Nach dem Triathlon
Seit seiner Studienzeit verbrachte Harry Haller viel seiner freien Minuten mit Sport. Nachdem seine leidenschaftliche Affäre mit Gabi G. auseinander geflogen war, nahmen seine sportlichen Aktivitäten einen noch größeren Raum in seinem Leben ein. Er begann wettkampfmäßig Triathlon zu betreiben.
Der Wettkampf war super verlaufen, das Schwimmen – seine schwächste Disziplin – hatte er recht passabel überstanden, dann beim Radfahren ordentlich Boden gut gemacht und war beim abschließenden Laufen nicht eingebrochen, so dass er seine Position verteidigen konnte. Hinzu kamen das ideale Wetter und die tolle Stimmung unter den zahlreichen Zuschauern, die ausgerüstet mit Rasseln und Trommeln die Wettkampfstrecke in der Stadt säumten. Er hatte an diesem Tag seine persönlichen Ziele weit übertroffen. So war es nicht verwunderlich, dass er vollkommen aufgedreht war, er war nicht müder, er musste noch etwas unternehmen.
So fand sich Harry am späteren Abend in seinem damaligen Lieblingsclub ein. Schon am Eingang empfingen ihn die so vertrauten Technobeats. Seine sowieso schon gute Stimmung verbesserte sich nochmals. Obwohl eine Steigerung fast nicht mehr möglich schien, sollte es an diesem Abend (oder sollte man besser sagen – Nacht) noch besser für ihn kommen. Er konnte es selber nicht fassen. Aber kaum an der Tanzfläche angelangt, strahlte ihn ein Girli an. Sie hätte zwar fast seine Tochter sein können, aber mit ihren dunkelblonden Haaren , die mit einem Haargummi zusammengehalten wurden, dem engen T-Shirt, welches sich über ihren nicht zu kleinen Busen spannte und den an den Hüften hängenden Combat-Trousers sah sie einfach zu süß aus. Er konnte nicht anders, er musste ihr nettes Lächeln erwidern. So weit dies bei der lauten Musik möglich war, wechselten ein paar eher belanglose Worte. Wenig später befanden sich die beiden gemeinsam auf der Tanzfläche. Ihre Körper bewegten sich im Rhythmus der wummernden Beats, das rhythmische, farbige Licht pulsierte durch ihren Pupillen bis in die hintersten Windungen des Gehirns. Obwohl sie sich nicht körperlich berührten, verschmolzen sie zu einer Einheit, wie mit unsichtbaren Fäden miteinander verbunden reagierten ihre Körper in ihren Bewegungen aufeinander. Schließlich erklommen sie eine der Bassboxen, welche als erhöhte Tanzfläche dienten und tanzten dort oben über dem Nebel, als hätten sie ihr Leben vorher nichts anderes getan…
Etliche Stunden später beobachteten Harry und Susi von einer Anhöhe aus, wie die Sonne über dem Stahlwerk des Nachbarorts aufging. Einerseits waren beide immer noch total aufgekratzt. Andererseits merkten sie, dass sich mittlerweile doch eine gewisse Müdigkeit breit macht. Sie genossen, Susi in Harrys Arme geschmiegt, die Kühle und die Stille des Morgens. Langsam erwachte ein neuer Tag, die erwachten Vögel begannen ihr Konzert.
Sie beschlossen diese Nacht mit einem langen Abschiedskuss. Daraus sollte sich zwar nicht die Beziehung fürs Leben ergeben, so doch mehr als eine Freundschaft für einen Sommer, einen Winter und noch einen Sommer.
Mehr zum Leben des Harry Haller
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