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SM in der ehemaligen DDR

******gor Mann
1.200 Beiträge
Themenersteller 
SM in der ehemaligen DDR
Sexuelle Neigungen sind ja nun nicht Landesgebunden und SM wurde nach dem Mauerfall sicher auch nicht auf dem ehemaligen DDR Gebiet neu erfunden, mich würde mal interessieren, ob es damals Clubs gab oder wo man diese Neigung auslebte...
Sehr interessant wäre auch zu erfahren ob die netten Hilfsmittel, wie Peitschen, Möbel ect. selbst gebaut worden sind....
*fiesgrins*
******973 Frau
215 Beiträge
Da in der DDR generell freier mit dem Thema Sex umgegangen wurde denke ich war SM dort auch eine gängige Spielart. Nach ofizellen SM Club wirst Du da aber vergeblich gesucht haben. Das ist wohl alles im Verborgenen gelaufen.
ach jessi
wie kommst du nur darauf, dass es in der ddr sexuel freier war. nun, anschließend erzählst du dann, dass es wahrscheinlich im verborgenen geschehen musste.
das meiste hast du erlebt bevor du 17 wurdest oder kennst es vom hörensagen.
mag also durchaus sein, dass du dort erfahrungen gemacht hast.

meine sehen anders aus. doch es gab freizügigkeit in gelenkten bahnen (FKK) doch es gab mehr scheidungen und der seitensprung hatte eine weniger tragische bedeutung da scheidungen unkompliziert waren und die frauen eine ökonomische sicherheit behielten.
aber sonst kannst du dir über die kleinkariertheit und moralischen entrüstung der offiziellen stellen kaum ein vorstellung machen. es war für viele grausam und verlogen. dies nur zum mythos der "sexuellen freizügigkeit". ach ja und noch eins.

Es gibt sicherlich Frauen und Männer, die dies ganz anders erlebt haben und denen möchte ich ihre gute erinnerung nicht nehmen.
*********son99 Paar
845 Beiträge
Ich als "Ostkind" kann mich nicht erinnern, das es Clubs dieser Art gab. Zumindest keine öffentlichen, wenn dann vielleicht im "verborgenen" oder im privaten Rahmen.
Aber Spielzeuge wurden sicher selber gebastelt, es gab ja so gut wie nichts damals.
Wir waren zwar freizügiger in Sachen FKK aber bestimmt nicht in Dingen wie SM......
*****954 Paar
230 Beiträge
interessante akten
kurz nach der wende bekam ich einige interessante akten zu gesicht.
das mfs beobachtete sm aktive sehr genau sie waren als quertreiber und dekadent eingestuft.
andersrum freund erich m. erhielt leder und toys und regelmäßig besuche einer proffessionellen domina die ihr gewerbe unter aufsicht des mfs ausgeübt hat.hauptsächlich bei westlichen besuchern.dies waren sogenannte arbeitsessen. *lol*
*******pain Paar
389 Beiträge
Entfernung vom Wesen menschlicher Liebe
Ich wuchs im Süden der Republik auf und kenne die DDR nicht. Umso spannender die Frage für mich. Im Datenschlag lese ich:

1984
Das verbreitetste DDR-Aufklärungsbuch "Mann und Frau intim" von Siegfried Schnabl enthält ein ausführliches Kapitel über "Abweichungen des Geschlechtslebens". Sadismus wird in einem Atemzug mit Lustmord genannt, Sadisten seien oft weichlich, rührselig, empfindsam, sadistische Frauen häufig frigide. "Wenn einer gern quält und jemanden findet, der sich das mit keiner geringeren Wollust gefallen lässt, so ist das beinah eine gute Partnerwahl. Beinah! Denn wirkliches Glück erfährt das Paar auf dieser abwegigen Plattform um so weniger, je mehr es sich vom Wesen menschlicher Liebe entfernt."

Übrigens war es in der damaligen BRD vor der Wende auch nicht viel besser. Die wenigen Publikationen zum Thema BDSM, die es gab, wurden von der Staatsanwaltschaft mit Prozessen überzogen (etwa "Club Caprice") und die Clubszene erwachte so richtig im Westen auch erst nach der Wende.

Und es gruselt mich, wenn ich heute die Begründungen der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften lese, mit denen sie Filme und Bücher, die uns lieb und teuer geworden sind, auf den Index gesetzt haben.

