Sehr abwechslungsreiche Diskussion ...
... mit regelmäßigen Ausflügen ins Kulinarische, vom "besten" Kuchen bis zu Essgewohnheiten, die auf die restliche Lebensart schließen lassen.
Zunächst einmal zum von womaninblack in die Diskussion eingebrachten Thema:
Wer nicht auf das achtet was er ißt und dann auch noch schnell und hastig, sogar im Stehen an der "Bude" wird sich auch bei anderen Dingen, die die Sinne ansprechen, keine Zeit "gönnen".
Nun, so verallgemeinern würde ich es wohl nicht, aber mir persönlich sprichst Du aus der Seele. Der Kater findet nämlich nichts schlimmer als hastiges Essen zwischendurch. Wenn es so stressige Tage gibt, an denen sich ein ordentliches Mittagessen nicht ausgeht, dann esse ich lieber gar nichts und setze mich dafür abends gemütlich hin (schadet übrigens der Figur nicht - gerade in Bürojobs essen MMN viele nur aus Gewohnheit, ohne wirklich hungrig zu sein). Als ich jünger war, hatte ich mit meiner strikten Ablehnung des Fast Food (das ich mit "fast ein Lebensmittel" übersetze) ziemliche Schwierigkeiten. Wenn wir so als junge Leute in einer Gruppe irgendwo unterwegs waren, stieß ich mit meiner Weigerung, mir so ein Zeugs zwischendurch im Stehen einzuverleiben, regelmäßig auf Ablehnung. Am schlimmsten war es in den USA, wo wir als Studenten drei Wochen unterwegs waren. Mir schmeckte dort gar nichts. Wir hatten aber einen deutschstämmigen älteren Herren als zeitweiligen Fremdenführer, der uns ein sehr feines Steakrestaurant empfahl. Für mich war es klar, zumindest einmal dorthin zu gehen. Nun versuchte ich auch meine Kolleg/innen dafür zu begeistern, aber ohne Erfolg. Es gebe noch soviel zu besichtigen, da wäre für ein derartiges Essen keine Zeit. Am Ende ging ich schließlich alleine hin. Das Essen dort war sauteuer, aber wirklich phantastisch, es entschädigte fast für die restlichen drei Wochen Burger&Spareribs-Zeit. Als ich dies dann den Kollegen erzählte, waren sie plötzlich auch Feuer und Flamme dafür, in dieses Restaurant zu gehen.
Gutes Essen war mir also schon immer wichtig. Ich gebe zu, dass ich auch hin und wieder eine Pizza-Ecke oder sowas im Stehen verdrücke, wenn es gar nicht anders geht. Aber prinzipiell gilt für mich: Entweder gemütlich im Sitzen essen oder gar nicht. Es gibt im Übrigen auch Studien die belegen, dass im Stehen eingenommes Essen weniger Nährwert hat.
Was das mit dem Thema zu tun hat? Wahrscheinlich gar nichts, außer dass ich, so wie der eine oder andere Vorposter, unsere Fast-Food-Gesellschaft auch sprichwörtlich zum Kotzen finde. Ob das Essens- aber 1:1 auf das Sexualverhalten eines Menschen umgemünzt werden kann, wage ich zu bezweifeln. Ich finde Quickies nämlich zuweilen ganz geil - wenn die Frau und die Situation passt. Quickie bedeutet für mich aber nicht schnelle Befriedigung ohne Rücksicht auf die Partnerin, sondern mehr den Kick, es in einer ungewöhnlichen Situation an einem ungewöhnlichen Ort zu machen.
Nun aber zu einer anderen Facette dieses Threads:
Ich habe überlegt, warum es zwischen den Antaghars und womaninblack, obwohl beide so tolle und bereichernde Beiträge posten, zu derartigen Missverständnissen kommen konnte. Der Knackpunkt ist MMN hierbei zu finden (an dieser Stelle danke für die tollen Fromm-Zitate):
Der Antaghar hat völlig richtiger Weise beschrieben, dass Liebe bedeutet, manchmal sein Ego nach hinten zu stellen und auch dem Partner / der Partnerin zu Liebe etwas zu tun, was man selbst eigentlich nicht möchte. Ich habe in einem Beitrag dieser Meinung leidenschaftlich zugestimmt und dies damit untermauert, dass das Annehmen eines Vorschlags eines geliebten Menschen in manchen Fällen zu Erlebnissen führen kann, die man am Ende als phantastisch bezeichnet und dankbar ist, überredet worden zu sein. Der Antaghar hat dann noch eins draufgelegt und gemeint, selbst wenn es am Ende aber nicht so schön für einen selber war, kann man sich daran erfreuen, dass es dem Partner / der Partnerin eine Riesenfreude gemacht hat - und diese Meinung mit dem Symbol der Blasen an den Füßen untermauert.
Nun, das ist wahrhaft starker Tobak, und selbst ich, der ich dem Antaghar bis zu diesem Punkt 100%ig folgen konnte, wurde ein wenig skeptisch. Und womaninblack konnte hier gar nicht mehr mit. Warum?
