Ich selbst komme aus einer Akademiker-Familie, diese wiederum kommen aus gutbürgerlichen Verhältnissen ....
Ich hatte nicht diesen Ehrgeiz, weil ich alles bekommen habe. Dann war ich noch zu dumm und habe meinen Ex finanziert. Eigentlich hätte ich einiges an Geldern ansparen können. Zu spät, zu blöd.
Nun haben wir zeitweilig trotz Arbeitsstelle etwa 250 EUR UNTERHALB des Sozialhilfeminimums gelebt und es ging auch. Wir wussten nicht, dass sogar wir Unterstützung bekommen würden.
Solange das Erziehungsgeld da war, war das auch noch zu verkraften, aber das fällt so nach und nach weg und dann?
Wenn ich jetzt an sozial schwache Familien denke, die Kinder bekommen - nach 1 Jahr ist Schluss und dann? Die Kinderkrippe wird vom Jugendamt übernommen, aber nur dann, wenn die Mutter auch einen Job hat. Aber wenn nicht? Als Mutter einen Job zu bekommen ist nicht überall leicht. Häufig wird heutzutage Flexibilität verlangt. Ich kenne mittlerweile genug Familien die sich wirklich bemühen und trotzdem nicht herauskommen aus dem Sumpf.
Wenn sich eine Mutter dazu entscheidet, ihrem Kind eine Chance zu ermöglichen, aus diesem Sumpf herauszukommen, ohne es damit gleich zu einem Weichei zu machen (ich rede hier nicht von Klamotten oder Handy als Statussymbol), dann sage ich persönlich HUT AB!
Und wer hier behauptet, dass JEDER hier im Sozialen Netz aufgefangen wird, der kann sich gerne bei mir melden, denn seltsamerweise sind wir selbst gleich 2 x durch das soziale Netz gefallen und hatten keinerlei Anspruch auf diese Gelder. Trotz Widerspruch. Und zwei weitere Familien die ich kenne.
Das Geld konnten wir uns übergangsweise von meinen Eltern leihen, weil seine Eltern auch gerade über die Runden kommen, aber auch nur weil sie selbst eben oben stehen. Ein Normalverdiener hätte keine zweite Familie mit 5 Köpfen über Wasser halten können über mehrere Monate.
Das soziale Gefälle wird immer größer, ich erlebe es selbst mit, auch wenn ich für mich denke, dass wir noch verdammt gut dastehen, im Gegensatz zu anderen Familien. Wir haben Klamotten (keine Marke), anständig zu essen, zu trinken, Kindergarten, wir können zum Spielplatz fahren, ein Eis kann ich den Kindern auch noch kaufen gehen .... aber wenn die ganzen Erziehungsgelder wegfallen (nochmal 300 EUR weniger dann) und die Älteste in die Schule kommt (240 EUR waren es vor Ort dieses Jahr an Schulmaterial), Schulranzen etc. muss ja auch gekauft werden (Second-Hand, aber trotzdem kostet das normalerweise Geld), dann noch bestimmte Stifte, Schreibmaterial etc. WIRD HIER VON DER SCHULE VORGESCHRIEBEN, also nix mit Stiften etc. vom Lidl oder Aldi .... dann wird mir schon ganz schlecht. Ich fange mehr oder weniger jetzt schon an darauf zu sparen. Wenn die Waschmaschine kaputt geht, haben wir ein riesengroßes Problem.
Urlaub? Seit 6 Jahren sind wir eine Familie, wir waren bisher kein einziges Mal im Urlaub und auch für die nächsten Jahre kommt das nicht in Frage. Wir fahren mal für 2 - 3 Tage zu meinen Eltern, gehen in einen kleinen Tierpark, der grad mal 2 EUR Eintritt kostet, gehen in den Landschaftspark etc. DAS ist unser Tapetenwechsel.
Ein eigenes Auto haben wir auch keines, ich habe ein Lastenfahrrad, mit dem ich alle Kinder sowie Einkäufe befördern kann. Das Auto darf ich mir ab und zu von meinen Eltern ausleihen.
Es gibt solche und solche Geschichten. Die einen haben es geschafft, die anderen haben es probiert aber es kamen Hürden. Manchmal ist der Weg bei einem steiniger als beim Anderen.
Ich will nicht darüber jammern, wie schlecht es uns geht. Ich habe ja schon geschrieben, dass es uns noch verhältnismäßig gut geht und dass es von uns als Eltern versiebt wurde. Selbst schuld ... trotzdem müssen es die Kinder ausbaden. Eigentlich muss meine Tochter zur Krankengymnastik und eine Therapie würde ihr besonders gut helfen, wird aber nicht von der Kasse übernommen - 30 EUR pro halbe Stunde. Und bei ihr ist das nicht vorübergehend. Also müssen wir auf diese Therapie verzichten und können nur das "Standardprogramm machen". Und Kinder sind sehr rabiat und hart. Hänseleien über ihre Beinstellung könnte ich nicht ertragen, denn ich weiß, dass sie schon viel mitmachen musste und ich möchte nicht, dass sie unnötig leiden muss.
Was in meinem Ermessen liegt kann ich auch ändern und wenn es durch Prostitution ist. Sei es die Schulausbildung oder irgendeine Therapie oder sonstwas .... sogar rythmische Sportgymnastik ist gut für ihre körperlichen Probleme ... alles was hilft, den sozialen Anschluss nicht zu verpassen (es gibt auch andere, die keine Markenklamotten etc. haben, die sich dann zusammenschließen) .... ich würde es tun. Und für alle meine anderen Kinder auch!!!
Ich kenne genug Kinder, die alleine in die Schule gehen und auch alleine wieder nach Hause und das mit 6 Jahren. Was in dieser Kinderseele vor sich gehen mag ....
Deshalb gilt auch für mich immer noch: Wenn ich meinem Kind eine bessere Ausbildung ermöglichen kann (sei es Fahrtkosten zum Job, Nachhilfe - die fängt ja nicht erst ab 9. Klasse an, andere Dinge wie Bücher oder Schulmaterialien, ... ) ICH WÜRDE MICH NOTFALLS PROSTITUIEREN! Dabei bleibt es!
Und wer mir nicht glaubt, der steinige mich eben oder schreibt mich an, wo diese sozialen Löcher sind, durch die man fallen kann.