Da ich ebenfalls unter anderem als rasende Reporterin tätig bin, hier mal meine Erfahrung bzw. Meinung zur Problematik:
Da ich schon als Teenager angefangen habe, mir mit diesem Job meine Brötchen zu verdienen, blicke ich inzwischen ebenfalls auf eine gewisse Karriere an mehr oder weniger angenehmen Erfahrungen zurück.
Irgendwo hab ich kürzlich gelesen: Belästigung beginnt da, wo das Opfer sich belästigt fühlt.
Tja, und nu?
Ich habe des Öfteren auch mit Situationen zu tun gehabt, in denen ich mir dachte: "Na, guter Mann, den Spruch hätteste dir sparen können!" (eine Frau hat mich übrigens noch nie unsittlich angebaggert). Und auf die Frage, was ich denn für eine Nacht nehmen würde, hab ich ganz geistreich mit schockiertem Schweigen reagiert.
Das netteste war natürlich die Aussage: "Na, eine wie du gehört doch bestenfalls zum Playboy, und zwar gefälligst als Modell!"
Ja, sehr schön. Genau das, was man nicht hören will, wenn man eigentlich eher sein Köpfchen einsetzt, um damit Kohle zu machen.
Aber der Punkt ist folgender: Der Typ meinte das als Kompliment. Der fand sich selbst augenscheinlich unglaublich charmant dabei.
So. Und nu?
Was war´s denn nun?
Belästigung? Schon, denn ich war total verunsichert und fand´s irgendwie kacke.
Ein Kompliment? Irgendwie auch, denn nachdem ich mich von dem Schreck erholt hatte, begann ich zu ahnen, dass besager Herr mir offensichtlich mitteilen wollte, dass er mich attraktiv fände, wenn auch auf ziemlich verquaste Weise.
Vielleicht ist hier der springende Punkt? Es ist irgendwie - leider immer noch - viel zu normal, dass sich die Geschlechter über Klischees definieren.
Ich habe aber auch das Gefühl, das Problem wächst sich aus.
Möglicherweise eine Frage von Generationen?
Die wirklich derben Sprüche kamen (mir gegenüber) nämlich meistens von Herren über 50.
Die unter Vierzig begegneten mir grundsätzlich wesentlich professioneller (Ausnahmen in beiden Bereichen bestätigen hier keine Regel.)
Trotzdem fände ich es schön, wenn die Geschlechter in Zukunft ein bisschen achtsamer miteinander umgehen würden und man sich fragt: Müssen gewisse Sprüche wirklich sein? Ist das noch nett, locker, zwanglos oder untermauert es nur - wenn auch unbewusst oder ungewollt - die Klischees?
Denn, ganz ehrlich: Die Playboy-Aussage, die frei übersetzt nichts anderes bedeutet als "Ey, Mädel, du würdest dich voll gut in einem Tittenmagazin machen, ehrlich jetzt, und ich würd mir auf dich auch einen runterholen!" ist wahrlich kein Kompliment.
Ich gebe aber auch ganz offen zu: Über eine Aussage wie "Ey, eine wie du, die könnte beim Playboy ja bestenfalls die Akten sortieren!" hätte ich auch nicht besonders charmant gefunden.