Weil bei diesem Gefühl, immer die Frage bleibt: Wo ist die Grenze zwischen dem liebevollen Nach-hinten-Stellen des eigenen Egos und dem Beginn der Selbstaufgabe, bzw. einer sehr unsymmetrischen Beziehung. Womaninblack hat einen Text von Fromm gebracht, in dem ich mich sehr wiedergefunden habe:
Eine Form der Pseudoliebe, die nicht selten ist und als "große Liebe" erlebt wird, ist die "abgöttische Liebe". Wenn jemand noch nicht das Niveau erreicht hat, wo er ein Gefühl der Identität, des ICH-Seins hat, das sich auf die produktive Entfaltung seiner eigenen Kräfte gründet, neigt er dazu, die geliebte Person zu "vergöttern". Er wird dann seinen eigenen Kräften entfremdet und projiziert sie auf die geliebte Person, die er als das sumum bonum, als Inbegriff aller Liebe, allen Lichts und aller Seligkeit verehrt. Bei diesem Prozeß beraubt er sich völlig des Gefühls von eigener Stärke und verliert sich in der Geliebten, anstatt sich in ihr zu finden.
Nun, ich habe in meiner Jugend gleich zweimal solche Situationen erlebt und denke ehrlich gesagt noch heute mit etwas Grauen daran - wenngleich ich diese Erlebnisse, wie ich meine, doch einigermaßen aufgearbeitet habe und heute eher darüber lache, wie dumm und einfältig ich damals war. Kurz zusammengefasst: Sich abgöttisch in jemanden zu verlieben ist dann umso schlimmer, wenn diese Liebe nicht erwidert wird. Man versucht es mit immer intensiveren, ja abstruseren Liebesbezeugungen, in der Hoffnung, vom Subjekt der Begierde (denn Liebe ist es ja nicht) Aufmerksamkeit zu erlangen und ihr zu beweisen, wie sehr man sie liebt. Der Hintergedanke dabei: Wenn sie merkt, wie sehr ich sie liebe und was ich für sie alles mache, wird sie mich auch lieben. Leider ist dieser Hintergedanke sowas von verkehrt, dass es kaum zu beschreiben ist. Denn das Subjekt der Begierde zieht sich noch mehr zurück, da ihr der Verehrer erstens immer mehr suspekt wird und sie zweitens ob seiner sukzessiven Selbstaufgabe jeglichen Respekt vor ihm verliert. Und wen man nicht respektiert, denn kann man auch nicht lieben. Das ist völlig klar.
Nun, das waren Fehler in meiner Jugend, und wie geschrieben, habe ich einen solchen Fehler, damit es sich auszahlt
, gleich zweimal gemacht. Für mich war es also eher so, dass ich eine gesunde Portion Egoismus im Annäherungsprozess erst lernen musste. Zum Glück ist es mir erstens gelungen, zweitens hatte ich dann auch einige Partnerinnen, darunter eine tolle mehrjährige Beziehung, bei denen/der ich die Freude an der Liebe erst so richtig gelernt habe. Bei solchen negativen Erlebnissen ist es aber wichtig, sich - im gehörigen Abstand - mit den Fehlern von früher zu beschäftigen, sozusagen die "Schatten der Vergangenheit" auszuarbeiten.
Womaninblack, Du hast schon Recht, wenn Du meinst, dass zuviel Eingehen auf den Partner auch schädlich sein kann. Wenn Frauen oder Männer kurz nach Ende ihrer Liebesbeziehungen frage, was denn der Grund war für den Bruch (ich frage das oft und gerne, weil's mich echt interessiert), so höre ich sehr oft: "In unserer Beziehung war ich immer der/die, der/die nur gegeben hat, während der/die Partner/in nur genommen hat."
Nun, eine Partnerschaft wie vom Antaghar oder auch vom Nordmann beschrieben, in der man/frau dem Partner zu Liebe auch Dinge tut, die einem selbst nicht zusagen, ist wunderbar. Auf die Dauer kann es aber nur funktionieren, wenn dieses Nach-hinten-Stellen des Egos erstens gegenseitig geschieht und zweitens ohne regelmäßige Aufrechnung ("Ich war letzte Woche im Fußballstadion mit Dir, jetzt bist Du mir einen Theaterbesuch schuldig."
Deshalb ist die Skepsis von Womaninblack und anderen hier durchaus berechtigt. Für das Hintenanstellen des eigenen Egos ist unendlich viel Vertrauen notwendig. Aus Erfahrung weiß ich, dass gerade zu Beginn von Beziehungen bei aller Verliebtheit allzu viel Vertrauen nicht immer angebracht ist. Es könnte ausgenützt werden. Vertrauen wächst erst so richtig, je länger die Beziehung dauert.
Zum Abschluss noch ein Zitat von foxylady69, deren Beiträge ich natürlich auch sehr schätze:
Ich selbst entstamme einer Generation in der die Mütter meistens im Durchschnitt noch jünger waren wie heutzutage.
Willst Du das "noch" in diesem Satz betonen? Also ich glaube, dass die Mütter der heutigen Generation statistisch gesehen im Durchschnitt so alt sind wie nie zuvor. Oder?