Diffamierung
Solange das Kürzel BDSM in der Öffentlichkeit in einem diffamierenden Zusammenhang gebraucht wird, haben wir Handlungsbedarf.
Oswald Metzger, grüner Finanzpolitiker im Stuttgarter Landtag, sieht die rot-grüne Koalition in Bremen analog zu einer BDSM-Beziehung: "…. sind wir von der SPD so oft schlecht behandelt worden, da hat Rot-Grün für mich tatsächlich etwas von Sado-Masochismus".(Quelle:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,483997,00.html).
Die SPD ist in seinen Augen wohl der Dom, der seine Sub, die Grünen, "schlecht" behandelt.
Hätte Metzger die Große Koalition in Berlin als "Schwulenehe" diffamiert, wäre der Aufschrei der Öffentlichkeit sicherlich riesengross gewesen. Aber BDSM darf man in der Öffentlichkeit offensichtlich ungerührt zur Diffamierung benutzen.
Es sind genau diese dahin geplapperten Aussprüche von Meinungsträgern der Öffentlichkeit, die uns in die Seele unserer Gesellschaft blicken lassen – harmlos im Einzelfall, aber symptomatisch für das Ganze. Solche Sätze wirken subtil bei der Mehrheit der Menschen, da in ihnen eine Denkgewohnheit festgezimmert wird: BDSM ist was Schlechtes, Schlimmes.
Um ein Missverständnis unserer Diskussion auszuräumen: natürlich geht es überhaupt nicht darum, dass ich eine Schilderung einer Session mit meiner Geliebten in der F.A.Z. publiziere. Natürlich geht es überhaupt nicht darum, missionarischen Eifer an den Tag zu legen und alle Menschen zu BDSMlern bekehren zu wollen. Natürlich geht es überhaupt nicht darum, die Sexualität unserer Kinder in eine bestimmte Richtung zu drängen (obwohl unsere Web-Kiddies eh' mehr wissen als wir ….). Es geht ausschliesslich darum, dass wir auf Grund unserer speziellen erotischen Neigungen
nicht diffamiert und ausgegrenzt werden wollen.
Es geht im Prinzip darum, das nachzuvollziehen, was die Schwulen vor dreissig Jahren begonnen haben. Heute feiern sie überall ihre CSD-Paraden und CDU-Sozialpolitiker halten Festvorträge zur Veranstaltungseröffnung. Dies war nur möglich, weil die Schwulen-Szene beharrlich dicke Bretter der Öffentlichkeit gebohrt hat. Hätten die Schwulen gesagt: die Gesellschaft versteht eh' nichts von einem Arschfick und von der Liebe zwischen Männern, also ist uns die Gesellschaft egal, wäre einer von ihnen heute nicht Bürgermeister unserer Bundeshauptstadt.
Ich bin kein Politiker, aber wenn ich etwa ein Mitglied des Landtags wäre, würde ich mich derzeit nicht mehr in meine geliebten SM-Clubs trauen. Händys haben heute ja wunderbare Digi-Kameras eingebaut. Und genau diese Situation ist ein Unding.
stephensson
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