Sooo lange ist das alles noch gar nicht her. Arbeiten wir daran, dass es immer ein Vergangenes bleiben mag!

stephensson
artr_of_pain
******gor Mann
1.200 Beiträge
Themenersteller 
Uih..
Superbeitrag, Hut ab *g*
****_nw Frau
691 Beiträge
@stephensson
auch wenn es vom Thema wegführt, Dein Zitat erinnert mich sehr an einen Text, der zu meiner (BRD) Aufklärung beigetragen hat:

Es ist kaum damit zu rechnen, daß sich in Ihrer Partnerschaft ein waschechter Sadist mit einem waschechten Masochisten verbunden hat. Zwar können solche Leute auf ihre absonderliche Art glücklich miteinander sein, aber es ist ein sehr gefährliches Glücklichsein. Wo Blut fließt, wo ein Schmerzspiel in echte Mißhandlungen ausartet, da kann man von gegenseitiger Beglückung wohl kaum reden. Eines Tages wird es zu schrecklichen Folgen kommen.
Ob die von einander abgeschrieben haben? (den ganzen Text gibts unter: "Steine auf meinem Weg" auf meiner HP)

Wo sind denn die ganzen Ost-Smler? Ich bin auch sehr neugierig und wüsste gerne mehr zum Thema.
Alre
wo sind die akten?
@*****954


Das finde ich sehr interessant, was Du schreibst. Das mit den Akten und auch das mit Mielke. Sind diese oder ähnliche Akten irgendwo publiziert, ist die Mielke-Geschichte mal irgendwo aufgeschrieben worden? Oder hast du sie noch bzw. weisst, wo sie liegen? (Bin studierter Historiker, daher die Neugier...)


Ich selbst war 1989 erst 16 Jahre, habe die Zeit davor also nicht mehr so recht mitgekriegt. Von dem, was ich so aus Büchern und Erzählungen aus der Familie weiß, war die Lage in der DDR bei solchen Sachen ziemlich doppelgesichtig. Rechtlich war sie ziemlich fortschrittlich - so waren Homosexualität und Schwangerschaftsabbruch viel früher aus dem Strafgesetzbuch verschwunden als in der BRD. Alltags-kulturell war die DDR aber durchaus repressiv ("Dekandenz" ging gar nicht), und vor allem wurde "sowas" wie SM in den DDR-Medien einfach nicht behandelt. Es hat sicher nicht eniger BDSM-geneigte Menschen gegeben als im Westen, aber an eine "Szene" war wohl kaum zu denken.



LG

V.
********rtig Paar
28.092 Beiträge
B R A V O
ein sehr interessantes thema ...

als ehemaliger ossi / und zu damaligen zeiten (vorsichtig) praktizierender mal ein statement:
Sehr interessant wäre auch zu erfahren ob die netten Hilfsmittel, wie Peitschen, Möbel ect. selbst gebaut worden sind....
wäscheleinen, klammern und äste aus dem wald (aber mein gott ... ich war damals auch 16) die zähne waren auch gesund und der "handschlag brauch kein hilfsmittel *haumichwech*

ob es damals Clubs gab oder wo man diese Neigung auslebte...
definitiv nein!
es gab wohl - wie ich später erfuhr ... geheime praktizierende kreise ... die sich auch schon mal einen kelleraum ausbauten

Da in der DDR generell freier mit dem Thema Sex umgegangen wurde denke ich war SM dort auch eine gängige Spielart
weit gefehlt!
die emanzipierung der frau wurde als erungenschaft des sozialismus angesehen (etwas womit man sich vom "westen" eindeutig abgenzte) insofern sind mir fotografen bekannt, die nach einer vernissage "eingesammelt" wurden weil bilder von einem gestriemten frauenarsch zu sehen waren. in den knast musste er nicht ... wohl aber sich um einen neuen job bemühen. (wenigstens hatte er duch die bilder "nette" kontakte)
politisch korrekt war es also nicht ... mit BDSM-lern wurde ähnlich wie mit homosexuellen oder auch kinderschändern verfahren ...
was nicht sein kann - das nicht sein darf
(geflügelter spruch aus zonenzeiten)

