er geglaubt, er könnte genau da weiter machen, wo wir in Toledo aufgehört hatten?
Es schien eine echte Frage zu sein. Eine Frage, die sich Sara selbst stellen und beantworten musste.
Warum habe ich diesen Bastard eigentlich eingeladen? Wollte ich, dass es so weiter geht wie in Toledo?
Diese Frage war die schwerste, denn sie lag offen auf der Hand, aber das, was da so offen auf der Hand lag, machte der Galeristin Angst. Immerhin war sie verheiratet und in einer festen Beziehung. Sie war dennoch fasziniert von der Macht, die Diaño auf die Frauen in seiner Umgebung ausströmte, sie war angezogen von seiner dominanten Kompromisslosigkeit. Von der Überlegenheit und der Kontrolle, die er ausübte. Aber all das konnte Sara nicht verstehen.
Warum sollte ein Mensch Interesse daran haben, in der Nähe eines anderen zu sein, der ihn so demütigte? Warum sollte man sich zu so einem Teufel hingezogen fühlen?
Sicherlich gab es Frauen, die solche Männer suchten. Männer, die stark waren und die alles unter Kontrolle hatten. Es gab auch Frauen, die geradezu eine perverse Lust darin empfanden, sich demütigen, vielleicht sogar sexuell misshandeln zu lassen. Aber Sara hatte dergleichen noch nie verspürt und Ben hatte keinerlei solcher Eigenschaften jemals gezeigt. Ihr Mann hatte Wert darauf gelegt, dass alles immer demokratisch ausdiskutiert wurde und wenn es mal Konflikte gab, so war er immer so kompromissbereit gewesen, dass diese schnell aus der Welt geschafft wurden.
Sara Anne Hawk war ratlos, aber Ratlosigkeit, war ohnehin das vorherrschende Gefühl das sie seit ihrer Heimreise aus Toledo besaß. Immerhin hatte sie mittlerweile einen Entschluss gefasst.
Die Galeristin griff zum Telefonhörer. »Seňor Diaño, ich möchte Sie gerne wiedersehen.« Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille. »Ich kann Ihnen nicht sagen, was es ist, aber Sie faszinieren mich noch immer und ich würde Sie gerne, ohne jeglichen Vorwand, wiedersehen. Sie wollten von mir zu erfahren, warum ich Sie eingeladen habe. Ich kann es Ihnen aber nicht genau sagen. Alles was ich zu Ihnen sagen kann, ist das Sie in Spanien einen sehr tiefen Eindruck in mir hinterlassen haben, so dass ich ständig an Sie denken muss. Ich habe Ihre fachgerechten Vorschläge zu meiner Bekleidung beherzigt und deshalb möchte ich Sie gerne wiedersehen.« Am anderen Ende der Leitung herrschte noch immer Stille, auch wenn sie seine Anwesenheit Bildhaft spüren konnte.
Kapitel 7/1
Sara fragte sich, was Sie noch zu ihm sagen sollte, was sie noch zu ihm sagen konnte. Sie hörte leichte Atemgeräusche am anderen Ende der Leitung. »Ich bitte Sie, Seňor Diaño«, fügte sie hinzu, als sich plötzlich seine Stimme meldete.
»Ich werde es mir überlegen und mich dann bei Ihnen melden.«
»Vielen Dank«, seufzte Sara erleichtert.
»Da ich mich momentan in einem lethargischen Prozess der Kreativität befinde, werde ich Ihnen meinen Entschluss verkünden, wenn ich wieder Zeit dazu habe. Rufen Sie mich nicht mehr an. Ich werde mich bei ihnen melden!«
»Ich werde warten.«
»Dann soll es so sein«, verkündete er. In der Leitung klickte es. Diaño, der Meister, hatte aufgelegt.
Sara war ratlos. In den letzten Tagen hatte sie immer wieder an das Treffen im Restaurant gedacht. Die Art und Weise, wie er sie behandelt hatte und dass sie dies, jenseits aller Demütigung, sehr erregte.
