@****RA4
Ich finde die Frage nach den Ursprüngen überhaupt nicht offtopic, ganz im gegenteil. Die Frage ist ja, warum manchen Männern das antiquierte Bild einer reinen Frau im Kopf steckt?
Und um sich diesem Thema so zu nähern, damit ich es verstehen kann, muss ich mich (gilt für mich) auch mit den Themen auseinandersetzen, die dazu geführt haben können.
Eine veränderte Sexualmoral begann aus meiner Sicht mit dem Aufkommen patriarchaler und monotheistischer Glaubenskonstrukte.
Ab diesem Zeitpunkt war die Sexualität einer Frau mit Sünde gleichgesetzt.
Dafür muss man aber wissen, das in den Jahrtausenden davor eine völlig andere Sichtweise geherrscht hat. Es gab Matriarchate, es gab Göttinnenkulte und das Weibliche wurde verehrt.
Wenn man sich die alttestamentarische Bibel anschaut, werden dort Frauengestalten und Göttinen genannt, die vor Adam und Eva existierten. Offenbar war nach den Überlieferungen der Mensch auch schon vor Adam und Eva auf dieser Welt und hat nach völlig anderen Maximen gelebt.
Das Weibliche wurde kultisch verehrt und Sexualität frei ausgelebt. Ja sogar in den Kulten zelebriert. Aus dem Weiblichen kam alles Leben, die Erde war weiblich und hat das Leben sozusagen geboren und unterhalten. Von Anbeginn der Zeiten.
Einige "heidnische" Gesellschaften haben noch weit über die Christianisierung hinaus diese alten Kulte zelebriert und die Sexualität frei ausgelebt. Meist war es völlig unerheblich wer der Vater eine Kindes war. Die Mutter lebte innerhalb ihrer Sippe als geachtete Frau, trotz Kind. Der Mann wurde als Erzeuger gesehen, die Erziehung neben der Mutter von männlichen Geschwistern mit übernommen.
Bei den Kelten, die aus ihren ursprünglichen Herkunftsregionen als Indogermanen bis in den tiefen Westen gewandert sind, sind auch heute noch einige dieser anderen Seite zu erkennen.
Die patriarchalen Religionen haben meist mit reichlich Gewalt alles was an alten weiblichen Kulten bestand bekämpft, verdrängt oder sogar assimiliert. Häufig wurden alte Kultstätten einfach mit christlichen Kultstätten überbaut.
Aber auch im Neuen Testament wurde das Alte assimiliert, Madonnenkult, die Reinheit der Frau und einiges an Symbolik waurden einfach übernommen, denn so einfach war das Alte nicht wirklich auszutauschen.
Eines der wichtigsten Grundlagen des Patriarchats war, das eine völlig neue Sichtweise auf die Erbfolge eingenommen wurde, War vorher die mütterliche Linie ausschlaggebend, war nun die väterliche Linie wichtig. Will ein Mann tatsächlich als Vater eines Kindes angesehen werden, muss er eben auch die Kontrolle darüber behalten.
Vom Baum der Erkenntnis zu naschen war vielleicht übertragbar auf die Erkenntnis, das Männern klar wurde, das sie tatsächlich mit dem Geschlechtsakt einen Zeugungsakt taten. Das ohne den Mann kein Leben gezeugt werden kann.
Eva, die Frau und Göttin wurde aus dem Paradies verstoßen, weil sie nun selbst nicht mehr als die alleinige Kraft angesehen wurde, die Leben zeugt.
Frauen, die quasi ohne Vater ein Kind gebaren wurden nun nicht mehr von der Gesellschaft anerkannt und mitgetragen. Freie Sexualität war nicht mehr möglich, denn es war immer damit verbunden ausgestoßen zu werden, wenn die Frau schwanger wurde, ohne mit dem Erzeuger eine verbindliche Bindung eingehen zu können.
Ich glaube, das was sich in den darauffolgenden Jahrhunderten ergeben hat, war für beide Seiten ein gegen die menschlichen Bedürfnisse und Triebe zu leben.
Blüten trieb es dann in der Unterscheidung in reine Frauen, die tugendhaft aber sexuell lustlos leben sollten und Frauen, die sich ihrer sexuellen Bedürfnisse durchaus bewusst waren und damit eben nicht mehr tugendhaft lebten.
Blüten trieb es allerdings auch, wenn aus frei gelebter Sexualität, aufgrund des Kontrollbedürfnisses, Männer zu der Ansicht kamen, das die Sexualität der Frau triebhaft und übermässig sei und mit allen Mitteln eingedämmt werden müsste.
Letztlich haben sich Männer, kulturell gesehen selbst ins eigene Fleisch geschnitten. Das was über Jahrhunderte Frauen zu- und abgeschrieben wurde, lebt auch heute noch in den Köpfen und Emotionen. Die Frau, die sich davon befreit, lebt ihre Lust frei aus, gilt aber dann auch heute noch als Schlampe. Sie macht angst und muss kontrolliert werden.
Wie kann ich heute eine Frau immer noch kontrollieren? Indem ich ihr eigene Lust abspreche!
Der Buddhismuss, im eigentlichen keine Religion, ist eine Weltanschauung mit so vielen unterschiedlichen Strömungen. Im Tantra wird z. B. keine Kasteiung gefordert sondern das Prinzip Lust gelebt, in allen Bereichen des Lebens.