Ich stelle mir ja schon die Frage, wieso die Leidenschaft füreinander erloschen ist???
Ist sie das wirklich?
Also ich habe bei beiden Paaren eher den Eindruck gewonnen, dass sie sich schon noch lieben und ihre Beziehung nicht wirklich retten mussten. Deren Problem ist lediglich, dass die Frauen mit der Bewältigung des Alltages bis zum Anschlag gefordert waren, während deren Männer noch genügend Luft hatten, um noch Sex haben zu können.
In diesen beiden Fällen, was aber auch anders herum sein kann. Es gibt auch nicht wenige Männer, die nach einem langen und anstrengend Arbeitstag nach Hause kommen und einfach nur platt sind. Frau hatte genügend Zeit und ist noch fit genug für den Sex.
Im Grunde genommen auch vollkommen egal, denn die Belastungen im Alltag machen schlussendlich vor keinem Geschlecht halt. Ich finde es ehrlich gesagt auch nicht gut, dass man hier die Unterschiede zwischen Mann und Frau im Hinblick auf die jeweiligen Wesensmerkmale hervorhebt, denn jeder reagiert individuell auf die alltäglich zu bewältigenden Aufgaben. Anstelle sich darüber Gedanken zu machen, wie unterschiedlich nun Männer und Frauen ticken, sollte sich lieber jeder selbst mehr darum kümmern, wie es mit dem eigenen Partner in der Beziehung besser laufen könnte. Und ich bin der Auffassung, dass es in jeder Beziehung genügend gibt, die man zusammen optimieren kann.
Das grösste Problem scheint aber zu sein, dass viele nicht wirklich erkennen wollen, dass man in einer Beziehung nichts selektieren kann. Ich bekomme regelmässig Pickel, wenn ich höre oder lese, dass man sich doch besser um den guten Sex bemühen sollte, damit eine Beziehung rund läuft. Ist der Sex die tragende Säule einer gesunden und intakten Beziehung? Wohl kaum!
Eine Beziehung besteht aus so vielen und unzähligen Dingen, deren Aufzählung hier sicher den Rahmen sprengen dürfte. Es sind viele Dinge, die kaum auffallen. Eben die Kleinigkeiten, an die man oft nicht denkt. Besonders als Langzeitpaar ist man im Effekt der Gewohnheiten auch naturgemäss dazu geneigt, dass man sich auf die Schwerpunkte einer Beziehung konzentriert und auch diese Schwerpunkte wie z.B. den Sex bewertet. Die vielen und unzähligen Kleinigkeiten wie das z.B. die Gespräche, das Zuhören, die gemeinsame Bewältigung der Pflichten usw., werden mit der Zeit immer mehr übersehen. Nicht zuletzt auch der Macht der Gewohnheit geschuldet!
Eine Beziehung lebt aber vom Gesamtpaket und darin sind eben auch die vielen und unzähligen Kleinigkeiten enthalten. Schlussendlich sind es die Zutaten einer Rezeptur, damit das „Produkt“ Beziehung überhaupt funktioniert. Natürlich kann man auch viele der scheinbar immer unbedeutenden Zutaten weg lassen, aber es ist dann auch eine Frage der Zeit, bis dieses „Produkt“ Beziehung nicht mehr mundet. Und in so einem Moment fokussiert man alles auf die grossen und wichtigen Zutaten wie z.B. auf den Sex und glaubt, damit alle anderen und ebenfalls wichtigen Zutaten kompensieren zu können. Dass das dauerhaft nicht funktioniert, dürfte eigentlich jedem klar sein!
Ich sehe in einer intakten Beziehung alle Zutaten als unabdingbar und elementar an. Man kann ja durchaus mal das Eine oder Andere weg lassen. Aber dauerhaft wird es dann doch fehlen und mit der Zeit werden die Hauptzutaten allein auch nicht mehr schmecken, denn nur durch die vielen kleinen Zutaten werden die Hauptzutaten erst wirklich schmackhaft und erhalten ihre spezielle Note!
Es sind nun mal die vielen kleinen und oft unscheinbaren Dinge im Beziehungsalltag, die zusammen genommen sehr viel ausmachen, und zu einer gesunden und intakten Beziehung sehr viel positives beitragen. Und genau das wird oft unterschätzt und auch mit der Zeit vergessen. Man könnte auch sagen, dass genau jene Dinge unerlässlich sind und die entscheidende Elemente für eine glückliche Zweisamkeit bedeuten.
Das bedeutet jedoch, dass man sich dessen bewusst ist und sich auch immer ohne Unterlass darum bemüht und daran arbeitet. Die Beziehungsarbeit hört ja mit dem Beginn einer Beziehung nicht auf und fängt auch erst gerade dann wirklich an, mit steigender Tendenz.
Und somit dürfe doch klar sein, dass nur der Sex allein auf Dauer keine Beziehung stabilisieren, oder gar retten kann, wenn andere wichtige und elementare Elemente fehlen. Und genau das war meiner Meinung nach in dieser Sendung sehr deutlich zu erkennen. Ich meine sogar, dass mit diesem Beitrag einigen der Spiegel vorgehalten wurde, und einigen gezeigt hat, wie es in ihrer Beziehungen tatsächlich aussieht. Würde man sich mal damit auseinander setzten und einfach mal genauer hinsehen, würde das auch einigen mehr auffallen.
Nicht der Sex ist eingeschlafen, sondern davor schon viele andere Dinge, die für den Sex aber unerlässlich sind. Und das Problem ist eben, dass man die vielen kleinen Dinge nicht ernst nimmt und übersieht, aber auch unterschätzt. Sie sind wirklich klein und erscheinen auch als unbedeutend, wenn man diese Dinge einzeln betrachtet, aber in der Summe haben sie ein sehr grosses Gewicht. Wir Menschen sind einfach zu komplex und daher ist auch eine Beziehung wesentlich komplexer, als man es für möglich hält. Und deshalb muss man auch auf die vielen kleinen Dingen im Beziehungsalltag achten, damit das Gross und Ganze überhaupt stimmen kann!
Mr. Sunfra