etwas lockerte sich das ganze in den 3 - 5 letzten jahren
es wurden zb.: zugelassen, das private filmzirkel auch erotische filmchen drehen durften (semiprofessionell arbeitenden filmzirkel von laien, die häufig an große betriebe angebunden waren ... auch "amateurfilmstudios" genannt")
darin ging es dann auch schon mal "versauter" her ... nicht nur pärchen ... auch mal eine gruppe oder GB
unter strafe stehende und mit gefängnis belegte praktiken wie homosexualität unter männern (bei frauen war dies witzigerweise nicht strafbar) wurden jedoch peinlichst vermieden
deshalb kann ich es mir nicht vorstellen - obwohl ich es nicht belegen kann - das bdsm-praktiken da gezeigt wurden

zu DDR-Zeiten kam ich mir mit meiner neigung schrecklich allein vor ... hat mich aber nicht weiter gestört, da ich ja (zeitweise) ein passendes gegenstück hatte *zwinker* ... wie man eben so als jugentlicher ist ... man lässt sich einfach treiben ... die umwelt ist einem relativ wurscht

  • SchlagFertige Grüße

unter strafe stehende und mit gefängnis belegte praktiken wie homosexualität unter männern (bei frauen war dies witzigerweise nicht strafbar) wurden jedoch peinlichst vermieden
deshalb kann ich es mir nicht vorstellen - obwohl ich es nicht belegen kann - das bdsm-praktiken da gezeigt wurden


nicht, dass ich jetzt hier die DDR verteidigen wollte, aber dass männliche homosexualität generell "mit gefängnis bedroht" war, stimmt ganz einfach nicht. die DDR hatte mit dem Paragrafen 151 zwar eine sondergesetzgebung gegenüber homosexuellen praktiken, hat diese aber "schon" 1957 auf unter 21-jährige beschränkt (BRD erst 1969), ab 1968 fiel in der DDR nur noch die "verführung" unter-18-jähriger unter den 151 (im westen 1973). 1989 hat die volkskammer den Paragraf 151 dann ganz gestrichen.
********rtig Paar
28.092 Beiträge
*räusper*
und warum sind dann 2 kumpels von mir "abgewandert" die beide unter 18 waren?

In der DDR war der Verfolgungsparagraph 175 im Strafgesetzbuch bereits 1968 ersatzlos gestrichen worden, doch der Verzicht auf strafrechtliche Sanktionen bedeutete keine Toleranz gegenüber Schwulen. Im Gegenteil: Bis weit in die achtziger Jahre waren sie eine unterdrückte Bevölkerungsgruppe, die mit geheimdienstlichen Praktiken diszipliniert werden sollte.

Das Ministerium für Staatssicherheit hatte ein dichtes Kontrollnetz installiert, mit dessen Hilfe es zu jeder Zeit über Aktivitäten von Homosexuellen informiert war, wo immer sie sich trafen, ob in Privatzirkeln oder Kneipen, ob in Parks oder Klappen. Diese Facette im breitgefächerten Aufgabenbereich der Stasi ist bislang weitgehend unbekannt.

Dr. Günter Grau
Der Berliner Historiker Dr. Günter Grau, der seit vielen Jahren zur Sozialgeschichte der Homosexualität arbeitet, stellte vor einem Jahr sein Buch „Homosexualität in der NS-Zeit“ in der Landeszentrale vor. Nunmehr entsteht eine Publikation über Homosexualität in der DDR. Dazu hat der Autor über lange Zeit in der Birthler-Behörde recherchiert, wie die homosexuelle Bürgerrechtsbewegung observiert und „zersetzt“ wurde. Der Vortrag wird speziell auf die Observierung der Potsdamer Szene in den achtziger Jahren eingehen.

wers nicht glauben will soll sich mal "coming out" in einigen programmkinos anschauen


  • SchlagFertige Grüße

********rtig Paar
28.092 Beiträge
mein schlechtes gewissen ...
veranlasst mich dazu klarzustellen, dass die beiden in einem potsdamer jugendclub einen schulenabend (treff) organisiert hatten

insofern waren sie schon mal subversiv *haumichwech*

  • SchlagFertige Grüße

...
... keine ahnung , ich kenne weder den "fall" potsdam noch den historiker grau. werde mal nachschlagen. möglich, dass in "deinem" fall das mfs weniger wegen der homosexualität geschnüfffelt und zugegriffen hat als wegen seiner dauerparanoia vor "plattformbildung", also vor gesellschaftlichen gruppen außerhalb der offiziellen strukturen von "massenorganisationen". also dass das problem weniger die homosexualität war als die gruppe, die sie aufmachen wollten.