Die nächsten Tage stellten sich als eine psychische Tortur dar. Jeden Tag, jede Stunde, manchmal jeden Augenblick harrte Sara des ersehnten Anrufes. Es wurde immer unerträglich. Sie wünschte sich, dass der Meister sich ihrer annahm, dass er sich mit ihr beschäftigte, dass Diaño sie so erregend und dominant behandelte, dass er...
Sara war sich immer noch nicht sicher, was das weitere Ziel war, was sie persönlich wollte und wohin es führen sollte. Ihr war eines gewiss geworden: Trotz aller Vorbehalte, trotz aller Zweifel, verband sie von nun an ihre sexuellen Phantasien mit dem Teufel aus Toledo.
Sie brauchte Gewissheit. Die Schwebe, in der sie sich jedoch befand, war unerträglich. Nach ihrem Anruf hatte sie gedacht, dass der erlösende Anruf, von ihm, vielleicht noch am gleichen Abend kommen würde. Wie lange braucht er wohl, um zu einer Entscheidung zu kommen?
Als der Anruf am Abend nicht kam – zögerte die Galeristin das Zubettgehen übertrieben lang hinaus und blickte dabei immer wieder vergebens auf ihr Handy. Ben war schon längst ins Bett gegangen und sie saß noch immer auf dem Sofa vor dem Fernseher. Sara fragte sich wiederholt, ob man um zehn Uhr, um elf Uhr oder um Mitternacht noch solch einen Anruf erwarten könnte.
Selbstredend schlief sie schlecht in dieser Nacht und wälzte sich unruhig von einer Seite zur anderen. Am nächsten Morgen erwartete sie mit absoluter Sicherheit auf ihrem Handy eine Kurznachricht zum Frühstück, denn Diaño war ein Workaholic, genau so wie sie. Wenn er nicht irgendwelche Seminare, Vorlesungen oder Vernissagen gab, dann stand er mit Sicherheit in seinem Atelier und arbeitete an den erotischen Kunstwerken.
Während der erwünschte Anruf nicht kam, fuhr sie in das Museum und dachte angestrengt darüber nach, dass sie wohl auch in den nächsten Stunden auf keinen Anruf hoffen konnte, da Diaño, laut der Aussage ihrer Sekretärin, sehr selten vor Nachmittag im Museum erschien.
Kapitel 7/2
So begab sie sich ohne große Lust an die Arbeit, sah die Post durch, beschäftigte sich halbherzig mit einigen Akten und fühlte sich gerädert, denn geschlafen hatte sie in dieser Nacht nicht sehr viel. Plötzlich schreckte sie auf.
Was ist mit der Pause? Diaño könnte sich auch in irgendeiner Pause melden. Machte er überhaupt Pausen wenn er an der Leinwand stand?
Das Telefon auf ihrem Schreibtisch klingelte.
Ihr Puls schoss vor Erwartung in die Höhe und ihre Hand flog ebenso schnell zum Hörer, wie ein Falke der sich auf der Jagt befand. Hastig nahm sie ab. Ihre Stellvertreterin teilte Sara irgendeine wichtige Information bezüglich der Ausstellung mit. Sie klang aufgeregt. Die Information schien die Auslegung in einem Gebäude vollkommen zu verändern. Sara nahm diese Aussage missmutig zur Kenntnis. Es war ihr in diesem Moment vollkommen egal. Sie blaffte ihre Kollegin ohne Grund an und knallte den Hörer wieder auf die Gabel. Im Hinterkopf kam ihr der Gedanke, dass ihre Stellvertreterin nichts Falsches gemacht hatte und solch eine Behandlung auch nicht verdiente, aber dieser flüchtige Gedanke ging schnell wieder vorüber.
Wichtiger war die Frage, ob und wie und wo sie Diaño überhaupt erreichen konnte. Sara überlegte angespannt. Sie hatte im Kuratorium einige Formulare ausgefüllt. Darunter waren auch Notfalladressen, für den Fall, dass irgendetwas Ungewöhnliches passieren sollte. Der Meister hatte also auch in Frankreich eine Nummer, unter der er im Notfall erreichbar war.
