Überblick
Ja, der Haarausfall ist etwas, was fast allen Männern blüht, leider nicht nur Männern. Männer kommen damit (traditionell) ganz gut klar, Frauen hingegen...
Meistens kann man was dagegen machen, wichtig ist die frühzeitige und korrekte Diagnose, mit frühzeitiger und korrekter Behandlung im Anschluss. Leider ist der männliche Haarausfall eine IGL (Igel ist das Akronym für "individuelle GesundheitsLeistung" und bedeutet, dass der Arzt/Heilpraktiker das mit dem Patienten direkt abrechnet, daher recht gut dran verdienen kann!) und da auch viele NICHT-DERMATOLOGEN sich damit nicht so unbedingt 100%ig auskennen wird oft lange Zeit dran rumgedoktort, bis eine Überweisung zum Spezialisten erfolgt oder der richtige Kniff gefunden wurde! Um hier das Wutgeheul enttäuschter Patienten ein wenig zu dämpfen, möchte ich mal kurz einen umfassenden Überblick über das Thema geben. Es ist in der Tat nämlich sehr sehr schwer, die Diagnose klar zu stellen und erfordert nun mal seine Zeit. Ich werde dabei auf Fachbegriffe weitestgehend verzichten.
Typen:
1. Haarausfall durch Entzündung mit Keimen
Meistens Pilze, Typ Trichophyton und Genossen. Hilft eine Salbe, Antibiotika, Zinkpaste und gute Hygiene. Oft Haustiere mit im Spiel, zB "Katze die auf dem Kopfkissen schläft" und so weiter. Leider gibt es in diesem Umfeld auch Entzündungen die das Haarwachstum auf befallenen Stellen entgültig (lebenslänglich!) zum Erliegen bringen. Hochinfektiös, oft im Kindergarten, bei der Armee, wo viele Leute halt Kontakt zueinander haben.
->Goto Doktor, und zwar hurtig!
Der "Haarausfall durch Mützengebrauch" ist ein solcher, denn unter der Haube ists schön warm und feucht, da ist gut gammeln... Allerdings tragen viele "Kappenträger" (ü30 mit Baseballkappe und Fettnacken) die Mütze, weil der Haarausfall eben schon da ist und nicht umgekehrt!
2a. Haarausfall durch Entzündung wegen Auto-Immun
Vom Körper hergestellte, falsche Antikörper zerstören die Haarwurzeln und das Haarwachstum versiegt. Dies nennt man korrekt den
kreisrunden Haarausfall . Es startet so etwa 1Centgroß und betrifft im Endstadium den ganzen Körper. Kann "ausbrennen", also irgendwann kann das Haar wiederkommen, ist aber unwahrscheinlicher als bei 2b!
2b. Haarausfall der durch Antikörper ausgelöst wird.
In diesem Fall richten sich die Antikörper nicht gegen die Haarwurzel selbst sondern gegne einen Testosteronrezeptor der Haarwurzel. Testosteron verändert bekanntlich das äußere Erscheinungsbild des Körpers, und das hat auch mit der Behaarung zu tun. Brusthaare/Arschhaare/Barthaare wachsen nur bei genügend Testosteron, die Schläfen werden höher. Der Antikörper dockt an den Testosteronrezeptor an und schaltet ihn auf "Daueran" bis das Haar aufgibt. Tritt typisch auf wie der "Kreisrunde Haarausfall", aber nur an Stellen, wo das Testosteron das Haarwachstum hemmt, also nicht wie 2a am ganzen Körper! Die Erkrankung ist selbstlimitierend, da nur das Vorhandensein von aktiven Haarfollikeln die Antikörperherstellung anregt. Wenn also der Kahlschlag eingetreten ist, dann kann eine Regeneration kommen, Muss aber nicht.
2c. Haarausfall durch Entzündungen in der Haut
Flechten können zu Haarausfall führen. Dabei haben typischerweise Neurodermitiker ein sehr dichtes Haar, auch am Ansatz, dafür aber kaum Haare auf den Unterarmen (wegen des Kratzens und wegen der Entzündungsvorgänge), und Psoriatiker haben auch auf dem Kopf Haarausfall.
3. Altersbedingter Haarausfall
Oft aber nicht immer hormonell bedingt, bei Männern durch lange und viel Testosteron, meist um die 50 (da dann der T-Spiegel wieder sinkt und diese (vereinfacht gesagt) "Verwirrung" das Haarwachstum dünner erscheinen lässt. Auch bei Frauen nach der Menopause häufig anzutreffen. Das Haar wird dünner, die Regenerationszyklen werden länger, die Schläfen können zurückgehen. Dagegen gibt es Hormonpräparate. Da gerade Männer aber auf weibliche Hormone (denn diese Hormone sind den weiblichen sehr ähnlich) sensibel reagieren, wird es normalerweise nciht als Pille gegeben, sondern als eine Salbe. Das Hormon stimmuliert das Haarwachstum. Nur geringe Teile gelangen ins Blut, idealerweise zerfällt der Wirkstoffim Blut sofort und wirkt daher [i]kaum[/i] auf den Rest des Körpers. Trotzdem sind Nebenwirkungen einzukalkulieren. Bei Frauen [i]kann[/i] ein stärkerer Bartwuchs auftreten, muss aber nicht.
