Man kann die Flamme schon lodern lassen. Die Lust und die Liebe stelle ich mir in der Beziehung als zwei Kreise vor. Es gibt Schnittmengen, aber es gibt auch Bereiche, die voneinander unabhängig sind. Die Lust interessiert sich nicht für Sicherheit, Verbind-
lichkeit oder Routine, was die Liebe aber schätzt. Und die Liebe mag keine Fremdheit, was widerum die Leidenschaft befeuert!
In der Schnittmenge, da wird ein guter Teil der "erotischen Paarstimmung" produziert. Sie lässt sich zusammenfassen..."Wenn ich einen heißen Mann haben will muss ich ihn so wie einen behandeln". Wir mögen unseren Partner ja schon eine Weile kennen, aber Erotik braucht einen Nährboden. Und der heißt...Komplimente machen, anschmachen, flirten ...dieses "Feuchtwerden" mit den Augen, Körpersignalen und all den Genecke, was man normalerweise mit einer frischen Eroberung auch anstellen würde. Natürlich kann man nie mehr diese Fremdheit, das Prickeln und die Neugier heraufbeschwören wie am Anfang einer Beziehung. Aber das finde ich kein Drama. Vertrautheit hat den Vorteil, daß man Grenzen noch besser überschreiten kann.
Sich gerade im Alltag anregende Berührungen zu schenken, über seine Hose streicheln, ein Biss in seine Schulter oder ein Stöhnen ins Ohr ...für mich gilt....
Der Weg ist das Ziel - und das Ziel ist, uns so öft wie möglich auf kleinster Flamme zu "köcheln". Denn in der Vertrautheit kann man wagen, was man bei einem One-Night-Stand tunlichst lassen sollte!
Erotik braucht Raum, gerade im Alltag. Den Mut zu haben, Prioritäten zu ordnen. Wir können nicht immer so wie wir wollen. Und bei einem normalen Arbeitstag und Familie mit Kindern ist es schwierig ein Zeitfenster im Alltag für Sinnlichkeit zu finden. Aber gerade die Sinnlichkeit und Erotik sind Aufschließer zum Seeleneros.
Denn das demokratische an der Erotik ist, daß sie einem überall erwarten kann und die Sinne öffnet für all das, was intensiv ist am Leben. Sofern wir uns diesen erotischen Empfindungsvermögen bewusst sind. Egal ob mich mein Partner auf eine bestimmte Weise ansieht, ich Seide auf nackter Haut spüre oder ich den Sonnenuntergang geniese. Ich empfinde mich als erotische Seite auf dem Instrument, das mein Körper und meine Gedankenwelt darstellt. Erotik schwingt, vibriert, schickt mir Wellen durch den Körper, Geist & Seele, wenn ich mich erotisch "berührt" fühle.
Die Erotik schenkt dem Sex seinen Zauber zurück wie der Appetit, der den Hunger und das Essen erst so gut macht.
Erotisch ist all das, was nicht zu etwas "nütze" ist. Pornos sind nützlich...um das Vorspiel abzukürzen, Vibratoren sind nützlich, um die Genitalien zu reizen. Aber wirklich spannend wird es unter der Haut, dort, wo die Seele , das "ICH" mehr will. Es will mit anderen Materialien gestreichelt werden, will anderes Licht, andere Musik, die innere Bilderwelt der Fantasie aufschließen, die im Bauch dieses warme Gefühl auslöst. Will Berührungen und Situationen, die den Schoß warm zusammenziehen. Will das es kein Ziel gibt, sondern nur einen verschlungenen, sinnenfeudalen Weg.
Zuammen auf dem Sofa sitzen, küssen, steicheln, reden, trinken...zusammen duschen und dann ins Bett gehen..vielleicht zusammen schlafen, vielleicht nur einschlafen, entspannt, zufrieden, erfüllt ohne Sex mit Orgasmus-Jagd.
Erotik ist verschwenderisch & großzügig. Sie läßt den anderen seine eigenen Fantasien.Man läßt einander alle Vorstellungen, das ist ein gutes Beispiel für erotischen Sex.
Erotisch sein heißt für mich aber auch,eine freie Frau zu sein, die es schafft, sich, aber auch einen Mann von Hemmungen zu befreien und die Lebensträume unter all den gesellschaftlichen Idealen wiederzufinden. Diese innere Freiheit reift in langen Schritten, tiefer, natürlicher ...aber immer herrlich lebendig.
Der Schriftsteller Karl Kraus sagte einmal...Erotik ist die Überwindung von Hindernissen..das verlockendste Hindernis ist die Moral.