Sara vergewisserte sich, dass das Handy auch wirklich Empfang hatte, denn sie erinnerte sich dunkel daran, dass vor einigen Jahren einmal ein Künstler darüber geklagt hatte, dass er in ihrem Büro keinen Empfang bekam.
Aber das war vor einigen Jahren gewesen und mittlerweile hatten sie ja wohl das Mobilfunknetz soweit ausgebaut, dass sich keine Funklöcher mehr in diesem Gebieten vorfanden. Auf der anderen Seite konnte man es jedoch nie wissen. Es war einfach frustrierend.
Sie stellte ihr Telefon so am Schreibtisch auf, dass sie zu jeder Zeit sehen konnte, ob sie Empfang hatte und ertappte sich regelmäßig dabei, dass sie ständig überprüfte, ob sich etwas veränderte.
Ich fange langsam an, wahnsinnig zu werden, dachte sie sich. Als nächstes überprüfe ich noch, ob das Handy nicht kaputt ist. Das kann ja nicht wahr sein. Ich muss das alles stoppen!
Drei Stunden später rief sie vom Büro aus ihr Mobiltelefon an, um zu überprüfen, ob es nicht kaputt ist. Der Anruf von Diaño musste in ihrem Büro und nicht zuhause erfolgen, dachte Sara und verabschiedete sich von der Hoffnung, sobald Antwort zu erhalten. Dennoch schlug ihr Herz schneller, wann immer das Telefon klingelte. Und immer wieder griff sie hastig zum Hörer. Doch kein Anruf war der ersehnte. Sara machte sich schließlich ungehalten auf den Weg nach hause. Sie redete sich ein, dass der Grund dafür nicht in dem erwarteten Anruf lag, sondern sie einfach einen schlechten Tag hatte.
Der Tag zog sich extrem lang hin und ihre Laune verschlechterte sich stetig. Ihr Ehemann Ben hatte sie inzwischen auch schon gefragt, was mit ihr los sei. Die letzten zwei Mal, bei der er sich ihr näherte, um Intim mit ihr zu werden, hatte sie mit irgendwelchen Ausreden abgewehrt.
Kapitel 7/3
Zu hause angekommen zeigte der Anrufbeantworter keine Nachricht, es blinkte kein rotes Licht und kein Signal deutete auf eine Meldung hin. Natürlich hätte ein Anrufer, der versucht hatte sie auf diesem Apparat zu erreichen, auch auflegen können bevor der Mechanismus das Band anlaufen ließ. Außerdem wusste Diaño sehr genau, das sie verheiratet war.
Warum sollte er hier auch eine Nachricht hinterlassen, die womöglich Ben vor mir abhören konnte?
Sara versuchte sich immer wieder einzureden, dass der Meister es solange probieren würde, bis er sie persönlich an den Apparat bekäme. Ein richtiger Trost war dies jedoch nicht.
Sie ging in ihr Schlafzimmer und legte sich aufs Bett um ein wenig von dem Schlaf nachzuholen, den sie letzte Nacht versäumt hatte. Natürlich stellte sie sicher, dass das Telefon auf ihrem Nachttisch auf volle Lautstärke gestellt war und natürlich legte sie auch ihr Handy griffbereit daneben. Sara schlief wider Erwarten fest ein und versäumte nichts.
Als Ben am Abend nach hause kam, hatte sie fast drei Stunden lang geschlafen. Es ging ihr fühlbar besser und auch das Verlangen nach dem Anruf hatte etwas nachgelassen. Gelöst setzte sie sich zu ihrem Mann ins Wohnzimmer und entspannte sich bei klassischer Musik. Sara blätterte ein paar Magazine, zur Wohngestaltung, durch die sie sich am Bahnhofskiosk besorgt hatte. Es gelang ihr recht gut sich abzulenken, bis plötzlich das Telefon klingelte und sie die Stimme von May im Hörer vernahm, die ihr ein paar wichtige Neuigkeiten mitteilte.
Und schon war der hartnäckige Teufel in ihr wieder geweckt und nagte an ihrem Gewissen.
