Ich stimme Domsub_18209 zu. Interessant wird es doch, wenn die Grenze zwischen Swingen als "Abenteuer für Erwachsene" und festem Bestandteil des normalen Denken sowie Handelns überschritten wird.
Kurzum: Wie ernst nehmen Swinger die ganze Sache?
Da kenne ich in der Tat einige, die das Swingen
- zumindest - im Club sehr ernstnehmen. Ob sie das auch außerhalb des Clubs genauso streng umsetzen, kann ich nicht beurteilen, es würde jedoch logisch zu ihrem Verhalten im Club passen. Die leben in ihrer eigenen Welt, die sich durchaus vom Verhalten von herkömmlichen, gesellschaftlichen Werten unterscheidet.
Ein Beispiel, was mir bei meinem letzten Clubbesuch z.B. aufgefallen ist, dreht sich um Neid und Kontakte knüpfen.
Ein Paar A lernt ein anderes Paar B auf der Couch im Club kennen. Sie unterhalten sich, gehen gemeinsam in die Sauna, dann in den Whirlpool, aber sexuell passiert nichts zwischen den vier Personen.
Aber ein drittes Paar C steigt in den Whirlpool und unterhält sich mit den anderen beiden Paaren. Paar A verlässt den Pool und lernt wenig später einen Solomann an der Bar kennen, mit dem es sehr schnell intim wird.
Paar B kommt aus dem Pool und ist erstaunt, warum mit ihnen nichts lief, aber mit diesem komischen Solomann so schnell. Dabei haben sie sich doch so lange unterhalten. Paar B schaut ungläubig zu Paar A hin, als diese auch noch zu dritt in ein Stopzimmer gehen, wo keine weiteren Personen zugelassen sind.
Übertragt dieses Verhalten einmal auf Szenen außerhalb des Swingerclubs. Dieses schnelle Wechseln zwischen Situationen können langjährige Swinger sehr gut. Sie trauern auch niemand nach, der in ihr Beuteschema passte, aber wo die Chemie nicht stimmte, sondern sie haben die besondere Fähigkeit sich sehr schnell auf neue Menschen einlassen zu können. Diese Unkompliziertheit im Kontakte knüpfen, die Swinger nach regelmäßigen Clubbesuchen sich aneignen, kennzeichnet sie, aber wird auch ein Stück weit von ihren neuen Kontakten erwartet.
Wer in der Swingerszene nicht so tief drinsteht, meint immer, Swinger wären oberflächlich, weil Sex für sie keine große Bedeutung mehr hat. Paare können Sex mit anderen Paaren haben - und sie fühlen sich diesem Paar einen Monat später, wenn sie sie im Club wiedertreffen, nicht besonders verbunden. Es war schließlich nur Swinger-Sex. Andere Paare sehen das komplett anders und beschweren sich förmlich, wenn gemeinsame Sex-Erlebnisse keine Verbundenheit ausdrücken, die über den Abend hinausgeht...
Vor Kurzem hat die Soziologin Miriam Venn ihre Doktorarbeit über die aktuelle Swingerszene (in NRW) beendet, die demnächst veröffentlicht wird. Im Sommer 2013 hat sie den Medien schon Interviews gegeben, wie der Zwischenstand ihrer Doktorarbeit ist. Die Ergebnisse sind durchaus interessant zusammengefasst, aber bieten für Szenekenner nichts Neues, was man nicht schon im Joyclub-Forum an Meinungen gelesen hätte.
Wen es interessiert: Einfach nach "Swinger Doktorarbeit" goggeln.
Fazit der Arbeit scheint zu sein: Die Swingerszene wandelt sich. Immer mehr junge Leute, die mit schummrigen Kellerclub-Partys nichts anfangen können, drängen in die Szene. Alles wird immer größer, professioneller und stilsicherer. Swingen wird zu einer Marke, die sich vermarkten lässt, wenn man dieses schmierige Schmuddelimage ablegen kann.
Solche Threads wie dieser sind die Schnittschnelle zwischen alter und neuer Szene. Die Einen, die Swingen gerne "ohne lange Anlaufzeit" und stets mit Partnertausch vollziehen, die Anderen, die sich von der erotischen Stimmung nur inspirieren lassen wollen und sehr kopflastig entscheiden, ob sie mehr als Sehen & Zeigen wollen.