Wer anders ist, kommt am besten mit denen klar, die auch
sehr anders sind...Aus einem mir und meiner Frau nicht ersichtlichen Grund, weil der Grund uns nicht gesagt wurde, hat irgendwas diese angehende Freundin dazu veranlasst von jetzt auf gleich den Kontakt zu uns abzubrechen. Es gab keine bösen Worte oder so. es gab Meinungsverschiedenheiten und sicherlich irgendwo hat sie mich oder meine Frau nicht verstanden, aber auch nicht nachgefragt, sondern einfach in ihrer Welt für sich sich dagegen entschieden ergebnisoffen zu klären, was immer sie plötzlich aufgeregt haben könnte. Vielleicht haben wir auch zu gut und genau hinter ihre Kulisse schauen können, weil wir mehr als 10 Jahre älter waren und all den Scheiß schon mehrfach durchlebt hatten, was sie selbst grad schweres durchlebte... wir wissen es nicht und wir wissen nicht was genau los war, dass sie auf einmal den Keim der Freundschaft erstickte.
Aber wie dem auch immer sei. Wir lernten einen jungen Mann kennen, den wir schon mal trafen auf einem Treffen mit anderen, der damals aber weiter weg außerhalb von Hamburg wohnte. Der zog nach Hamburg und wir drei sahen uns immer öfters - er kannte auch sonst niemanden aus Hamburg, er nahm unsere Hilfe gerne an und gab und gibt auf seine Weise von sich aus. Wir alle haben teils gleiche Interessen und verbringen gerne mal Zeit gemeinsam.
Dieser junge Mann ist wie wir, anders, sehr anders. Direkt, ehrlich, kein Geschwafel, kein Deuten wo es nichts zu deuten gibt, fragt nach, wenn ihm was nicht klar ist, bevor er sich falsche Ideen und Urteile bilden kann.
Ok ja, diese aufkeimende Freundschaft - oder wir können schon sagen, diese aufgebaute Freundschaft, da das Vertrauen zwischen Kumpels der gleichen Spezies schneller aufgebaut ist, da wir wahr, offen und ehrenhaft zueinander sind, hat nichts mit Sex zu tun. Muss es auch nicht - Sex spielt hier keine Rolle, aber Freundschaft im grundlegenden Sinne sehr viel mehr.
Was unterscheidet uns von denen die Probleme haben mit uns Freundschaften aufzubauen? Wir sind direkt, wir sagen was wir denken, wir versuchen uns kein soziales Bild zu machen von jemanden, bevor wir nicht das nötige Wissen haben, die Details kennen. Wir bauen keine Vorurteile auf, die erst wieder abgebaut werden müssen mit der Zeit und vor allem, wir erwarten von dem anderen nicht sozial hellsehen zu können und uns zu verstehen, sondern wir erwarten gefragt zu werden und uns so zu nehmen wie wir sind und geben genau das. All diese sozialen Spielchen fallen bei uns weg, weil sie für uns überflüssig sind, läßtig und sehr anstrengend, da wir hierbei keinen genetischen Autopiloten haben, sondern alles manuell und bewusst machen müssen, wenn wir dazu gezwungen sind so zu tun wie die neurotypischen Menschen zu erscheinen.
Sind wir besser? Nein, nur anders! Und wir kommen super klar mit allen die versuchen mit uns so klar zu kommen wie wir nunmal sind und sich darauf einlassen. Wer versucht dennoch neurotypische soziale Regeln an uns anzuwenden und erwartet, das wir das Spiel mitmachen und uns privat anzupassen um es gleich zu tun, wird enttäuscht, denn wir können es nicht und es entstehen unweigerliche Missverständnisse. Wir wissen dann nicht was los ist und wundern uns nur, wenn wir im sprichwörtlichen Regen stehen gelassen werden. Wir sind schlicht nicht fähig diese sozialen Spiele zu spielen, die all die anderen um uns automatisch spielen und besser können und sich wie auf einem fremden Planeten fühlen in der Gegenwart von uns. Wir versuchen es immer mal wieder, aber die meisten neurotypischen Menschen kommen mit uns nicht privat längere Zeit klar. Sidn wir krank? Behindert? Nein, nur anders. Nicht schlechter, wir haben unsere Fähigkeiten uns Talente, wir empfinden nicht weniger. Wir weinen auch, wenn wir trauern, wir sind wütend, wenn uns Unrecht getan wird, wir lachen, wenn wir uns freuen und wir bluten genau so wie ihr, wenn wir geschnitten werden!
Warum ist es neurotypischen so schwer nach Hilfe zu fragen? Oder zu sagen, wenn was nicht verstanden wird, oder er/sie was nicht kann, es einfach zu sagen? klare offene Kommunikation macht es einfacher sich auf den anderen einzulassen und einzustellen. Die eigene Scham, der eigene Stolz steht einem so oft im Weg - wie könnte der/die andere mich sehen und von mir denken, wenn... Ist doch egal, denn so verstellt und verkrampft, das ist so hinderlich und wie soll so eine Freundschaft entstehen? Wer sich selbst belügt, belügt auch die Menschen um sich herum. Wer die eignen Schwächen verstecken muß, akzeptiert nicht die des Gegenübers, wer sich selbst erst fragen muß, wie er/sie auf den anderen wirkt, aber diese Frage nicht einfach den anderen stellt oder sich sagt, es ist egal, er/sie hat mich so zu nehmen wie ich wirklich bin, kommt schwer mit uns klar. Denn wir wollen mit dem Menschen kontakt haben und nicht mit der zur Schau gestellten Lichtgestallt, wie sich der Mensch gerne hätte und sich wünscht von anderen gesehen zu werden.
Und ja, dieser junge Mann, unser Freund, ist ehrlich zu sich selbst und versucht nicht jemand anderer zu sein, als er nunmal ist. So mögen wir ihn, mit allen Ecken, Kanten und Rundungen und Schrullen, so wie mit allen Fähigkeiten und Lebenserfahrungen. Grad so wie er ist. Wir sind nicht böse auf ihn, wenn er seltsam ist, denn wir sind es auch. Er ist nicht böse auf uns, wenn wir schräg sind, er ist es selbst! Wenn er Fragen hat, fragt er. Wenn nicht, dann nimmt er es an, weil isso, ohne zu urteilen! Warum können das andere nicht? Warum sind diese Vorstellungen von Freundschaft für andere so anders, so schräg und so schwer? Oder liegen wir damit so daneben, klappt es nur mit anderen unserer Spezies?