Was ist, wenn May eine Nachricht von Diaño für mich hat? Es ist unwahrscheinlich, aber möglich und warum sollte er ihr nicht irgendwelche Informationen übermitteln, ohne dass sie es verstand, was dies zu bedeuten hatte. Sara überlegte kurz und fragte: »Wie läuft es sonst so bei euch im Museum?«
»Wie immer. Alles bestens.«
»Hast du noch viele Exponate zu katalogisieren?«
»Schon gemacht.«
»Ist sonst nichts passiert?«
»Was soll sonst passiert sein?«, erkundigte sich May.
Sara zögerte. »War Señor Diaño heute schon bei dir?«
»Ja, er hat den Rest seiner Titelliste vorbei gebracht, damit ich die Serie vervollkommnen konnte.«
»Hat er irgendwas über mich gesagt?«
May lauschte und lächelte dann hinterhältig. »Warum fragst du in letzter Zeit ständig nach dem Maestro?«
Sara konnte deutlich das Grinsen in ihrer Stimme heraus hören. »Ich frage doch nur.«
»Nein Sara, du fragst nicht nur. Irgendwas ist da und ich finde du erkundigst dich in letzter Zeit sehr oft über ihn. Läuft es mit deinem Mann nicht mehr so gut, das du nach anderen Ausschau halten musst?«
»Was redest du da für einen Blödsinn? Bei Ben und mir ist alles bestens!«
May nahm sich einen Apfel, sah ihn sich prüfend an und sagte dann: »Dann ist es ja gut. Ich hatte schon das schlimmste befürchtet. Sorry, aber ich habe jetzt leider noch einiges zu tun. Wir unterhalten uns morgen weiter.«
Dann war sie verschwunden und Sara, die nicht sofort wusste, wie sie darauf reagieren sollte, hörte nur noch den pfeifenden frei Ton in der Leitung. Eigentlich sollte sie ihr dergleichen nicht durchgehen lassen und in der letzten Zeit war es ihrer Meinung nach schlimmer geworden, aber derzeit hatte Sara keinen Nerv, sich auch noch mit einer respektlosen Assistentin auseinander zu setzen. Es ärgerte sie zudem, dass sie nicht wusste, wie viel May von der ganzen Szene mitbekommen hatte.
Auch am nächsten Tag erfolgte kein Anruf und besonders ärgerte Sara neben den Qualen des Wartens, dass sie sich erneut mit May auseinandersetzen musste oder zumindest irgendwie herausfinden musste, ob ihre Sekretärin nicht irgendwelche Mitteilungen für sie hatte.
May, die zwar keine Ahnung hatte, warum Sara sich in letzter Zeit so seltsam benahm, genoss wiederum diese Augenblicke der Aufmerksamkeit. Die Tage vergingen und mittlerweile verzweifelte Sara an der teilnahmslosen Grausamkeit des Meisters, der sie so lange unwissend zappeln lies.
Kann dieser Mann sich denn nicht denken, was er mit mir anrichtet? Wie kann man nur so grausam sein? Wie kann man einem Menschen nur solche Hoffnung machen und ihn dann so erbärmlich hängen lassen?
Es schockierte Sara, wie gedankenlos dieser Mann war, wie wenig er sich scheinbar Gedanken machte, was er angerichtet hatte. Als anerkannter Künstler und Dozent musste man doch wissen, welche psychologische Wirkung man auf Menschen hat und welche Dinge man kundtun durfte und welche nicht. Langsam entwickelte Sara einen Zorn, der unbeschreiblich stark wurde und den sie so langsam nicht mehr in Worte fassen wollte.
Schließlich kam der erwünschte Anruf abends auf ihr Handy, als Sie schon gar nicht mehr damit gerechnet hatte.
»Sie wollen mich wiedersehen?«, fragte der Meister Diaño, mit seiner dunklen Stimme.
»Ja, auf jeden Fall!«, flüsterte sie zurück.
