Bindungsangst
Hallo,
hier habe ich schon viele interessante Beiträge nachlesen dürfen und hoffe, ihr gestattet mir einmal, wahllos Einige stellvertretend für Viele herauszugreifen. Stellvertretend deshalb, weil ich den Eindruck habe, dass aus irgendwelchen Ängsten heraus der jeweilige Standpunkt begründet wird.
Bis auf wenige Ausnahmen scheinen sich hier vorwiegend Beziehungsmuffel zu Wort zu melden, wobei es unerheblich erscheint, ob wir über Heirat, eine eheähnlich Gemeinschaft oder sonstige Partnerschaft sprechen.
@*******out hat zur Erklärung seiner Frage schon auf etwas Wesentliches hingewiesen, und zwar auf die
"Angst vor zu enger Beziehung"
Nehmen wir einfach einmal die ANGST
und eine These von
@*******dsee
"Verantwortung für andere übernehmen - nein"
Geht dies einher mit der Angst, dieser Verantwortung tatsächlich nicht gerecht zu werden oder ist es nur eine Ausprägung der in den Medien regelmäßig verantwortlich gemachten Just & Fun Gesellschaft? - oder -
der Freiheit und Selbstverwirklichung geschuldet? Wenn dies so ist, wäre es nicht tatsächlich Egoismus pur, und zwar einhergehend mit der fehlenden Fähigkeit, eine vertrauensvolle Partnerschaft auch mit freiwilliger aber eingeschränkter Selbstaufgabe (keinesfalls vollständig) für den Anderen einzugehen?
Die
@****ler, deren Beiträge ich immer gerne lese und schätze, wälzen die Verantwortung fast schon ein wenige frustig auf den Staat ab (Kita, Kindergeld usw.). Sicherlich können hier vernünftige Unterstützungen geliefert werden. Aber: was interessiert mich der Staat in meiner Partnerschaft. Ist es nicht zu einfach, die Verantwortung auf Dritte zu verlagern? Sind wir es nicht selbst?
Bei
@****y69 trifft die Verantwortung wieder etwas anderes. Hier ist es die Arbeit schuld, die ihm die Zeit für eine Partnerin stiehlt. Man könnte jetzt sagen, dann zieh den oder die Verantwortlichen zu Rechenschaft. Immerhin sind sie doch schuld. Tatsächlich hast du jedoch das Problem für dich erkannt - wenn es keine Alibifunktion besitzt. Problem erkannt und nun kannst du es doch angehen. Organisatorisch lässt sich dies meistern, und hier weiss ich, worüber ich spreche.
Oder ist es doch Egoismus, und man ist nur nicht bereit, andere Interessen für einen Menschen einzuschränken oder auch aufzugeben?
Wenn nämlich erklärt wird, die Abhängigkeit für die Partnerschaft ist eher der Angst geschuldet, für einen anderen auch einmal eigene Interessen aufzugeben oder einzuschränken, so dürfte hieran etwas dran sein. - und da ist sie wieder, die Angst.
Andere bevorzugen getrennte Wohnungen für den Fall, dass es einmal Zoff gibt. Sie lauf allem Anschein nach weg. Ich glaube, dass dies auch nicht wesentlich von einem Egoismus getragen wird, sondern lediglich von der Angst, sich auseinandersetzen zu müssen, und dies verlangt nun einmal eine Partnerschaft.
Das jeder einen Rückzugsbereich haben muss, steht wohl ausser Frage.
Nun denkt
@****ini bei dem Wort Beziehung vorwiegend an
Einschränkungen, ständig auf jemanden Rücksicht nehmen müssen, alles miteinander absprechen, was ich jetzt einfach so machen kann, Pflichten, Zwänge, Selbstaufgabe. Das ist nichts für mich.
und schließt dem an
ich glaub, ich bin zu wählerisch
Dem schliesst sich dann @*********1967 an und berichtet,
ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass Männer in einer Beziehung nicht sehr kompromissbereit sind.
Bellini, du hast Recht. Eine Partnerschaft schränkt ein, sie erfordert Rücksicht und Absprachen.
Selbstaufgabe verlangt sie jedoch nicht. Dies wäre nicht mehr partnerschaftlich. Wenn dies ein Partner vom anderen verlangt, ist er nicht beziehungsfähig, sondern egoistisch. Diese Personen sollten allein leben. Anscheinend hat Nightwisch entsprechende Erfahrungen gemacht. Derjenige, der Selbstaufgabe verlangt, hat doch allem Anschein nach auch Angst, etwas von sich herzugeben.
Damit wäre ich schon wieder bei der "Angst vor einer zu engen Beziehung". Deshalb behauptet ich einfach einmal provokativ, das Single-dasein hat nicht unmittelbar etwas mit Egoismus oder der Just- und Fun-Gesellschaft zu tun, sondern ist durch Bindungsangst geprägt. Ursächlich hierfür sind unterschiedliche Gründe. Eine/einer hasst Konfrontationen, der/die andere ... . Manche geben sich sogar selbst auf und müssen erkennen, dass dies mit einer Partnerschaft nichts zu tun hat.
Mich würde interessieren, wie ihr dies seht.
LG