...aus Liebe
ich hab in meiner ersten Beziehung Orgasmen vorgetäuscht.
jedesmal.
alle.
Weil ich nicht kommen konnte, dem Mann aber nicht das Gefühl geben wollte, versagt zu haben. Er hatte Probleme mit seinem Selbstwertgefühl, auch in sexueller Hinsicht, und weil ich ihn glücklich - und nicht unglücklich oder frustriert - sehen wollte, hab ich getan, als hätte ich jedes Mal einen Orgasmus.
Ich hab es gemacht, um sein Ego zu streicheln, ihm das Gefühl zu geben, er sei etwas Besonderes (damals war er das tatsächlich für mich - aber in seinen Augen zeigte sich der Grad der Wertschätzung in der Frequenz der sexuellen Aktivitäten), denn ansonsten hätte ich einen frustrierten Kerl an meiner Seite gehabt, der bei Frust äußerst frostig werden konnte und mir das Gefühl gab, an seinem Unglück schuld zu sein. Ich wollte Harmonie, um jeden Preis - ich habe lieber Schmerzen gelitten als ihn unglücklich und frustriert zu sehen. Für mich war der körperliche Schmerz leichter zu ertragen als zu sehen, dass er unglücklich ist.
Tante Bine brachte es auf den Punkt: damit das Elend ein Ende hat. ich bin immer dann "gekommen", wenn ich den Schmerz nicht mehr ausgehalten habe.
Dass ich mich damit selbst betrogen habe, weiß ich jetzt - und ich würde es auch nicht wieder tun.
diese erste Beziehung hätte meine Ehrlichkeit nicht ertragen - sie wäre (unter anderem) an Vorwürfen und Selbstvorwürfen seinerseits (ich bin kein ganzer Mann, ich kann es Dir nicht richtig besorgen) zerbrochen. Weder er noch ich hatten damals die Reife, mit dieser Situation richtig umzugehen.
ich bin nicht stolz darauf, dass ich Orgasmen vorgetäuscht habe. aber damals erschien es mir als eine Notwendigkeit, um die Beziehung harmonisch zu halten.
lg, eine nachdenkliche Eule