@ Antaghar
Gerade Menschen, die sich z. B. für andere regelrecht aufopfern (!), tun das zu mindestens 80% aus Egoismus! Sie suchen auf diesem vielleicht etwas neurotischem (?) Weg nach Anerkennung, wollen sich selbst auf die Schulter klopfen können und sich dabei selbst gut fühlen. Es geht ihnen nicht um die anderen.
Wir alle kennen Mütter und Frauen (natürlich auch Väter und Männer), die sich scheinbar für Partner und Familie aufopfern - und dann maßlos enttäuscht sind und verbittern, wenn das nicht anerkannt und gewürdigt wird. Ist das nicht eigenartig?
Genauso ist es! Es entsteht eine unangenehme Situation für beide. Derjenige, der sich aufopfert und das von ihm geforderte (in Wirklichkeit aber unerreichbar hohe) Maß an Anerkennung nicht bekommt, fühlt sich missverstanden und ausgenutzt.
Der andere sitzt genauso in der Pfanne. Bedankt er sich nicht für das ungeahnt hohe Maß an Zuwendung in irgendeiner Form, fühlt er sich als Arsch. Versucht er dem anderen die Anerkennung zukommen zu lassen, die sich dieser erwartet, gerät er in eine "Dankbarkeitsspirale", wo er sich am Ende für Dinge bedanken muss, die er selbst gar nicht wollte.
Das Problem bei Menschen, die sich aufopfern, ist ja oft folgendes: Sie machen die unglaublichsten Dinge für ihren "Pflegling" (ich nenne ihn einmal so), die sie viel Anstrenugung kosten - nur ist es oft nicht das, was der Schützling erwartet, sondern das was sie selbst für gut für ihn finden. Dagegen verweigern sie ihm oft den einen oder anderen konkret geäußerten Wunsch, weil sie es es nicht für gut für ihn finden. Das ist dann letztendlich Bevormundung, die niemanden zufrieden stellt. Den Pflegling nicht, weil er nie das bekommt, was er wünscht; den aufopferungsvollen Pfleger auch nicht, weil er nicht die Anerkennung bekommt, die er wünscht.
Gut gemeint ist eben doch oft das Gegenteil von Gut.
Ich bin der Meinung, dass es fast schon ein Reflex im menschlichen Denken ist: Je mehr jemand nach Aufmerksamkeit heischt, desto weniger bekommt er diese. Nur wenn jemand ganz authentisch Dinge für sich selbst oder auch zum Wohl eines anderen tut, wird er Respekt und damit Anerkennung ernten.
Euren Beitrag finde ich auch deshalb gut, weil wir vor einiger Zeit einen Thread hatten "Prostitution für die Ausbildung der Kinder". Da haben die meisten weiblichen Diskussionsteilnehmer behauptet, sie würden für ihre Kinder alles tun, notfalls auch sich selbst prostituieren.
Ich habe dabei in die Debatte eingeworfen, dass frau zunächst mit sich selbst im Reinen sein muss, wenn sie diesem Beruf nachgeht - d.h. sie sollte sich zumindest nicht davor ekeln, mit anderen Männern zu schlafen. Denn, so habe ich gefragt, was passiert wenn das Kind ganz andere Wege geht als von der Mutter "geplant"? Wird sie ihm (dem Kind) dann vorhalten, was sie für ihn alles aufgeopfert hat...?
Darauf kamen heftige Antworten in der Art wie "Ich würde meinem Kind nie etwas vorhalten!" Naja - ich wäre gespannt, wie es sich in der Praxis verhalten würde.
Ich bin nun aber schon sehr off-topic, sorry. War mir aber ein Anliegen, auch diese Dinge einmal zur Sprache zu bringen. Das Heischen nach Anerkennung ist nämlich ganz ähnlich wie die Sehnsucht nach Liebe oder das Drängen nach Sex. Je mehr man sich hinauslehnt, desto weniger erhält man davon. Wie schon jemand in diesem oder einem anderen Thread geschrieben hat: Liebe soll man nicht suchen, sie findet einen. Liebe sollte man nicht hinterherlaufen, sie läuft einem über den Weg.