»Nun, gut, ich komme morgen um 17 Uhr in ihrem Büro vorbei und wir sehen, wie es weitergeht. Passt Ihnen das?«
Verdammt, ich muss dann vermutlich wieder einen Termin absagen, überlegte Sara. »Natürlich, das geht.«
»Sehr gut. Wir sehen uns dann morgen in ihrem Büro.«
Bevor Sara noch etwas sagen konnte, hatte Diaño bereits schon wieder aufgelegt.
In der Nacht schlief Sara sehr unruhig. Ein fiebriger Traum suchte sie heim, eine Illusion die voller Andeutungen war, aber auch ein Traum, den sie nach dem Aufwachen, als äußerst erregend empfand. Sie konnte sich nicht an Einzelheiten erinnern, sie wusste nur, dass sie in ihrem Leben noch nichts Schöneres geträumt hatte und dieses geheime Wissen schmerzte sie ungemein.
Kapitel 8
VIII.
“Fast alle Absurditäten unseres Verhaltens entstehen dadurch,
dass wir Anteile von anderen imitieren wollen,
die wir selbst nicht besitzen.“
Samuel Johnson

Der Kaffee aus der neuen Espressomaschine, in der Galeriekantine schmeckte wirklich besser, als ihr eigener. Sie sollte sich für zuhause doch auch noch solch eine Pad Maschine zulegen.
Pünktlich um 17 Uhr läutete es an der Türe und Saras Herz pochte wie wild. Mittlerweile hatte sie sich wieder etwas gefasst. Der positive Anruf am Abend zuvor, hatte sie etwas in ihrer Hoffnung bestärkt und so sah sie dem heutigen Treffen relativ hoffnungsvoll entgegen. Zumal sie versucht hatte, seiner optischen Kritik gerecht zu werden und nun alles besser zu machen. Zudem hatte sie den Entschluss gefasst, dass jeder weitere Kontakt mit Meister nur dann erfolgreich verlaufen könnte, wenn sie seinem Willen folgte.
Die Galeristin war gewillt, ihm keinen Widerstand zu bieten, wie sie es beim letzten Treffen getan hatte, als sie sich weigerte, den zweiten Knopf ihrer Bluse zu öffnen. Ihre Stimmung wankte in letzter Zeit wie ein loses Blatt im Herbststurm. Bewusst war ihr dies schon lange, es war ihr aber auch ein gutes Stück weit gleichgültig. Immerhin wusste sie was sie wollte und sie wollte ihn wiedersehen.
Sara Anne Hawk öffnete voller Herzklopfen die Türe. Der Meister sah so berauschend aus wie immer.
»Es freut mich sehr, Sie zusehen Señor Diaño. Kommen Sie doch bitte herein.«
»Glauben Sie mir, die Freude ist ganz auf meiner Seite«, erwiderte er in einem sachlichen Tonfall.
Sara war erleichtert. Juan Rey Diaño trat ein und wartete, bis die Gastgeberin ihn, in ihr Büro lies. Sara führte den Meister zu ihrem Schreibtisch.
»Möchten Sie einen Kaffee?«
»Gerne.«
Sara war überrascht und hocherfreut, etwas Positives von Diaño zu hören, das musste das erste Mal gewesen sein, seit sie ihn kannte. Freudig lächelte Sara, aber der Blick ihres Gastes blieb kühl, wenn er auch, wie sie zu sehen glaubte, etwas weniger hart war. Zumindest waren die zwei kleinen Falten, oberhalb seines Nasenrückens, weniger ausgeprägt, als sonst. Etwas später erhielt Sara ein weiteres Kompliment von ihm.
»Wie ich sehe, haben Sie meinen Vorschlag, was Ihre Garderobe betrifft, angenommen. Das Kostüm steht Ihnen recht gut und betont ihre Figur, auch die Bluse gefällt mir. Sehr gut.«
»Vielen Dank. Sie hatten ganz recht mit Ihrer Kritik.«
»Aber wissen Sie, eine Kleinigkeit ist noch. Erinnern Sie sich daran, dass ich Ihnen vorschlug, etwas mehr Dekolletee zu zeigen?«
Sara zögerte einen Moment. Sie hatte bereits von sich aus schon die Bluse recht tief aufgeknöpft. Ein weiterer Knopf würde mit Sicherheit den Blick auf ihren Büstenhalter freigeben.