schlimm genug bleibt es, darum gehts mir ja gar nicht.

andererseits weiss ich genau, dass es in den achtzigern möglich war, als leitender mitarbeiter einer stadtverwaltung schwul zu sein, ohne daraus ein geheimnis zu machen - und ohne probleme zu kriegen. der betreffende ist mein onkel *g*

aber das ganze ist doch ein bisschen off-topic jetzt, oder?
off topic?
nö, find ich gar nicht - außerdem hochinteressant.
bitte weitermachen *g*

nicht ot, weil ich viel mit menschen gearbeitet habe, die - ganz generell - aus dem ehemaligen ostblock stammen & eins festgestellt habe: ob schwul oder anders "pervers" war wohl irgendwie jacke wie hose, kam alles in den gleichen angstbesetzten topf.
(wenns anders war, laß ich mich gern aufklären)

gruß, lil
*********rlin Paar
7.003 Beiträge
Strafverfolgung von Homosexuellen
nachzulesen hier
http://de.wikipedia.org/wiki/Paragraph_175

§ 151. Ein Erwachsener, der mit einem Jugendlichen gleichen Geschlechts sexuelle Handlungen vornimmt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Verurteilung auf Bewährung bestraft.
Quelle: http://www.verfassungen.de/de/ddr/strafgesetzbuch68.htm

Demnach war auch die lesbische Beziehung mit Strafe belegt . . .

Ich bin auch sicher, das man Deine beiden Freunde mit anderen Themen verfolgte, es gab ja leider noch genug Möglichkeiten.

Das die Staatsmacht bzw. besser gesagt Ihre Schergen dabei auch persönliche Abneigungen mit einbrachten ist menschlich.

Wird aber heut auch nicht anders sein, auch Polizisten, Staatsanwälte und Richter sind nur Menschen . . .

LG hexeundmerlin
*******y36 Mann
8 Beiträge
Nix davon gehört
Also derartige Infos sind mir bis zur Wende (da war ich 20) nicht bekannt gewesen. Es gab da die sog. "Inter-Clubs", wo es gegen Valuta (fast) alles gab. Da da kein normaler DDR-Bürger rein durfte gab es über diese Clubs die wildesten Gerüchte. Ob was dran war weiß ich nicht.

Andererseits kann ich mir durchaus vorstellen, daß Abweichler von den offiziellen Moralvorstellungen doch mit Repessionen rechnen mußten. Wer sich davon mal ein Bild machen will sollte sich mal alte Magazin-Hefte besorgen. Das war ein Heft wo es ab und an ein Aktfoto gab. FKK und (künstlerische) Akte wurden geduldet, aber alles andere war meiner Meinung nach mit dem Mythos des Verbotenen und Abartigen verwoben.

Ich muß allerdings sagen, daß die Moralvorstellungen der Alt-BRD um 1989 nach meinen damaligen Erfahrungen in diesem Bereich auch nicht viel offener waren.
*****954 Paar
230 Beiträge
moralvorstellungen
im jahr 72 wurde der erste deutsche swingerklub eröffnet.damals reisten ganze gruppen von berlin zu sm events ins ruhrgebiet.manchmal bis zu 40 paare .wohlgemerkt keine swinger sondern sm ler .
81-83 flaute das ganze ab.
*********nenz Frau
4.268 Beiträge
"bdsm", "ns" und ähnliche "fachtermini" waren mir zu ddr-zeiten kein begriff. wir haben nicht öffentlich darüber geredet. aber gemacht haben wir es trotzdem. und ja, wir waren uns mehr oder weniger darüber im klaren, daß wir auch mit unserem normabweichenden sexualleben unter beobachtung standen. aber wie weit soll man sich deshalb verbiegen?

wie in vielen dingen, war zu dieser zeit mehr kreativität und handwerkliches geschick gefordert. ob es um reizwäsche oder interessante verkleidungen, dildos oder peitschen und fesseln ging, so entstand alles in heimarbeit. und auch heute denke ich noch, daß das nicht ohne reiz war. so "naturgetreu" ein dildo aus dem fachhandel auch sein mag - auch individualität und originalität sind interessant.

möglicherweise gab es auch "interessengemeinschaften". aber mir persönlich sind lediglich schwul/lesbische vereinigungen seit mitte der 80er jahre bekannt, keine mit schwerpunkt sm.
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