4. Haarausfall durch Degeneration
Wenn man sein ganzes Leben in praller Sonne arbeitete (Seeleute, Bauern etc) dann atrophiert die Haut und wird narbig. Sonnenbrände können das ihre dazu beitragen. Ist irreversibel. Meistens haben die Patienten atrophierte Lippen. Zu häufiges Haarewaschen steht auch im dringenden Verdacht, das Haar auszudünnen. Allerdings führt das nicht zum verminderten haarwachstum sondern es fallen die "überreifen" Haare nur eher aus.
5. Haarausfall, ernährungsbedingt
Bei zu wenig Vitaminen in der Nahrung kann das Haarwachstum verlangsamt werden und das Bild eines Haarausfalls auftreten. Hierbei muss man jedoch ganz klar unterscheiden zwischen "falscher Ernährung" und "mangelnder Aufnahme im Darm". Letzteres ist zum Beispiel beim "Nervösen Haarausfall" der Fall: Durch immer wieder kehrenden Durchfall -der natürlich
auch nervlich sein kann, werden bestimmte Nahrungsstoffe (Vitamine, Fettsäuren...) nur unzureichend aufgenommen und das Bild eines Mangelzustandes tritt ein.
6. nervöser Haarausfall
Manchmal zupfen sich die Haarausfallpatienten auch das Haar selbst vom Kopf. Das ist sehr häufig, geschieht aber unbewusst, daher ist unbedingt auf Mitmenschen zu hören, am Besten mal nachfragen. Leider ist bei sehr nervösen Zeitgenossen das Verhältnis zu den Mitmenschen oft gestört und daher wird auf die Antwort nicht unbedingt vertraut.
Zu häufiges Kämmen mit Haarbürsten (die mit den Haaren dran), das sehr häufige "in die Mähne greifen" oder sogar das "an den eigenen Haaren reißen" führt zu dünnerem Haar, sieht dann aus wie Haarausfall.
So, die Liste ist noch lange nicht komplett, aber man kann generell ein paar Tips geben:
1. gut essen, gut schlafen
2. gründliche Körperhygiene. Regelmäßig Haare waschen, Kopfkissenüberzug 1x die Woche waschen und: MÜTZEN sind normale Kleidungsstücke! Deswegen sollte man sie auch öfters mal waschen.
3. Den generellen Hautzustand beobachten: sind wo trockene Stellen? Haare sind nur eine besondere Form von Haut. Warum sollte eine trockene Haut an den Haaren spurlos vorbei gehen???
4. gut beobachten.
Scharf begrenzte Haarausfälle gehören eher heute als morgen zum Arzt (Fall1)
5. degenerative Haarausfälle können schon ganz brauchbar behandelt werden.
a: durch Hormonell wirksame Salben und Haarwasser
b: durch Pillen
c: durch hormonell wirksame Pflanzenprodukte.
Gerade bei C wäre ich aber vorsichtig. Soja-Östrogen wirkt WIE Östrogen und bei den meisten "Naturprodukten" ist im Gegensatz zu den pharmazeutischen Produkten die Dosis eher Glückssache. Deswegen sind sie auch viel billiger. Frauen können da kaum was falsch machen, aber Männer sollten etwas vorsichtiger damit sein.
An Salben/Haarwasser gibt es verschiedene Stoffe, von Elcranell bis hin zu Minoxidil. Manche wirken anti-Androgen (d.h. sie hemmen die Wirkung des Testosterons auf die Haarwurzeln) und andere stimmulieren sehr spezifisch s.g. Lanugo-Haarwurzeln, das sind Haarwurzeln, die bei der Säuglingsbehaarung eine Rolle Spielen und später im Winterschlaf sind. Leider führt dies oft zu Damenbart, aber den kann man ja wegzupfen/lasern/ignorieren.
Pillen sind hier die Hardcoremaßnahme, meistens wirken sie aber am Besten. Die Nebenwirkungen sind geringer (weil die Wirkstoffe spezifischer sind) in Ausnahmen kann aber -gerade beim Mann, eine geringgradige Verweiblichung auftreten. Die Symptome sind sehr individuell, auch die Wahrnehmung der Symptome ist sehr individuell. Von daher sollte man gut beobachten und bei fehlendem Erfolg bzw auftretenden Nebenwirkungen von einem weiteren Gebrauch eher Abstand nehmen.
Alles klar?
Gal.