»Meinen Sie wirklich?«, antwortete Sara, öffnete aber zugleich den Knopf, um keinen Anschein von Wiederstand zu liefern.
Nachdem der Knopf geöffnet war, drückten ihre Brüste sofort sanft den Stoff der weichen Bluse auseinander und ein tiefer Blick auf Saras Dekolletee eröffnete sich dem Betrachter. Zudem wurde die Innenseite ihrer beiden Brüste offengelegt, die nunmehr nur noch durch den geschmackvollen schwarzen BH verdeckt wurden. Sara war es etwas peinlich, sich in dieser Art vor ihrem Gast zu entblößen, auch wenn er sie schon einmal ganz nackt und in einer ganz anderen Situation gesehen hatte. Das mochte angemessen sein für ein zwanzigjähriges Mädchen, aber sicherlich nicht für eine Person in ihrer Position und ihrem Büro, wo jederzeit auch andere Mitarbeiter herein kommen könnten. Sie hatte sich in der Galerie noch nie so offenherzig präsentiert, wie heute. Dennoch war sie beglückt darüber, dass dieses Treffen bisher so harmonisch ablief und dass sie den Wünschen des Meisters nun scheinbar entsprechen konnte.
Unverholen blickte Diaño auf die pralle, Büste und lächelte wohl wissend, ihrer Verlegenheit. Sara lief bei diesem Blick ein kalter Schauder über den Rücken. Sie konnte weder das Erröten ihrer Wangen, noch das verhärten ihrer Brustwarzen verhindern.
»Ein sehr schöner Büstenhalter, den sie da anhaben, Mrs. Hawk«, bemerkte Diaño nur und griff zu der Kaffeetasse. »Er ist ein Modell ohne Schulterträger, habe ich Recht?«
»Ja, woher wissen Sie das?«
»Ein Büstenhalter mit Träger würde beim Laufen nicht so sehr mitschwingen, wie es ihrer vorhin tat, als Sie den Kaffee geholt haben.« Von der Aussage des letzten Treffens, dass Stil keine Frage des Geldes sei, war heute nichts mehr zu vernehmen. »Schade ist an der ganzen Sache nur, das Sie noch immer einen Büstenhalter anhaben.«
Sara blickte Diaño, der direkt vor ihr saß, lange an und erkannte plötzlich die brisante Tragweite seiner Aussage. Sie verstand ebenso seine Männlichkeit, seine Stärke, sie erkannte seine mystische Aura und sie sah in diesem Moment die unglaublich blauen Augen die er hatte. Sara betrachtete die schmalen Lippen und sie erfasste seine aufrechte und disziplinierte Körperhaltung.
Kapitel 8/1
Sie sah sich in ihrer eigenen Vorstellung aufrichten und ihm sagend, dass dies eindeutig zu weit ginge. Die Galeristin sah ihn des Hauses verweisen. Sie wollte dieses dominante Spiel endgültig beenden. Aber sie konnte es und sie tat es nicht.
Dann blickte sie erneut so nahe in seine Augen, dass sie die hypnotisch blauen Pigmente der Iris in den Farben des Meeres und des Himmels erkennen konnte. Sie betrachtete die markanten Gesichtszüge, wie die Maske eines mystischen Dämons, der immer mehr Besitz von ihr ergriff. Und all dies sah sie von dem aufrechten und disziplinierten Körper ausgehend, der direkt vor ihr thronte, und dem sie sich lüstern hingab.
»Das können Sie nicht von mir verlangen!«, antwortete Sara sichtlich verlegen.
»Warum sollte ich es nicht von ihnen verlangen können? Wir sind doch alleine hier, in ihrem Büro, oder erwarten Sie noch weiteren Besuch?«
»Nein, ich…«
»Sie haben Angst, dass ihr Mann etwas davon erfahren könnte. Ist es das?«
»Nein!...«, erboste sich Sara.
»Dann ziehen Sie ihn jetzt aus!«
»Ich...!«
»Jetzt sofort, Mrs. Hawk!«
Sara war geschockt über seine dominante Art, diese Unverfrorenheit und dem direkten Befehl, den er ihr gab. Dennoch griff sie langsam, wie unter Hypnose, nach hinten und öffnete den Verschluss ihres Büstenhalters. Die vollen festen Brüste drückten schlagartig noch mehr gegen die enge Bluse, die sich nun automatisch weiter im Ansatz öffnete und den Blick noch tief in ihren Ausschnitt frei gab. Saras Brustwarzen standen inzwischen steil erregt von ihren Fleischbergen ab. Beinahe so, als wollten sie sich durch die dünne Bluse hindurch drücken.
Ohne ihren Blick von Diaño abzuwenden, griff sie mit Daumen und Zeigefinger zwischen das Kreuzband auf der Vorderseite und zog den Büstenhalter aus der Bluse heraus. Im selben Moment rutschte die linke Seite des Stoffes bei Seite und gab die pralle Brust frei, worauf sie unverhüllt zum Vorschein kam. Erschrocken wollte Sara sie zurück in die Bluse befördern, als sie Diaño dunkle Stimme vernahm. »Lassen Sie es genau so, wie es ist!«
Mit zitternden Fingern, lies Sara den weichen Stoff los und senkte ihre Hand auf den Schreibtisch zurück.
Einen Augenblick lang, der ihr wie eine Ewigkeit vorkam, geschah überhaupt nichts.
»Was mache ich wenn jetzt jemand kommt?«, flüsterte Sara kaum hörbar.
»Klopft man bei Ihnen nicht an?«, fragte sie Diaño. »Eine so stolze Frau, in ihrer Position, sollte doch in der Lage sein dann eine entsprechende Entscheidung treffen zu können. Oder etwa nicht?«
Nicht in diesem Moment, dachte sich Sara und sah verschämt auf die Schreibtischplatte unter ihren Händen. Als ob Diaño ihre Gedanken erraten hätte, antwortete er ihr in aller Ruhe und beantwortete ihre Gedanken.
»Wenn sie selbst keine Entscheidung treffen können, dann sollte ich es vermutlich für Sie tun, Mrs. Hawk.«
»Das haben Sie doch bereits schon getan.« Saras Stimme war mehr ein Zittern, als eine richtige Bestätigung.
»Sie haben vollkommen Recht, Mrs. Hawk. Das habe ich. Und aus diesem Grund werden Sie sich nun vor mir, mit allen Vieren, auf den Boden knien.«
Die Galeristin sah ihn eingeschüchtert an. Sie rutschte langsam von ihrem Chefsessel herab und sank auf die Knie, teils aus Schwindel, teils aus freien Stücken stützte sie sich mit beiden Händen auf dem Boden ab. Die Bilder, die ihr für den Bruchteil eines Augenblicks ins Bewusstsein schossen, waren die ihres schlaflosen Traums. Es waren die einer räudigen Hündin, einer willigen Sklavin.
Mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass sie so vor dem Meister kniend mit halb offener Bluse einen sehr erregenden Anblick auf ihren Oberkörper gewährte und ihr kam nicht der Gedanke, etwas dagegen zu unternehmen. Ihr Kopf war gesenkt und ihre linke Brust schwebte noch immer frei in der Luft, während ihre Rechte von der Bluse zurückgedrängt wurde.
Irgendwo tief in ihrem Innern zeigte sie sich sogar hocherfreut darüber, dass Diaño gefallen an ihrem Körper fand und ihn durchaus interessierte, da er ihn hinreichend betrachtete.
Juan Rey Diaño saß noch immer reglos in dem Sessel, verharrte und genoss das devote Schauspiel vor sich.
Der Meister, hallte es in ihrem Kopf und erst jetzt erkannte sie, warum man ihn den Meister nannte. Er ist der Meister. Der Meister meiner devoten Träume!
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